Meine Motorradtour durch Südschweden
Reisetagebuch
26.08.2005 – 07.09.2005
Reisetagebuch
© 2005, Bernhard Grubelnig
Inhalt
Tag 1, 26. 08. 2005 Wien – Hamburg 1100km
(Autoreisezug)
Tag 2, 27.
08. 2005 Hamburg-Varberg, 512km
Tag 3, 28. 08. 2005 Tagestour
Varberg-Göteborg-Varberg 250km
Tag 4, 29. 08. 2005 Varberg-Lidköping 250km
Tag 5, 30. 08. 2005 Lidköping-Strömstad,
320km
Tag 6, 31. 08. 2005 Strömstad-Arvika,
350km
Tag 7, 01. 09. 2005 Arvika-Norrköping,
405km
Tag 8, 02. 09. 2005 Norrköping-Kolmarden-Norrköping,
50km (Ruhetag)
Tag 9, 03. 09. 2005
Norrköping-Öland-Karlskrona, 540km
Tag 10, 04. 09. 2005 Karlskrona-Aspö-Ystad,
250km
Tag 11, 05. 09. 2005 Ystad-Malmö, 75km
Tag 12, 06. 09. 2005 Malmö-Trelleborg,
60km
Tag 13, 07. 09. 2005 Trelleborg-Wien,
1430km (davon 1350km per Fähre bzw. Autoreisezug)
Ausgangspunkt
meiner Reise war Wien. Von dort gings per Autoreisezug nach Hamburg und mit dem
Motorrad weiter nach Schweden.
In Schweden
verlief meine Route im Urzeigersinn von Helsingborg über Strömstad nach
Norrköpping nach Karlskrona nach Ystad bis nach Malmö. Die Rückfahrt trat ich
von Trelleborg aus mit der Fähre an.
Alles in allem
fuhr ich in 13 Tagen rund 3500km. Ein gutes Stück davon auf Schotterpisten und
Waldwegen.
Mein Motorrad ist
eine Honda Transalp XL650, BJ. 2003.
TA XL650, 55PS, 650ccm
Die Maschine
hatte bei Abfahrt rund 8000km auf dem Tacho und dies war meine erste größere
Tour.
Bepackt war die
Transalp mit einem Tankrucksack, 2 Textilseitentaschen, einem TopCase und einem
50l Speedbag von Louis.
Alleine war so
ein bequemes fahren möglich. Für eine zweite Person hätte ich keinen Platz mehr
gehabt. Dafür hatte ich wirklich alles mit, was man für einen
Motorradcampingurlaub braucht: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Campinggrill,
Geschirr, Regenzeug, etc.
Anreise
Die Fahrt mit dem
Autoreisezug von Wien nach Hamburg und retour schlug mit 290.- Euro zu buche.
Liegewagen inbegriffen.
Die Route für die
Hinfahrt (Deutschland – Schweden) war die sogenannte „Vogelflugroute“ über
Dänemark Die beiden Fähren kosteten ca. 50 EUR.
Für die Rückfahrt
wählte ich die Fähre Trelleborg-Travemünde (Tagfahrt), die ca. 60 EUR kostete.
Sprit
Ich betankte die
Transalp genau 12 mal. 194 Liter Normalbenzin gingen insgesamt durch die
Zapfsäulen. Macht also bei aktuellen Spritpreisen ca. 250.- EUR.
Unterkunft
Die Kosten für die
jeweilige Unterkunft hab ich bei den einzelnen Tagesberichten angeführt.
Essen&Trinken
Pizza, Pasta usw.
sind preislich absolut mit Österreich zu vergleichen. Für ein „schönes“
Abendessen muss man etwas tiefer in die Tasche greifen.
Die Faustregel
könnte lauten: 10 Euro für eine Pizza inkl. Getränk (nicht alkoholisch!) und
man ist wirklich satt….
Bei den Getränken
ists auch relativ einfach: Wer Alkohol trinken will muss eine ordentliche
Reisekasse dabei haben. „Starköl“ (=Bier mit >4,2% Alkohol) schlägt mit mehr
als 5 € pro halbem Liter zu Buche. Wein gibts in Hülle und Fülle im
Systembolaget (staatliches Alkoholmonopol) zu Preisen, die mind. 30% über den
Österreichischen liegen.
Maut&Fähren
In Schweden sind
alle Straßen mautfrei. Auch die (gelben) Inlandsfähren sind kostenlos, da Teil
der „normalen“ Straße.
Meine Reisezeit
(Ende August bis Anfang September) war im nachhinein gesehen optimal. Neben dem
angenehmen Effekt, dass die Touristenmassen von Mittsommer schon weg waren und
sich die Campingplätze günstiger als im Hochsommer präsentieren, war auch das
Wetter wunderbar zum biken.
Es gab zwar
mitunter recht frische Nächte (die Temperatur ging runter bis auf 4° Celsius),
aber tagsüber schien die Sonne und tauchte die Landschaft in ein wunderschönes,
nördliches Licht. Bei 25° Celsius und mehr, hab ich mir sogar den einen oder
anderen Sonnenbrand im Gesicht geholt.
Trotzdem: Das
Wetter in Schweden (besonders an den Küsten) ist unberechenbar und schlägt sehr
schnell um. Mir ist bewußt, daß ich auch 2 Wochen Dauerregen hätte haben
können.
Als „Hauptkarte“
verwendete ich die Beilage zum Baedecker Reiseführer „Schweden“, im Maßstab
1:950 000.
Für die
jeweiligen Regionalkarten hab ich mich in den lokalen Touristenbüros in
Schweden umgesehen und sehr brauchbares Material (gratis!) bekommen.
Für eine
ordentliche Routenplanung ist ein Reisführer unerlässlich. Als „besten seiner
Klasse“ kann ich den Lonely Planet Führer „Sweden“ empfehlen. Nicht nur, dass
dieser sehr viele Tipps für Sehenswürdigkeiten und ganz brauchbare Stadtpläne
enthält, ist auch die Auswahl der (günstigen) Übernachtungsmöglichkeiten und
deren Bewertung eine grosse Hilfe auf der Reise.
Nicht nur einmal
hat mich der Lonely Planet zu wunderbaren Campingplätzen geführt, bei denen ich
durch die exakten Kontaktdetails auch immer schon unterwegs buchen konnte.
Sogar die Angaben
bezüglich Restaurants und Bars haben meistens mit meinen persönlichen
Eindrücken übereingestimmt.
Nach einigen Fahrübungen mit der vollbepackten
Transalp (ab sofort „TA“) gehts endlich los Richtung Schweden.
