Ass.-Prof. Dr. Friedrich Gregor CONRAD
Facharzt für Allgemeine Chirurgie und Viszeralchirurgie
Gesundheitszentrum Palais Trapp
Hämorrhoiden
Bewährtes und Neues in der Behandlung

Das Hämorrhoidalleiden gehört zu den am längsten bekannten Erkrankungen des Menschen. Schon bei den Pharaonen gab es einen Spezialisten für Analerkrankungen, den "Wächter des Anus". Verschiedenste, teils furchterregende Behandlungen, wie Verbrennen der Hämorrhoiden mit Glüheisen, sind überliefert. In unserem Kulturkreis sind anale Erkrankungen immer noch mit einem Tabu belegt. Einerseits ein Tabu für den leidenden Patienten, oft aber auch eines für den Arzt.

Definition

Unter Hämorrhoiden versteht man pathologisch vergrößerte Schwellkörper am Übergang vom Enddarm zum Analkanal, wobei den Schwellkörpern eine wichtige Funktion in der Erhaltung der Feinkontinenz zukommt. Erst wenn die vergrößerten , oft nach außen drängenden Hämorrhoiden Beschwerden machen, sprechen wir vom Hämorrhoidalleiden. Damit verbunden ist meist auch ein Prolaps (Vorfall) der Darmschleimhaut (Mukosaprolaps).

Ursachen

Verschiedenste Ursachen können dieses sehr häufige Leiden hervorrufen. Von vererbter Disposition über Obstipation, Bindegewebsschwäche, Schwangerschaft, Bewegungsarmut, sitzenden Berufen, falschen Toilettengewohnheiten und anderem bis zu enger Kleidung reichen die Ursachen.

Symptome

Unter den Symptomen sind Blutungen, Juckreiz, Nässen, Brennen, Entzündung, Ausschläge und Stuhlschmieren die häufigsten.

Diagnose

Die Diagnose Hämorrhoidalleiden wird durch Inspektion, digitale Untersuchung und schmerzlose Endoskopie mittels Rektoskop und Proktoskop gestellt. Wichtig ist, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, insbesonders Tumore vor einer Behandlung der Hämorrhoiden auszuschließen.

Stadien

International hat sich eine Einteilung der Hämorrhoiden in 4 Stadien (I-IV) durchgesetzt.

Therapie symptomatisch-konservativ

Entsprechend den Stadien ist heute auch die Therapie des Leidens. Sie reicht zunächst von allgemeinen Maßnahmen wie Bewegung, Stuhlregulierung, Analhygiene und Übergewichtsreduktion bis zu symptomatischer Behandlung mit Salben, Zäpfchen, Sitzbädern und Analtampons.
Als konservative Therapiemaßnahmen wird im Stadium I und II meistens die Sklerosierung (Verödung) oder- von mir bevorzugt- die Gummibandligatur (nah Barron) durchgeführt. Diese Behandlungen werden ambulant vorgenommen und machen keine oder nur geringe Schmerzen. Weiters beschriebene Maßnahmen wie CO2-Laser, Infrarotkoagulation und Kryotherapie werden anderenorts vorgenommen, bieten jedoch meiner Meinung nach keinerlei Vorteile.

Operation

Zahlreiche invasive Operationsmethoden wurden in den letzten 100 Jahren für die fortgeschrittenen Stadien III und besonders IV der Hämorrhoiden beschrieben. Durgesetzt haben sich 4 operative Methoden, die- nach Ihrer Häufigkeit aufgelistet dem Chirurgen zur Verfügung stehen:

  • Operation nach Milligan-Morgan (offene Hämorrhoidektomie)
  • Operation nach Parks (halb geschlossene Hämorrhoidektomie)
  • Operation nach Ferguson (geschlossene Hämorrhoidektomie)
  • Operation nach Fansler-Arnold (rekonstruktive Hämorrhoidektomie)

Allen 4 bewährten Methoden liegt die Entfernung eines Teils des pathologisch vergrößerten Hämorrhoidalgewebes zu grunde, nur die Rekonstruktion ist unterschiedlich. Daraus folgt eine unterschiedlich lange Heilungsphase mit teils schmerzhaften , langsam heilenden Analwunden.

Neue Operationsverfahren

Erst in den letzten Jahren haben zwei neu entwickelte Operationsmethoden des Hämorrhoidalleidens in allen Medien für Schlagzeilen gesorgt:

Das semioperative Verfahren H.A.L. (Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur) unterbindet im unteren Rektum submukös verlaufende Arterien, die mit einer Dopplersonde lokalisiert werden. Dadurch kommt es zu einer Fibrosierung des Gewebes und zu einer Schrumpfung der Hämorrhoiden. Aufgrund meiner Erfahrung und anatomischer Studien am Institut für Anatomie der Universität Innsbruck eignet sich diese Methode hauptsächlich für Hämorrhoiden Grad II. Vorteile des Verfahrens sind ambulante Durchführbarkeit in örtlicher Betäubung und Sedierung und kaum Schmerzen.

Das zweite Verfahren für Hämorrhoiden Grad III und Mukosaprolaps ist die supraanodermale Hämo-Mukosektomie mittels Stapler, oder auch als Operation nach Longo bezeichnet. (Dr. Longo aus Palermo hat diese Methode publik gemacht und an vielen Orten demonstriert). Mit einem Stapler (Klammernaht-Schneidegerät) wird dabei ein Streifen Schleimhaut im unteren Rektum entfernt und in einem Arbeitsgang der Defekt durch Klammern verschlossen. Effekt ist eine Minderung der Durchblutung der Hämorrhoiden und eine Reposition des prolabierten Anoderms mit Besserung des venösen Abflusses. Daraus resultiert ein Schrumpfen der Hämorrhoiden. Die Operation wird meist in Allgemeinanästhesie durchgeführt und erfordert wegen möglicher Blasenentleerungsstörungen und Blutungen einen kurzen stationären Aufenthalt. Vorteile sind dabei das Fehlen offener Wunden, rasche Heilung, geringe Schmerzen und kurze Arbeitsunfähigkeit. Diese Operationsmethode hat die invasiveren Methoden auf das Stadium IV zurückgedrängt und wir können bisher in Innsbruck auf die Erfahrung mit mehr als 300 derartigen Operationen zurückblicken.

Neueste Op-Methoden für Hämorrhoiden II° bis III°: HAL+RAR (Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur + Hämorrhoiden-Raffung).

Prophylaxe

Als Prophylaxe von Hämorrhoiden empfehlen sich richtige Ernährung, richtige Toiletten- und Stuhlgewohnheiten, Hygienemaßnahmen sowie Sport und Bewegung.

Was sollten Sie beherzigen

Wichtig für den Patienten ist zu wissen, dass Angst und Scheu vor einer proktologischen Untersuchung unbegründet sind und dass Beschwerden, besonders Blutungen, in diesem Bereich trotz Tabu abgeklärt werden müssen, um ernste Erkrankungen nicht zu übersehen (Nicht alles sind Hämorrhoiden ! ). Ab dem 40. Lebensjahr sollten prophylaktische Enddarmuntersuchungen vorgenommen werden , bei spezifischer Anamnese ist eine weitere Abklärung des gesamten Dickdarmes z.B. durch Coloskopie angezeigt. Bei positiver Familienanamnese sollte diese schon ab dem 30. Lebensjahr erfolgen.

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