Die Grundausbildung


Ein kleines Vorwort zu dieser Seite: Ich habe sie in einer "Tagebuch"-Form geschrieben, weil es mir als das Beste erscheint diese Zeit zu beschreiben. Nur so kann man erahnen, wie monoton diese Zeit ist ohne selbst dabei gewesen zu sein.
Weiter muß ich mich dafür entschuldigen, daß für die ersten Wochen sehr wenige Bilder existieren. Wir haben uns in der Grundausbildung noch nicht wirklich getraut einen Fotoapparat mitzunehmen, da das offiziell verboten ist.

September 1999

Meinen Einberufungsbefehl, auf dem stand, daß ich ab dem 27. September 00.00 Uhr soldat bin hatte ich ja schon einige Zeit. Ich mußte in die Stabskompanie der Theresianischen Militärakademie einrücken. Mein Vorsprechen bei der Ergänzungsabteilung, bei dem ich bat, daß ich im Oktober in Wien einrücken kann, hatte anscheinend wenig gebracht. Naja, Wr. Neustadt hat ja auch seine guten Seiten: Die Hohe Wand ist nur 10 min. mit dem Auto entfernt, und so könnte ich ja nach Dienst ein paar mal klettern fahren.
Einen Dämpfer habe ich allerdings erhalten, als mir die TherMilAk eine Infobroschüre zuschickte, in der stand, daß ich für die ersten zwei Monate in Neusiedl am See stationiert bin. Dort findet die Grundausbildung für die neuen Grundwehrdiener statt. Na toll, bis ich in Wr. Neustadt bin, ist es sicher Dezember und das Klettern kann ich dann vergessen.

Sonntag, 26. September 1999

Der Tag vor dem Einrücken. Jetzt bin ich nur noch wenige Stunden Zivilist. Es stellte sich natürlich die Frage "Was nehm ich mit?". In den diversen Bundesheer Broschüren, die ich bekommen habe, standen eigentlich eh nur selbstverständliche Dinge, wie Unterwäsche, Taschenmesser u.s.w. Den wichtigsten und nützlichsten Tip bekam ich von einem guten Freund, der auf meine Frage mit "Geduld" antwortete.

Montag, 27. September 1999 , NL 240 T

Tja, nun ist es also soweit. Ich bin als Zivilist eingeschlafen und als Soldat aufgewacht. Das ist kein sonderlich gutes Gefühl. Ich muß mich bis spätestens 11 Uhr in Wr. Neustadt melden. Um 10:30 Uhr bin ich in der Kaserne, wo mir gleich mal meine Erkennungsmarke und etwas Verpflegung in die Hand gedrückt wird. Meine Personalien werden aufgenommen und ich muß angeben welche Führerscheinklassen ich habe. Anschließend komme ich in einen kleinen Saal, wo schon andere mehr oder weniger motivierte Leidensgenossen sitzen. Es vergeht eine Stunde, bis wir in die Burg (so heißt das Hauptgebäude der TherMilAk) zum Mittagessen geführt werden. Es gibt, wie sollte es anders sein, Gulasch. Nach dem Essen müssen wir zur Einstellungsuntersuchung, die recht flott geht. Anschließend wird die Bekleidung ausgefaßt. Mittlerweile sind wir bereits in Gruppen und Züge gegliedert worden. Ich gehöre zur zweiten Gruppe des ersten Zuges.
Die Bekleidungskammer befindet sich am Dachboden der dreistöckigen Burg. Wir müssen uns wie immer anstellen und warten bis wir dran kommen. Es ist schon erstaunlich, wieviel Zeug so ein einfacher Soldat braucht. Die meisten schaffen es kaum das ganze Zeug ohne Hilfe aus der Fetzenkammer zu tragen. Wenn man mal alles beisammen hat, mußte man es auch schon wieder auf dem staubigen Boden ausbreiten. Kaum war die Gruppe vollständig begann schon das kontrollieren der Vollständigkeit, sowie das anprobieren. Ich glaube, man braucht nicht erwähnen, daß das auf dem heißen Dachboden eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit ist.
Nachdem dann jeder seine Sachen beisammen und probiert hatte, erfolgte noch eine Röntgenuntersersuchen und das Ausfassen des "N-Geräts". Das beinhaltet Messer, Schutzanzug, Schutzmaske, Waffenzubehör u.s.w. Die Waffe selbst sollten wir erst am nächsten Tag bekommen. Mittlerweile ist es Abend geworden und wir verlegen mit Bussen nach Neusiedl am See. Dort müssen wir als erstes unseren Spind gemäß Spindordung einräumen. Dann kommt auch schon der Befehl zum austreten. Dabei müssen alle so schnell, wie möglich aus dem Gebäude zum Antreteplatz rennen. Das es da im engen Stiegenhaus zu Staus kommt erscheint allen logisch, mit Ausnahme der Ausbildner... Es folgt der erste Exerzierdienst unseres Lebens. Dabei lernt man die Befehle, das Marschieren und die militärischen Meldungen kennen. Das ganze übt man dann solange, bis man es im Schlaf kann, bzw. bis den Ausbildnern ihre Wick Blau Zuckerln ausgehen.
Es folgt der Ausbildungspunkt "Handhabung Ausrüstung". Dabei wird uns beigebracht, wie man die unterschiedlichen Uniformen anzieht. Das ist wichtung für den "Maskenball". Dabei wird eine Adjustierung befohlen, die man so schnell, wie möglich herstellen muß, bevor man in den Hof rennt. Ist man erste einmal unten, erfährt man, daß man zu langsam ist. Anschließend wird eine komplett andere Adjustierung befohlen und man kann schon wieder raufrennen, diese herstellen und wieder runterrennen. Zu langsam. Andere Adjustierung, rauf, herstellen, runter, zu langsam,... so geht das dann für ein oder zwei Stunden. Dienstschluß haben wir gegen 1 Uhr 30.

