Die Schockwelle - Teil 1

(Shockwave - Part 1)

Staffel 1, Folge 26

Die Crewmitglieder der Enterprise freuen sich auf den ersten "persönlichen" Kontakt mit einer fremden Spezies. Als sich das Schuttle im Landeanflug befindet, geht etwas gründlich schief: Aus irgend einem Grund entzündet sich die Atmosphäre, die 30.000 Kolonisten werden ausgelöscht. Zurück an Bord gehen Archer und Co. sofort dem Grund für diese Katastrophe nach. Man wusste zwar, dass sich in der unteren Schicht der Atmosphäre ein Stoff befindet, der sich bei Kontakt mit Plasma entzündet, jedoch war der Plasmastrom reguliert, und auch die von den Kolonisten angegebene Höhe wurde nicht unterschritten. Archer beginnt, an seiner Crew und an der Mission der Enterprise zu zweifeln. Daher protestiert er auch nicht, als er den Befehl von der Erde bekommt, nach Hause zu fliegen. Doch T'Pol weist ihn darauf hin, wie unlogisch seine Schuldgefühle und Selbstzweifel sind, dass die Enterprise-Crew in ihrem Jahr im All auch schon einige großartige, lobenswerte Dinge vollbracht hat, und dass er sich gefälligst wehren soll. Sie wird sich ihrerseits mit dem vulkanischen Oberkommando in Kontakt setzen und alles in ihrer Macht stehende tun, um die Beendigung der Mission zu verhindern. Kurz darauf wird Archer von Crewman Daniels (ja, richtig, der Typ, der sich in "Kalter Krieg" für die Enterprise geopfert hat, lebt noch/wieder/wie auch immer *g*) in die Vergangenheit "entführt" und in die wahren Hintergründe der Katastrophe eingeweiht: Die Suliban sind unbemerkt unter dem Schuttle geflogen, und haben für die Plasmaentzündung gesorgt. Archer sinnt auf Rache. Schnell ist das Suliban-Schiff aufgespürt und zerstört. Doch nur wenig später ist die Enterprise von Suliban-Schiffen umzingelt. Silik verlangt, dass sich Archer auf sein Schiff begibt, sonst wird die Enterprise vernichtet...

Der Beginn der Folge ist leider ziemlich schwach inszeniert: Man sieht, wie sich Flammen in der Atmosphäre bilden, sieht ca. 2 Sekunden lang, wie sich das Feuer ausbreitet, und schon wird ziemlich hart abgeblendet und es erklingt "It's been a long road", und Russell Watson säuselt "sein" fröhlich-optimistisches Lied über den "Glauben des Herzens". Nie zuvor erschien dieser Song im Vorspann so unpassend wie hier. Auch danach wird dem Zuschauer keine Zeit zu geben, wirklich darüber nachzudenken und zu begreifen, was soeben passiert ist. Viel zu hektisch die Kameraführung und die Schnitte, von den Dialogen ganz zu schweigen. Und so lässt einen das Schicksal der 30.000 Kolonisten leider kalt. 

Ein weiteres Problem der Folge ist, dass man keinen Augenblick lang glaubt, dass die Enterprise auch wirklich an der Katastrophe Schuld ist. Das mindert nicht nur die Spannung und zerstört die "überraschende" Wendung, als Daniels Archer den wahren Grund für die Katastrophe nennt, es zeugt auch leider von mangelndem Mut. Wieder mal gehen B&B den, sowohl für die Zuschauer als auch die Charaktere, leichten Weg, und auch das gar so harmlos inszenierte Massensterben fügt sich nahtlos in diesen Kritikpunkt ein.

Weiters hat mich gestört, dass Daniels so einfach mir nichts dir nichts wieder da ist, ohne jegliche Begründung. Was soll das? Bloß weil das eine SF-Serie ist, heißt das noch lange nicht, dass man jedes noch so unwahrscheinlich und unmöglich wirkende Ereignis nicht erklären muss. "Ist ja eh SF, da ist ohnehin alles möglich. Warum also lange darüber nachdenken, und eine halbwegs plausible Erklärung finden?" scheinen die Machen zu denken. Nun... weil selbst eine SF-Serie ihre eigenen Regeln aufstellen sollte, um halbwegs realistisch zu bleiben. Verdammt, mir hätte ja sogar ein Borg-Königin-mäßiges "Sie denken in so 3-dimensionalen Bahnen" gereicht. Aber uns einfach ohne den geringsten Erklärungsversuch abzuspeisen, ist schon eine ziemliche Enttäuschung.

Soweit zu den negativen Punkten, doch Gott sei Dank gibt es bei dieser Folge auch einige positive Aspekte. So ist diese Folge (leider ein Novum für Enterprise) durchgehend spannend, und auch Archers Reaktion auf die Zerstörung der Kolonie ist großartig, da sowohl überzeugend als auch sympathisch. Nicht zuletzt ist es aber schließlich das spannende Ende, das die Folge wirklich auszeichnet, wobei ich auch leider hier Kritik üben muss: Archer muss die Enterprise verlassen, und sich dem Feind ausliefern, um sein Schiff und dessen Besatzung zu retten... und GENAU HIER hätte die Folge enden sollen, ist dies doch viel dramatischer und spannender, als das tatsächliche Ende. Dieses wirkt dann nämlich doch ein wenig arg übertrieben, vor allem, da wohl niemand ernsthaft glauben wird, dass Archer tatsächlich für immer in der Zukunft gestrandet bleibt. Und so gibt es keine Frage nach dem ob (gibt Archer Silik's Forderung nach?) oder dem was (was wird Archer wiederfahren, sollte er sich ergeben? Was haben die Suliban mit ihm vor?), sondern nur nach dem wie. Und die reinen "Wie"-Cliffhanger gehören leider nicht zu den Spannendsten...

Fazit: Auch wenn in meinem Review wieder mal die negativen Aspekte überwiegen, so kann diese Folge dennoch durchaus als gelungen bezeichnet werden. Kein Meilenstein der Fernsehgeschichte, ja nicht mal der ST-Geschichte, aber eine gute, solide, unterhaltsame und Gott sei Dank endlich mal wieder spannende Folge. Das wären mir 7/10 wert gewesen. Da jedoch ein Cliffhanger immer nur so gut ist, wie dessen Auflösung, und eben diese alles andere als gelungen ist, muss ich diese Folge schließlich und endlich auf 5/10 abwerten.

Wertung:   (5/10)

 

Verfasser: cornholio

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