Apollo 11 - Die erste Mondlandung |
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Einen Tag wie den 16. Juli 1969 hatte Florida noch nie erlebt. Von Daytona Beach bis Melbourne waren alle verfügbaren Plätze okkupiert. Zelte, Autos und Wohnwagen aller Größen bedeckten jeden Quadratmeter freier Fläche. Fast 1,5 Millionen Menschen hatten sich versammelt, um den Start der Mondrakete mitzuerleben. Seit Monaten waren alle Hotelzimmer in Titusville, Cocoa Beach, auf Cape Kennedy, Allenhurst und Satellite Beach ausgebucht. In den Verkaufszentren und Supermärkten entlang der Atlantikküstenstraße stand man Schlange um Lebensmittel. Die Restaurants waren Tag und Nacht überfüllt.
Als am 15. Juli 1969 über Florida die Sonne unterging, brach ein überdimensionales Volksfest an. Von Fort Lauderdale, auf halber Strecke zwischen Cape Kennedy und Miami Beach, waren ganze Hippie-Prozessionen eingetroffen. Von der NASA waren mehr als 5000 Ehrengäste offiziell eingeladen worden, Politiker, Diplomaten, Journalisten aus aller Welt, Radio- und Fernsehreporter, berühmte Kolumnisten und Kommentatoren gaben sich im Space Center ein Rendezvous.
Während nun rund um den Mondhafen ein immer turbulenter werdendes Volksfest ablief, schliefen die drei Helden des Apollo-Unternehmens friedlich. In den letzten Tagen vor dem Start wurden sie von der Außenwelt abgeschlossen. Armstrong, Aldrin und Collins sollten vor einer möglichen Infektion bewahrt werden.
Die Crew von Apollo 11: Neil A. Armstrong | Michael Collins | Edwin "Buzz" Aldrin (v.l.n.r.)
Am 16. Juli 1969 wurden die drei Astronauten um 4.15 Ortszeit geweckt. Zum
zeremoniellen Frühstück gab es u.a. Steaks, Spiegeleier und Speck.
![]() Die Crew von Apollo 11 beim Frühstück mit Astronautenleiter Deke Slayton (rechts) |
Um 5.15 Uhr erhob sich Armstrong vom Frühstückstisch und gab damit seiner
Mannschaft das Zeichen zum Aufbruch. Sie gingen in den Untersuchungsraum, wo Ärzte
die letzten Untersuchungen durchführten und Sensoren auf ihre Haut klebten.
Nun kam das Ankleidezeremoniell: Beginnend mit der Spezialunterhose mit kleinen
Plastiksäckchen am Gesäß für Exkremente und Schlauchanschlüssen für Urin,
darüber ein Ganzkörperanzug und schließlich der eigentliche weiße Raumanzug,
an welchem Schläuche und Kabel befestigt waren. Bajonettverschlüsse verbanden
Handschuhe, Helm und Sauerstoffgerät mit dem Raumanzug. Voll ausgerüstet
fuhren dann die drei Astronauten zum Startkomplex 39a.
Als die Sonne über Cape Kennedy aufging, fuhren die Astronauten im
Schnelllift an der riesigen Saturn V Rakete entlang hoch zum Startturm. Die
Bodenmannschaft war vollends bemüht die letzten Checks der Rakete und ihrer
Systeme durchzuführen.
Aus den Sicherheitsventilen dampfte in weißen Wolken Sauerstoff ab. Man hatte
zusätzliche Schichten einlegen müssen: Der silbergraue Anstrich der Rakete war
abgeblättert, er musste in aller Eile erneuert werden. Der Metallanstrich war nötig,
um Sonnenwärme zu absorbieren und ein zu rasches Verdampfen des flüssigen
Sauerstoff und Wasserstoffs zu verhindern. Durch halbmeterdicke Schläuche wurde
der verdampfende Treibstoffvorrat immer wieder ergänzt. Ständig wurden jedes
Ventil, jede Leitung, jede Pumpe und Elektronik per Sensoren überwacht.
Langsam füllte sich die rund 5 km entfernte Ehrentribüne. Fast 5000 Politiker,
Diplomaten, Wissenschaftler, Journalisten und Reporter hatten sich eingefunden.
