Szintigraphie
Dr. med. Markus Kirchgeorg
Was ist die Szintigraphie?
Die Szintigraphie ist eine
nuklearmedizinisch Untersuchung, bei der Radionuklide in den Körper
eingebracht werden. Radionuklide sind unstabile Atomkernarten, die
radioaktive Strahlung aussenden, wenn sie sich in andere stabilere
Atomkerne umwandeln. Solche Radionuklide können sowohl in der
Natur vorkommen als auch künstlich erzeugt werden.
Wie
funktioniert die Szintigraphie?
Nach der Verabreichung
spezieller Radionuklide reichern sich diese im zu
untersuchenden Organ oder Gewebe an. Die kurzlebigen
Radionuklide senden Gamma-Strahlung aus, wenn sie in ihren
stabilen Grundzustand übergehen. Die Aktivitätsverteilung,
also die räumliche Verteilungsdichte der aus dem Körper
austretenden Gamma-Strahlung kann als Bild im Szintigramm
dargestellt werden. Die Registrierung der Gamma-Strahlung
erfolgt entweder durch einen Scanner oder mit einer
Gammakamera.
Der Scanner besteht aus einem
Szintillationsdetektor und einem Drucker. Der
Szintillationsdetektor misst die ausgesandte
Gamma-Strahlung. Diese wird in elektrische Impulse
umgewandelt, die verstärkt und weiterverarbeitet werden.
Der Drucker liefert schließlich das Szintigramm.
Mit der Gamma-Kamera können
Funktionsvorgänge im Körper gut dargestellt werden.
Hierbei werden mehrere Detektoren gleichzeitig eingesetzt.
Die Gamma-Kamera arbeitet wesentlich schneller als der
Scanner. Sie liefert ein Bild pro Sekunde. Auf diese Weise
kann eine ganze Serie von Szintigrammen erstellt werden.
|
|
Die Erfassung der
ausgesandten Gamma-Strahlung erfolgt mit einer Gamma-Kamera
Bildquelle: © Siemens |
Ein Szintigramm ist in der
Regel ein Strichrasterbild. Dabei entspricht die Dichte der
Striche der Aktivitätsverteilung der Gamma-Strahlung. Bei
einem Farbbild werden verschiedenen Aktivitäten
unterschiedliche Farben zugeordnet, z.B. steht Rot für viel
Aktivität.
Wozu
dient die Szintigraphie?
Mit Hilfe der Szintigraphie können
Erkrankungen vieler Organe des Körpers diagnostiziert werden. Häufig
werden Schilddrüse, Skelett, Lunge, Herz und Nieren auf folgende
Krankheiten untersucht:
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):
Hier wird der Körper unzureichend mit Schilddrüsenhormonen
versorgt.
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Dabei werden zu viele Schilddrüsenhormone freigesetzt, wie
z.B. bei Morbus Basedow.
- Zysten der Schilddrüse
- Bösartige Tumore der Schilddrüse
(Karzinome)
- Nachweis bzw. Ausschluss von
Metastasen des Skeletts: Metastasen sind Tochtergeschwülste
eines bösartigen Tumors.
- Entzündliche Veränderungen des
Skelettsystems
- Verdacht auf frische Knochenbrüche,
wenn der Befund des Röntgenbilds fraglich war.
- Untersuchung der Lungendurchblutung
(Perfusions-Szintigraphie): Dies geschieht beim Verdacht auf
eine Lungenembolie. Eine Embolie ist ein Gefäßverschluss,
der durch einen abgeschwemmten Blutpfropf (Thrombus) entsteht.
- Untersuchung der Lungenbelüftung
(Ventilations-Szintigraphie)
- Untersuchung der
Herzdurchblutung beim Verdacht auf Verengung der Herzkranzgefäße
(koronare Herzkrankheit, KHK) oder zur Therapiekontrolle nach
einer Herzkranzgefäßerweiterung
(PTCA)
- Untersuchung der
Nierendurchblutung zum Nachweis bzw. Ausschluss einer
Verengung der Nierenarterie (Nierenarterienstenose)
Was
ist im Vorfeld der Szintigraphie zu beachten?
Entsprechend dem Organ, das
untersucht werden soll, sind einige Richtlinien zu beachten. Wenn
beispielsweise die Schilddrüse Untersuchungsgegenstand ist, darf
der Patient keine Schilddrüsenmedikamente am Tag der Untersuchung
einnehmen. Zu Untersuchungen am
Herzen soll er in der Regel nüchtern erscheinen, das heißt, er
darf einige Stunden vorher nichts mehr trinken oder essen.
Genaue Anweisungen erfolgen in
Absprache mit dem Arzt.
Wie
wird eine Szintigraphie durchgeführt?
Die Radionuklide werden in der
Regel entweder über den Mund (oral)
oder durch Einspritzen in eine Vene verabreicht.
Beispiele für Radionuklide, die
sich in dem zu untersuchenden Organ anreichern, sind:
- 99m-Tc-Pertechnetat (Tc steht für
Technetium) zur Untersuchung der Schilddrüse
- 123-J oder 131-J (J bedeutet
Jod) ebenfalls bei der Schilddrüsenszintigraphie
- 99m-Tc-Phosphate für die
Skelettszintigraphie
- 201-Thallium zur Untersuchung
der Herzmuskeldurchblutung
Die Messung der ausgesandten
Gamma-Strahlung erfolgt in manchen Fällen sofort oder nach
einigen Minuten bis Stunden, eventuell auch erst nach Tagen. Dies
hängt davon ab, wie schnell das Radionuklid in seinen stabilen
Grundzustand übergeht.
|
Es können eine einzige Messung
oder mehrere Messungen notwendig sein.
Je nach Untersuchung dauert eine
Messung zehn bis 60 Minuten.
Welche
Komplikationen können bei einer Szintigraphie auftreten?
Im Rahmen der Szintigraphie können
folgende Komplikationen auftreten:
- Verletzung von Blutgefäßen
oder Nerven beim Einspritzen
- Infektionen durch die
Einspritzung
- Störungen der Herzfunktion,
z.B. Herzrhythmus-Störungen
Da Radionuklide nur in kleiner Menge
verwendet werden, ist die Strahlenbelastung der szintigraphischen
Untersuchung gering. Die Strahlendosis ist meist kleiner als
bei einer Röntgenuntersuchung.
Welche
anderen Untersuchungsmöglichkeiten bestehen?
Veränderungen der Schilddrüse können
oft mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung diagnostiziert
werden. Hier kann auch eine
Blutuntersuchung und eine Untersuchung durch den Arzt wegweisend
sein.
Zur Diagnose von Durchblutungsstörungen
kann eine Angiographie angefertigt werden. Dabei handelt es
sich um eine Röntgenuntersuchung, bei der Gefäße mit Hilfe von
Röntgen-Kontrastmitteln sichtbar gemacht werden.
Bei Skeletterkrankungen wird in
der Regel zuerst eine Röntgenuntersuchung oder Computer-Tomographie
(CT) angefertigt.
Vorlage: Vedrana Romanovic,
Mitarbeit: Marita Vollborn
letzte Aktualisierung: Oktober 2001
|