Die Honda Transalp
vollbepackt in meiner Garage
Puenktlich um 18.40 verlasse ich die Garage
und.... es regnet!!!! Das faengt ja gut an. Also rein in die Regenmontur
(gluecklicherweise noch schnell beim „Louis“ erstanden) und ab zum WienerWestbahnhof.
Autoreiszug nach
Hamburg
Nach einer
kurzen Schrecksekunde, verursacht durch den freundlichen ÖBB Beamten („nach
Hamburg hab ich nur ein Motorrad auf der Liste.... und der ist schon da!“
.....such...such....blätter...blätter....“ach ja, da hinten, auf der letzten
Seite, tatsaechlich noch ein Moped!“) kann ich meine TA auf einem der Autowaggons
parken. Ziemlich knappe Angelegenheit für den Kopf! Da sind keine 5 cm Platz
zwischen dem Helm und der oberen Decke des Waggons.
Fachmännisch
Festgezurrt auf dem Zug
Die
Maschine wird festgezurrt und die Arbeit der ÖBBler macht einen ordentlichen
Eindruck. Da kann wohl nix mehr passieren.
Ich nehme
die wichtigsten Utensilien mit und mache mich auf die Suche nach meinem
Liegewagenabteil. Ist auch gleich gefunden. Inklusive 3 freundlicher Gesichter
mit asiatischem Einschlag, die mir schon entgegenlächeln.
Waiki,
Claire und Juni sind 3 Hong-Kong Chinesen
auf der „in 8 Tagen durch Europa“ Tour und auf dem Weg nach Hannover.
Waiki und Claire
Eine
lustige Unterhaltung beginnt und wir staunen, wieviele Leute auf engstem Platz übernachten
können. Das Abteil wird nämlich ab St. Pölten noch voller, da eine nette
Niederösterreicherin einsteigt, die in Hannover ein Fernstudium absolviert.
Mangels Speisewagen muss ein selbstmitgebrachter Marillenschnaps als
Schlaftrunk herhalten. Sehr zum wohlgefallen der Chinesen, denen die
Spezialitaet aus Österreich sehr gut schmeckt und ein paar Fotos wert ist.
Selig
schlummer ich im obersten Bett des Abteils ein..... den Ohrstöpseln sei dank!
Nach einer Nacht,
die ich mehr schlecht, als recht im leider viel zu kleinen Liegewagenbett verbringe,
komme ich um 8:30 Uhr in Hamburg an. Das Wetter ist super und so warte ich
gespannt auf die Entladung meiner Maschine.
Es geht mir alles
viel zu langsam.... ich will fahren!!!! Nach einer halben Stunde ist es endlich
so weit und ich sitze auf der TA. Nur kurz muss ich mich mit den unübersichtlichen
Strassen von Hamburg herumschlagen und ich bin auf der A8 Richtung Lübeck. Nach
ca. 5 km ziehe ich mir die das Endurogewand an, welches mich die nächsten Tage
wie ein zweite Haut begleiten soll. Die Jacke und die Hose sind angenehm zu
tragen und bieten (zumindest kann man sich das ja einbilden) einen gewissen
Schutz bei Regen und Sturz....
Bevor ich das
Festland verlasse, mache ich einen kurzen Abstecher nach Heiligenhafen und
geniesse bei 25 Grad und Sonnenschein ein Matjesbrötchen im freien.
Heiligenhafen
Bei einem kurzen
Shoppinghalt im lokalen Supermarkt kaufe ich einen Liter Wein, Tee, ein paar
Süssigkeiten und auch einen Liter „Spirituose“, der mir in einigen Tagen noch
wertvolle Dienste erweisen sollte.
So ausgerüstet
nehme ich das „Hochpreisland“ Schweden in Angriff. Bei Fehman führt eine Brücke
über die Kieler Bucht, über die ich endgültig das deutsche
Festland verlasse.
Brücke über die Kieler Bucht
Punkt 12:00 Uhr
fahre ich auf die Fähre Puttgarden-Rodby und bin 20min später in Dänemark.
Puttgarden - Rodby
Ich will so
schnell wie möglich über die langweilige Autobahn durch Dänemark und halte nur
2 mal (Tankstopp und Fotostopp bei der Brücke von ...... tja wenn ich das noch
wüsste)
Die Brücke,
von der ich nicht weiss, wie sie heisst...
Ich kann mein
Glück kaum fassen: Noch immer strahlender Sonnenschein und angenehme
Temperaturen als ich in Helsingor auf die Fähre nach Schweden auffahre.
Vor der Fährüberfahrt nach
Schweden
Gut, dass ich zu
diesem Zeitpunkt noch nicht weis, wass das Wetter noch mit mir vorhat.
Um 15.31 Uhr
betrete.... äh... befahre ich Schwedischen Boden!
Ich mache mich
auf den Weg Richtung Norden und erkore Varberg als mein Etappenziel aus. Aber
in der Gegend um Falkenberg schlägt das Wetter um und ich spüre Regentropfen.
Hmmmhh... Ich
nutze einen Tankstopp um die Lage zu sondieren: Bis Varberg sind es noch ca.
30km und der Regen scheint mir nicht sehr stark zu sein. Also: Regenkluft
bleibt im Gepäck. Muss sowieso noch zum Bankomaten, sonst kann ich am Abend den
Campingplatz nicht bezahlen.
Und siehe da: Als
ich fertig bin mit tanken und geldabheben hört der Regen auf! Wunderbar! Also,
rauf auf die TA und abgedüst nach Varberg. ABER: Keine 5 Minuten später bin ich
im stärksten Wolkenbruch, den man sich vorstellen kann!!!! Es schüttet, ich
habe keine Regenmontur an und weit und breit kein geeigneter Unterstand. Was
solls. Ich fahre weiter.
Nachdem ich das
Wasser durch meine Endurokleidung schon auf der Haut spüre, halte ich doch. Ein
Wartehäuschen für Busreisende dient mir als Notunterstand und hier sehe ich das
wahre Ausmaß der „Katastrophe“. Ich bin wirklich nass bis auf die Unterhose...
sogar aus den Packtaschen, die ich seitlich am Motorrad befestigt habe, rinnt
das Wasser.....
In diesem Moment
beginne ich an dem Vorhaben „Mit dem Motorrad durch Schweden“ zu zweifeln. Also
warte ich..... und nach ca. 15 Minuten ist der Wolkenbruch vorbei. Ich fahre
die letzten 15km nach Varberg und finden einen netten Campingplatz Apelviken (www.apelviken.se).
