Vor der Allerseelenmesse in der Dominikanerkirche
mit anschließendem Besuch der Gruft
am 2. November 2017

Die Fotos in der Gruft sind teilweise mit und ohne Blitzlicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Berichte und Mittheilungen des Altertums-Vereines zu Wien

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XVI. Grabmale und Grabinschriften in der Dominicaner-Kirche zu Wien.

In dieser von Kaiser Ferdinand III. 1639 erbauten Kirche sind nur wenige Grabmale vorhanden und selbst diese haben durch die Zeit ausserordentlich gelitten, so dass nur mehr die wenigsten Inschriften zu lesen sind. Zahlreiche Platten sind so abgetreten, dass kaum die Spuren der Wappen- bilder übrig geblieben sind. Wir finden folgende Grabmale : 1. Vor dem Dominicus- Altäre sind im Fussboden zwei grosse viereckige rothe Marmortafeln eingelassen, auf deren ersterer sich ein grosser kaiserlicher Adler aus Messing befindet mit folgender Umschrift : hIC IaCet CLaVDIa LeopoLDI Caesarls ConlVnX. Auf der zweiten Platte, welche an den Ecken mit Messingrosetten verziert ist: Monumentum | Piissimae vita functae | Claudiae felicis | Augustiss. Rom. Imperatricis | Germ. Boh. Hung. Reginae | Archiducissae Austriae | Natae Oeniponte XXX. May | MDCLIII | ab augustissimo Rom. Imperatore. Auf einer unmittelbar angeschlossenen, aber jetzt von den Betstühlen verdeckten Platte: Leopoldo Primo in Gonjugem acceptae Graecii 15. Octbr. 1673 devotissime defunctae Vienna 8 Aprilis 1676 dominicanae indutae habitu et in hoc singulari dumalo sepultae 11. Aprilis ejusdem anni. Die hier ruhende Kaiserin Claudia felicitas war die 1 ochter des Erzherzogs feidinand Kail von Tirol und der Anna von Medici, geboren den 30. Mai 1653; sie wurde mit Kaiser Leopold I. am 15. October 1673 als dessen zweite Gemahlin vermählt und starb nach dreijähriger Ehe, im 23. Jahre, am 8. April 1676. Sie war eine besondere Beschützerin des Dominicaner-Ordens und verordnete, dass man sie im Dominicaner-Ordenshabit hier beisetze. In dieser Gruft ist, noch beigesetzt das Herz ihrer Tochter Maria Josepha Clementine, geb. 1675, -j- 1676 und die Mutter der Kaiserin Erzherzogin Anna, Tochter Cosmas II. von Toscana, f 1676 0.

2. Eine schwarze Marmor tafel, oben mit einem Todtenkopf aus weissem Marmor geziert, an dem linken Presbyteriumseckpfeiler in die Wand eingelassen. Die Inschrift lautet: Hier Ruehet In Gott Herr Johann Heinrich Bocris (sic) j kais. köng. HoF-Rath und Professor Juris P\'BLICI | gebohren zu Schweinfurth den X. Augusti MDCCXIII, gestorben den XVII. April MDCCLXXVI. | Leser Bitte für ihm und gedenke | das er Dir in der Sterblichkeit vorangegangen | wohin du ihm bald folgen wirst. | Jesus meine Liebe ist gegreiziget. Ueber den an der Wiener Universität gewesenen Professor Johann H. Boeris des Civilrecht.es s. Kink, Geschichte der Wiener Universität, I. 2. pag. 273, 275.



