Ass.-Prof. Dr. Friedrich Gregor CONRAD
Facharzt für Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
Gesundheitszentrum Palais Trapp
Ernährung bei Obstipation
Ratschläge zur richtigen Ernährung bei Obstipation bzw. Stuhlbeschwerden

Wenn sich Darminhalt zu langsam fortbewegt oder die Entleerung aus dem Enddarm übermäßig verzögert ist, wird der Stuhl hart und schwierig abzusetzen, der Darm arbeitet unregelmäßig.

Ursachen

Einfache Ursachen für Verstopfung können falsche Ernährung, Vernachlässigung bzw. Unterdrückung des Stuhldranges, zu wenig Flüssigkeit, mangelnde Bewegung, unpassende Toiletteneinrichtungen oder Streß sein. Die folgenden Ratschläge sollen helfen, Stuhlbeschwerden vermeiden.

Ganz besonders wichtig für das Funktionieren der Verdauung sind tägliche BEWEGUNG und REGELMÄSSIGKEIT der Stuhlgewohnheit!

Morgendliche Stuhlgewohnheit

Aufstehen aktiviert, ein Frühstück stimuliert die Eingeweide. Es ist daher der Morgen eine sehr vorteilhafte Zeit zur Stuhlentleerung, an die man den Darm gewöhnen kann. Aber zu welcher Zeit auch immer Stuhldrang bemerkt wird, sollte diesem so schnell wie möglich nachgegeben werden. Es soll genügend Zeit für die vollständige Erntleerung aufgewendet werden und der Stuhlvorgang sollte nicht in Eile erfolgen. Andererseits ist zu langes Sitzen auf der Toilette mit heftigem Pressen zu vermeiden.

Ernährung

Die Darmbewegungen (= Peristaltik) werden hauptsächlich von der aufgenommenen Nahrung beeinflusst. Dabei funktioniert der Darm am besten, wenn die Nahrung genügend Ballaststoffe enthält. Ballaststoffreiche Nahrung erhöht das Volumen des Dickdarminhaltes, der dann besser und schneller weiterbefördert werden kann. Außerdem wird der Stuhl weicher und kann leichter abgesetzt werden. Es ist gerade der wenige, harte Stuhl, der Pressen verursacht, welches wiederum zu Beschwerden führen kann. Insgesamt heißt dies nicht, dass wir mehr Nahrung essen sollten, sondern richtig zusammengesetzte Nahrung.

Die folgenden ballaststoffreichen Nahrungsmittel werden im Darm nur teilweise aufgenommen und bewirken eine gute Darmtätigkeit:

  • Vollkornbrot (dunkles Brot ist nicht ausreichend!)
  • Vollroggen- bzw. Vollweizengetreidearten
  • Kleie und Kleienmischung, Haferflocken, Müsli
  • Grünes Gemüse (gekocht oder roh), Salate, Sauerkraut
  • Früchte (roh oder gekocht), gedörrtes Obst (Feigen, Pflaumen)
  • Leinsamen
  • 2-3 Teelöffel Weizenkleie täglich (können mit Joghurt, Milch und anderen Flüssigkeiten vermischt werden)

Zu meiden sind:

Schokolade, Kakao, Weißbrot, Kuchen, Torten und Kekse.

Einschränken sollte man:

Teigwaren (außer Vollwertmehl), Reis (außer Naturreis), Zucker, frische Eier, Rotwein.

Andere, das Stuhlvolumen erhöhende Mittel:

Konzentrierte pharmazeutische Präparate sind Mittel um der Nahrung regelmäßig zusätzliche Ballaststoffe zuzuführen. Es gibt mehrere Präparate auf dem Markt, wie z.B. Linusit, Bivion oder Laxasoft.

Flüssigkeit

Es ist überaus wichtig, genügend Flüssigkeit täglich zu trinken. Zwei bis zweieinhalb Liter Wasser, Mineralwasser, Tee oder ungesüßte Fruchtsäfte sollten während des Tages getrunken werden (bei Hitze noch mehr). Die pharmazeutischen ballaststofferhöhenden Agenzien sollte man mit besonders viel Wasser einnehmen. Starker schwarzer Tee oder Kaffee sollten gemieden werden.

Chemische Laxanzien (= Abführmittel)

In vielen Fällen reichen die oben angeführten Maßnahmen aus, um mit dem Obstipationsproblem fertig zu werden. Manche Menschen jedoch brauchen noch zusätzliche Hilfe von einem chemischen Laxans. Lactitol (Importal©), Lactulose - Präparate (Laevolac©, Duphalac©) oder Macrogol (Movicol©) erhöhen auf osmotischem Wege Stuhlwassergehalt und Stuhlvolumen und können auf Dauer eingenommen werden. Präparate auf Salzbasis wie Magnesiummilch oder andere einfache Präparate (Agaffin©, Agiolax© usw.) sollten jedoch nur vorübergehend nach Anweisung Ihres Arztes eingenommen werden. Andere Präparate wie standardisiertes Senna (z.B. Colonorm©, Darmolex©) oder Bisadodyl (Dulcolax©), stimulieren die Peristaltik. Die Dosis muss individuell angepasst werden und soll einen weichen, geformten Stuhl bewirken. Diese Präparate sollten zeitlich begrenzt vom Arzt verordnet werden. Wenn die Obstipation besonders hartnäckig ist, sollte eine weitere Abklärung erfolgen. Bei Entleerungsbeschwerden können auch Einläufe mit Wasser oder Kamillosan©, sowie Klistiere hilfreich sein. Lecicarbon©-Zäpfchen sind CO2-Bildner und können helfen, die Rektumampulle zu entleeren.

Bei Blutauflagerungen oder -beimengungen zum Stuhl ist unbedingt eine weitere Abklärung mit Rektoskopie, Proktoskopie und gegebenenfalls Koloskopie angezeigt.

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