Nachdem meine
gesamte Ausrüstung und auch ich total durchnässt sind, nehme ich mir eine
Campinghütte für 2 Tage. Das Preis/Leistungsverhältnis (250.- Kronen/Nacht für
eine 2-er Hütte mit Kühlschrank, Herd, TV und netter Terasse) sollte das beste
in meinem gesamten Urlaub sein.
Meine erste Campinghütte in
Schweden, aussen
...und innen, mit meiner
Ausrüstung aufgehängt zum trocknen
Im örtlichen
Supermarkt kaufe ich mir ein schönes Steak und brate es mir auf meinem
Campinggrill (der trotz Regenguss super funktioniert). Die Flasche Wein aus
Deutschland kommt mir an diesem Abend gerade recht.
Zum Glueck habe
ich meinen Schlafsack im „Louis Speedbag“ auf der Maschine gehabt, und ich
schlafe erschöpft, aber trocken meine erste Nacht in Schweden.
Nach einer
wunderbaren erholsamen Nacht in meiner kleinen, aber feinen Hütte stehe ich um
ca. 8:00 Uhr auf und „koche“ erst mal Frühstück. Tee mit Keksen.
So gestärkt mache
ich mich mit abgepackter TA entlang der Küstenstrasse auf nach Göteborg.
Besonders die
liebevoll hergerichteten Ferienhäuschen an den Stränden haben es mir angetan.
Rot ist zwar die vorherrschende Farbe, aber auch Gelb und Blau ist zu finden.
Nette Strandhäuschen an der Westküste
zwischen Varberg und Göteborg
Das Wetter ist
zwar bewölkt, windig und hin und wieder kommt der eine oder andere
Regentropfen. Insgesamt aber kein Vergleich zu dem was sich da am Vortag
abgespielt hat.
Göteborg ist eine
sehr nette Stadt, wo von Sonntagsruhe nichts zu merken ist. Fast alle Geschäfte
haben geöffnet und so lasse ich nach dem „Lunch“ bei Burger King meiner
Schoppinglaune freien Lauf. Eine Hose von H&M ist es schliesslich
geworden...
Göteborg
Nach einem
Espresso in einem der vielen Strassencafe´s mache ich noch eine Runde um
Göteborg und fahre Richtung Hafen.
Eher zufällig
fahre ich dabei über die Älvsborgsbron – Brücke, von der aus man eine herrliche
Sicht auf den Hafen von Göteborg hat.
Älvsborgsbron – Brücke über
die Hafeneinfahrt von Göteborg
Nach einem kurzen
Stopp an der Tankstelle um Kettenöl für die TA zu besorgen, fahre ich wieder
Richtung Varberg, allerdings nicht auf direktem Weg, sondern über Färas uns
Sättila.
Die Strasse ist
ein Traum und gibt mir einen ersten Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Kurvig,
mit vielen Kuppen und Wellen und fast menschenleer.
Um 17.30 Uhr
erreiche ich wieder den Campingplatz und packe meine Sachen für den nächsten
Tag zusammen. Mein Reisetagebuch schreibe bei einem Leuchtturm, gar nicht weit
von meiner Hütte entfernt.
Idealer Platz zum
schreiben...
Den Abend
lasse ich „stimmungsvoll“ mit Wein, Weissbrot, Pfeife und meinem schwedischen
Krimi von H. Mankell auf der Terasse meiner Hütte ausklingen.
Ein entspannter Abend
nach einem Tag in der Stadt....
Heute hat mich
der heftige Regen, der an mein Hüttenfenster prasselte, um 6.30 Uhr aufgeweckt.
Ich befürchte schon, dass ich gezwungenermaßen meine Abfahrt auf später
verschieben muss, aber pünktlich um 8.00 Uhr hört der Regen auf und ich
verlasse den Apelviken Campingplatz.
Ich nutze das
nicht allzu schöne Wetter und gehe in Varberg zum Frisör. Nach einer halben
Stunde Wartezeit, die ich mit einem Morgenespresso verkürze, komme ich dran und verlasse frisch „gestylt“ die Stadt in Richtung
Nordosten.
Kurzer Halt auf dem
Weg nach Lidköping
Es geht an Seen
entlang nach Boras und von dort nach Lidköping, am Vänern. Der Vänern ist der
größte See Schwedens und der drittgrößte Europas.
Wettermäßig ist
es den ganzen Tag über eine „Zitterpartie“, aber es bleibt trocken. Der Wind
ist allerdings so stark, dass ich manchmal denke mich wehts von der Maschine.
Die Fahrerei ist
unter diesen Umständen ziemlich anstrengend und so bin ich froh, dass ich schon
um 15.00 Uhr den Krono-Campingplatz (http://www.kronocamping.com)
in Lidköping erreiche. Und prompt als ich in meine Hütte „einchecke“ (425
skr/Nacht) geht ein Regenguss nieder. Glück gehabt!
Die komfortable Hütte am
Krono Campingplatz in Lidköping
Nachdem der
Schauer schnell vorbei ist, packe ich die TA ab und mache noch eine kurze Tour
in die Umgebung von Lidköping.
Ich fahre zum
Schloß Lackö, das ein Photo wert ist. Ich verzichte aber auf die Führung im
Inneren...
Schloß Lackö
Auf dem Rückweg
geht mir fast der Sprit aus! Ich schaffe es gerade noch bis zu Tanke unweit
meines Campingplatzes.
Nach einer
entspannenden Dusche mache ich mich auf dem Weg in die Stadt und esse in der
türkischen Pizzeria (Rhodes) wunderbaren Kebab und gönne mir dazu ein „Starköl“
(= normales Bier mit 4,8% Alkohol) um stolze 49 Skr. Das sind über 5 Euro. Na,
ja... muss auch mal sein.
Als ich heimkomme,
mache ich einen kleinen Spaziergang am See und lerne Anne und Ulrike aus Lübeck
kennen. Die eine angehende Ärztin, die andere bei der Kripo.
Wir trinken vor
meiner Hütte gemeinsam Tee und sie berichten mir von Ihrem Vorhaben, per Rad
den Vänern entlang zu fahren. Auch sie haben den ganzen Tag mit dem Wind
gekämpft. Da bin ich richtig froh, dass ich 55PS habe, die mir dabei helfen...
Um 22.00 Uhr
schlafe ich selig auf der zum Doppelbett (!) umfunktionierten Couch in der Hütte ein.
Ulrike und Anne trinken mit
mir Tee .....
