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01.10.04

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Über uns Ungarn

Das Herz des Ungarn ist fraglos um eine Nummer zu groß. Er hat es als Trostpflaster erhalten, vom lieben Gott, der ihn dabei ertappte, daß er sich bei der Verteilung dieses Organs zweimal angestellt hatte. Wo sollte er, so fragte sich der Ungar, der durchschnittlich 1,67 Meter groß und 70 Kilo schwer ist, diese überlebensgroße Gefühlszentrale unterbringen?  Er  begann die himmlische Gabe andauernd herzuzeigen. Heute noch hält er sein Herz mehr in der Hand, um es an den Erstbesten zu verschenken, als am rechten Fleck. Häufig trägt er es anstelle des Hirns.

Die vordringlichste Herzensangelegenheit des Ungarns ist die Liebe. Er ist gern und häufig, wenn nicht gar ständig verliebt. Ein Ungar versteht es, dieses wohl populärste aller menschlichen Spiele noch vergnüglicher zu gestalten als seinesgleichen in anderen Ländern. Es kommt zunächst nicht auf das Handwerk an, sondern auf sein Mundwerk. Er ist ein ausgezeichneter Werbefachmann. Er wirbt um die Frau mit einer Fülle von schönen Worten, Liebesgedichten und Liedern, mit Zigeunermusik-Serenaden, unter dem Beistand aller guten Geister der ungarischen Küche, des feurigen Ungarweines und der romantischen Natur des Landes. Er ist treu in der Liebe. Manchmal mehreren Frauen zugleich.

Quelle: Das Buch von Georg Köváry : Ein Ungar kommt selten allein  / Styria Verlag /

 

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Gedicht

Gib du mir deine beiden Augen,

Daß ich sie in mein Anlitz grabe,

Damit ich selbst mich lieber habe.

 

Gib du mir deine beiden Augen,

Den blauen Blick, der immer traut-

Verzeiht, verschönt, was er schaut

 

Gib du mir deine beiden Augen,

Die töten, sengen, die sich sehnen,

Die Augen, die mich prächtig wähnen.

 

Gib du mir deine beiden Augen,

Mich selber lieb´ich, lieb´ich dich,

Und um dein Aug´ beneid´ ich dich.

Mein  Lieblingsgedicht (von Endre Ady)

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bulletPolly Adler im "Kurier"

Ich habe mir ein Strafausmaß von zwei Wochen Fernsehverbot und Erstellung eines Petit Point-­Zierkissens bei trübem Licht zugedacht, sollte ich sie noch einmal einem Mann stellen, diese Frage. Die da lautet: "Hast du mich noch lieb?

Zweitens klingt das Wort Liebhaben nach etwas, was man für Haustiere verwendet, aber Alternativen drängen sich nicht gerade auf, "Liebst du mich noch?" hat so einen melodramatischen Alles‑oder‑nichts‑Touch. "Verspürst du noch tüchtig Zuneigung für mich?" bringt's mit seiner Hausbackenheit schon gar nicht. Und erstens  jetzt einmal abgesehen von Formalismen: Die Frage, die der Überprüfung der emotionalen Zugewandtheit eines Lebensabschnittspartners dient, kommt in jedem Fall der Eröffnung einer Schlacht gleich, die nicht zu gewinnen ist. Für uns Damen nämlich.

Denn in der Regel lieben wir bedingungs‑ und hemmungsloser, als Männer dazu imstande sind. Und wollen damit verbal auch überhaupt nicht hinterm Berg halten. Der Mann an sich findet, dass seine Anwesenheit schon Liebesbeweis genug ist. Was muss da noch groß die Farbkarte der Zuneigung bebrabbelt werden? Man isst, schläft und streitet um dieFernbedienung. Eine Frau, die einen da mit Fragen wie "Schmeckt's dir? " , "Hättest du mich auf der Titanic in die ersten Rettungsboote geschubst? " oder eben "Hast du mich noch lieb?" enerviert, kann nur stimmungstötend wirken.

Dabei wären wir selbst durch mittelklassige Gefühlsbekenntisse wie etwa ein schlichtes "Schön, dass es dich gibt“ schon korrumpierbar. Es muss ja nicht gleich den Tatsachen entsprechen. Wie sagte schon  Maximilian Schell, ein erwiesener Kenner des weiblichen Gemüts: im Leben eines jeden Mannes kommt der Moment der Wahrheit und dann heißt es: Lügen, lügen, lügen." Und alle Beteiligten hätten was davon.

Kommentar im "Kurier"

Sie ist 17, sieht aus wie ein Model und will sich die Brust vergrößern lassen.

Ihr Freund, fett wie vier Burger, findet das sehr okay. Und man selbst sitzt vor

der Glotze, sinniert über uralte Rollenbilder und ärgert sich.

"Beauty Klinik" heißt eine neue Reihe auf RTL , die Jugendliche vor, während und nach Schönheitsoperationen begleitet. Tonfall: Cool. Schnitt: Wie ein Videoclip. Kritischer Ansatz: Brauch ma nicht.

Nächste Kandidatin: Eine bildhübsche 20‑Jährige lässt sich den Babyspeck vom Bauch absaugen. Ist es Zufall, dass beide Mädchen Shirts mit dem gleichen Werbeaufdruck tragen? Werden sie die gleichen Brüste tragen, wenn der Bauch weg ist und das Silikon drin?

"Bauch rein, Brust raus", forderten einst unsere Großmütter. Haltung sollten wir bewahren. Heute hat die Haltung Pech: Sie ist nicht kultig.

Man ärgert sich. Denkt an junge Menschen, die für den Frieden marschierten.

An engagierte Studenten in der Hainburger Au. Warum wirken die jungen SelfStyler von heute nur so unsympathisch? Dass sich Leute für nichts anderes interessieren als für Fun und ihr kostbares Ego: Das hat es immer schon gegeben.

Aber warum kriegen die jetzt so viel Platz im Fernsehen?

  

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Stand: 01.10.04