Erben des Imperiums

(Heir to the Empire)

 

Veröffentlichung: 1992, 406 Seiten

Autor: Timothy Zahn

Verlag: Goldmann

5 Jahre sind seit dem Sieg der Rebellion bei Endor vergangen, doch das Imperium ist noch längst nicht besiegt. Großadmiral Thrawn hat das Kommando über die imperiale Flotte übernommen und verfolgt einen ausgeklügelten Plan, um die Neue Republik zu stürzen. Auf einem relativ unbedeutenden Planeten findet er den dunklen Jedi-Meister Joruus C'baoth, der sich dazu bereit erklärt, dem Imperium zu helfen... sofern Thrawn ihm Luke Skywalker und seine Schwester Leia bringt. Letztere versucht indes verzweifelt, die Streitereien innerhalb der neuen Republik auf ein Minimum zu reduzieren, und muss sich außerdem auf die Geburt ihrer Zwillinge vorbereiten. Auf einer diplomatischen Mission werden sie und ihre Begleiter Han und Luke von einer bisher fremden Rasse angegriffen... die Flucht gelingt nur mit Mühe. Während sich Leia gemeinsam mit ihrem Beschützer Chewbacca auf Kaschyyyk in Sicherheit wähnt, versucht Han, die Schmuggler als Verbündete für die Neue Republik zu gewinnen, und Luke entgeht nur mit knapper Not der imperialen Gefangenschaft... nur um hilflos im All treibend von Talon Karrde, dem Anführer der größten Schmugglerorganisation, gefunden zu werden. Dieser muss sich nun entscheiden, ob er Luke für eine ansprechende Belohnung an das Imperium ausliefert und es sich damit mit der Neuen Republik verscherzt, oder riskiert, Thrawn zum Feind zu haben. Dass eine seiner engsten Mitarbeiterinnen, Mara Jade, so einen offensichtlichen Hass auf Luke Skywalker hat, macht die Sache nicht gerade leichter, und spätestens nachdem Karrde zur gleichen Zeit sowohl von Han Solo und Lando Calrissian als auch dem Großadmiral besucht wird, wird die Situation für ihn brenzlig. Er überlegt gerade verzweifelt, was er mit Luke machen soll, als es diesem gelingt, zu fliehen. Mara verfolgt ihn, es kommt zum Kampf, und die beiden stürzen über dem Wald von Myrkr ab. Da dort die Ysalamiri leben, welche die Macht blockieren, ist Luke seiner Verfolgerin nun  hilflos ausgeliefert. Nun muss Mara sich entscheiden: Kann sie den Hass auf Luke überwinden und mit ihm zusammenarbeiten, damit die beiden sowohl der Gefangenschaft des Imperiums als auch den Gefahren des Waldes entfliehen? Oder wird die ehemalige Rechte Hand des Imperators doch der drängenden Stimme ihres ehemaligen Meisters nachgeben und an Luke Rache nehmen?

Die lange (und immer noch äußerst oberflächliche und längst nicht vollständige) Inhaltsangabe macht es bereits deutlich: Die Handlung von "Erben des Imperiums" ist durchaus komplex. Es gibt unzählige verschiedene Handlungsstränge, die teilweise auch parallel ablaufen, es werden viele neue Charaktere vorgestellt und einige bisher unbekannte Welten besucht... klingt nach einer gelungenen Erweiterung des Star Wars-Universums... und das ist die erste Zahn-Trilogie bis auf ein paar Ausnahmen auch. Vor allem die vielen neuen und teilweise wirklich genialen Figuren wissen zu überzeugen, allen voran der strategisch-analytische Großadmiral Thrawn und die aufgrund ihres zwiegespaltenen Charakters wirklich interessante Mara Jade. Auch Talon Karrde und Fey'la sind durchaus wertvolle Ergänzungen, lediglich der dunkle Jedi-Meister C'Baoth ist eher ein Reinfall... ein Eindruck, der sich auch in den weiteren 2 Romanen leider bestätigt. Hier wollte Zahn wohl auf Teufel komm raus eine ähnlich große Bedrohung für Luke schaffen, wie es Darth Vader oder der Imperator waren... doch der überheblich-verrückte C'Baoth ist ein einziges Klischee und erinnert mehr an einen Bond-Gegenspieler der schlechteren Sorte als an einen bedrohlichen dunklen Jedi. 