Es beginnt wie
ein perfekter Tag! Ich habe in meiner „Komforthütte“ geschlafen wie ein Baby
und bin erst von den Sonnenstrahlen (!), die sich ihren Weg durch mein
Hüttenfenster bahnen, aufgewacht.
Nach dem
obligaten Tee&Kekse Frühstück verlasse ich um 8:15 Uhr den Campingplatz und
fahre wieder zurück nach Westen. Ich muss unbedingt noch mehr sehen vom
„Bohuslan“, der bizarr, wildromantischen Gegend im Nordwesten von Südschweden.
Über Trollhagen,
wo ich die riesigen SAAB Werke passiere, und Udevalla gehts an die Küste nach
Bokenäs, wo ich mit der Fähre nach Lysekil übersetze. Die gelben Innlandsfähren
sind in Schweden gratis, da Teil des Strassennetzes.
Fähre zwischen Bokenäs und
Lysekil
Es ist ein
traumhafter Tag mit perfektem Wetter. Der Wind hat sich gelegt und von Wolken
oder gar Regen keine Spur mehr.
In Lysekill mache
ich Pause und kaufe ein paar Postkarten, die auch gleich Ihre Reise in Richtung
Heimat antreten.
Weiter gehts
immer der Küste entlang Richtung Hamburgsund, wo es die wahrscheinlich kürzeste
Fährverbindung Europas (knappe 200m) zu bestaunen gibt. Die Gegend ist einfach
traumhaft schön und erinnert ein Wenig an Irland.
Bohuslan – wunderschöne,
wildromantische Landschaft
Es gibt unzählige
von den so nett anzusehenden roten Häuschen, in all den kleinen Orten und
hinter jeder Strassenkuppe eine neue, atemberaubende Kulisse.
In Fjällbacka
mache ich eine Kaffeepause und beschließe, den schönen Tag zu nutzen und lege
mein Etappenziel mit Strömstad fest.
Fjällbacka – typische
Häuserfront in Westschweden
Auf meinem Weg
Richtung Norden mach ich noch den einen oder anderen Abstecher zur Küste und
entdecke immer wieder Natur, wie sie schöner nicht sein könnte.
Noch mehr Natur am Bohuslan....
In Strömstad
angekommen finde ich einen Campingplatz (http://www.selater-camping.com), dessen
Hütten nicht allzu modern, dafür aber gross (für 4 Personen) und günstig (350
Skr/Nacht) sind.
Ich beziehe die
Hütte und beschließe, diesen herrlichen Tag mit einer Grillerei auf meinem
mitgebrachten Campinggrill zu beenden.
In Strömstad
mache ich noch kurzen Halt beim örtlichen Tourist-Office um mich mit
Kartenmaterial einzudecken.
ABER als ich
weiterfahren will, habe ich ein schwammiges Gefühl am Hinterrad: PATSCHEN!
Schraube im Hinterrad – da
kann der beste Metzeler Reifen nicht mehr...
Ich finde auch
gleich die Ursache, warum ich plötzlich um 5 cm tiefer sitze: Eine Schraube hat
sich in mein Hinterrad gebohrt....
Ok: Also den ARBÖ
angerufen (hab ja schließlich einen Sicherheitspass extra für diesen Zweck
gekauft) und mein Problem geschildert. Um 17:30 setze ich den „Notruf“ ab. Und
siehe da: „Kaum“ 2 Stunden später meldet sich ein Schwede vom örtlichen
Pannendienst, um mir mittzuteilen, dass es besser ist, die Maschine im Ort
stehenzulassen und am nächsten Tag zur geöffneten Werkstatt zu bringen, da sie
ansonsten unbeaufsichtigt mitten in einem Industriegebiet stehen würde.
Ich stelle die TA
also mit einem mulmigen Gefühl an einem Parkplatz ab und mache mir mit dem
Pannenfahrer ein Treffen am nächsten Tag um 8:00 Uhr aus.
Mit dem Taxi
gehts zurück zum Campingplatz. Grillerei gibts trotzdem, aber der Platz für die
TA bleibt leer....
Am Campingplatz
ist es so still, fast schon unheimlich.
Abendliche Stimmung am
Campingplatz... ohne die Transalp...
Heute ist um 7:00
Uhr Tagwache. Das Taxi vom Campingplatz nach Strömstad zur havarierten Maschine ist für 7:30
Uhr bestellt und ist auch pünktlich vor Ort.
20 Minuten
später stehe ich am Parkplatz, wo ich am Tag zuvor schweren Herzens die TA
zurücklassen musste.
Ich bin
froh, dass sie noch an Ort und Stelle ist, will gerade das Zusatzschloß
abmontieren, da kommt auch schon der „Pannemann“ mit einem gelb-roten
Abschleppwagen um die Ecke.
Er gibt mir
Luft in den kaputten Reifen, um vielleicht doch die paar Kilometer zur
Werkstatt zu fahren. Aber nach kaum einem Kilometer ist der Reifen wieder
platt.
Also:
Aufladen!
Ich fahre
wackelig auf die heruntergeneigte Ladefläche des Abschleppwagens und der
Pannenfahrer
zurrt die TA fest. Ich nehme im Wagen vorne Platz und schon gehts Richtung
Werkstatt.
Auch eine Art Benzin
zu sparen.....
Ein paar
Minuten später sind wir an unserem Ziel angekommen: Der lokale Harley Davidson
Shop von Strömstad.
Obwohl die
Werkstatt erst um 9.30 Uhr Öffnungszeit hat, tuckert im selben Moment eine
mächtige Harley um die Ecke. Der Werkstättenchef ist scheinbar Frühaufsteher.
Die TA wird
(genau so wackelig wie vorher in die andere Richtung) von mir vom Wagen
gefahren und ich rolle in die Werkstatt, die eher einer Formel 1 Box als einer
Schrauber-Halle gleicht. Alles ist blitzblank und ich staune, wie gut die
Schweden ausgerüstet sind.
Der – etwas
wortkarge – Harley Händler und Schrauber erklärt mir, dass er erst seit 7
Monaten im Geschäft ist und deswegen alles so ordentlich aussieht.
Die
TA aufgebockt in der „F1 Box“ Der
Schrauber am Werk....
Der Reifen
bekommt einen neuen Schlauch und das Loch im Mantel wird geflickt. Ich nütze
die Zeit und sehe mich ein Wenig im Shop um. Da sticht mir doch tatsächlich ein
Helm ins Auge. Nachdem mir mein Jethelm die letzten Tage sowieso zu kalt
geworden ist, kaufe ich den Helm und lasse den alten vom Händler nach
Österreich schicken (er kommt tatsäechlich 16 Tage später unversehrt dort an).