Armstrong, Aldrin und Collins gingen über die obere Schwingbrücke hinüber zum
weißen Raum vor dem Kapseleingang. In der Kapsel lagen schon seit 4 h ihre
Kollegen Lovell, Anders und Haise und hatten nochmals sämtliche Systeme des
Raumschiffs überprüft. Ein Händeschütteln, dann Platzwechsel. Unterstützt
von zwei Helfern schob sich Armstrong durch die Luke und rollte auf den linken
Liegesitz. Danach folgte Aldrin, der den rechten Platz einnahm. Zuletzt nahm
Collins auf dem mittleren Liegesitz Platz. Die Astronauten schlossen sich an die
bordeigenen Sauerstoff- und Klimaanlagen an. Die Schnallgurte wurden angelegt
und Kabelverbindungen hergestellt. Die Helfer klappten dann die Luke zu und
verschlossen sie mit 12 Riegeln. Die Columbia war ab nun hermetisch von der Außenwelt
abgeschlossen.
Die Raumfahrer gingen dann die Checkliste durch. 566 Schalter und Tasten mussten
überprüft werden. Es dauerte fast zwei Stunden bis die Checkliste komplett
war.
Die Countdown-Uhren zeigten T-39 min. Frank Borman (Apollo 8) und Tom
Stafford (Apollo 10) waren die beiden Kommunikatoren (genannt 'CAPCOM') zwischen
Raumschiff und Startzentrale. Bei der NASA war es üblich, diese Gespräche
immer zwischen Astronauten untereinander abwickeln zu lassen.
Die Turmmannschaft verließ nun das Startgelände. Um 8.59 Uhr war die Rampe
menschenleer und die Tanks der Saturn V gefüllt.
In der Startzentrale nahmen nun die obersten Chefs ihre Plätze ein: Dr. Kurt
Debus, Direktor des Kennedy Space Center; Jack King, der offizielle Sprecher des
Startkontrollzentrums; Dr. Hans Gruene, der aus Braunschweig stammende, für die
Montage der Saturn V verantwortliche Ingenieur; der österreichische Dr. George
Low, Chefmanager des Apollo-Programms; schließlich noch Rocco Petrone, der
Startleiter.
T-16 min. Das Apollo-Raumschiff wird auf Bordstrom umgeschaltet.
T-6. Jack King: 'Apollo 11 is ready to go'
T-4. Die Funksysteme werden zum letzten Mal gecheckt. Die Kommunikation
erfolgt nun über Funk.
T-3:10. Das Feuerkommando und damit die Schlussphase des Countdowns wird
ausgelöst. Die Treibstoffe werden nun stufenweise auf Startdruck gebracht.
T-2:54. Mit einem leichten Knall öffnen sich die Ventile der ersten
Stufe, Helium strömt in die Flüssigsauerstofftanks.
T-2. Alle Treibstoffbehälter der Oberstufen werden unter Druck gesetzt,
die Lüftungsventile geschlossen.
T-1:50. Der Startcomputer überprüft nochmals die Werte der Sensoren. 'Booster
System is go' klingt es aus den Lautsprechern.
T-0:09.
'Ignition, we have ignition.' - Zündung. An der Saturn V Rakete wallt
eine kleine Rauchwolke auf, wird fortgeschleudert von einem Feuerschwall. Mit
der Macht eines Vulkans brüllen die fünf Starttriebwerke auf die darrunterliegende
Flammengrube, prallen auf den keilförmigen Deflektor, werden um 90° umgelenkt
und stoßen wie zwei gigantische Fackeln, links und rechts an der Startrampe
heraus. Das Flammenmeer trifft auf tausende Wasserstrahlen, die in Fontänen aus
Düsen der Flammengrube austreten. Das riesige Dampfpolster soll die Startrampe
kühlen.
