DER JÄNNER 1957
2. Jahrgang, Heft 2
In diesem Monat waren die geschlossenen Aufführungen das Leitmotiv des Programms. Daher konnten einige Aufführungen nicht besucht werden.
FIDELIO am 1. Jänner
Margarita Kenney sprang für Leonie Rysanek ein und rettete die Aufführung. Erneut möchten wir ihr eine Rückkehr ins Mezzo-Fach anraten. Gustav Neidlinger stellte sich als Pizarro vor, den er mit ungeheurem Kraftaufwand durchsang. Mit Emmy Loose, Anton Dermota und Waldemar Kmentt kam unter Rudolf Moralts Leitung eine gute Durchschnittsaufführung zustande.
TOSCA am 2. Jänner
Berislav Klobucar dirigierte die Aufführung, die das einzige Auftreten von Eleonore Steber in Wien brachte. Neben ihr standen Paul Schöffler und Karl Friedrich auf der Bühne. Die Aufführung wurde, da geschlossen, nicht besprochen.
TURANDOT am 3. Jänner
Berislav Klobucar stand am Pult. Es sangen Carla Martinis, Karl Friedrich und Lotte Rysanek. Die Aufführung wurde nicht besprochen.
BALLETTABEND am 4. Jänner
BALLETTABEND am 5. Jänner
LA BOHEME am 6. Jänner, Nachmittag und Abend
Beide Aufführungen wurden von Berislav Klobucar dirigiert. Die Aufführungen wurde nicht besprochen.
CARMEN am 7. Jänner
Christa Ludwig war ausgezeichnet disponiert. Rudolf Schock war Don José mit gutem stimmlichen Ausdruck. Gustav Neidlinger als Escamillo enttäuschte durch unkultiviertes Singen.
DON GIOVANNI am 8. Jänner
Trotz Paul Schöffler und Erich Kunz hat die Aufführung nicht gefallen. Leonie Rysanek als Donna Anna war indisponiert und ließ sich entschuldigen. Waldemar Kmentt wirkte müde. Judith Hellwig, Emmy Loose und Harald Pröglhöf waren unter dem Durchschnitt.
SALOME am 9. Jänner
Dietrich Fischer-Dieskau debütierte als Jochanaan, für den seine Stimme aber viel zu hell und zu lyrisch ist. Der geschätzte Künstler möge sich bitte überlegen, ob er seiner Stimme durch Heldenbariton-Partien nicht einen Schaden zufügen wird. Elisabeth Höngen und Laszlo Szemere waren Herodias und Herodes. Über Birgit Nilsson (Edeltraud Brexner) haben wir im Dezember berichtet und dem nichts hinzuzufügen. Berislav Klobucar dirigierte seine erste Salome und führte Orchester und Sänger überraschend sicher.
ARIADNE AUF NAXOS am 10. Jänner
Unter Rudolf Moralts Leitung versammelte sich ein weitgehend erlesenes Ensemble: Christa Ludwig als kecker Komponist, Erika Köth als brillante Zerbinetta, Paul Schöffler als Musiklehrer, Hilde Zadek als Ariadne. Lediglich Hans Hopf als Bacchus versagte völlig.
ELEKTRA am 11. Jänner
Heinrich Hollreiser gelang keine einzige der großartigen musikalischen Steigerungen. Christl Goltz bot eine Spitzenleistung. Elisabeth Höngen und Leonie Rysanek waren ihr ebenbürtig. Paul Schöffler sang einen noblen Orest, Max Lorenz einen scharf gezeichneten Aegisth.
TRISTAN UND ISOLDE am 12. Jänner
Darüber möchte man den Mantel des Schweigens breiten: Heinrich Hollreiser am Pult, Rudolf Lustig als Tristan ... Josef Greindl war merklich indisponiert. Paul Schöffler als Kurwenal mußte durch eine plötzliche Indisposition im dritten Akt durch Marko Rothmüller ersetzt werden. Lediglich Birgit Nilsson konnte mit einer vollwertigen Leistung aufwarten.
DIE ZAUBERFLÖTE am 13. Jänner
Der Abend gehörte Gottlob Frick als Sarastro. Hans Hopf hatte sich etwas erholt, Erich Kunz und Peter Klein erfüllte alle Erwartungen. Mimi Coertse und Teresa Stich-Randall boten Durchschnittsleistungen. Erfreulich die neu hinzugekommene Anneliese Rothenberger als Papagena.
DER ROSENKAVALIER am 14. Jänner
Im Mittelpunkt stand Hilde Konetzni als Marschallin. Christa Ludwig wächst immer mehr in die Partie hinein. Anneliese Rothenberger war eine nette, zierliche Sophie, Oskar Czerwenka ein kräftiger Ochs. Rudolf Moralt scheint diese Oper besonders am Herzen zu liegen. Das Publikum war glücklich, wieder einmal eine richtige Staatsopernaufführung erlebt zu haben.
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG am 15. Jänner
Diese Aufführung konnte man fast in keinem Punkt als der Staatsoper würdig bezeichnen. Wenn Frederick Guthrie als Nachtwächter der beste Mann des Wiener Ensembles auf der Bühne ist ....
Edmond Hurshell als Hans Sachs schrie sich nach wenigen Takten heiser. Hans Hopf, der in München als Stolzing durchaus ordentlich ist, war in Wien wieder einmal ein völliger Versager. Ludwig Weber und Peter Klein sind als Pogner und David derzeit indiskutabel. Hilde Zadek sang mit starkem Tremolo.
Ein prominenter Gast machte die Aufführung dennoch interessant: Karl Schmitt-Walter als Beckmesser, der statt es bei uns üblichen Hanswurst einen verschrobenen Federfuchs auf die Bühne stellt. Rudolf Moralt leistete am Pult bei einem schlecht disponierten Orchester Schwerarbeit.