Sicherlich
auch, weil er gutes Geschäft mit mir macht, wird der Harley Händler immer
gesprächiger und verrechnet mir für die Reparatur nur knapp 45.- Euro. Da bin
ich positiv überrascht.
Mit neuem
Helm (seeeeehr angenehm!) und geflicktem Reifen kann ich mich endlich um 11.00
Uhr auf den Weg Richtung Osten machen. Zuvor muss ich noch zurück zum
Campinglatz und die Hütte räumen.
Ich nehme
mir vor, wenigstens ein paar Kilometer durch Norwegen zu fahren. Bei Halden
überquere ich die Grenze nach Norwegen. Nur ein Schild und ein Grenzstein
erinnern, dass man eigentlich die Europäische Union verlässt. Kein Grenzposten
weit und breit...
Grenze zwischen
Norwegen und Schweden
Ich fahre
nur kurz durch norwegisches Gebiet und halte mich bald wieder Richtung Süden.
Nach ca.
30km bin ich auch schon wieder in Schweden, und mein Weg führt mich nach Ed.
Das dortige Touristenbüro ist sehr nett und empfiehlt mir, entlang des „Stora
Le“ zu fahren. Das wäre die ideale Motorradstrecke mit vielen Kurven.
Und man hat
mir wirklich nicht zu viel versprochen! Die Straße bietet wirklich alles:
Kurven, Steigungen, verträumte Seen, schöne Rastplätze und vor allem: Das
Wetter ist sonnig und warm!
Wunderbare Straße
entlang des Stora Le
In
Nössemark angekommen setze ich mit der Inlandsfähre ans Ostufer des Stora Le
über.
Ich
beschließe in der Gegend zu bleiben und verlasse mich auf das ausgezeichnete
Kartenmaterial, das ich vom Touristenbüro bekommen haben. Dank der detailierten
Wegbeschreibungen traue ich mich in die „Wildnis“ und fahre fast 150km auf
Schotterpiste durch den Naturpark Glaskogen.
Schotterpiste
im Naturpark Glaskogen
Als ich an
einem traumhaft schönem See vorbeikomme, der mitten im Wald liegt, überlege ich
kurz ob ich hier wild campen soll. Der Platz ist einfach zu verlockend. Da ich
aber keinen Proviant mithabe und auch das Handy nicht funktioniert (für den
Notfall...), fahre ich weiter nach Arvika und beziehe am Campingplatz
„Ingestrand“ Quartier.
Die Hütte
(275 Skr) ist wirklich nett und absolut ruhig gelegen. Auch zum See sind es nur
ein paar Schritte.
Diesen
perfekten Tag lasse ich mit einem BBQ ausklingen, bei dem ich ein Steak aus dem
örtlichen „Konsum“ verdrücke. Heute brauche ich allerdings nicht alleine essen:
Eine Katze leistet mir Gesellschaft....
Romantische
Hütte
in Arvika
Steak
schmeckt
auch
der Katze
Im Gegensatz zum
Vortag ist heute ungehindert um 9:10 Abfahrt am Campingplatz. Auch heute
beginnt der Tag mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Aber ich bin
richtig froh, dass ich den Vollvisierhelm gekauft habe. Das Thermometer zeigt
nur 5 Grad! Im Laufe des Tages wird es aber wärmer und so hole ich mir sogar
einen kleinen Sonnenbrand im Gesicht.
Zur Fahrt: Von
Arvika fahre ich Richtung Karlstad querfeldein und mache kurzen Halt, um ein
paar Schwarzbeeren zu pflücken, die es hier massenhaft gibt.
Schwarzbeeren aus dem
schwedischen Wald – absolut bio!
Mittlerweile bin
ich auf Schotterpisten schon etwas unvorsichtig geworden, was mir in einer
Kurve fast zum Verhängnis wird.
Die TA gerät samt
mir und Ladung in einen kleinen Graben neben der Piste, ich kann die Maschine
aber gerade noch abfangen und komme unbeschadet aus der Sache heraus. Ist mir
eine Lehre und ich nehme etwas Gas und Übermut zurück.
Nach ca. 60km
querfeldein auf denen es wieder wunderschöne Natur zu sehen gibt (inkl. der
„üblichen“ Seen), erreiche ich Karlstad, wo ich Kaffeepause mache und die
Unmengen an blonden Schwedinnen bewundere....... ein netter Anblick!
Schwedinnen,
die jedes
Klischee
erfüllen...
Genug gegafft und
weiter gehts nach Kristinehamm, von wo aus ich Richtung Süden nach Sjötorp
fahre.
Mein Ziel ist es
den Götakanal zwischen dem Vänern und dem Vättern See entlang zu fahren. Eine
nette Strecke, die auch viele Fahrradfahrer nutzen. Sehenswert sind vor allem
die Schleußenanlagen, die ein beachtliches Niveau überwinden....
Schleußenanlage am Götakanal
Ein kurzer Stopp
in Karlsborg, und schon fahre ich wieder Nordosttwärts den Vättern entlang
immer Richtung Etappenziel: Norrköping.
Ehrlich gesagt
tut mir schon der Hintern weh vom vielen Motorradsitzen und so beschließe ich
morgen einen Ruhetag einzulegen und den (laut Lonely Planet) größten Zoo
Europas in Kolmarden, www.kolmarden.com (25 km nördlich von Norrköping) zu
besuchen.
Die Hütte, die
ich am „Himmelstalunds“ Platz bekomme (http://www.norrkopingscamping.com)
ist zwar wirklich luxuriös, aber eigentlich für 4 Personen und auch
dementsprechend teuer (480 Skr/Nacht).
Gut, aber teuer – 4 Personen – Hütte in Norrköping
Ich mache mich
also auf die Suche nach dem „Hörnans“ Hostel, welches im Lonely Planet
empfohlen wird. Nach kurzem Kampf mit dem etwas gewöhnungsbedürftigen
Straßensystem in Norrköping, werde ich fündig und buche im Pub, welches dem
Hostel angeschlossen ist, für die nächste Nacht. 380 Skr für das Einzelzimmer.
Auch nicht geschenkt, aber dafür mit absperrbarem Platz für die TA!.
Die angestellten
sind sehr nett und so nütze ich gleich die Gelegenheit und esse schwedisches
„Pub Food“ und trinke ein Bierchen auf den langen Tag....
Heute ist Ruhetag
angesagt. Am Morgen übersiedle ich vom Campingplatz in die Jugendherberge in
die Stadt.
