PFARRERIN

 

Pfarrerin Mag. Dr. Ingrid Vogel

Ingrid Vogel  
geboren 1952 in Salzburg
4 Kinder (Mirjam 1977, Lukas und Hannah 1979, Simon 1981)

 

Hobbies: Reisen, ich liebe Italien, seine Menschen, seine Kunst und seine Küche und Siebenbürgen. Musizieren, tanzen, Vorträge hören, lesen und ich gehe gern ins Kino zu schönen Filmen, no action. Meine Lieblingsmusik ist Bach, vor allem Orgelmusik, und Strawinsky, neben anderen der "Feuervogel" und "Le sacre". Ich mag die gotische Malerei, Fra Angelico und Duccio, und Chagall, aber auch andere beeindrucken mich immer wieder.

Mein Lieblingsbuch: Der kleine Prinz. Und die Weisheit vieler Märchen.

An Menschen schätze ich am meisten die Treue, die Verlässlichkeit.

Was ich nicht mag: Barocke Überladenheit, vordergründiges Einverständnis, Tratsch und hintergangen zu werden; Leber und Beuschel.

Mein Lebensziel: Mit mir kongruent zu sein.

Mein Leitspruch: Das Gebet des Nikolaus von der Flüe:
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Liebe Gemeinde, liebe Mitchristinnen und Mitchristen! Ich freue mich auf das Gespräch mit Euch allen!

 

 

Interview mit der Pfarrerin anlässlich der Amtseinführung Herbst 2000

Wie fühlst Du Dich als frischgebackene Pfarrerin der Gemeinde "am Wege"?
So frisch gebacken bin ich ja gar nicht. Seit 17 Jahren teile ich Freud und Leid mit dieser Gemeinde. Ich war für die 2. Pfarrstelle mit Schwerpunkt in Alt-Erlaa verantwortlich. Aber es ist natürlich ein anderes Gefühl für beide Pfarrstellen voll da zu sein, und auch der Aufgabenbereich ist selbstverständlich anders als amtführende Pfarrerin. Ich freue mich über diese Aufgaben und fühle mich hier wohl.

Was hat dich dazu bewogen, dich für die Pfarrstelle in Hetzendorf zu bewerben?
Weil ich wahnsinnig gern in einer Gemeinde arbeiten möchte mit allem Schönen und auch mit allen Sorgen. Und die Hetzendorfer sind eine tolle Gemeinde.

Wie viele andere Gemeinden oder Arbeitsfelder im Bereich der Evangelischen Kirche hast du von innen kennengelernt?
Viele, zuerst meine Heimatgemeinde Salzburg, in der ich sehr aktiv war. Während des Studiums und diverser übergemeindlicher Arbeit hab ich viele Gemeinden von innen kennengelernt. Sechs Jahre war ich Krankenhausseelsorgerin in der Diözese Wien, dann zehn Jahre als Studieninspektorin im Theologenheim, also auf gesamtkirchlicher Ebene tätig.
Durch die Lektorenarbeit, für die ich in Wien zuständig bin, und die Meditationsarbeit, da bin ich für ganz Österreich beauftragt, hab ich viel Einblick und viele Kontakte innerhalb unserer Kirche. Aber auch darüber hinaus in die Ökumene und in andere europäische Länder.

Was sind deiner Meinung nach die Besonderheiten unserer Gemeinde?
Unsere Gemeinde ist sehr vielgestaltig von der Wohnsituation und den soziologischen Strukturen. Wir haben vom Schrebergarten über die traditionellen Einfamilienhäuser, den Wiener sozialen Wohnbau der Zwanzigerjahre bis heute, hin zur eigenen Situation von Alt-Erlaa und anderen Neubaugebieten alle Wohnformen. Die Gemeindearbeit ist im Kontrast dazu stark konzentriert auf das ursprüngliche christliche Proprium, Gottesdienste zu feiern und Menschen Heimat zu sein mit allem, was dazugehört.

Was ist deine Vermutung, wie diese Konzentration zustande gekommen ist?
Durch die Menschen, die hier leben und hier an der Gemeinde bauen. Sicher ist die Prägung stark gewesen durch jene, die die Gemeinde gegründet haben. Und die Menschen heute tragen dies mit und weiter.

In der evangelischen Kirche wird eine Gemeinde ja gemeinsam von geistlichen und weltlichen Funktionsträgern geleitet; was sind deine Erwartungen, Vorstellungen, Ziele in Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung bzw. dem Presbyterium?
Ich erhoffe mir, dass wir miteinander füreinander da sind. Konkret heißt das, dass wir gemeinsam überlegen und planen, was für uns für unsere Gemeinde gut und wichtig ist. Dazu ist es nötig, dass wir miteinander reden, aufeinander hören, eventuelle Konflikte zulassen und sie versuchen zulösen, kurz gesagt, dass wir uns auf einen Prozess einlassen. Mir ist wichtig, dass die jetzige Gruppe offen ist für neue Menschen, dass jede und jeder auch das Recht hat aufzuhören, wenn sie oder er möchte, und dass andere ihren Platz in dem Gefüge finden.

