wollen sie die Standardeinstellungen
wiederherstellen?
3 mixed media Objekte von Gerald
Zahn und Stefan
Buxbaum
+++ Arial 10pt (Beton
+ Streusplitt) 113 cm x 61cm x 46 cm
+++ Courier New 12pt (Kunststein färbig
+ Erde, Blumen) 113 cm x 61cm x 46 cm
+++ Times New Roman 12pt (Kunststein weißer
Marmor + Erde, Wiese) 113 cm x 61cm x 46 cm
Schafft es ein Produkt als internationale Norm anerkannt
zu werden, steht einer weltweiten Verbreitung nichts mehr
im Wege. Immer mehr genormte Produkte werden so durch
ihre selbstverständliche Nutzung unbemerkt in das
alltägliche Leben integriert.
Bei tagtäglich verwendeten
Gebrauchsobjekten wie Schreibpapier und Schriftarten fallen
Normierungen kaum noch auf. Milliarden von Menschen dienen
die gleichen Standardschriften als Ersatz für ihre
Handschrift, ebenso viele bringen ihre Gedanken auf gleichformatigem
Papier zum Ausdruck.
Diesen (durchaus sichtbaren) Normen,
die unseren Alltag unbemerkt strukturieren, setzen die
beiden Künstler Gerald Zahn und Stefan Buxbaum mit
ihrer skulpturalen Trilogie ein Denkmal. Sie inszenieren
das mögliche Ende indem sie den drei bekanntesten
Standardschriften jeweils ein Grab - mit Grabstein im
A4 Format - bauen.
Courier New, Times New Roman, Arial, DIN-A4:
Vor der Erfindung des DIN-A4-Formats
wurde Papier in verschiedenen Größen hergestellt.
Briefe passten nicht in Umschläge, Blätter nicht
in Mappen. Um der Papierverschwendung Einhalt zu gebieten,
entwickelte der Berliner Ingenieur Dr. Walter Porstmann
1922 das DIN-A4-Format.
Seine Idee bestand darin, die Grundfläche eines Quadratmeters
immer weiter zu halbieren. Auf diese Weise entstanden
die einzelnen Größen (A0-A5). Alle Formate
lassen sich leicht vergrößern oder verkleinern,
ohne dabei verzerrt zu werden.
Das DIN-A4-Format hat sich weltweit
durchgesetzt, verleibte sich alles ein und wurde zur Norm
für den Briefverkehr, für Zeitschriften und
Hefte, Formulare und Amtsblätter. Das einheitliche
Format wirkte sich ebenso auf die Entwicklung von Schreibmaschinen,
Kopierer und Drucker aus. Auch Schreibtischschubladen
und Aktenschränke werden so konstruiert, dass die
zahlreichen A4-Blätter optimal darin verstaut werden
können.
Zweifellos ist es nicht übertrieben, zu behaupten,
das DIN-A4-Format hätte die Welt erobert - nur in
Amerika und Kanada findet sich noch immer eine Vielzahl
unterschiedlicher Papierformate.
Um den Bau der ersten Schreibmaschinen
zu erleichtern, konstruierte man alle Buchstaben gleich
breit. Courier New wurde der Standardschrift für
Schreibmaschinen nachempfunden. Noch nehmen alle Buchstaben
den gleichen Raum ein während bei moderneren Schriften
schmälere Schriftzeichen weniger Raum benötigen.
Lange Zeit wurde die Courier New 12 Punkt für alle
US-Dokumente als Standardschrift verwendet. Erst seit
1. Februar 2004 sind auf Anordnung des US-Außenministeriums
alle diplomatischen Dokumente in der Schrift Times New
Roman 14 Punkt zu drucken, da sich diese Schrift durch
ökonomischeren Platzverbrauch auszeichnet.
Times New Roman ist eine der bekanntesten
Schriftarten. Sie wurde in den 30er Jahren für die
Zeitung "The Times" entworfen und avancierte
schnell zur führenden Buchschrift, worin sie erst
vierzig Jahre später, unter drastisch veränderten
Druckbedingungen, durch eine andere Schrift ersetzt wurde.
In ihrer digitalen Form erfreut
sich die Schrift nach wie vor großer Beliebtheit.
Dies verdankt sie vor allem der Tatsache, dass sie in
den Betriebssystemen von Microsoft und Apple bis heute
als Standardschriftart eingestellt und somit allgegenwärtig
ist. Sie verleiht automatisch den Worten all jener Schreibenden
Gestalt, die im Textverarbeitungsprogramm "Word"
die Standardeinstellung nicht verändern.
1989 gilt als Geburtsstunde der
Schriftart Arial, die sich rasch gegen Times New Roman
durchgesetzt hat, da sie am Bildschirm besser lesbar ist.
Während bisher Schriften als Vorlage dienten, die
ursprünglich für andere Medien entwickelt worden
sind, wurde die Schrift Arial direkt für den Computer
entworfen. Die Frage, ob es für diese Schrift nicht
doch ein Vorbild gegeben habe, ist jedoch nicht unumstritten.
Die Schrift Helvetica sieht Arial verdächtig ähnlich,
weshalb es Vermutungen gibt, dass Microsoft Helvetica
nur geringfügig abändern ließ, um Lizenzgebühren
zu umgehen.
Trotz ihres Erfolges ist auch die
Verabschiedung der Schriftart Arial schon vorprogrammiert:
Ungefähr 2007 wird die Schrift Segoe die Nachfolge
der ehemaligen Hausschrift von Microsoft angetreten haben.
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