Sehr nettes
Zimmer mit Kabel-TV, wo ich das erste mal (mit 3 Tagen Verspätung!) die Außmaße
des Wirbelsturms „Katrina“ in New Orleans sehe....
Den Tag verbringe
ich total entspannt im Zoo von Kolmarden. Bis... ja bis zu dem Zeitpunkt, wo
ich merke, dass ich irgendwo in dem riesigen Zoo mein Handy verloren habe. Ich
suche zwar so gut wie möglich alles ab und frage auch die Angestellten... aber
leider: Das Telefon ist weg. Glücklicherweise hab ich noch meinen Blackberry
dabei. So kann ich wenigstens mit dem Ding telefonieren. Allerdings war der nur
als Notfall gedacht und so hab ich kein Ladegerät mit und der Akku ist schon
halb-leer...
Irgendwo zwischen Delphinen, Blondinen und Affen
hab ich mein Handy
verloren...
Ansonsten ist es
wie gesagt ein ruhiger Tag, da ich mich auf die morgige „Mega-Etappe“ nach
Karlskrona vorbereiten will....
Zumindest fast
ein ruhiger Tag. Haette ich´s doch beinahe vergessen: Am Abend gerate ich
unversehens in eine schwedische „Hen Night“. Da bin ich als Ausländer natürlich
gefundenes Fressen...
Schwedische Junggesellinnen
– Party
Um 9:20 Uhr
beginnt mein Monsterprogramm. Kurz noch nachgefragt, ob mein Handy im Zoo
aufgetaucht ist (natürlich nicht) und los gehts Richtung Süden, nach Vimmerby.
Vimmerby ist die
Heimatstadt von Astrid Lindgren und nehme mir vor, die dortige „Astrid Lindgren
Welt“ zu besuchen. Im Prinzip ein riesiger Kinderspielplatz, auf dem viele der
Figuren und Gegenden aus Astrid Lindgrens Büchern zu sehen sind.
Ortstafel von Vimmerby natürlich
mit Pippi
Um 11:30 bin ich
bei der Astrid Lindgren Welt (mit einem giiiiiiigantischen Parkplatz) und komme
mir fast einsam vor.
Nur 4 Autos
stehen da... kein Wunder: Der Park ist noch geschlossen (bis 12.00 Uhr) und
überhaubt im „Winterschlaf“. D.h. man kann zwar hinein, aber es gibt keine
„Animation“. Dafür zahlt man aber auch keinen Eintritt.
Anfangs bin ich
fast ein wenig enttäuscht, aber dann sehe ich den Vorteil der Wintersaison: Bis
auf mir sind nur 2 oder 4 Familien da, die den Park mit ihren Kindern als
riesigen Spielplatz benutzen. Nette Iddee....
Liebevoll gestaltete
Häuschen in der Astrid Lindgren Welt...
..in der auch die Villa
Kunterbunt nicht fehlen darf!
Nach ca. einer
Stunde fahre ich weiter querfeldein Richtung Kalmar. Ich bemerke ein komisches
Quitschen, das da von der TA kommt.
Ich bleibe stehen
und gönne ihr ein paar Spritzer Kettenflüssigkeit und siehe da: Problem
behoben. Aus mir wird noch ein richtiger Mechaniker...
Das Wetter ist
(wie immer) wunderbar und da ich super in der Zeit liege, entscheide ich mich
einen Abstecher nach Öland zu machen. Öland ist ein langgezogene Insel die vor
der Ostküste Schwedens liegt und angeblich mehr Windmühlen aufweist als ganz
Dänemark.
Erreichbar ist
Öland über die 1976 eröffnete und zu jenem Zeitpunkt längste Brücke Europas (6
km).
Brücke von Kalmar auf die Insel
Öland
Auf Öland fahre
ich ca. 50km bis zum südlichsten Punkt der Insel, wo es einen Naturpark und den
höchsten Leuchtturm (42m) Skandinaviens gibt.
Langer
Jan – Leuchtturm im Süden von
Öland
Auf dem Rückweg
geht mir fast der Sprit aus. Mit ach und krach schaffe ich es bis zu einer
Tankstelle und tanke in den 19l Tank 18.3 Liter....
Von Kalmar sind
es noch 85km bis nach Karlskrona. Die will ich unbedingt schaffen.
Und um 18:30
fahre ich in die bisher schönste Stadt meiner Reise ein. Auf 24 Inseln ist
Karlskrona erbaut und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Der
Hafen von
Karlskrona
Das gesamte Flair
von Karlskrona ist fast mediterran und erstrahlt in einem ganz besonderen
Licht.
Sogar die Fahrt
zum Campingplatz wird ob der tollen Lage zum Erlebnis. Ich habe unterwegs im
Lonely Planet die Telefonnummer von Dragsö Camping (http://www.dragsocamping.nu) gefunden
und mir ein Zimmer (300 Skr/Nacht) reserviert.
Der Platz ist
einfach ein Traum und liegt direkt an einer wunderschönen Bucht. Das Zimmer ist
schön eingerichtet und hat eine Couch, die zum komfortablen Doppelbett
umzubauen ist.
Mein
Zimmer (zweite Tür von links) am Campinplatz Dragsö
Sonnenuntergang
vom
Zimmer
aus....
...und
kurz danach im Hafen
Nach ausgiebiger
Dusche fahre ich in die Stadt und genehmige mir als Abschluß eines
anstrengenden aber wunderbaren Tages eine stattliche Portion Gyros (im vom
Lonely Planet empfohlenen „Red Light“) und falle um 22.30 Uhr todmüde ins Bett.
So... ich bin
herrlich ausgeschlafen und verlasse den Campingplatz von Karlskrona um 9.00
Uhr. Dem freundlichen Personal von der Rezeption sage ich gerne, wie wohl ich
mich gefühlt habe und
daß Dragsö der schönste Platz meiner bisherigen Reise war.
Nachdem mir
Karlskrona so gut gefällt, will ich noch nicht weg von der Stadt. Am Vortag
habe ich mich um Fähren und Boote auf die nahegelegenen Inselchen umgesehen.
Und ich wurde fündig! Um 9.40 Uhr geht die Fähre nach „Aspö“, einer Insel mit
gerade mal 2 Orten, die sich in 40 Minuten problemlos umrunden läßt. Die
Überfahrt dauert keine halbe Stunde und so fahre ich auf der Insel auch ein
wenig querfeldein, da die Fähre zurück nach Karlskrona erst um 12.00 Uhr geht.