3. Unter der Kanzel eine grosse ovale rothe Marmortafel. Die Inschrift lautet: Sta Viator | et in hunc adverte lapidem vitae terminum et terminalem | sub quo | perillustres et generosi domini, dns Joannes et dns joes franciscus edmundus de Putz ab Adlerthurm, dni in Nimes, Dövin, Podseditz, Mertz et Draussendorff, | ambo sac. c. maj. actualis aulicae et bohemicae camerae con- i) Siehe L. Fischer: Br. nolit. urb. Vindob. III. 143. Sie wurde beigesetzt am 11. April, s. Wolfsgruber: Die Kaisergruft bei den Kapuzinern. 132, 133. 210 Notizen. siliarii | et | pater et filius | ingenio, scientia, prudentia consilio | perillustres, ille regens in quatuor principatibus | suidnicensi, tauroviensi, oppoliensi, ratibornensi | simul et cameralibus bonis | in silesia, marchionatv moraviae et comitatu glacensi | laudabiliter praefuit j ad serenissimum poloniae regem wladislaum | ablegatus abiit | atque (verba sunt Caesaris) ad augustissimae domus | austriaeae conten- tationem | bene et indefesso cnncta peregit. | Hie vero mineralium civitatum in regno Bohemiae administrator | quocunque processus est, vestigia virtutis impressit, | omnium dotium paternarum haeres | eum ad ipsa fata | ut ne tune quidem a patre secederet | secutus est | utrique Deo, caesari et patriae j tideles et quosquondam amara mors | quatuordecim annorum spatio | separavit, nunc eosdem eodum tumulo | composuit | scilicet idem sanguis | idem tumulus ! idem cinis fecit | ut pius in parentem ! devotus in fratrem animus, unotandem ab illis distans lapide | hoc gratitudinis utrique poneret monumentum | anno quo | f Vrres aqVILarVM fatls ponDere In se Ipsas CorrVere (1674), Johann Marcus Putz von Adlerthurm war kais. Hofkammerrath, wird 1654 in den Ritterstand aufgenommen und kauft 1660 von Peter Grafen von Strozzi die Herrschaft Schrattenthal. Im Jahre 1680 wurde diese Familie in den Freiherrnstand erhoben. Das quadrirte Wappen zeigt im 1. und 4. Felde die Hälfte eines senkrecht getheilten gekrönten Doppeladlers, im 2. und 3. einen Ziehbrunnen. Das Herzschildlein ist horizontal in drei Felder getheilt, deren oberstes den Buchstaben L. die beiden unteren den Buchstaben F führen.



4. Am Kanzelpfeiler eine kleine vergoldete Kupfertafel, geziert mit vielen militärischen Trophäen ; sie trägt oben das Wappen der Familie Gschwind, d. i. einen wachsenden, aufrechtstehenden Bären im rothen Felde mit silbernem Halsbande und daran herabhängender silberner Kette. Der Helm hat gleich- falls den wachsenden Bären als Zimier. Die Inschrift lautet: Illustris: ac excellentis: Dns. Dns. | Joannes Martinus Gschwind j e Nobili Carinthiae familia inter aquas oriundus. | L. B. de Peckstein, Dominus in Fossldorff j Sac. Cattol. Majest | atis actualis consiliarius intimus | Gelis Campi Mareschall pedestris legionis chiliarcha hos honorum titulos longaevis laboribus meritus | dum trium augustissimorum imperatorum | Leopoldi I. Josephi I. et Caroli VI. ! victrices Aquilas j annos ultra quinquaginta secutus, urbes juvit, munissimas expugnare in Germania Philipopolim ; Moguntiam, in Hungaria Uj varin um, | Budam et Belgrad um, [ in Austria sedem Caesarium Viennam tutatus Ottoma- norum exercitum aenearum Machinarum fulminibus persaepe reputit. j Tot deinde et tarn diversis in proeliis afflicto licet tot vulneribus corpore, | immoto tarnen semper animo, fide integra, pietati singulari | sic pro jure Caesarum et gloria stetit, ut copiosa apud Deum merita collegerit j alternitati. Curis virgiliis itineribus | laboribus ] senio denique succumbens | hoc in loco elegit j Requiem | quam ei viator praecare sempiternam. Natus Mundo Anno MDCXLV. X. mensis Maji | abiit in coelum MDGCXXI. X. aprilis. Johann Martin Gschwind Freiherr von Pöckstein, geboren zu Wasser-Leonburg in Kärnten, dessen Familie aus Zwischenwässern stammt, Sohn des in der St. Stephanskirche ruhenden Martin Gschwind von Pöckstein und der Maria Magdalena Barbara Schreckingerin, wurde, nachdem ihm der Tod seine Eltern frühzeitig entrissen hatte, von seinem Vormund, dem kais. Obersten Peverelli erzogen, in der Kriegskunst ausgebildet, diente unter den Kaisern Leopold I., Josef I. und Karl VI. gegen die Franzosen und Türken, wurde General-Feldmarschall, geheimer Rath, Hofkriegsrath und Inhaber des 35. Infanterie-Regiments. Er legte den Grund zur ständischen öffentlichen Bibliothek in Wien, welche später an die Universitäts-Bibliothek gelangte, wurde 1720 in die niederösterreichischen Herrenstand- Geschlechter aufgenommen und starb ledigen Standes am 10. April 1721. Weiteres über ihn und seine Familie s. Wissgrill, III. 435. Notizen, 211

