Marlene


Johann Wolfgang von Goethe; Faust I
„Am Brunnen“ (Verse 3545 -3586)

Die Tragödie „Faust I“ von Johann Wol= fgang von Goethe handelt von einem unzufriedenen, wissensdurstigen Mann, der einen Pakt mit dem Teufel schließt. Letzterer erfüllt ihm nun jeden Wunsch, solange Faust seinen Forschungsdrang behält. Erst wenn er sich zur Ruhe setzen würde und keine Fragen mehr stellen wollte, würde er sterben und seine Seele in die Hände des Teufels fallen.
Nun kommt es jedoch auch dazu, dass sich Faust unsterblich in ein junges Mädchen namens Gretchen verliebt. Er ist fasziniert von Gretchens zierlicher Gestalt, ihrer Unschuld und ihrer Jugend. Obwohl selbst Mephisto meint, dass sie etwas zu jung sei, drängt Faust ihn dazu ihm „die Dirne zu schaffen“. Durch teuren Schmuck für Gretchen und Mephistos Überredungskunst kann der Teufel in Person schließlich Gretchens Nachbarin geschickt dazu bringen, ein Treffen zwischen Faust und Gretchen zu arrangieren. Diese, heimlich schon länger in Faust verliebt, lässt uns schon ahnen, dass sie ein Geheimnis bewahrt, denn sie versucht Faust das Versprechen abzuringen, dass er ein guter und gläubiger Mann sei.
Am Brunnen erkennt man sofort, dass etwas mit Gretchen nicht stimmt. Sie ist betrübt, gibt ihrer Freundin Lieschen nur kurze Antworten und als Lieschen ihr den neuesten Dorftratsch erzählen will, hat der Leser das Gefühl, dass Gretchen insgeheim fürchtet, dass sie das neueste Tratschthema sei. Als Gretchen erfährt, dass Bärbelchen von einem Mann geschwängert und dann verlassen wurde, empfindet sie tiefstes Mitgefühl mit ihr, anstatt wie sonst mit ihrer Freundin zu spotten. An dieser Stelle kann man schon erahnen, dass sie selbst auch ein Kindlein unterm Herze trägt. Gretchen spricht mit Lieschen, als ob sie selbst Bärbelchen wäre und versucht sie zu verteidigen. Naiv wirft sie noch ihre letzte Hoffnung ein, indem sie sagt „Er nimmt sie gewiss zu seiner Frau.“, bis Lieschen sie eines Besseren belehrt. Während Lieschen Gretchen ihre geplante Streiche schildert, die sie vorhat auszuführen, falls der Mann Bärbelchen doch zur Frau nehmen sollte, wird Gretchen immer stiller und man fühlt, dass ihr schlechtes Gewissen zusehends wächst. Aus ihrem Monolog am Ende der Szene geht hervor, dass Gretchen es sehr bereut, dass sie in früheren Tagen über anderer Leuten Sünden gespottet hat, wo sie doch selbst jetzt eine von diesen Leuten ist.
Zur Zeit des jungen Goethe hatten es die Kleinbürger nicht leicht. Sie mussten hart arbeiten, um sich den Aufstieg in den Himmel nach ihrem Tod zu verdienen. Daraus folgte, dass sie in ihrem jetzigen Leben voll und ganz der Kirche dienen mussten. Der Pfarrer war nicht nur Beichtvater und Lehrer, sondern auch Ratgeber und Freund. Alles, was den Anschein hatte ein Werk des Teufels zu sein, wurde sofort dem Pfarrer vorgelegt. Auch das Geschmeide, das Faust Gretchen zukommen lässt, wird sofort von der Kirche konfisziert, die ohnehin die reiche Macht im Staat darstellte.
Die Mädchen in einer Familie mussten im Haushalt mithelfen und ihr einziges Lebensziel war einen anständigen, gläubigen Mann zu ehelichen. Ein Mädchen war für einen Mann jedoch nur von Wert, wenn sie vor der Heirat noch nicht geschändet, das heißt entjungfert worden war. Doch die wirklich Verachteten waren diejenigen, die keinen Mann hatten, jedoch geschwängert worden waren. Um dieser Verachtung zu entgehen, töteten sehr viele Mädchen ihre Neugeborenen.