Dienstag, 28. September 1999, NL 239T

T A G W A C H E E E ! ! ! Das war es nun, unser erstes "Tagwache". Die meisten waren schon vor 6 Uhr, oder wie es militärisch richtig heißt 0600, wach, doch einige wurden dennoch unsanft geweckt. Wir hatten nocht nicht einmal richtig realisiert, was los ist, da stand auch schon unser Ausbildner in der Türe und trieb uns aus den Betten. "Los, aufstehen! Dali, dali! Raus aus den Betten! Alle gehen sich waschen und rasieren! Schneller greifen!". Innerhalb weniger Minuten mußte das komplete Zimmer frisch gewaschen und rasiert beim Frühstück stehen. Für das Essen selbst hatten wir allerdings auch nicht sonderlich viel Zeit.
Nach dem Frühstück lernen wir dann, wie man den 'Kampfanzug 2' herstellt. Dieser besteht aus einem breiten Gürtel, einem Tragegeschirr, welches am Gürtel befestigt ist, Magazinstaschen, Messer, Trinkflasche, Regenschutz, einem kleinen Rucksack und dessen Inhalt. Anschließend können wir das gelernte auch gleich in die Tat umsetzen: Maskenball. Da es für das Millitär viel zu einfach wäre, den gepackten Rucksack im Spind aufzubewahren. Nein, das Ding muß jedes Mal ausgeräumt werden und die Sachen müssen fein säuberlich in den Spind eingeräumt werden. Damit uns nicht langweilig wird, gibt eszwischendurch noch etwas Exerzierdienst und hin und wieder auch Belehrungen. Diese einstündigen Belehrungen will man in der Grundausbildung nicht missen. Man darf sitzen, es ist ziemlich egal, ob Du zuhörst, Du kannst Dich einfach ausruhen. Eine Stunde lang. Auf diese Art vergeht ein typischer Bundesheer-Tag. Aber für heute stabd uns noch was ganz besonderes bevor: Die feierliche Waffenübergabe.
Es ist ca 22 Uhr. Es regnet und wir müssen im Hof antreten. Fackel-Beleuchtung. Es folgt eine lange Rede unseres Einheitskomandanten. Dann muß jeder einzeln vortreten und kriegt sein STG 77 ausgehändigt. Nachdem jeder seine "Braut" gekriegt hat, müssen wir in die Unterkunft, um die Waffe zu trocknen. Anschließend lernen wir, wie man das Gewehr zerlegt, reinigt und wiederzusammenbaut. Dienstschluß heute schon um 24 Uhr.

