PFARRERIN
Pfarrerin Mag. Dr. Ingrid Vogel
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Hobbies: Reisen, ich liebe Italien, seine Menschen, seine Kunst und seine Küche und Siebenbürgen. Musizieren, tanzen, Vorträge hören, lesen und ich gehe gern ins Kino zu schönen Filmen, no action. Meine Lieblingsmusik ist Bach, vor allem Orgelmusik, und Strawinsky, neben anderen der "Feuervogel" und "Le sacre". Ich mag die gotische Malerei, Fra Angelico und Duccio, und Chagall, aber auch andere beeindrucken mich immer wieder.
Mein Lieblingsbuch: Der kleine Prinz. Und die Weisheit vieler Märchen.
An Menschen schätze ich am meisten die Treue, die Verlässlichkeit.
Was ich nicht mag: Barocke Überladenheit, vordergründiges Einverständnis, Tratsch und hintergangen zu werden; Leber und Beuschel.
Mein Lebensziel: Mit mir kongruent zu sein.
Mein Leitspruch: Das Gebet des Nikolaus von der Flüe:
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.
Liebe Gemeinde, liebe Mitchristinnen und Mitchristen! Ich freue mich auf das Gespräch mit Euch allen!
Interview mit der Pfarrerin anlässlich der Amtseinführung Herbst 2000
Wie fühlst
Du Dich als frischgebackene Pfarrerin der Gemeinde "am Wege"?
So frisch gebacken bin ich ja gar nicht. Seit 17 Jahren teile ich Freud und
Leid mit dieser Gemeinde. Ich war für die 2. Pfarrstelle mit Schwerpunkt
in Alt-Erlaa verantwortlich. Aber es ist natürlich ein anderes Gefühl
für beide Pfarrstellen voll da zu sein, und auch der Aufgabenbereich ist
selbstverständlich anders als amtführende Pfarrerin. Ich freue mich
über diese Aufgaben und fühle mich hier wohl.
Was hat dich dazu bewogen, dich für die Pfarrstelle in Hetzendorf
zu bewerben?
Weil ich wahnsinnig gern in einer Gemeinde arbeiten möchte mit allem Schönen
und auch mit allen Sorgen. Und die Hetzendorfer sind eine tolle Gemeinde.
Wie viele
andere Gemeinden oder Arbeitsfelder im Bereich der Evangelischen Kirche hast
du von innen kennengelernt?
Viele, zuerst meine Heimatgemeinde Salzburg, in der ich sehr aktiv war. Während
des Studiums und diverser übergemeindlicher Arbeit hab ich viele Gemeinden
von innen kennengelernt. Sechs Jahre war ich Krankenhausseelsorgerin in der
Diözese Wien, dann zehn Jahre als Studieninspektorin im Theologenheim,
also auf gesamtkirchlicher Ebene tätig.
Durch die Lektorenarbeit, für die ich in Wien zuständig bin, und die
Meditationsarbeit, da bin ich für ganz Österreich beauftragt, hab
ich viel Einblick und viele Kontakte innerhalb unserer Kirche. Aber auch darüber
hinaus in die Ökumene und in andere europäische Länder.
Was sind
deiner Meinung nach die Besonderheiten unserer Gemeinde?
Unsere Gemeinde ist sehr vielgestaltig von der Wohnsituation und den soziologischen
Strukturen. Wir haben vom Schrebergarten über die traditionellen Einfamilienhäuser,
den Wiener sozialen Wohnbau der Zwanzigerjahre bis heute, hin zur eigenen Situation
von Alt-Erlaa und anderen Neubaugebieten alle Wohnformen. Die Gemeindearbeit
ist im Kontrast dazu stark konzentriert auf das ursprüngliche christliche
Proprium, Gottesdienste zu feiern und Menschen Heimat zu sein mit allem,
was dazugehört.
Was ist
deine Vermutung, wie diese Konzentration zustande gekommen ist?
Durch die Menschen,
die hier leben und hier an der Gemeinde bauen. Sicher ist die Prägung stark
gewesen durch jene, die die Gemeinde gegründet haben. Und die Menschen
heute tragen dies mit und weiter.
In der
evangelischen Kirche wird eine Gemeinde ja gemeinsam von geistlichen und weltlichen
Funktionsträgern geleitet; was sind deine Erwartungen, Vorstellungen, Ziele
in Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung bzw. dem Presbyterium?
Ich erhoffe mir, dass wir miteinander füreinander da sind. Konkret
heißt das, dass wir gemeinsam überlegen und planen, was für
uns für unsere Gemeinde gut und wichtig ist. Dazu ist es nötig, dass
wir miteinander reden, aufeinander hören, eventuelle Konflikte zulassen
und sie versuchen zulösen, kurz gesagt, dass wir uns auf einen Prozess einlassen.
Mir ist wichtig, dass die jetzige Gruppe offen ist für
neue Menschen, dass jede und jeder auch das Recht hat aufzuhören,
wenn sie oder er möchte, und dass andere ihren Platz in dem Gefüge
finden.
Hättest du einen Herzenswunsch für
die Gemeinde "am Wege" - wovon träumst du?