Heutzutage hat sich erfreulicherweise die Stellung der= Frau in der Gesellschaft allgemein verändert. Jede Frau hat das Recht auf Bildung und darf die Person heiraten, die sie will. Alleinerziehende Mütter werden nicht mehr verachtet, sondern, im Gegenteil, sogar bewun= dert und respektiert. Junge Frauen haben fast dieselben Rechte wie die Vertreter= des anderen Geschlechts, und nutzen diese auch.
Man weiß, dass Goethe auch eigene Erfahrungen in= der Tragödie „Faust I“ verarbeitet hat. Goethe wurde Zeuge des Prozesses gegen Margarethe Brandt, die 1772 hingerichtet wurde. Höchstwahrscheinlich war er davon so schockiert, dass er dieses Thema = in einem seiner Werke bearbeiten und ansprechen wollte. Auffallend ist auch, dass er der Angebeteten Fausts den Namen der Hingerichteten gab: Margarete. Zudem bringt Goethe auch wichtige Bräuche und Alltagsgewohnheiten in das Stück ein. Der Dorfbrunnen, an dem das wichtige Gespräch zwischen Lieschen und Gretchen stattfindet, war damals ein Treffpunkt für die Bewohner. Hier wurden Informationen ausgetauscht und getratscht.
Die Szene „Am Brunnen“ ist sehr wichtig für den weiteren Verlauf der Tragödie. Nachdem Lieschen Gretchen ein schlechtes Gewissen macht, wendet sich auch noch Gretchens geliebter Bruder im Sterben von seiner “geschändeten“ Schwester ab. Gretchen, ein höchstgläubiges Mädchen, kann mit dieser Sünde nicht leben, und da Faust nichts von ihrer tragischen Situation weiß und sie deshalb nicht beschwichtigen kann, bringt Gretchen ihr Kind im Wahnsinn um.

Megin


PROBLEMARBEIT: STELLUNG DER FRAU
Bis zum heutigen Tage hat sich die Stellung der Frau im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Wir wissen alle, dass Frauen früher nicht dieselben Rechte wie Männer hatten. Das Frauenwahlrcht wurde auch erst viel später eingeführt. Wir leben nun in einer Gesellschaft, in der die Frau dem Mann gegenüber gleichberechtigt ist. Sie darf jetzt auch dieselben Berufe ausüben, wie Männer. Aber, wie schon gesagt, war dies nicht immer= der Fall. Viele Dichter setzten sich mit der Stellung der Frau in ihren Werken auseinander.
In dem Werk „Die Liebhaberinnen“ behandelt Elfride Jelinek, die selbst sehr feministisch eingestellt ist, die Probleme, mit denen eine Frau zu leben hat. Sie spricht in ihrem Werk genau das an, was sich viele nicht zu sagen trauen, nämlich, dass Frauen, vor allem am Lande, meist total von ihrem Ehemann abhängig sind. Brigitte, eine junge Frau, die in einer Fabrik Büstenhalter näht, kann es kaum erwarten, bis sie endlich eine Familie gründen kann und nicht mehr in solch einer scheußlichen Fabrik arbeiten muss. Für sie ist es klar, dass eine Frau nur ein schönes Leben haben kann, wenn sie einen Ehemann hat und nicht mehr selbst arbeiten muss. Als eine Frau ihrer Zeit, hat Brigitte nicht viele Entfaltungsmöglichkeiten. Sie bleibt entweder ewig eine Schneiderin, oder sie lebt ein Leben in Ungerechtigkeit mit ihrem Ehemann, der nahezu alles für sie bestimmt. Für welches Schicksal wird sich Brigitte entscheiden? Natürlich für das in der Familie.
Mit ordinären Ausdrücken versucht uns Jelinek zu vermitteln, wie das Verhältnis zwischen Frau und Mann war, oder ist. Die Männer, in dem Fall Heinz, haben eine große Auswahl an Frauen, die für sie nur ein Lustobjekt sind. Welche Frau ihm dabei als Erste ein Kind „andreht“, hat gewonnen, denn die muss er heiraten. Liebe spielt in diesen Ehen meist keine Rolle. Zitat: „Mithilfe ihrer Gebärmutter konnte Brigitte Heinz an sich binden“. Dieser Satz beweist uns, dass es für Frauen nur das Kinderkriegen gibt. Ein Kind ist in diesem Fall oft das Einzige, das einen Mann und eine Frau verbindet. Brigitte hat dieses Spiel gewonnen, da sie nun endlich schwanger ist und Heinz sie heiraten wird. Das bedeutet, dass sie nie wieder in dieser Fabrik Büstenhalter nähen muss. Die Aufgabe einer Frau ist es also so schnell wie möglich einen Mann zu finden und Nachkommen zu gebären.