Noch halten die übermannshohen Stahlklammern die Rakete auf der Abschussrampe
fest. Noch ist es auf der Ehrentribüne ruhig, die Schallwellen des orkanartig
ausbrechenden Feuersturms haben die 5 km Distanz noch nicht durcheilt. Die
Stahlklammern schlagen zurück, gleichzeitig schwenken die oberen Brücken des
Startturms zur Seite, Kabelanschlüsse lösen sich. Die 110m hohe Rakete erhebt
sich majestätisch. Von ihren Flanken lösen sich zentimeterdicke Eisplatten,
Kondenswasser, das an den Isolierwänden rund um die Tanks gefroren war. Das Eis
verdampft kurz später als es die Flammengrube erreicht. Nun schießen
Wasserfontänen auch aus dem Startturm, um ihn zu kühlen.
Mit einer millionstel Sekunde Verspätung hebt um 9.32 Uhr Ortszeit die Saturn V
von der Startrampe ab. 'Lift off, we have lift off' schallt Jack Kings
Stimme aus dem Lautsprecher - Jubel bricht aus. Hunderttausende Menschen die den
Start verfolgten, brachen in Freudentaumel aus.
Das Donnern der Triebwerke erreicht nun die Ehrentribüne. Die Erde bebt. Aus
dem Inferno von Qualm, Wasserdampf und Flammen steigt die Saturn V mit dem Apollo
11 Raumschiff an ihrer Spitze in den Himmel.
Apollo 11 war auf dem Weg. Armstrong, Collins und Aldrin wurden auf
ihren Liegesitzen regelrecht durchgeschüttelt. Alle fünf Triebwerke arbeiteten
mit voller Schubkraft: 13 000 l Treibstoff pro Sekunde verbrannten. Die
Pulsfrequenz der drei Astronauten beschleunigte sich auf 110 bei Armstrong, 99
bei Collins und 88 bei Aldrin. Dann kam die erste Meldung Armstrongs: 'Wir fühlen
uns sehr wohl. Alles in Ordnung.'
161 Sekunden lang arbeiteten die Raketentriebwerke der ersten Stufe.
2150 t Treibstoff verbrannten und brachten das Raumschiff auf eine Höhe von 61
km. Bei 9900 km/h war Brennschluss. Die 42 Meter lange Boosterstufe wurde
abgesprengt, blieb zurück und stürzte sieben Minuten später in den Atlantik.
Die zweite Stufe, ebenfalls mit fünf Triebwerken, brachte das Raumschiff
auf eine Höhe von 182 km. Als die 447 t Treibstoff aufgebraucht waren, wurde
auch die zweite Stufe abgesprengt. Bereits zuvor wurde der Rettungsturm an der
Spitze mittels Sprengungen in den Haltebolzen gelöst und verschwand im
violettblauen Himmel.
Das Triebwerk der dritten Stufe zündete. Apollo 11 schwenkte
exakt in die Parkbahn ein. Als das Raumschiff eine Geschwindigkeit von 7810
Meter pro Sekunde erreicht hatte, war es schon am ersten Ziel angelangt, im
irdischen Orbit, von dem aus der Schuss zum Mond gewagt werden konnte.
Die Arbeit in der Hauptstartzentrale in Cape Kennedy war erledigt, es übernahm
nun das Flugkontrollzentrum in Houston, das den kompletten Flug außer dem Start
leitete - hier liefen alle Entscheidungen bezüglich des Fluges ab. An 14
Computerterminals saßen die Verantwortlichen, die den Flug bestimmten und dem
Raumschiff Befehle erteilten. Sie arbeiteten in drei Schichten.
Neben dem Platz des Flugdirektors in der letzten Reihe saß der diensthabende
Chefarzt, der den Gesundheitszustand der Astronauten überwachte. Daneben saß
der CAPCOM (Capsule Communicator), ein Astronaut, der den Funkkontakt mit dem
Raumschiff hält. An anderen Terminals saß das zuständige Personal für
Bahnberechnungen, Navigation, Antriebssysteme, Überwachung der Drucksysteme und
Temperaturen, Sauerstoffversorgung etc. Die Flugleitung war auf diese Weise
besser über die Situation von Apollo 11 informiert als die Astronauten selbst.
Außerdem gab es weitere 14 Kontrollstationen quer auf dem Globus, vier Schiffe
zur Funkverbindung sowie Radarflugzeuge zur Überwachung der Parkbahn, wo sich
Apollo 11 nun befand.
