BESUCH IN EINER ANDEREN WELT
(Fahrt nach Kalesija (Bosnien) vom 23.-25.6. 2000)
Nach einer Nachtfahrt im Gastarbeiterbus sind wir wieder einmal in Kalesija-Memici (Bosnien). Stolz zeigt uns Mujo Coric sein Feld: Kukurruz, Erdäpfel, Gurken, Fisolen, Kürbis .. hat er angebaut und alles gedeiht prächtig, obwohl es auch in Bosnien lange nicht geregnet hat.
Allerdings - mit 30. Juni endet das Reintegrationsprojekt in Memici, die Flüchtlinge dort sollen irgendwie zurück in ihre eigenen Häuser. Österreich will ihnen auch dabei helfen - aber bei den meisten wird sich das, wenn überhaupt, noch hinziehen. Auch bei unserer Familie Coric sind die Eigentums-verhältnisse für den Grund in Brcko noch nicht ganz geklärt, ganz zu schweigen davon, dass das total zerstörte Wochenendhaus ganz neu wiederaufgebaut werden muss ! Und niemand weiss, ob die Leute bis dahin im Container bleiben können, und ob sie dann der Gemeinde Kalesija die Betriebskosten zahlen müssen. Keiner von ihnen hat ja ein Einkommen. Mujo hat zwar 4 Monate für die Gemeinde gearbeitet, aber dafür keinen Groschen Geld erhalten.
So ist die Familie doppelt froh für die 1 910 DM, die wir Ihnen dank Ihrer Spendenfreudigkeit überbringen durften. Sie möchte sich auch bei allen Spendern und Spenderinnen bedanken und lässt die ganze Gemeinde von St. Thekla herzlich grüßen.
Wir haben bei diesem Ausflug in eine andere Welt zahlreiche Gespräche geführt, viel Deprimierendes, aber auch leise Hoffnungszeichen gesehen und - wir fahren sicher wieder einmal nach Bosnien !
Renate Eibler und Günter Russegger
EINE UNGEWISSE ZUKUNFT FÜR KALESIJA
31.3.2000Ende Juni 2000
wird der österreichische Staat die Zahlung der Betriebskosten für das Reintegrationslager Kalesija (Bosnische Föderation) einstellen und übergibt es der Gemeinde Kalesija. Unklar ist, was dann mit den über 100 Bewohnern, darunter auch unserer Familie Coric, passieren wird.Eines ist klar: die ursprünglich vorgesehene Rückkehr der muslimischen Flüchtlinge in ihre auf dem Boden der Republika Srpska liegenden Heimat-gemeinden gestaltet sich viel schwieriger als erwartet. Kaum jemand hat bis jetzt diese Rückkehr geschafft.
Aus Sarajewo war Mark Petritz, der österreichische Beauftragte für alle Reintegra-tionsprojekte in Bosnien, mit einigen Flüchtlingen (unter ihnen auch Mujo Coric) zweimal in deren Heimatgemeinde Zvornik. Doch die Gruppe wurde äusserst unfreundlich und mit Steinen empfangen. In ihren ehemaligen Häusern leben jetzt hauptsächlich serbische Flüchtlinge, die oft selber nicht wissen, wohin sie gehen sollten und sich noch immer mit Händen und Füßen gegen eine Rückkehr der Muslime wehren. Auch was die Hausruine der Familie Coric in Brcko betrifft, hat die Bürokratie bis jetzt noch nichts weitergebracht.
Frau Annemarie Kury, die schon einmal in Kalesija war, ist am 28.3. wieder nach Bosnien gefahren. Sie wird auch Mujo und seine Familie besuchen und ihnen die pfarrliche Unterstützung von 1060 DM für die nächsten 3 Monate übergeben. Außerdem wird sie vor Ort erkunden, wie wir ihnen in dieser schwierigen Lage am besten weiterhelfen können und uns nach ihrer Rückkehr darüber berichten.
Wir wollen diese Menschen, die uns in den 7 Jahren, die sie bei uns verbracht haben, so ans Herz gewachsen sind, auf keinen Fall in Stich lassen !
Renate Eibler
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Renate Eibler wird vom 17.-19. September 1999 nach Kalesija (Bosnien) fahren, um die Familie Coric zu besuchen, die am 22.Februar 1999 die Pfarre St. Thekla -ihr Flüchtlingslager- verlassen hat . Wenn jemand unseren ehemaligen bosnischen „Flüchtlingen“etwas zukommen lassen will, kann er es ihr gerne anvertrauen.___________________________________________
OSTERGRÜßE AUS KALESIJA (Bosnien)
Etwas verspätet bekam ich (Renate E.) aus Bosnien eine Karte der Familie Coric mit Osterwünschen '99 an ihre Freunde in St. Thekla. Wir konnten ihnen nach Ostern 1050 DM für die nächsten drei Monate, Medikamente, Schulsachen für Mehmed und Lebensmittel schicken. Wie auch unsere Botin, Frau Kury, bestätigt, sind sie zur Zeit auf diese Hilfe total angewiesen (weder Arbeitsmöglichkeit noch Sozialhilfe), auch die Lebensbedingungen im Container sind ziemlich schlecht. Die Familie bedankt sich herzlich bei allen, vor allem auch bei denjenigen, die ihnen Briefe geschrieben haben.