TOSCA am 16. Jänner
war erfreulich. Paul Schöffler als Scarpia und Leonie Rysanek als die bis jetzt beste Tosca der Saison. Karl Friedrich als Cavaradossi fiel stark ab. Berislav Klobucar am Pult bot eine erfreuliche Leistung.
SALOME am 17. Jänner
Vor der Aufführung fand eine würdige Trauerfeier für den verstorbenen Arturo Toscanini statt, in der Raoul Aslan Worte des Gedenkens sprach und Opernchef Herbert von Karajan die Maurerische Trauermusik von Mozart zum Gedenken des großen Toten dirigierte.
Birgit Nilsson und Dietrich Fischer-Dieskau bestätigten erneut die gewonnenen Eindrücke. Max Lorenz war Herodes, Georgine von Milinkovic die Herodias. Berislav Klobucar war der Dirigent.
ARIADNE AUF NAXOS am 18. Jänner
Der Gast Hasso Eschert aus Mannheim ist ein gut aussehender Bacchus, hat von der Natur eine gute Stimme mitbekommen, wurde in die „Singkunst“ aber offensichtlich nicht eingeführt. Gertrude Grob-Prandl versuchte wieder, mit Lautstärke nicht vorhandenen Ausdruck zu ersetzen. Erika Köth war wieder eine brillante Zerbinetta. Im Vorspiel dominierten Christa Ludwig und Paul Schöffler. Dirigent war Rudolf Moralt.
FIDELIO am 19. Jänner
wird immer mehr zum Repertoirefüller und Lückenbüßer, mehr ist darüber nicht zu sagen.
BALLETTABEND am 20. Jänner
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL am 21. Jänner
Auf der Bühne war alles in bester Ordnung. Gottlob Frick ist ein idealer Vertreter für den Osmin. Anton Dermota war in ausgezeichneter Verfassung. Mimi Coertse zeigte als Konstanze vielversprechendes Talent. Anneliese Rothenberger war als Blondchen sehr gut, Peter Klein als Pedrillo unausgeglichen.
AIDA am 22 Jänner
brachte eine Wiederbegegnung mit Eugen Tobin als Radames, der allerdings nicht ganz so gut ausfiel wie sein Cavaradossi vor einem Monat. Gustav Neidlinger singt mit enormem Material, aber ohne Ahnung vom Belcanto. Leonie Rysaneks Stimme ist in allen Registern gleichmäßig durchgebildet. Christa Ludwig hat nun von der Amneris mit ihrem hellen Mezzo Besitz ergriffen. Gottlob Frick war ein stimmgewaltiger Ramphis. Berislav Klobucar war in den Tempi etwas schwankend.
TANNHÄUSER am 23. Jänner
Lustig ging und Liebl kam! Zuerst war es „lustig“, soll es jetzt „lieblich“ werden? Was Karl Liebl auch nicht konnte, konnte Dietrich Fischer-Dieskau als Wolfram, von dem wir glauben, daß diese Partie seine beste auf der Opernbühne ist. Gottlob Frick war ein herrlicher Landgraf, Birgit Nilsson eine etwas kühle Elisabeth, und Gertrude Grob-Prandl ist für die Venus nicht prädestiniert.
JEANNE D’ARC am 24. Jänner
TRISTAN UND ISOLDE am 25. Jänner
Rudolf Moralt hatte keine allzu glückliche Hand, war aber nach Heinrich Hollreiser eine Freude. Ludwig Suthaus als Tristan hatte einen besonders guten Abend. Gustav Neidlinger als Kurwenal enttäuschte. Birgit Nilsson war nicht ganz auf der Höhe ihrer eigenen Leistungsfähigkeit. Georgine Milinkovic liegt die Brangäne nicht. Josef Greindl hat sich nach seinem letzten Marke gut erholt.
DIE HOCHZEIT DES FIGARO am 26. Jänner im Redoutensaal
Hier konnten wir Dietrich Fischer-Dieskau als Graf Almaviva bewundern. Anneliese Rothenberger als Susanna fügte sich gut in das Ensemble ein: Erich Kunz, Christa Ludwig, Hilde Rössel-Majdan und Oskar Czerwenka. Nur Teresa Stich-Randall als Gräfin fiel mit ihrer Stimme aus dem Rahmen heraus.
CARMEN am 27. Jänner
Mit Christa Ludwig, Rudolf Schock und Gustav Neidlinger
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL am 28. Jänner
stand leider wieder unter der Leitung von Michael Gielen. Erika Köth war eine ausgezeichnete Konstanze, Waldemar Kmentt ist auf dem besten Wege, ein hervorragender Mozarttenor zu werden. Josef Greindl besitzt keine passend timbrierte Stimme für den Osmin, spiel aber sehr überlegt und manchmal fast nobel. Anneliese Rothenberger ist ein anmutiges Blondchen, Peter Klein ein als indisponiert entschuldigter Pedrillo.
DON CARLOS am 29. Jänner
Kerstin Meyer gastierte als Eboli und verfügt über eine ansprechende Mittellage und Tiefe, hatte allerdings in der Höhe große Probleme. Das Ereignis des Abends war Paul Schöffler als Philipp II.. Hilde Zadek als Elisabeth war recht gut, Rudolf Schock spielte gut, konnte stimmlich aber nicht überzeugen. Hans Brauns Stimme war für Posa reichlich dünn.
BALLETTABEND am 30. Jänner
TURANDOT am 31. Jänner
mit Berislav Klobucar am Pult. Es sangen Carla Martinis, Karl Terkal und Anny Felbermayer. Die Aufführung wurde nicht besprochen.