Ich nütze
die freie Zeit und den herrlichen Sonnenschein an diesem Sonntag und kaufe mir
im einzigen Geschäft der Insel Brot, Käse und Schinken für ein ausgiebiges
Frühstück am Strand.
Nach
ausgiebigem Brunch bleibt noch Zeit, um meine Stiefel zu putzen, was wirlich
dringend nötig ist. Man weiss ja nie, wann der nächste Regenguss kommt und da
macht sich eine ordentliche Fettschicht am Leder eben doch sehr gut....
Ordentliche Stiefelpflege
muss sein ! War schon beim Heer so...
Um 12.30 erreiche
ich wieder Festland. Von Karlskrona aus fahre ich nach Ahus, wo „Absolut Vodka“
hergestellt wird. Na, ja... ausser einer riesigen Fabrikshalle gibt es nicht
viel zu sehen. Nur wenn man vom Lonely Planet informiert ist, weiss man als
Fremder, was hinter diesen Mauern produziert wird. Kein Schild, kein Shop,
nichts.... Die Einstellung der Schweden zum Alkohol und dessen Bewerbung ist
onehin sehr eigentümlich.
Also weiter nach
Süden. Ich will mich auf die Spuren Komissar Wallanders aus den Henning Mankell
Romanen begeben. So fahre ich nach Löderup, wo in den Büchern der Vater des
Komissars wohnt.
Unweit davon (in
Kaseberga) ist die berühmte Steinformation „Ales Stenar“ zu finden. Über das
Alter wird gestritten (zwischen 2000 und 4000 Jahre spannt sich da der Bogen).
Auf jeden Fall ist die Steinsetzung in Form eines Schiffes 60m lang und damit
die grösste in Skandinavien. Die einzelnen Steine sind 4-5 Tonne schwer und
ragen 75cm in den Boden.
Die Anlage dürfte
Astrologischen Zwecken gedient haben, da sie bei Sommersonnenwende genau zum
Sonnuntertgang ausgerichtet wurde.
Die Steinformation „Ales
Stenar“ in der Nähe von Ystad
Die Anlage ist
(obwohl schon Nebensaison) äusserst gut von Touristen aus der ganzen Welt
besucht. Ein Foto ohne störende „Poser“ ist da wirklich schon ein kleines
Kunstwerk.
Wie ich so auf
dem Plateau über das Meer sehe, beschließe ich die letzten Tage wirklich ruhig
anzugehen und mir die Fahrt durch Dänemark auf der Heimreise zu ersparen. Ich
werde mich erkundigen, was die Fähre Trelleborg-Travemünde kostet. Die würde
mich in 7h gemütlich nach Deutschland bringen.
In Ystad angekommen,
verfolge ich weiter die Spuren des Krimihelden Wallander und mache Besuche und
Fotostopps in der Mariagatan (Wallanders Wohnadresse), beim Hotel Continental
und bei „FoFo´s“, dem Lieblingslokal des Komissars...
Die Mariagatan und das Hotel
Continental. Schauplätze der
Wallander – Krimis in Ystad
Bei so viel
Sightseeing und Spurensuche vergesse ich fast auf meine Unterkunft. Zuerst
versuche ich mein Glück bei einem kleinen Hotel in der Stadt, aber 650
Skr/Nacht sind mir dann doch um eine Spur zu viel.
Also wieder mal
den Lonely Planet zu Rate gezogen: Angeblich gibts im ehemaligen
Bahnhofsgebäude eine nette Jugendherberge. Und tatsächlich: Um 185 Skr/Nacht
bekomme ich ein 6-Bett Zimmer zur Alleinbenützung. Guter Kauf....!
Nachdem ich die
Maschine ordentlich geparkt und in mein riiiiiiiiesiges Zimmer eingecheckt
habe, mache ich noch einen kleinen Abendspaziergang durch das entzückende
Städtchen Ystad.
Abendstimmung in Ystad
Als ich um 21.30
Uhr wieder in die Jugendherberge komme, hat sich eine nette Runde im
Gemeinschaftsraum versammelt.
Besonders mit
einem älteren italienischen Pärchen unterhalte ich mich lange über ihre Skandinavienreisen.
Die zwei sind mit dem Wohnmobil unterwegs, fahren in Italien aber auch
Motorrad. Sie legen mir Norwegen ans Herzen und machen mir wirklich Geschmack
auf eine Tour mit der TA entlang der Fjorde. Vielleicht das nächste Jahr....
Heute Morgen
besuche ich noch einmal, zum Abschluß meiner Ystad – Zeit, eine Stätte der
Henning Mankell´schen Welt: „Fridolfs Konditorei“.
Hier hat man sich
auf die „Wallandertouristen“ eingestellt. Es gibt einen Kuchen, der nach dem
Romanhelden benannt ist. Ich belasse es bei einem Kaffee und einen Blick in die
Zeitung... das Wetter bleibt schön!
Die Nacht im
Hostel war heiss und durch die Nähe zum Fährhafen auch relativ laut. Da kommt
mir meine Entscheidung, auf meinen letzten Tagen in Schweden nur mehr kurze
Etappen zu fahren, doppelt richtig vor....
Auf meinem Weg
nach Malmö halte ich in Trelleborg und kaufe mir ein Ticket für die
Fährüberfahrt 2 Tage Später nach Travemünde. Der Preis für die 7-stündige
Überfahrt inklusive Motorrad beträgt 485.- Skr. Auch nicht teurer, als die
„Vogelflugroute“ über Dänemark, die ich auf der Hinfahrt gewählt habe.
Schließlich muss auch der Spritverbrauch und hohe Reifenverschleiss
eingerechnet werden.
Schon um 12.30
Uhr treffe ich am Campinglpatz Sibberg (www.camping.se/m08)
ein und beziehe eine kleine Hütte (390.- Skr/Nacht), die sogar mit deutschem
Kabel TV aufwartet!
Die
„Luxushütte“ in Malmö mit deutschem Kabel-TV
Den Nachmittag
verbringe ich mit Sightseeing in Malmö bei dem ich die wunderbar angenehme
Herbstsonne genießen kann.
Außerdem finde
ich einen Vodafone-Shop, wo der nette Verkäufer sich sofort bereit erklärt, mir
meinen Blackberry (der ja, seit ich mein Handy verloren habe als Telefonersatz
dient) aufzuladen. Und hier kommt mir die Flasche Schnaps, die ich am ersten
Tag in Heilghafen gekauft habe gerade recht. Freundlichkeit gehört belohnt. Der
Verkäufer weiss gar nicht wie ihm geschieht, als ich im die Flasche als Dankeschön
über den Tresen reiche. Bei den Alkoholpreisen in Schweden auch kein Wunder...