 

5. Am Pfeiler rechts, dem früheren gegenüber, ein kleines Monument, bestehend aus zwei kleinen rothmarmornen , oben abgerundeten Tafeln. Darüber ist ein Engel mit einem Spruchbande angebracht aus weissem Marmor. Auf beiden Seiten je ein trauernder Engel. Unten ein kleiner Sarg aus schwarzem Marmor. Der untere Theil des Monuments ist mit einem Wappen geziert, welches horizontal, und das obere Feld überdies senkrecht getheilt im 1. Felde einen zweiköpfigen ungekrönten Adler, im 2. ein Kreuz und im unteren 3. Felde eine nach rechts gerichtete Leiter zeigt. Die Inschrift, von welcher leider der untere Theil durch einen Beichtstuhl verdeckt ist, lautet : Primus | Seraphicus de Bora [ Joannis filius gravis | simis reipublicae tem | poribus ad deferendam | augustissimae Maria Theresiae | ejusque filio Josepho in | corruptam civitatem divi Stephani primi Hun- | gariae regis ad dexteram | Vienna missus vix urbis | limita salut.avit et febri | inflamatoria correpts | accepta morientium sacramenta inter qua j driduum vitam piissime clausit die XIII. April. | a. d. MDCGLXXI aet. s. LX. | Alter. | Mataeus de Pozza, | Luciani filius, Seraphici successor | post multa in j aula caesarea negotia gesta feliciter, febri infla- | matoria similiter | pervalescente Omnibus j morientium sacramen- | tis praemunitus ad percipiendam vita | in coelesti patria piissime transacta j mercidem ad aeternitatem migravit die XXI. Dec. a. d. MDCGLXXI. act. s. LIV. Am Spruchbande : Viator et felicitatem perpetuam praecare his requiescentibus Illustrissimis viris, Reipublicae Raguseae senatoribus.

 

6. Eine rothe Marmorplatte im Fussboden vor der Kanzel, darauf die (bereits schadhafte) In- schrift mit Messingbuchstaben : Aida rueht, in Gott des Herrn. Herr Jo | hann Georg Dietmayr röm. kay. matt. | Rath und gewester | Burgmeister, Ehefrav Anna Rosina geborne Pacherin j mit ihren kvndern und negsten befrev { ndtn so anno 16 — des monaths — seliglich verschieden | deren seeln Gott | gnedig sey. Der hier erwähnte J. U. Dr. Georg Dietmayr war Bürgermeister von Wien in der Zeit- von 1649 — 1653, 1656 — 1659, 1664 — 1668, in welchem Jahre er starb. Auch bekleidete er die Würde eines Stadtrichters von 1644 — 1648 und 1662 — 1663. Er wurde 1655 in den Adelsstand mit dem Prädicat von Dietmannsdorff erhoben. Als Leopold I. nach seiner Wahl zum deutschen Kaiser am 1. October 1658 in Wien einzog, begrüsste ihn Bürgermeister Dietmayr an der Spitze einer städtischen Deputation und überreichte ihm unter wohlgesetzter Rede die Schlüssel der Stadt.