Wenn ich für Hetzendorf träumen darf, dann hätte ich gerne, dass
wir bald in Erlaa einen zweiten Standpunkt bauen können, eine Kirche, ein
Gemeindezentrum. Ich träume aber auch, dass viele Kinder aus gemischtkonfessionellen
Familien evangelisch getauft werden und sich und ihr Leben in unserer Gemeinde
entdecken können. Ich träume, und das gehört halt auch dazu, dass
wir genug Geld haben für diverse Unternehmungen und Unterstützungen.
Ja, mein Herzenswunsch ist, dass sich das Bewusstsein fortsetzt: es
ist schön, evangelisch zu sein (auch in Hetzendorf).
Welche Schwerpunkte möchtest du in der nächsten Zeit in deiner
Funktion als Pfarrerin in Hetzendorf setzen?
Geschehen kann nur soviel, wie in der Gemeinde selbst entsteht, was die Gemeinde
selbst möchte. Ich möchte nichts "von oben" aufsetzen. Andererseits
bin ich gerne bereit, meine eigenen Begabungen einzusetzen. Die liegen einerseits
im Begleiten der Menschen in ihren unterschiedlichen Situationen und Funktionen,
das heißt in der Seelsorge und in der Mitarbeiterbegleitung. Andererseits
in der Erwachsenenbildung, besonders in zwei Bereichen: zum einen im Angebot
meditativer Veranstaltungen. Ich selbst bin seit vielen Jahren geistlich auf
dem Weg der Kontemplation, das heißt der schweigenden Meditation in
christlicher Tradition. Zum anderen kann ich mir
vorstellen, dass wir in unterschiedlicher Weise eine Art "Konfirmandenunterricht
für Erwachsene" machen, das heißt, dass wir in verschiedener
Form und in unterschiedlichem Rahmen uns darauf besinnen, was es heißt,
Christ zu sein, evangelisch zu sein.
Gibt es
etwas, etwas du in oder für die Gemeinde "am Wege" unbedingt
vermeiden möchtest, oder anders ausgedrückt, was wäre das Schlimmste,
'was der Gemeinde während deiner Amtszeit widerfahren könnte?
Spaltungen, innere Spaltungen, und zwar sowohl menschliche wie theologische, sodass
Menschen einander bekriegen, die jetzt gemeinsam auf dem Weg sind;
dass die Manschen nicht mehr miteinander reden. Konflikte sind damit nicht
gemeint, die gehören zu einem lebendigen Gefüge. Aber tiefgreifende
Spaltungen wären für mich schwierig, ich könnte mich als Pfarrerin
dann wohl auch nicht entscheiden.
Welche
Herausforderungen siehst du fiir die nähere und weitere Zukunft für
die evangelische Kirche und wie möchtest du ihnen in deiner Funktion als
Pfarrerin begegnen?
Die Kirche ist in unserer Zeit insgesamt in der Öffentlichkeit sehr gefordert.
Zwei Themen sehe ich im Moment als vorrangig: Wie mische ich mich ein als Christ?
Wie leben wir als verschiedene Kirchen miteinander? Als Christ bin ich in allen
Bereichen angesprochen, ich bin Christ dort, wo ich lebe, in der Familie, am
Arbeitsplatz, in der Stadt, etc... Ich falle nicht auseinander in eine religiöse,
eine politische, eine familiäre Persönlichkeit. Darum ist es wichtig,
wie ich mich als Christ einbringe in der Öffentlichkeit, in der Politik, in
ethischen und wirtschaftlichen Belangen, bei Fragen der Globalisierung, und
so weiter. Das zweite große Thema ist die Ökumene. Dabei sind mir
zwei Aspekte wichtig: die theologische Diskussion und der Kontakt der Menschen
untereinander. Es muss beides da sein, damit wir als Christen gemeinsam
leben. Meine Aufgabe als Pfarrerin sehe ich darin, auf diese Probleme aufmerksam
zu machen, Anregungen zu geben zu selbständigem Wahrnehmen und Denken und
Hilfestellungen anzubieten bei der Umsetzung im je einzelnen Leben.
Hast du
für dich wichtige biblische oder persönliche Leitsprüche oder
-sätze?
Mir ist wichtig, dass ich gesegnet bin. Für mich heißt das, dass ich
nicht aus Gottes Handfallen kann. Dadurch kann ich viele Freiheiten
leben, habe viele Möglichkeiten und muss nicht dauernd ängstlich
sein. Meine Erfahrung mit Gott kann ich so kurz zusammenfassen: "der
Mensch denkt, aber Gott lenkt".
Was sind
deine Vorbilder aus Religion, Bibel, Kirche bzw. deinem bisherigen Leben?
Abraham. Vielleicht klingt das hochgegriffen. Aber mich beeindruckt das unbedingte
Vertrauen: die Freiheit, in ein anderes Land zu gehen - so spät noch ein
Kind zu bekommen - sogar bereit zu sein, dieses Kind zu opfern. Viele Psalmbeter
aus der Bibel sind mir sehr nah in ihrem Ärger, ihrem Trotz und Zorn, wenn
sie mit Gott schimpfen, und wenn sie Vertrauen haben, loben und singen. In meinem
Leben: Mein Religionslehrer. Ich sehe ihn vor mir, wie er einen Paragraphen
auf die Tafel malt und ihn mit festen Strichen durchkreuzt. Nicht das Gesetz
leitet uns sondern die Freiheit in Christus durch seinen Geist.