Sightseeing bei strahlendem
Sonnenschein in Malmö
Die Suche nach
einem „normalen“ Supermarkt gestaltet sich aber schwieriger als gedacht und ich
brauche einige Zeit, bis ich geeignetes Grillgut und Brot für mein Abendessen
finde.
Schließlich kaufe
ich in einem Konsum unweit vom Campingplatz ein schönes Stück Fleisch und
knuspriges Weißbrot. Schmeckt vorzüglich am Campinggrill zubereitet....
Abendessen selbst
gekocht
Der Campingplatz
kann mit einem wunderbaren Blick auf die Öresundbrücke aufwarten. Die 14 km
lange Brücken/Tunnel-Kombination ist die grösste Brücke Europas und verbindet
Schweden mit Dänemark.
Sie besteht aus 2
Platformen für den Auto und Eisenbahnverkehr. Erst wenn man am Strand steht,
kann man das mächtige Bauwerk begreifen...
Sonnenuntergang an
der Öresundbrücke
Nachdem ich heute
noch nicht sehr viel gefahren bin, kommt auch keine Müdigkeit auf. Also mache
ich mich nochmal auf den Weg in die Stadt und genehmige mir einen Abenddrink.
Um 23.00 Uhr reichts dann aber auch mir und ich schlafe bei deutschem Fernsehen
in meiner Hütte ein.....
Mein letzer
voller Tag in Schweden! Es soll eine Mini-Etappe nach Trelleborg sein, um am
nächsten Tag möglichst nahe an der Fähre zu sein.
Die fährt zwar
erst um 10.00 Uhr los, aber die Beladung beginnt schon eine Stunde früher und
ich will am letzten Tag nicht unbedingt früh aufstehen müssen.
Außerdem hat auf
den letzten Kilometern die TA ein wenig zu brummen begonnen und der Starter
bleibt manchmal hängen. Wird wohl Zeit für das Service.... Das gönne ich ihr
aber mit freuden, da sie die gesamte Fahrt quer durch Südschweden wirklich ohne
mucken gelaufen ist.
Damit ich nicht
zu früh in Trelleborg bin, mache ich einen kleinen Abstecher auf die Halbinsel
Falsterbö, wo ich im netten Café „Kust“ einen (fast schon obligaten) Morgenespresso
in der Sonne geniesse.
Von hier sind es
nach Trelleborg nur mehr knapp 25km und ich erreiche um 12.30 den Campingplatz
Dalabadets (www.camping.se/plats/M11/). Die letzte Hütte auf meiner Reise sollte auch
gleichzeitig meine kleinste sein.
Die Behausung
gleicht wirklich eher einer Hundehütte, als einer Übernachtungsmöglichkeit für
Menschen.
Aber was solls:
Sie ist sauber und außerdem sowieso nur für eine Nacht.....
Die „Hundehütte“ von Trelleborg...
Ich packe meine
Sachen in die winzige Unterkunft und fahre nach Trelleborg. Hier besuche ich
zum wiederholten Male einen „Systembolaget“. Einer der vielen Läden des
staatlichen Alkoholmonopols.
Alkoholkauf in
Schweden erinnert mehr an einen Besuch in der Apotheke als eines Supermarkts.
Im Laden gibts Vitrinen, in denen das kostbare Gut ausgestellt ist – Anfassen
verboten! Man zieht eine Nummer und sagt dem Personal hinterm Schalter die
Nummer des edlen Tropfen, den man zuvor in der Vitrine bestaunt hat.
Dann erfolg die
Übergabe Geld (viel Geld) gegen Ware. Und schon kommt man sich vor, als ob man
etwas verbotenes getan hätte. Dabei wars nur der Kauf einer Flasche Wein...
Tja, aber der
Mensch lebt nicht vom Wein allein. Deswegen noch schnell in den Supermarkt und
allerlei „Schmanckerln“ besorgt.
Zurück am
Campingplatz werfe ich mich in die Badeshort, packe mein „Picknickwerkzeug“ ein
und setze mich an einem netten und ruhigen Tisch direkt am Strand. So lasse ich
mir Schweden schmecken.....
Picknick am Strand von Trelleborg
Nach dem Essen
sollst Du ruhn....! Getreu diesem Motto verschlafe ich meinen letzten
Nachmittag in Schweden am Strand und träume von all den schönen Seen,
Landschaften und netten Menschen, die ich auf der Fahrt gesehen und
kennengelernt hatte....
Zeitig (8.00 Uhr)
räume ich meine Hütte und fahre die paar Kilometer nach Trelleborg. An einer
Tankstelle verbrauche ich meine letzten Kronen für ein kleines Frühstück.
Im Fährhafen
wartet schon die „Nils Holgersson“ auf die Abfahrt. Eine imposante Fähre, die
aber auf der Tagfahrt an diesem Mittwoch maximal zu einem Viertel besetzt ist.
Die
mächtige
„Nils Holgersson“
im Hafen von Trelleborg
Die Überfahrt
nach Deutschland startet um 10.00 Uhr und verläuft unspektakulär und ruhig.
Pünktlich um 17.15 Uhr erreichen wir Travemünde.
Von hier sind es
nur mehr knapp 100km nach Hamburg. Als ich auf der Autobahn fahre, bin ich
froh, dass ich die Fährvariante für die Rückfahrt gewählt habe. Nach so viel
unberührter Natur und leeren Strassen in Schweden, hätte die lange Tour durch
Dänemark nur unnötig Stress gemacht...
In Hamburg finde
ich dank freundlicher Hinweise von Autofahrern an diversen roten Kreuzungen den
Bahnhof Altona ohne Probleme. 90 Minuten vor Abfahrt bin ich da und habe noch
Zeit für ein gemütliches Abendessen und den Besuch des Bahnhofssupermarktes, um
mir ein wenig Verpflegung für die Nacht zu besorgen. Die Maschine wird mit
(vielen anderen) verladen und ab gehts zum Liegewagen.
Das Abteil teile
ich mir mit 4 anderen Reisenden, die leider nicht so gesprächig und lustig sind,
wie die 3 Chinesen auf der Hinfahrt. Dafür sind die Betten länger und ich
schlafe den Schlaf der Gerechten....
Um 9.00 Uhr
kommen wir am Wiener Westbahnhof an. Das Schwedenabenteuer ist beendet und ich
bin um viele Erfahrungen, Eindrücke und Bekanntschaften reicher...
- ENDE -