Nach eineinhalb Erdumkreisungen begann dann der Countdown zum TLI ('Trans
Lunar Injektion': Einschuß zum Mond). Bei T+ 2h 44min zündete die dritte Stufe
der Saturnrakete abermals, jetzt in Richtung Mond. Die Geschwindigkeit nahm auf
39000 km/h zu.
Nach dem Zündschluss begann dann eines der kniffligsten Manöver der
Mission: Die Apollo 11 Kapsel löste sich von der dritten Raketenstufe, flog
einige Meter weg, wendete um 180° und kehrte zur Raketenstufe zurück. Die 4
Abdeckungsteile der dritten Raketenstufe wurden von Houston inzwischen
abgesprengt, und damit die Mondlandefähre die sich darin befand, freigelegt.
Nun dockte Collins an die Mondfähre an und zog sie aus der Stufe heraus. Die
Kommandomodul-Mondlandefähre-Kombination entfernte sich von der leeren Stufe
und flog weiter zum Mond.
Auf die erste der insgesamt 4 vorgesehenen Kurskorrekturen konnte verzichtet
werden, da Apollo 11 exakt auf Mondkurs lag.
Es war die schweigsamste Crew aller Apolloflüge - man scherzte kaum, erledigte
die Arbeit sachlich, auch die Fernsehübertragungen aus der Kapsel waren nüchtern.
Man war sich der epischen Lage bewusst.
Am Samstag, den 19.07.1969 um 4:12 Uhr MEZ trat Apollo 11 in den Wirkungsbereich des Mondes ein. Zu diesem Zeitpunkt war sie 325 000 km von der Erde und 70 000 km vom Mond entfernt. Noch zwölf Stunden, dann schwenkte das Raumschiff in die Mondumlaufbahn ein. Davor verschwand, von der Erde aus gesehen, Apollo 11 hinter dem Mond - der Funkkontakt brach ab. Der Bremsschub erfolgte über der erdabgewandten Seite des Mondes. Diese Zündung erfolgte über den Bordcomputer bei T+ 75h 49min 48sek. Sie verlangsamte das Schiff von 9200 km/h auf 5800 km/h. Damit konnte der Mond die Kapsel einfangen. Die elliptische Bahn um den Mond betrug nun 312 km im Apogäum (höchster Punkt) und 112 km im Perigäum (niedrigster Punkt). Um 18.47 Uhr tauchte das Raumschiff hinter dem Mond wieder auf, der Funkkontakt war wiederhergestellt. Nach der zweiten Umkreisung zündete das Haupttriebwerk nochmals. Columbia war nun auf einer annähernd kreisförmigen Bahn mit einer Höhe von 110 km vom Mond. Um 22:44 Uhr verabschiedeten sich dann Armstrong und seine Crew zum Schlafengehen. Die Tagesdauer für die Astronauten betrug 2 h, sprich es wurde pro Stunde einmal hell bzw. dunkel.
![]() Die Erde geht über dem Mondhorizont auf |
Nun folgte der bedeutsamste Tag für die Mission und die Astronauten: Der Tag
der Landung. Armstrong und Aldrin verabschiedeten sich von Collins, bevor sie in
die Landefähre umstiegen und die Luke verschlossen. In der Landefähre war kein
Platz für Sitzplätze. Beide Astronauten mussten deshalb stehend die Konsolen
bedienen. Sie waren nur durch Schlaufen gesichert, durch die sie ihre Füße
steckten.
Collins hatte hauptsächlich zwei Aufgaben während der Mondlandung: Er hielt
die Funkverbindung zwischen Mondlandefähre und Bodenkontrolle, und er hielt die
Columbia auf der Umlaufbahn, immer bereit für einen etwaigen Notfall die
Mondlandefähre wieder 'einzufangen'. Während der 13. Umkreisung des Mondes
erfolgte dann um 18:45 Uhr die Trennung von Kommandomodul und Landefähre,
die jetzt auf den Namen Columbia bzw. Eagle hörten.
