Ein Pakt mit dem Teufel

(The Fall of Night)

Staffel 2, Folge 22

Der Krieg mit den Narn ist zwar beendet, doch die Centauri haben offensichtlich immer noch nicht genug: Immer mehr Vertreter der Liga der Blockfreien Welten beschweren sich über Angriffe und Ansprüche der Centauri auf ihr Territorium. Um so erfreuter begrüßen Sheridan und Ivanova die beiden Vertreter des Friedensministerium, die nach Babylon 5 gekommen sind, um in dieser Angelegenheit Untersuchungen anzustellen. Während der Erste schon bald mit den Vertretern der Liga an einem Tisch sitzt, um die Vorstöße der Centauri zu diskutieren, wird vom Zweiten ein Treffen der Homeguard einberufen. Auch Zack erscheint dort, und wird sogleich ziemlich gerügt, haben doch alle außer ihm recht detaillierte Berichte über auffälliges Verhalten einiger B5-Bewohner eingeschickt. Von jetzt an solle er doch bitte schön auch die kleinste Kleinigkeit, die auf "erdfeindliches" Verhalten hindeutet, melden, damit diesen armen, verwirrten Menschen geholfen werden kann. Während Zack sich schön langsam zu fragen beginnt, wo er da nur hineingeraten ist, sieht sich Sheridan ganz anderen Problemen gegenüber: Ein Schlachtschiff der Narn ist in den Sektor gesprungen. Es handelt sich dabei um das einzige Schiff, dass den Krieg (mehr oder weniger) heil überstanden hat. Leider ist der Antrieb überlastet, man muss erst Reparaturen durchführen, bevor man weiterfliegen kann, und bittet für diese Zeit B5 um Schutz, den Sheridan gerne gewährt. Doch mittlerweile sind die Spitzel der Homeguard überall, und schon bald wissen nicht nur die Vetreter des Friedensministerium davon, auch Londo wird darüber informiert. Nur kurz darauf trifft auch schon ein Schlachtschiff der Centauri ein, um die Narn an Bord des Kreuzers gefangen zu nehmen, doch Sheridan denkt nicht daran, klein beizugeben, und lässt die Waffen auf das Schlachtschiff richten. Bestürzt und geschockt kommt der Vertreter des Friedensministeriums auf die Kommandostation, und verlang von Sheridan, sofort alle Kampfhandlungen einzustellen, da sie seine Mission gefährden: Einen Nichtangriffspakt mit den Centauri zu verhandeln!!! Nun muss sich Sheridan das erste Mal zwischen seiner Loyalität gegenüber den Erdstreitkräften und seinem Sinn für Gerechtigkeit entscheiden...

Die lange, ausführliche Inhaltsangabe macht es schon deutlich: "Ein Pakt mit dem Teufel" ist wieder mal eine Episode randvoll mit interessanten und wichtigen Entwicklungen. Der Nichtangriffspakt zwischen den Menschen und den Centauri, die Entwicklung rund um die Homeguard, Keffer's Entdeckung, Kosh's Enthüllung... ein Wahnsinn, was in diesen 41 Minuten alles auf den Zuschauer zukommt. Besonders erstaunlich ist aber, dass die Handlung trotz der Fülle an Informationen, die transportiert werden müssen, nie gehetzt erscheint. Und so ist das ganze nicht nur spannend, interessant und informativ, sondern auch noch wirklich perfekt inszeniert.

Besonders erschütternd ist natürlich die Entwicklung der Erdregierung. Einerseits der im Titel angesprochene Pakt mit dem Teufel, mit dem die Erde den Centauri signalisiert "Ihr könnt tun und lassen was ihr wollt, könnt die Galaxis in Feuer brennen lassen, so lange ihr nur uns in Ruhe lasst". Andererseits die Homeguard, die wahrscheinlich schon bei ihrer Einführung in "Das Geheimnis von Z'ha'dum" einen recht zwielichtigen Eindruck erweckt hat, jetzt aber wirklich beginnt, eine Präsenz auf Babylon 5 zu etablieren, und damit für Sheridan und Co., aber auch für jeden Bewohner, zu einer Bedrohung wird. Erschreckend, wie diese Organisation unter dem Deckmantel des Friedens Spitzel engagiert, die jede kleinste verdächtige Aussage sofort melden. Eine sehr offensichtliche, aber nicht minder erschreckende Anspielung auf die Methoden des 3. Reichs...

Auch ein wirklich großes Rätsel wird endlich gelüftet: Kosh's wahres Aussehen. Lange hat man diesem Moment entgegengefiebert, und das Ergebnis ist in gewisser weise genau das, was man erwartet hatte (eine engelsgleiche Gestalt), vermag aber andererseits auch wieder zu erstaunen und überraschen, dadurch, dass jede Rasse etwas anderes sieht, nämlich ihre Version eines Boten des Lichts. Frandios in dieser Hinsicht auch Londo's Kommentar in der Bar: "Ich habe gar nichts gesehen". Nach dem herrschsychtügen, machtgeilen Londo erinnert er hier wieder an den vom Leben gezeichneten, deprimierten Mann, den wir bereits im Pilotfilm kennengelernt haben.

Schließlich wird auch der Handlungsstrang bezüglich Keffer und dem Schatteschiff auf die einzig logische Art aufgelöst: Er findet es zwar wieder, opfert dieser Entdeckung aber sein Leben, nicht wissend, dass er durch diese Tat der Menschheit mehr schadet als nützt. Denn gerade noch hat Delenn verkündet, dass die Vorlonen noch nicht für den Kampf gegen die Schatten bereit sind, da wird Keffers Entdeckung auf ISN übertragen. Die Schatten wissen jetzt also, dass sie entdeckt wurden, und werden früher zuschlagen, als es den Vorlonen und den "jungen" Völkern lieb sein kann. Eben diese Wendung rund um Keffer's Aufzeichnung ist es dann auch, die den Zuschauer dem weiteren Verlauf der Handlung entgegenfiebern lässt, auch wenn es sich bei "Ein Pakt mit dem Teufel" nicht um einen Cliffhanger im wirklichen Sinn handelt. 

Fazit: "Ein Pakt mit dem Teufel" gefiel mir persönlich sogar noch ein wenig besser als das Ende der 1. Staffel, "Chrysalis". Zwar ist der Cliffhanger-Charakter diesmal nicht so ausgeprägt, dafür fiebert man nun schon richtig dem Krieg gegen die Schatten entgegen. Man fragt sich, wie die jungen Völker nur gegen diesen übermächtig erscheinenden Feind bestehen sollen. Eine überaus gelungene Folge, welche die Handlung weiterbringt, einige wichtige Offenbarungen und interessante Wendungen anzubieten hat, und wirklich perfekt inszeniert ist. Auf in die 3. Staffel!

Wertung: (10/10)

 

Verfasser: cornholio

 

  3x01 - Das Schattenschiff

  2x21 - Das Verhör des Inquisitors

 

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