Die zweite Hauptperson in diesem Werk ist Paula, die ein ähnliches Schicksal wie Brigitte hat. Auch der Balladendichter Gottfried August Bürger beschäftigte sich mit der Stellung der Frau. In seiner Ballade „Des Pfarrers Tochter des Taubenheim“ zeigt er, wie unbedeutend eine Frau für einen Mann sein kann. Die Ballade handelt von einer jungen unerfahrenen Frau, die ein uneheliches Kind erwartet und deswegen von ihrer Familie verstoßen wird. Als sie den Vater des Kindes auf ihr Problem anspricht, bietet dieser ihr nur eine Unterkunft an, weist sie aber darauf hin, dass er sie nie heiraten würde, da sie aus zu armen Kreisen stammt. Erstmals sieht sie ein, dass dieser Mann sie nur für ein Vergnügen benutzt hat und sie niemals wirklich geliebt hat. Sie weiß nun, dass seine Geschenke nichts zu bedeuten hatten und seine Versprechen nur leere Worte waren. Sie erkennt ihre Naivität und versucht ihrem Schicksal entgegenzutreten, doch in ihrer Verzweiflung begeht sie schlussendlich Selbstmord.
Auch hier erkennen wir, dass die Frau meist vollkommen von ihrem Mann abhängt.
Marlene Haushofer versucht in ihrem Werk „Die Wand“ zu beweisen, dass Frauen auch unabhängig von Männern ein schönes Leben führen können. Der Text handelt von einer Frau, die durch eine Naturkatastrophe von einer durchsichtigen Wand von der restlichen Welt abgetrennt ist. Ab diesem Zeitpunkt ist sie völlig auf sich allein gestellt und muss versuchen ohne jegliche Hilfe zu überleben.
Somit sehen wir, dass es eine Vielzahl von Dichtern gibt, die sich mit dem Problem Frau auseinandergesetzt haben. Wir leben nun in einer Epoche und Gesellschaft, in der die Frau dem Mann gleichberechtigt ist. Trotzdem aber scheint es eine durchsichtige Wand zu geben, die dafür sorgt, dass Frauen seltener an die Spitze eines Unternehmens kommen. Wir können also sagen, dass es immer noch keine 100%ige Gleichberechtigung gibt. Viele Frauen müssen sich um ihre Kinder und deren Erwachsenwerden kümmern und haben nicht immer Zeit ihrem Beruf nachzugehen. Ich denke, dass es einen großen Unterschied zwischen der Frau am Land und der Frau in der Stadt gibt. Am Lande kommt es immer häufiger vor, dass Frauen n= ur im Haushalt beschäftigt sind.
Es ist für jeden Menschen von großer Bedeutung, dass er lernt unabhängig zu sein. Wenn sich eine Frau nur um Haushalt und Kinder kümmert, aber finanziell von ihrem Mann abhängt, kann es, anlässlich der großen Scheidungsquote, zu Nachteilen für sie kommen und sogar zu Problemen führen.
Wenn wir jetzt andere Gesellschaften und Kulturkreise näher betrachten, erkennen wir, dass es immer noch gravierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen geben kann. Es gibt zum Beispiel Kulturkreise, in denen es dem Mann erlaubt ist mehrere Ehefrauen zu haben. Aber warum?
Auch die Unterdrückung der Frau in den Entwicklungsländern ist ein großes Problem. In Afghanistan z.B. muss die Frau ein Kopftuch tragen und wird als „Besitz“ des Mannes gesehen. Er entscheidet, was sie zu machen hat und was nicht. Die Meinung der Frau zählt dort gar nicht.
Viele versuchen die Tatsachen zu leugnen, aber es ist wirklich so, dass Frauen immer noch nicht gleichberechtigt sind. Es sollte = mehr Menschen wie Elfriede Jelinek geben, die genau sagen, was sie denken und ke= ine Angst vor der Gesellschaft haben.