'The eagle has wings!' (Der Adler hat Flügel), meldete Armstrong kurz
nach der Trennung vom Mutterschiff. Zuvor hatte der LM-Pilot Aldrin nochmals
alle Systeme der Eagle überprüft. Die Mondfähre entfernte sich ganz
langsam von der Columbia bis zu einer Entfernung von 20 m, dann aktivierte
Aldrin die Lagestabilisierungsdüsen und zündete den ersten Bremsschub. Um
20:01 traten dann beide Raumschiffe in den Mondschatten ein. Die Umlaufbahn der
Eagle betrug nun 111x15 km mit einer Geschwindigkeit von 5877 km/h.
Inzwischen überraschte die TASS (die sowjetische Nachrichtenagentur) Houston
mit der Meldung, dass Luna 15 (eine sowjetische unbemannte Mondsonde) eine
Kurskorrektur erfolgreich absolviert hatte, um weich auf dem Mond zu landen. Die
Welt war gespannt, wer als erster auf dem Mond landen und mit Bodenproben zur
Erde zurückkehren würde.
'You have a GO for landing' hallt es aus Houston an die Eagle. Die
CAPCOMs waren Charles Duke und Douglas Ward.
Duke: Eagle. Houston. Ihr habt GO für den Abstieg. Bitte kommen.
Aldrin: Roger, Abstiegserlaubnis. Houston. Die Wendewinkel betragen '
0292 0280 ' 00094.
Duke: Roger. Eagle, ihr könnt wenden.
Aldrin: Roger. Wir wenden.
Duke: Columbia. Houston. Wir haben Lautstärkeverlust im Sprechverkehr.
Wir empfehlen eine Rollbewegung von 10° nach rechts und neuen Sendeimpuls.
Collins: Eagle. Columbia. Ihr habt GO für das Zünden der Bremsrakete,
sie empfehlen euch eine Rollbewegung von 10° nach rechts und neuen Sendeimpuls.
Duke: Wir hören euch wieder.
Aldrin: Zugsicherungen, Gleichstromkreisel aus. Kreisel intakt, Anzeige
25.
Der Funkverkehr wird immer wieder von Störungen überlagert, weshalb sich
Collins als Übertragungsstation immer wieder einschalten muss.
Duke: Eagle. Houston. Noch 3:30min bis zur Zündung! Bis zur Zündung
noch 3:30min.
Duke: Columbia. Houston. Wir haben sie wieder verloren! Sag ihnen ...
Duke: Eagle! Wir haben euch wieder. Es sieht gut aus. Eagle, bitte
kommen. Alles sieht sehr gut aus. Eagle, bitte kommen!
Armstrong: Roger!
Aldrin: Gashebel zurück! Es geht besser als im Simulator! Die Oberfläche
kommt jetzt näher.
Nun übernimmt in Houston Douglas Ward die Kommunikation.
Ward: Eure Höhe ist 21 000 Fuß. Sieht immer noch gut aus.
Geschwindigkeit runter auf 2700 Fuß pro Sekunde.
2000 m über dem Mondboden: ein weiterer Bremsschub. Der Herzschlag von
Aldrin geht auf 110 pro min hoch, der von Armstrong auf 90.
Aldrin: Ich bin drauf! Schalte auf Automatik.
Duke: Ihr habt GO für die Landung!
Armstrong: Alarm 1201 . 1201!
Houston: Verstanden. 1201 Alarm.
Einen Moment lang ist die Bodenkontrolle verunsichert. Dann kommt es eilig:
Wir haben GO bei diesem Alarm.
(Dieser Alarm zeigte den Speicherüberlauf des Computers an, welcher daraufhin
abstürzte und Alarm gab. Stephen Bales in der Bodenkontrolle erkannte aber, dass
dieser Alarm harmlos war, und gab sein GO. Später wurde er von Nixon dafür
ausgezeichnet)
Aldrin: Ok, wir sind auf GO! Höhe 3000 Fuß ... 2000 Fuß ... wir
gehen in den Notschaltbereich, 47°.
Ward: Höhe jetzt 1600... 1400 Fuß. Sieht ausgezeichnet aus!