 

7. Eine rothe Marmorplatte im Boden, darauf: SEPULTURA | FAMILLE | B. RADOLT | 1649. In diesem Begräbnisse ruhet Clemens von Radolt, k. k. Hof-Kammerdirector, welcher mit seinen drei Söhnen 1656 vom Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrnstand erhoben wurde. Er starb 1659.

 

8. Eine rothe abgetretene Marmorplatte, darauf: SEPULCRUM FAMILIAE DE PAAR ANNO MDCXXXVIII. Das aus einem Adler bestehende Wappen ist beinahe unkennbar. Ueber die gräfliche und fürstliche Familie von Paar s. Gauhe’s Adelslexikon (1562), Zedler’s Lexikon, 55. 570. XXVI. Band. 3. Heft. 28 212 Notizen.

 

9. Eine schwarze Marmortafel, die darauf befestigten Metallbuchstaben sind bereits alle abgefallen. Unter der ehemaligen Inschrift das Wappen, welches im 1. und 4. Felde drei Felsenzacken und darüber drei Sterne, im 2. und 3. die Hälfte eines Doppeladlers mit einem Stern auf der Brust zeigt. Der Zimier besteht beim ersten Helm aus einem Adler mit einem Stern auf der Brust und beim zweiten aus einem Mann mit Stab und Buch.

 

10. Nahe beim Hochaltar eine rothe Marmorplatte mit der Inschrift: DER ZWICKELSTORFER’ SCHEN UND SELCZER’ SCHEN FREUNDSCHAFT-GRUFFT. 1666.

 

11. Eine rothe Marmorplatte im Boden beim Dominicus-Altar : SEPULTURA FAMILIAE DE WENZELSBERG.

 

12. Daneben: SEPULCHRUM FAMILIAE DE WERTEMANN. Das Wappen zeigt einen castilischen Thurm mit offenem Thor und darüber einen aus dem Thurme wachsenden Adler.

 

13. Unter dem Eingänge in die Kirche, linke Seite: Ein Monument, dessen Verzierungen sich über die ganze Wand ausdehnen. Auf einem schwarzen sargähnlichen Marmorsteine befindet sich die Inschrift: D. 0. M. | ET | MANIBUS PERILLUSTRIS DOMINAE | JOANNAE NOBILIS DE ROETTIERS | NATAE DE HACQUET [ AETATIS LI. | KALENDIS FEBRUARII ANNO MDCCXXXIV | DEFUNCTAE | R. I. P. Rechts davon : umbra fui, links : nihil sum. Das Wappen ist senkrecht in zwei und der Quere nach in vier, zusammen in acht Felder getheilt, deren 1. und 6. einen wachsenden schwarzen Adler im weissen, das 2. und 5. einen goldenen Löwen im blauen Felde zeigt. Das 3. und 8. rothe Feld ist ledig, und das 4. und 7. enthält im schwarzen Grunde drei goldene Getreidegarben. Den Helm ziert ein wachsender schwarzer Adler und hinter dem- selben ragen goldene Garben hervor. • Auf der Wand rechts, gegenüber der beschriebenen, befindet sich ein gleiches Monument, doch ohne Inschrift. Auf Inschrifttafeln steht rechts: Domine miserere mei, links: quia pec. tibi. Ueber die Familie der Rottiers, Roettiers u. s. w. bringt Dr. 1 1 g sehr werthvolle Nachrichten im XXIII. Bande unserer Vereinsschriften.

 

14. Im Kreuzgange findet sich noch ein kleines Monument, eine Kehlheimerplatte, darauf das Wappen, darunter die Inschrift, die erzählt, dass der Stein erinnern soll an Andre Hueber, n.-ö. Landes- Expediton-Urbany Gegenhandler, f 1632 und Maria Salome seine Frau, f 1627.

 


Am 3. November 2017