Regeneration

 

Staffel 2, Folge 23

Forscher entdecken in der Antarktis das Wrack eines fremden Raumschiffs - und wenig später sogar die Leichen einiger außerirdischer Lebewesen. Doch während der Untersuchungen passiert das Unfassbare: Die Außerirdischen erwachen, überwältigen die Wissenschaftler, kapern das Frachtschiff und fliehen von der Erde. Archer und Co. sollen die fremde Rasse aufhalten und wenn möglich auch die Wissenschaftler aus den Fängen des bisher unbekannten Feindes retten. Doch diesmal könnte es die Enterprise mit einem Feind zu tun bekommen, dem sie einfach nicht gewachsen sind... handelt es sich bei den Aliens doch um die Borg!

Schon ab der ersten Minute nachdem es die Ankündigung gab, dass Enterprise eine Geschichte rund um die Borg erzählen würde, wurden ST-Fans auf der ganzen Welt nervös. Ich meine, sind wir uns doch mal ehrlich... Berman und Braga sind nicht gerade dafür bekannt, dass ihnen ein gewisses Maß an Kontinuität im Star Trek-Universum am Herzen liegt (wie sie auch im Lauf der aktuellsten Serie immer wieder bewiesen haben). Doch die beiden bösen B's versicherten immer wieder nachhaltig, man hätte sich das gut überlegt, und die Folge "Regeneration" würde zu keinerlei Problemen mit der Kontinuität führen, ja sogar ein paar offene Fragen klären und damit gewisse Löcher stopfen...

Was bin ich froh, dass ich ihnen von vornherein nicht geglaubt habe. Ansonsten wäre die Enttäuschung ob dieser Folge wohl unheimlich groß gewesen, denn wie es von den Henkern des ST-Franchise nicht anders zu erwarten war, nimmt "Regeneration" keine Rücksicht auf eventuell entstehende Logiklöcher und Probleme mit der bereits etablierten Kontinuität. Damit beziehe ich mich weniger auf die grundsätzliche Idee, als die weitere Entwicklung in der Folge. Denn B&B haben sich durchaus bemüht, die Borg auf halbwegs stimmige Art und Weise und ohne größere Kontinuitätsbrüche in die Enterprise-Handlung einzubauen, und kamen auf die Idee, einfach zu behaupten, in "First Contact" wäre ein Borg-Schiff auf die Erde gestürzt (nun mal ehrlich... ich hab keins gesehen. Ihr?). Das ist zwar immer noch eine etwas faule Ausrede, aber ich kann damit leben. Das Problem ist, wie sich die Handlung im weiteren Verlauf der Folge entwickelt: Phlox entwickelt mal einfach so mir nichts, dir nichts ein Heilmittel gegen die Borg-Naniten und Reed gelingt es, die Phaserkanonen so zu modifizieren dass es Archer und Co., wie 200 Jahre später auch Picard und seiner Crew möglich ist, mehr als einen Schuss auf die sich an neue Bedrohungen anpassenden Borg abzugeben. Und als wäre das nicht schon genug, erfährt Archer am Ende der Folge dass die Borg ein Signal abgeschickt haben, welches die Koordinaten der Erde enthält und in ca. 200 Jahren im Delta-Quadranten ankommen wird. Man sollte meinen, dass sich die Sternenflotte auf solch eine Bedrohung vorbereitet oder zumindest dafür sorgt, dass die durch Phlox und Reed erarbeiteten Erfolge und Errungenschaften in der Bekämpfung der Borg nicht einfach so in Vergessenheit geraten. 

Und eben das ist das Problem: Unter diesem Gesichtspunkt machen die Ereignisse aus dieser Folge einfach überhaupt keinen Sinn. Picard oder doch zumindest Computerhirn Data hätten sofort bemerken müssen, dass sie es mit einer Bedrohung zu tun haben, welche die Sternenflotte bereits ca. 200 Jahren zuvor begegnet ist. Stattdessen musste die Crew rund um die Enterprise alle Erkenntnisse aufs neue sammeln. Dies führt einfach zu einem derart riesigen Loch in der ST-Kontinuität, dass ich die an und für sich unterhaltsame und gelungene Episode leider nicht mehr genießen kann. So etwas wurmt mich einfach ungemein und ist genau das, was ST-Fans nach der Ankündigung der Prequel-Serie befürchtet hatten. Man KANN nicht einfach eine in über 35 Jahren in Film- und Fernsehen etablierte Kontinuität über den Haufen werfen, nur weil man meint, man hätte die Idee zu einer ach-so-genialen Folge. Denn in solch einem Fall ist dann, wie bei "Regeneration" der Preis, der dafür erforderlich war, diese Geschichte erzählen zu können, einfach zu hoch. Da hilft es auch nichts, wenn die Folge rein unabhängig betrachtet wirklich gelungen war. Die Handlung bot 40 Minuten Hochspannung und hätte angesichts der Intensität wohl auch locker für eine Doppelfolge gereicht, und insbesondere die großartige Inszenierung gehört gelobt. Um so tragischer, dass all diese Elemente im Endeffekt nichts mehr nutzen - und das nicht mal, weil die Idee an sich schon zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Denn das Schlimmste an der Sache ist ja, dass man die Probleme mit der Kontinuität ohne Probleme umschiffen und die Geschichte trotzdem erzählen hätte können. Die Episode hätte doch genau so gut funktioniert, wenn Phlox nicht infiziert worden wäre, und Archer und Reed am Ende der Folge ganz OHNE wirksame Phaserpistolen auskommen hätten müssen - ja letzteres hätte die Spannung wohl sogar noch gesteigert. Und ich denke genau das ist es auch, was "Regeneration" im Endeffekt für mich zu solch einer deprimierenden Erfahrung werden lässt: Es sind weniger die Brüche in der Kontinuität an sich, sondern dass man diese vermeiden und die Geschichte TROTZDEM hätte erzählen können.... wenn man nur gewollt und sich richtig Mühe gegeben hätte. Doch dazu waren B&B wohl offensichtlich einfach nicht bereit...

Fazit: Als völlig unabhängige Geschichte betrachtet ist diese Episode ja recht gelungen und wäre mit 8/10 Punkten zu bewerten... doch was die Kontinuität betrifft ist sie eine Katastrophe galaktischen Ausmaßes. Dafür gibt es aufgrund der schwere des Vergehens insgesamt 3 Strafpunkte. Und jetzt, lieber Herr Berman und Herr Braga, ab auf die Strafbank und die Geschichte des Star Trek-Universums gebüffelt, und danach wird noch 100x an die Tafel geschrieben "Ich werde nie wieder mit der Star Trek-Kontinuität herumspielen". Bei so uneinsichtigen, sturen und schwer erziehbaren Kleingeistern wie euch wird wohl selbst das vermutlich nicht mehr viel helfen, aber man soll ja bekanntlich die Hoffnung niemals aufgeben...

Wertung:   (5/10)

 

Verfasser: cornholio

  2x24 - Erstflug

  2x22 - Cogenitor

 

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