Aldrin: 35°, 35°... 700 Fuß, 30 °... 540 Fuß... Die
Sinkgeschwindigkeit ist 9... 250 Fuß... Sinken auf 4 Fuß/s ... Geschwindigkeit
70 Fuß/s ... 50 ... Sinken mit 2,5
150 m Höhe und 500 m Entfernung vom geplanten Landeplatz. Die Mondoberfläche
ist aus den dreieckigen Fenstern der Landefähre zu sehen. Aldrin übernimmt
jetzt Handsteuerung. Der Bremsschub hat 7200kg Treibstoff verbraucht, die Tanks
sind fast leer. Armstrong bleiben noch 75s Zeit, sich die genaue Landestelle
auszusuchen. Aber die Mondfähre steuert genau auf einen Krater zu. Wenn die
Eagle dort bruchlandet, könnte sie umkippen und die Astronauten könnten nicht
mehr starten! Tausende Felsbrocken, manche bis zu 30m groß, bedecken das
Gebiet. Armstrong kann hier nicht landen!
Armstrong: Ich werde ...
Er übernimmt die manuelle Kontrolle, zieht den Steuerknüppel zu sich und
steuert die Eagle über den Krater. Aldrin gibt Armstrong währenddessen immer
wieder die Höhe und die Sinkgeschwindigkeit durch.
Aldrin: Brems sie ab! Sinken mit 1,5 Fuß/s. Setz sie runter!
Armstrong: 270 Fuß. Ok, was ist mit dem Treibstoff?
Aldrin: Bring sie runter!
Armstrong: Ok, hier ist ein .... das sieht nach einer guten Gegend aus
35 m Höhe. Der Treibstoff reicht nur noch für 30s. Dann senkt Armstrong das
LM langsam ab, Staub wirbelt auf.
Um 21:17:46 berühren die Fühler unten an den Landefüßen den Boden. Das
Triebwerk schaltet planmäßig ab. Mit einem sanften Stoß setzen die vier
Teleskopbeine der Fähre auf der Mondoberfläche auf.
Armstrong: Kontaktlicht an! Ok, Triebwerk aus. Fluglagekontrolle
entsperrt. Beides auf Automatik. Abstiegstriebwerk, Übersteuerung aus.
Triebwerkszündschalter aus! 313 ein!
Armstrong: Tranquility base here, the eagle has landed! (hier
Tranqilitatis Basis, der Adler ist gelandet!)
Die Pulsfrequenz hat sich auf 130 Schlägen/min bei Armstrong und bei 156 bei Aldrin gesteigert. Beide Astronauten und die Bodenkontrolle überprüfen nun die wichtigsten Instrumente, ob ein Notfallstart nötig ist. Aber die Instrumente zeigen alles im grünen Bereich!
![]() Das "Meer der Ruhe" kurz nach der Mondlandung mit dem Schatten der Landefähre |
Armstrong betrachtet durch die Fenster die nähere Umgebung: Ja, wir
sind hier wirklich in einer Art von Krater gelandet. Um uns herum liegen
Felsbrocken zwischen 60cm und 10m Höhe. Wir haben hier eine vorwiegend weiße,
öde Wüstenlandschaft. Nur an einigen Stellen ist dieses Weiß in ein
Schmutziggrau verwandelt und dunkler. Die Mondfähre ist in einem vorzüglichem
Zustand.
Der Krater in dem der Adler landete ist 13x5km groß. Er landete 6,5 km von der geplanten Landestelle entfernt. Die Landefähre war um 4° zur Waagrechten geneigt, das maximal Mögliche sind 12°. Houston verlegte den Start um 5h vor. Der Grund war austretender Treibstoff, verursacht durch herumwirbelnde Steine bei der Landung. Das Leck war zwar in der nicht mehr benötigen Unterstufe der Fähre, man hatte aber die Befürchtung, dass noch mehr Lecks entstanden, so wurde auch der EVA (der Ausflug auf dem Mond) vorverlegt.
Nach einer kurzen Pause und Mahlzeit ziehen sich Armstrong und Aldrin die schweren Raumanzüge an. Die Lebenserhaltungsgeräte werden angeschlossen, Handschuhe und Helm angelegt. Die ganze Prozedur dauert 1 h länger als geplant. Um 3:40 öffnet Armstrong die Außenluke. Er klettert sehr vorsichtig mit den Füßen voran aus der Landefähre, bis raus zur Plattform der Landefähre. Von hier kann er den Stauraum öffnen, der auch die Fernsehkamera freigibt, die Armstrong beim Heruntergehen der Leiter filmt.
