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1945-1991 1993-1998
Einzelne Entdeckungen
australischer Küsten durch spanische und portugiesische Seefahrer um die Mitte des 16. Jahrhunderts
sind sehr wahrscheinlich. Gesicherte Forschungsberichte setzten Anfang des 17.
Jahrhunderts ein. 1605 erreichte der Holländer Willem Janszoon († um 1638) den
Carpentariagolf; 1606 durchfuhr der Spanier L. V. de Torres die später nach ihm
benannte Torresstraße; 1616 betrat Dirk Hartog die westaustralische Küste („Land
der Eendragt“). In den folgenden Jahrzehnten machten die Holländer wiederholt
Entdeckungsfahrten zur Westküste des Kontinents, dem sie 1644 den Namen
„Neu-Holland“ gaben. 1642—1644 umsegelte Abel Tasman Australien und entdeckte
Van Diemensland (Tasmanien) und Neuseeland. Die Unwirtlichkeit der Westküste
nahm jedoch den Holländern bald das Interesse an Australien.
Erst 1770 landete der Engländer James Cook* an der fruchtbareren Ostküste und
nahm sie als Neusüdwales für Großbritannien in Besitz. 1788 gründeten die Briten
die erste Sträflingskolonie in der Nähe von Sydney (Botany Bay) und legten damit
den Grundstein zur Besiedlung des Erdteils durch Weiße. Bis 1851 bzw. 1868
wurden Sträflinge nach Australien geschickt, die entweder auf Regierungsfarmen
oder bei privaten Siedlern Zwangsarbeit leisten mussten. Schon 1793 landeten
jedoch auch die ersten freien Kolonisten bei Sydney. Durch die Entdeckung der
Bass-Straße 1798 und durch die von M. Flinders unternommene Umseglung
Australiens im Jahre 1803 stand der Küstenverlauf fest.
Nach 1820 wurde der Name Australien für den Erdteil gebräuchlich. Ab 1827 beanspruchte
Großbritannien nicht mehr nur die besiedelten Küstenstreifen, sondern den ganzen
Kontinent.
Im 19. Jahrhundert wurde das Innere Australiens erforscht. Den Kontinent
durchquerten der Deutsche Ludwig Leichhardt (1844—1847), die Engländer Thomas
Mitchell (1845—1847), Augustus Gregory (1855/56) und Robert O'Hara Burke
(1860/61), der Australier John Mackinley (1861/62), der Engländer John Mac
Douall Stuart (1862) und der Australier David Lindsay (1887—1893).
Großbritannien gründete 1829 die Kolonie West-Australien, 1836 die Kolonie
Süd-Australien; von Neusüdwales wurden 1851 Victoria, 1853 Tasmanien und 1859
Queensland als selbständige Kolonien getrennt, 1836 wurden die Städte Melbourne
und Adelaide gegründet. Große Goldfunde in West-Australien (seit 1823),
Neusüdwales und Victoria (1851) lockten einen Strom freiwilliger Siedler in das
Land. Australiens Austritt aus der kolonialen Unmündigkeit begann
gesellschaftlich, als 1831 mit der Einstellung der Landzuweisungen und 1840 mit
der Abschaffung der Zwangsarbeit bei privaten Siedlern ein freier Land- und
Arbeitsmarkt geschaffen wurde, politisch mit der Einrichtung einer kolonialen
Selbstverwaltung 1842—1850.
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde der Wunsch nach einem föderativen Zusammenschluss immer
lauter. Aufgrund einer königlichen Proklamation schlossen sich am 1. 1. 1901 die
6 Kolonien zu einem Bundesstaat (Federal Commonwealth of Australia) im
Britischen Empire zusammen. Die australische Verfassung orientierte sich am
britischen und US-amerikanischen Vorbild. Eine starke politische Stellung gewann
die eng mit der starken Gewerkschaftsbewegung verbundene Arbeiterpartei, die
Mindestlöhne, Achtstundentag und Altersfürsorge schon 1908 durchsetzte; hohe
Schutzzölle (1907) sollten die Zahlung hoher Löhne ermöglichen. Die
Arbeiterpartei fand darin einen Bündnispartner in der Liberalen Partei gegen die
Opposition der am Grundbesitz orientierten Landpartei (Country Party). Durch
eine strenge Einwanderungspolitik wurden farbige Einwanderer ferngehalten
(Parole: „weißes Australien“). 1911 wurde durch ein Wehrgesetz die
Landesverteidigung organisiert und mit dem Bau einer eigenen Flotte begonnen.
Seit 1913 ist Canberra Bundeshauptstadt. Am 1. Weltkrieg nahm Australien auf
britischer Seite teil; 1921 erhielt es die deutschen Besitzungen in der Südsee
südlich des Äquators als Mandate (Kaiser-Wilhelm-Land, Bismarckarchipel,
Salomonen, Nauru), die inzwischen unabhängig oder Teil unabhängiger Staaten
geworden sind. 1933 beanspruchte Australien einen Sektor des antarktischen
Kontinents.
Der japanische Expansionsdrang bedeutete für den dünn besiedelten Kontinent
bereits in den 1930er Jahren eine erhebliche Gefahr. Während des 2. Weltkriegs,
an dem Australien an der Seite Großbritanniens teilnahm, war der Kontinent nach
dem Fall von Singapur (1942) unmittelbar von Japan bedroht.
1945 wurde Australien Gründungsmitglied der UN. 1947 wurden die Heard- und
Macdonaldinseln, 1955 die Kokosinseln, 1958 Christmas Island dem Australischen
Bund unterstellt. 1951 trat Australien dem ANZUS-Pakt, 1954 der SEATO (bis 1977)
bei. Im Koreakrieg waren australische Truppen als UN-Streitkräfte, im
Vietnamkrieg auf südvietnamesischer Seite eingesetzt.
Die seit 1941 regierende Arbeiterpartei verlor 1949 die parlamentarische
Mehrheit an den Bürgerblock, ein Bündnis der Liberalen und der Landpartei. Der
Bürgerblock regierte bis 1972 unter Führung liberaler Premierminister (1949—1966
R. G. Menzies). 1972 kam die Arbeiterpartei an die Regierung; sie verlor jedoch
1974 die Mehrheit im Senat. Dieser lehnte 1975 dreimal den Bundeshaushaltsplan
ab. Daraufhin enthob der Generalgouverneur in rechtlich umstrittener Weise den
Premierminister G. Whitlam seines Amtes. Die 1975 gewählte, 1977 und 1982
wiedergewählte Regierung der Bürgerblockparteien unter M. Fraser wurde nach den
Wahlen von 1983 durch eine Labor-Regierung unter R. Hawke abgelöst. 1991 wurde
Hawke von P. Keating als Führer der Arbeiterpartei und Regierungschef abgelöst.
Die Regierung Keating, die bei den Wahlen 1993 im Amt bestätigt wurde, konzentrierte
sich vor allem auf die Überwindung der schweren wirtschaftlichen Rezession. Die
Wahlen 1996 gewann der Bürgerblock aus Liberalen und Nationalpartei (die frühere
Landpartei). Premierminister wurde der Liberale J. Howard. In den vorgezogenen
Parlamentswahlen 1998 bestätigte die Bevölkerung die liberal-nationale
Koalitionsregierung.
Mars
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Stand:
30. Mai 2004