Obwohl die Zahn-Trilogie von vielen als DIE Fortsetzung der Star Wars-Saga schlechthin gefeiert wird, gibt es auch einige kritische Stimmen, die sich an einigen Ideen oder auch Entscheidungen von Zahn stören. Allen voran die macht-verdrängenden Ysalamiri werden oft kritisiert... hieß es doch in den Filmen, dass die Macht alle Lebewesen umgeben und durchdringen würde. Nun... in der Tat wirkt das plötzliche Auftauchen dieser Viecher etwas seltsam... allerdings muss man sich natürlich auch vor Augen halten, das Zahn vor dem Problem stand, den nach den Filmen nun doch recht mächtigen Jedi Luke auch mal in Bedrängnis zu bringen. Und auch wenn mich die Idee der Ysalamiri nicht wirklich begeistern konnte, so war es durchaus nett anzusehen, wie sich Luke mal ohne seine Jedi-Fähigkeiten aus diversen brenzligen Situationen befreien muss. Deutlich mehr gestört hat mich da schon Zahns Entscheidung, auf den ersten Seiten des Romans gleich mal Obi-Wan Kenobi loszuwerden... als wäre er eine Altlast, die man im Star Wars-Universum nicht mehr gebrauchen könnte. In einer unverschämt unspektakulären und unemotionalen Szene verabschiedet er sich einfach so für immer von Luke... Yoda und Anakin haben sich überhaupt nicht mehr blicken lassen. Hier hat Zahn eine Entscheidung getroffen, die alle Autoren von Romanen, die nach diesem Buch spielen, in ihren Möglichkeiten stark einschränkt... müssen diese doch nun auf Auftritt von Obi-Wan gänzlich verzichten. Derart weitreichende Veränderungen in einem fremden Universum vorzunehmen, finde ich schon etwas unverschämt. Was mich ebenfalls wenig überzeugen konnte, ist die Aufklärung, dass der Imperator seine Untergebenen mit Hilfe der Macht unmittelbar kontrolliert hat. Doch dies war wohl notwendig, um dem Imperium überhaupt einen Grund zu geben, nach einem verrückten dunklen Jedi zu suchen...

Bei Romanen die auf altbekannten Figuren basieren stellt sich natürlich auch immer die Frage nach der Charakterisierung, und hier kann man Zahn durchaus ein gutes Zeugnis ausstellen, da sich jede Figur auch wirklich so verhält, wie wir das aus den Filmen gewohnt sind. Neben den vielen neuen (und zugegebenermaßen größtenteils ja auch gelungenen) Ideen und starken Charakteren sind die größten Stärken aber ohne Zweifel die recht komplexe Story und Zahns Fähigkeit, eine Atmosphäre zu erschaffen, die einem das Gefühl gibt, sich auch wirklich mitten im Star Wars-Universum zu befinden. Zahns Schreibstil hingegen würde ich, zumindest in der Übersetzung, doch eher auf unterdurchschnittlichem Niveau ansiedeln. Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich von diesem Roman nachdem ich ihn zum ersten Mal gelesen hatte trotz der Schwächen absolut begeistert war... und obwohl ich "Erben des Imperiums" auch heute noch für eine gelungene Fortsetzung der Star Wars-Saga halte und er für mich eindeutig zu den besseren Romanen aus dem SW-Universum gehört, so sind mir beim erneuten Lesen die Schwächen doch deutlicher aufgefallen, und die damalige Begeisterung wollte sich nicht mehr so recht einstellen. Dies mag wohl auch daran liegen, dass die Zahn-Trilogie die erste wirklich gelungene Roman-Reihe im Star Wars-Universum gewesen ist, die noch dazu die aus den Filmen bekannte Geschichte unmittelbar fortgesetzt hat. Doch seit der Veröffentlichung der ersten Zahn-Trilogie ist das "Expanded Universe" von Star Wars um viele andere Romane erweitert worden, von denen einige doch deutlich besser waren als Zahns Erstlingswerk. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Erben des Imperiums" um ein sehr gelungenes Buch und vor allem eine gute Fortsetzung rund um die von uns so lieb gewonnenen Helden des Star Wars-Universums.

Fazit: Neben den vielen gelungenen Ideen und interessanten neuen Charakteren ist die größte Stärke dieses Romans wohl eindeutig, dass es Zahn gelungen ist, richtiges Star Wars-Feeling aufkommen zu lassen. Und so handelt es sich bei "Erben des Imperiums", trotz seiner Schwächen, um eine tolle Fortsetzung der Star Wars-Saga, die sich Fans nicht entgehen lassen sollten...  

Wertung:  (7/10)

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 1992 Goldmann