Houston: Ok, Neil. Wir können sehen, wie du die Leiter
herunterkommst.
Armstrong: Ich bin am Fuß der Leiter. Die Fußschalen der Beine sind nur
ein oder zwei Zoll in der Oberfläche eingesunken... Ich werde jetzt vom LM
hinuntersteigen.
Dann hört man den schon zur Legende gewordenen Satz:
Armstrong: That's one small step for a man ... one giant leap for
mankind (Es ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein gewaltiger Sprung für
die Menschheit)
Armstrong: Die Oberfläche ist fein und puderig. Ich kann sie mit meinen
Fußspitzen abheben. Ich kann die Fußabdrücke meiner Stiefel sehen.
Er sammelt sofort einige Steinproben ein und steckt sie sich in die Taschen des
Raumanzugs, nur für den Fall eines überstürzten Starts.
![]() Das erste Foto, das Armstrong nach dem Betreten des Mondes schoss |
Inzwischen ist Buzz Aldrin nachgefolgt und beide Astronauten beginnen mit dem
Auspacken der Geräte, die sie auf dem Mond innerhalb von 25m aufstellen sollen.
Als nächstes ziehen sie eine Plastikhülle am Abstiegsteil ab, darunter eine
Plakette mit der Inschrift: Hier setzten Menschen vom Planeten Erde zum
erstenmal ihren Fuß auf den Mond. Juli 1969, anno domini. Wir kamen in Frieden
für die gesamte Menschheit.
Aldrin stellt nun die Fernsehkamera mit Stativ 20m von der Landefähre auf.
Jetzt kann man an den Bildschirmen sehen, wie die beiden Astronauten vor der
Landefähre umherhüpfen und die Experimente aufbauen. Aldrin holt aus dem
Stauraum die Bestandteile des Gerätekomplexes EASEP ('Early Apollo Scientific
Experiment Package') und baut die Komponenten auf. Er rammt die Spitze eines
Stabes in den Mondboden, montiert eine Querlatte und entfaltet eine
Aluminiumfolie (Sonnenwindfolie - SWC), die Partikel des Sonnenwindes auffangen
soll. Kurz vor dem Start wird die Folie wieder mitgenommen und auf der Erde
untersucht. Danach entfalten die Astronauten die amerikanische Flagge, die auch
mit einer Querstrebe gehalten wird, da auf dem Mond kein Wind weht. Schließlich
wird noch ein Laser-Reflektor (LRRR) installiert, der es ermöglicht, die
Entfernung Erde-Mond auf 15 cm genau zu bestimmen. Ebenso wird noch ein
Seismometer (PSE) aufgebaut, das alle Schwankungen des Mondes registrieren und
zur Erde übermittelt.
![]() Aldrin mit den aufgebauten Experimenten und der Landefähre |
Aldrin führt noch ein Experiment durch: er stößt ein Rohr in den Mondboden und zieht es wieder heraus, um es dann zu versiegeln und wiedermitzunehmen. Inzwischen mahnt Houston zur Eile, der Sauerstoff reicht zwar noch für
2 h, man will aber kein Risiko eingehen. 2h und 13min nachdem der erste
Mensch den Mond betreten hat, kehrt Aldrin als erster zurück in die
Landefähre und verstaut die Ausbeute im Inneren des Schiffes. Dann
folgt ihm Armstrong. Die Luke wird geschlossen, die Mondspaziergänger
entledigen sich ihrer Raumanzüge. Dann beginnt eine 8stündige
Ruhepause.
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![]() Fußabdruck von Armstrong |
![]() Aldrin auf dem Mond (Armstrong spiegelt sich im Helmvisier) |
Nach
dem Essen und der Schlafpause beginnt die wichtigste Phase der Mission: Der
Start vom Mond.
Zunächst liest Armstrong die Checkliste vor, während Aldrin die entsprechenden
Schalter in Position bringt.
Währenddessen melden die englischen Parabol-Antennen in Jodrell Bank, dass die
russische Mondsonde Luna 15 ihren Kurs ändert - man vermutet, dass der Abstieg
zum Mond zu initiiert wird. Doch dann reißen plötzlich die Signale ab - die
Sonde ist abgestürzt!