Hättest du einen Herzenswunsch für die Gemeinde "am Wege" - wovon träumst du?
Wenn ich für Hetzendorf träumen darf, dann hätte ich gerne, dass wir bald in Erlaa einen zweiten Standpunkt bauen können, eine Kirche, ein Gemeindezentrum. Ich träume aber auch, dass viele Kinder aus gemischtkonfessionellen Familien evangelisch getauft werden und sich und ihr Leben in unserer Gemeinde entdecken können. Ich träume, und das gehört halt auch dazu, dass wir genug Geld haben für diverse Unternehmungen und Unterstützungen. Ja, mein Herzenswunsch ist, dass sich das Bewusstsein fortsetzt: es ist schön, evangelisch zu sein (auch in Hetzendorf).

Welche Schwerpunkte möchtest du in der nächsten Zeit in deiner Funktion als Pfarrerin in Hetzendorf setzen?
Geschehen kann nur soviel, wie in der Gemeinde selbst entsteht, was die Gemeinde selbst möchte. Ich möchte nichts "von oben" aufsetzen. Andererseits bin ich gerne bereit, meine eigenen Begabungen einzusetzen. Die liegen einerseits im Begleiten der Menschen in ihren unterschiedlichen Situationen und Funktionen, das heißt in der Seelsorge und in der Mitarbeiterbegleitung. Andererseits in der Erwachsenenbildung, besonders in zwei Bereichen: zum einen im Angebot meditativer Veranstaltungen. Ich selbst bin seit vielen Jahren geistlich auf dem Weg der Kontemplation, das heißt der schweigenden Meditation in christlicher Tradition. Zum anderen kann ich mir vorstellen, dass wir in unterschiedlicher Weise eine Art "Konfirmandenunterricht für Erwachsene" machen, das heißt, dass wir in verschiedener Form und in unterschiedlichem Rahmen uns darauf besinnen, was es heißt, Christ zu sein, evangelisch zu sein.

Gibt es etwas, etwas du in oder für die Gemeinde "am Wege" unbedingt vermeiden möchtest, oder anders ausgedrückt, was wäre das Schlimmste, 'was der Gemeinde während deiner Amtszeit widerfahren könnte?
Spaltungen, innere Spaltungen, und zwar sowohl menschliche wie theologische, sodass Menschen einander bekriegen, die jetzt gemeinsam auf dem Weg sind; dass die Manschen nicht mehr miteinander reden. Konflikte sind damit nicht gemeint, die gehören zu einem lebendigen Gefüge. Aber tiefgreifende Spaltungen wären für mich schwierig, ich könnte mich als Pfarrerin dann wohl auch nicht entscheiden.

Welche Herausforderungen siehst du fiir die nähere und weitere Zukunft für die evangelische Kirche und wie möchtest du ihnen in deiner Funktion als Pfarrerin begegnen?
Die Kirche ist in unserer Zeit insgesamt in der Öffentlichkeit sehr gefordert. Zwei Themen sehe ich im Moment als vorrangig: Wie mische ich mich ein als Christ? Wie leben wir als verschiedene Kirchen miteinander? Als Christ bin ich in allen Bereichen angesprochen, ich bin Christ dort, wo ich lebe, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Stadt, etc... Ich falle nicht auseinander in eine religiöse, eine politische, eine familiäre Persönlichkeit. Darum ist es wichtig, wie ich mich als Christ einbringe in der Öffentlichkeit, in der Politik, in ethischen und wirtschaftlichen Belangen, bei Fragen der Globalisierung, und so weiter. Das zweite große Thema ist die Ökumene. Dabei sind mir zwei Aspekte wichtig: die theologische Diskussion und der Kontakt der Menschen untereinander. Es muss beides da sein, damit wir als Christen gemeinsam leben. Meine Aufgabe als Pfarrerin sehe ich darin, auf diese Probleme aufmerksam zu machen, Anregungen zu geben zu selbständigem Wahrnehmen und Denken und Hilfestellungen anzubieten bei der Umsetzung im je einzelnen Leben.

Hast du für dich wichtige biblische oder persönliche Leitsprüche oder -sätze?
Mir ist wichtig, dass ich gesegnet bin. Für mich heißt das, dass ich nicht aus Gottes Handfallen kann. Dadurch kann ich viele Freiheiten leben, habe viele Möglichkeiten und muss nicht dauernd ängstlich sein. Meine Erfahrung mit Gott kann ich so kurz zusammenfassen: "der Mensch denkt, aber Gott lenkt".

Was sind deine Vorbilder aus Religion, Bibel, Kirche bzw. deinem bisherigen Leben?
Abraham. Vielleicht klingt das hochgegriffen. Aber mich beeindruckt das unbedingte Vertrauen: die Freiheit, in ein anderes Land zu gehen - so spät noch ein Kind zu bekommen - sogar bereit zu sein, dieses Kind zu opfern. Viele Psalmbeter aus der Bibel sind mir sehr nah in ihrem Ärger, ihrem Trotz und Zorn, wenn sie mit Gott schimpfen, und wenn sie Vertrauen haben, loben und singen. In meinem Leben: Mein Religionslehrer. Ich sehe ihn vor mir, wie er einen Paragraphen auf die Tafel malt und ihn mit festen Strichen durchkreuzt. Nicht das Gesetz leitet uns sondern die Freiheit in Christus durch seinen Geist.

 

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