Mittwoch, 29. September 1999, NL 238 T

Der heutige Tagesablauf war eigentlich der selbe, wie gestern. Zusätzlich hatten wir heute allerdings noch Sport. Dabei mußten wir die ganze Zeit um eine 800m Bahn rennen - eine ziemlich langweilige Sache. Zum Abschluß brachte man uns noch bei, wie man militärisch richtig dehnt...
Langsam aber sicher stellt sich heraus, daß wir mit unserem Zimmerkommandanten nicht viel Glück haben. Er ist einfach nicht fähig, sich ein kurzes Sprücherl zu merken, daß er bei der Meldung an den Gruppenkommandanten (unseren Ausbildner) aufsagen muß. Beim Exerzierdienst griff er sich nach 9maliger Standpauke beim Habt-Acht-Stehen wieder auf die Nase und meint als Begründung: "Na es hat halt gejuckt". Das Ergebnis: Die ganze Gruppe stand ca. 15min in Habt-Acht-Stellung. Ich kenne mittlerweile alle Autokennzeichen der Fahrzeuge, die im Hof stehen, auswendig....

Donnerstag, 30. September 1999, NL 237 T

Seitdem wir die Waffe bekommen haben, gibt es einen neuen Punkt in unserem Tagesablauf: Waffen- und Schießdienst. Dabei müssen wir die Teile der Waffe auswendig lernen und sie so schnell wie möglich zerlegen und wieder zusammenbauen. Ich bin mittlerweile unter einer Minute, was mir allerdings blutige Finger eingebraucht hat.
Neues von unserem Zimmerkommandanten: Er muß beim Unterricht stehen, weil er geschlafen hat. Weiteres Highlight des Tages: Unser Kompaniekommandant begutachtet das Kinn unseres Zimmerkommandanten, weil er sich schlecht rasiert hat. Plötzlich meint er: "Wos is? Warum schauns'n a so?!?" Resultat: Rasieren und sofort antreten im KAZ2.

Freitag, 1. Oktober 1999, NL 236 T

Neben dem üblichen Tagesablauf steht heute eine sportliche Leistungsüberprüfung auf dem Programm. Diese besteht aus einem 2400m Lauf und Liegestütz pumpen. Beim Laufen muß ich noch etwas schneller werden, aber die Liegestütz klappen schon recht gut.
Unser Zimmerkommandant kann sein Sprücherl noch immer nicht. Alle andern im Zimmer kämpfen schon mit dem Lachen, wenn er wieder mal einen Blödsinn verzapft. So zum Beispiel am Abend: Unser Ausbildner kommt ins Zimmer, woraufhin unser ZK statt "Habt Acht" "Achtung" (ein Befehl aus dem Zweiten Weltkrieg) kommandiert. Die hat zur Folge, daß das komplette Zimmer trotz Habt-Acht-Stellung einen Lachkrampf kriegt und zusammenbricht. Diesmal konnte sich allerdings auch unser Ausbildner nicht halten und fing zu lachen an. Nach dem Zapfenstreich haben wir dann noch etwas geredet, woraufhin ein Ausbildner im Zimmer erscheint und uns zusammenstaucht. Abschließende Frage: "Hot irgendwer a Problem damit?" schweigen alle, nur unser ZK meint "Niemand". Als er dann seinen Namen nennt meint der Ausbildner nur "Aha, ich bin im Bilde".

Samstag, 2. Oktober 1999, NL 235 T

Endlich. Das erste Mal, daß das Aufstehen Spaß macht. Nurmehr zwei Stunden Exerzierdienst und 3 Stunden Unterricht. Ich erfahre, daß ich fix zu den Kraftfahrern komme und den C-Schein machen darf. Mit einer Stunde Verspätung verlegen wir nach Wr. Neustadt und von dort geht es zurück nach Wien. Weiter habe ich gelernt, was Soldat heißt:

Soll
Ohne
Langes
Denken
Alles
Tun

Die zweite Gruppe des ersten Zuges
Tarnen und Täuschen. Im übertragenen Sinn ist diese Fähigkeit im Leben doch recht nützlich...
Robben. Eine sehr beliebte Fortbewegungsart beim Bundesheer. Generell gilt: Je näher man Feind, desto näher am Boden. Bis man dann unter der Erde liegt.
In der Stellung. Beim Bundesheer verbringt man verdammt viel Zeit mit herumliegen und warten.
Die zweite Gruppe am Fuß des 'Schweinehügels'. Die Besteigung des Schneebergs wurde 'Gebirgsausbildung' genannt...
Endlich am Gipfel. Am Kreuz erkennt man, daß es recht kühl und windig war.




Erstellt vom Unbekannten Zivilisten
Letzte Änderung: 11.11.2002