Um 18:52 MEZ zündet das Triebwerk des Aufstiegsteils der Mondfähre. Die untere Hälfte der Mondfähre bleibt auf dem Mond zurück und dient als Startplattform. Der Computer übernimmt die Steuerung der Eagle und beschleunigt diese auf eine Geschwindigkeit von 6643 km/h, um auf eine Mondumlaufbahn zu kommen. Dort kreist schon die Columbia und beide Raumschiffe starten das Rendezvousmanöver.
Nach dem Andocken wird die Verbindung über die Luke zwischen den beiden
Schiffen wiederhergestellt. Nun können Armstrong und Aldrin hinüber zu Collins
ins Kommandomodul schweben. Das Aufstiegsteil der Mondlandefähre wird nach 4h
wieder abgedockt - für den Rückflug ist dieser Ballast nicht nötig. Der Eagle
startet ferngesteuert zum letztem Mal sein Triebwerk und schlägt eine
Umlaufbahn um die Sonne ein. Inzwischen wurde das Triebwerk der Columbia
nochmals gezündet, um zur Erde zurückzukehren.
Die NASA wertete schon auf dem Rückweg von Apollo 11 die ersten
Ergebnisse aus: Der Gasstrahl des Raketenmotors der Landefähre erzeugte keinen
Krater, die Mondoberfläche war unter einer Staubschicht relativ hart. Die
Experimente waren nicht zu 100% erfolgreich - der zurückgelassene
Laserreflektor war nicht genau ausgerichtet.
Bis zur Landung gibt es für die dreiköpfige Besatzung nur Routinearbeiten an
Bord der Apollo 11. 15h nach dem Mondstart wird eine Kurskorrektur
eingeleitet, die das Schiff in den richtigen Eintrittskorridor zur Erde steuert.
Am nächsten Tag wird das Kommandomodul, in dem sich die Astronauten
befinden, vom Serviceteil abgetrennt. Dieser wird in der Atmosphäre verglühen.
Das konische Kommandomodul besitzt hingegen einen Hitzeschild an der gewölbten
Rückseite, welcher beim Wiedereintritt in Flugrichtung ausgerichtet wird. Der
Winkel in dem Apollo 11 den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre
absolvieren muss, beträgt 6,5° plusminus 1°. Würde das Schiff zu steil
wiedereintreten, würde die Atmosphäre es zu schnell abbremsen, das Hitzeschild
würde durch die große Reibung verglühen, und somit das Raumschiff verbrennen.
Wäre der Wiedereintrittswinkel zu flach könnte das Schiff wie ein flacher
Stein, das man übers Wasser wirft, abprallen. Der Wiedereintritt kann durch
Rotation um die Längsachse gesteuert werden - damit wird der Schwerpunkt
verlagert.
Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre beginnt um 17:23 MEZ nach 193:50h Flugzeit - und damit auch der Blackout (Abbrechen) aller Funkverbindungen. Der Blackout wird durch die beim Eintritt herrschenden Außentemperaturen der Apollokapsel verursacht. Die umgebenden Moleküle gehen in einen Plasmazustand über und lassen somit keine Radiowellen durch.
Nach
drei endlosen Minuten meldet ein Bergungsflugzeug Sichtkontakt mit Apollo 11
- alle drei Fallschirme öffneten planmäßig. Der Wiedereintritt war geglückt!
Nun folgte die Wasserung der Kapsel. Dabei pumpen sich automatisch Luftkissen
an der Außenseite auf, um das Schiff zu stabilisieren. Schließlich bringen
Marinetaucher die drei Astronauten über einen Kran zum Bergungshubschrauber.
Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins wurden schließlich von Präsident
Nixon auf dem Flugzeugträger Hornet empfangen. Sie standen allerdings unter
Quarantäne, da man damals noch nicht wusste, ob man vom Mond nicht gefährliche
Bakterien,Viren o.ä. mitbrachte. Die Astronauten wurden schließlich über
Hawaii nach Houston geflogen.
Damit endete das größte Abenteuer der Menschheit.