Der Euro
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Mit Ende des Jahres 2001 kam anstelle des vertrauten Schilling der Euro – die gemeinsame europäische Währung. Dass eine Wirtschaftsgemeinschaft wie die EU auch ein gemeinsames Zahlungsmittel braucht, ist verständlich und einleuchtend. Doch ein Wermutstropfen bleibt: insgesamt vier alte deutsche Worte sind ab 1.1.2002 Vergangenheit und damit auch die "Erfolgsgeschichte des Schillings" und die mit dem deutschen "Wirtschaftswunder" aufs engste verknüpfte "D-Mark". Zusammen mit dem Groschen und dem Pfennig werden vier Wörter aus der Alltagssprache verschwinden, Grund genug für einen kleinen Nachruf.
Der Schilling (eingeführt 1925) ist schon in althochdeutscher Zeit in der Bedeutung ‘klingende Münze’ bekannt (auch in der Zusammensetzung Pachtschilling; die Herkunft des Wortes ist nicht ganz klar). Die Mark bezeichnete in mittelhochdeutscher Zeit ‘halbes Pfund Silber oder Gold’, also genauer einen Edelmetallbarren mit Prägestempel, verwandt mit Mark ‘Genzgebiet, Grenzzeichen’ (germanisch marka- ‘Zeichen’, ins Italienische als marco entlehnt und über das Französische als Marke ins Deutsche wieder rückentlehnt). Der Groschen kommt aus dem Lateinischen, aus der Wendung denarius grossus ‘dicker Denar’ (erstmals geprägt 1266); die Aussprache kommt aus dem Tschechischen, denn die grossi Pragenses ‘böhmischen Groschen’ waren berühmt. Der Pfennig schließlich ist ein gemeingermanisches Wort, althochdeutsch pfending ‘(Silber-) Münze’, vgl. englisch penny, altnordisch pen(nin)gr usw. (vielleicht in germanischer Frühzeit aus lateinisch pondus ‘Gewicht’, zu pendere ‘wägen’ wie auch Pfund, entlehnt). Historisch waren Pfennige wie Groschen weit wertvoller als zuletzt.
Seit Jahresbeginn (1.1.2002) ist das neue Geld in (fast) allen EU-Ländern Wirklichkeit geworden, doch die Aussprache dieser neuen Währung ist den einzelnen Staaten recht verschieden. Im Deutschen sagt man Euro bzw. [óiro], in den anderen Sprachen meist [é-uro], im Französischen [öró], im Englischen (selbst nicht "Euro-Land") [júrou]. Die Griechen schreiben es anders, nämlich in griechischer Schrift (original) Εύρω (Großbuchstaben ΕΥΡΩ, d-i. etwa EYPO **) und sagen [éwro]. Diese Verschiedenheit war vorhersehbar, lautet doch der Name unseres Europa in den einzelnen Sprachen recht verschieden. Doch auch beim Kleingeld (bzw. der "Untereinheit", wie es amtlich heißt), den Cents (oder EURO Cent – so ist es auf die Münzen geprägt, versehen mit einzelstaatlichen Symbolen) sind wir von einer Einheit der Aussprache weit entfernt. Nicht einmal in den deutschsprachigen Ländern herrscht die von den Regelwörterbüchern erstgenannte Aussprache [tsent] vor, viel öfter hört man [sent]. Hier ist das "Österreichische Wörterbuch" klarer als der "Duden", laut ÖBW lautet die Aussprache "[ts-, engl.: s-]", laut Duden heißt es weniger deutlich "[ts..., s...]", also beides ist zulässig. Hier sieht man, wie schwierig es ist, sprachwissenschaftlich festzulegen, was "richtig" ist. Wie man sieht, irgendwo haben die Regeln ihre Grenzen, nicht nur in der Sprache, sondern überall.
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*) Euro-Zeichen (wird nicht von allen Rechnern unterstützt)
**) da die griechische Schrift von den meisten Rechnern nicht unterstützt wird, hier diese behelfsmäßige Schreibung (o = "Omega")
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