Die Befreier

(Freedom Flight)

 

Veröffentlichung: 1994 (1992), 248 Seiten

Autoren: Mercedes Lackey, Ellen Guon

Verlag: Bastei Lübbe

Nach dem sehr anstrengenden Vega-Feldzug und der Mission "Thor's Hammer", die sowohl der Tiger's Claw als auch ihrer Besatzung das letzte abverlangt haben, wird der Träger der Konföderation ins Firekka-System beordert. Die Firekkaner wollen der Konföderation beitreten, und die Tiger's Claw soll sicherstellen, dass die Verhandlungen auch ungestört ablaufen können. Der australische Pilot und Kriegsveteran Ian St. John, Rufname "Hunter", nutzt diesen Aufenthalt für einen kleinen Landurlaub und um seine firekkanische Freundin K'Kai näher kennen zu lernen. Doch die Idylle wird je unterbrochen, als die Konföderation vom kilrathischen Überläufer Ralgha narHallas erfährt, dass die Kilrathi im Zuge ihres alljährlichen Sivar-Festes in Kürze über das System herfallen werden, um ein regelrechtes Blutbad anzurichten... 

Nach dem großen Erfolg des ersten "Wing Commander" PC-Spiels, hat man sich bei Origin dazu entschlossen, einen Roman in Auftrag zu geben, der letztendlich zeitgleich mit dem 2. Teil der Computerspielereihe veröffentlicht wurde. "Die Befreier" spielt während der 2. "Secret Mission", und erzählt die Ereignisse aus dieser 2. Erweiterungskampagne auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Interessant ist dabei insbesondere der Ansatz, den man dafür gewählt hat: Anstatt die Abenteuer der vom Spieler gesteuerten Figur (nach)zu erzählen, erlebt man sie aus der Sicht eines der anderen Piloten der Tiger's Claw, mit denen sich der Spieler immer wieder abwechselnd in der Bar "unterhalten" konnte, nämlich dem ewig zigarrenpaffenden "Hunter". Die Handlung an sich ist Wing Commander-Fans zwar bereits aus der Erweiterung grundsätzlich bekannt, Mercedes Lackey und Ellen Guon würzen jedoch ihren Roman mit unzähligen kleinen (und neuen) Details. Besonders faszinierend sind dabei die Einblicke, die man in die Kultur der Kilrathi erhält. Hier wurde wirklich, mit dem sehr dürftigen Basiswissen aus den Computerspielen, ihre komplette Gesellschaftsstruktur etc. auf sehr logische, stimmige und faszinierende Weise ausgearbeitet. Egal ob die Verbindung zu ihren Familien (hrai's), oder die Fixierung auf die Zahl 8 (da sie nur über 8 Finger, bzw. Krallen, verfügen) - all dies sorgt dafür, dass man wirklich das Gefühl bekommt, eine außerirdische Rasse näher kennen zu lernen, und nicht einfach nur Menschen mit anderem Namen vorgesetzt bekommt. 

Die Handlung an sich ist zwar nicht sehr tiefgründig, jedoch durchaus spannend und interessant. Die beiden Autorinnen würzen ihren Roman immer wieder mit viel Humor, wobei ich besonders die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Hunter und Kirha hervorheben will, die einige absolut köstliche Szenen zu bieten hat. Besonders wichtig auch für einen Roman, der auf einer Weltraum"simulation" beruht: die Kämpfe sind allesamt sehr spannend geschildert und man fühlt sich teilweise wirklich wieder in das PC-Spiel zurückversetzt. Der mangelnde Tiefgang ist zwar ein nicht zu vernachlässigender Kritikpunkt, der jedoch einerseits durch die interessanten Einblicke in die Lebensweise der Kilrathi teilweise wieder ausgeglichen wird, und zudem insoweit nicht sonderlich ins Gewicht fällt, da die Geschichte in relativ hohem Tempo erzählt wird, so dass die tendenzielle Oberflächlichkeit eigentlich kaum auffällt. Und so kann man über den 1. Roman dieser Reihe genau das selbe Urteil fällen wie über die Computerspiele: Er macht Spaß... und das ist, gerade bei der Übertragung eines solch actionorientierten Universums, ja wohl das Wichtigste... 

Fazit: Gelungene Transformation eines der beliebtesten Computerspiele in die Welt der SF-Literatur - wobei man natürlich kein anspruchsvolles Werk erwarten darf. "Die Befreier" hat, wie ihre virtuelle Vorlage, nur ein Ziel: Gut zu unterhalten. Und das sollte ihm, insbesondere bei Kennern des Wing Commander-Universums, auch gelingen...

Wertung:  (7/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 1994 Bastei Lübbe