R. Eibler
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CARITASHILFE FÜR DEN KOSOVO
Wegen ihrer ausgezeichneten Kontakte mit lokalen Hilfsorgani-sationen konnte die Caritas sehr schnell die dringend benötigten Hilfsgüter vor Ort bringen. Der erste Transport mit 20 t Matratzen war bereits am 3. April in Mazedonien, die 3500 Zelte und 10 000 Decken zur Erweiterung eines bestehenden Caritaslagers in Albanien schon am 7.4. Derzeit unterstützt unsere Caritas u. a. folgende Projekte vor Ort:>/P>
· Caritaslager Shkoder in Albanien (mit Caritas Albanien): Hilfsgüter, Zelte, Decken; laufende Versorgung der Flüchtlinge (geschätzte Kosten pro Monat für 6000 Flüchtlinge: 10-14 Millionen Schilling).
· 40 Gesundheitsstationen der Caritas Albanien.
· Österreich-Camp von "Nachbar in Not" in Shkoder (Albanien): die Caritas wird für die Versorgung mit Lebensmitteln zuständig sein.
· Flüchtlingslager Brazde für 25 000 Personen in Mazedonien (mit Caritas Mazedonien und Catholic Relief Service): Zelte und Decken wurden geliefert; laufend finanzielle Hilfe für den lokalen Einkauf von täglichen Bedarfsgütern der Flüchtlinge.
· Unterstützung der selbst bettelarmen lokalen Gastfamilien von Flüchtlingen und Verteilung von Hilfsgütern in Mazedonien über drei verläßliche lokale Partnerorganisationen.
Geldspenden auf das Caritas PSK Konto 7.700.004 (Kennwort "Kosovo") werden daher auch weiterhin dringend benötigt. Die Caritas bittet, zur Zeit von privaten Sachspenden (Kleider etc.) abzusehen, die Lager sind alle voll.
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ABREISE DER FAMILIE CORIC
Am 22. Februar 1999 hat die Familie Coric die Pfarre St. Thekla, die für 7 Jahre für sie zur zweiten Heimat geworden war, verlassen, um nach Bosnien in ein Reintegrationsprojekt zu gehen.
Es war ein trauriger Abschied für sie und für uns und auch für die Tochter Zlatija mit ihren Kindern Salih und Sabina, die bei uns bleiben. Zum zweiten Mal in ihrem Leben müssen Mujo und seine Leute wieder ganz von vorn anfangen, diesmal in der harten Realität eines Flüchtlingslagers in Bosnien. Sie werden dabei sicher auch weiterhin unsere Hilfe benötigen. Wir wissen momentan nur, daß sie gut in Tuzla angekommen sind. Sobald wir mehr Informationen haben, werden wir Sie darüber benachrichtigen.
Die bosnischen Flüchtlinge bedanken sich!
Die Abreise der Familie Coric nach Bosnien am 22. Februar bietet mir eine willkommene Gelegenheit, im Namen unserer Flüchtlinge allen zu danken, die sie in den letzten sieben Jahren mit Geld- und Sach-spenden und durch Beschäftigungsmög-lichkeiten im Rahmen des Nachbarschafts-hilfeprojektes der Caritas unterstützt haben.
Wichtig war aber auch, das hat zum Beispiel die Familie Coric immer wieder betont, die seelische Unter-stützung durch per-sönliche Kontakte. In vielen gemeinsam verbrachten Stunden, fröhlichen und trauri-gen, sind Freundschaften entstanden, die ihnen sehr viel bedeuten.
Was geschah 1998/99 mit ihren Spenden?
Im Jahr 1998 wurden 47 265.80.- für die bosnischen Flüchtlinge ge-spendet, im Jahr 1999 bis jetzt 5 200.- (insgesamt 52 465.80).
Wir danken allen Spendern und Spenderinnen für ihre Großzügigkeit!
Dadurch konnten wir folgende Ausgaben begleichen:
Einzelunterstützungen zu den Feiertagen 2 000.-
Zahnersatz Frau Skurlic 8 584.-
Stromrechnung Dezember 98* 12 523.37
Frau Halilovic (Abreise 21. 5.98 nach Srebenik):
Rückkehrhilfe 1 500.-
Überw. von 230 DM nach Bosnien 1 622.-
Unterstützung der Tochter von Mujo Coric in Derventa 3 000.-
Fam. Coric (Abreise 22. 2. 99 nach Kalesija):
Rückkehrhilfe 6 000.-
Beitrag zu Transportkosten 6 500.-
Summe der Ausgaben 41 729.37
* Die übrigen Betriebskosten für die Flüchtlinge wurden dankenswerterweise vom Piaristenorden, bzw. für die Dusche im Jugendheim von der Pfarrjugend, übernommen.
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Den Neuanfang in Bosnien erleichtern
Das Reintegrationsprojekt in Kalesija bedeutet für die Familie Coric ein kleines Zimmer in einer Holzbaracke, 5km vom nächsten Ort, keine finanzielle Unterstützung und zumindest in den ersten Monaten keine Verdienstmöglichkeiten. Zudem sollen die Rück-kehrer nur solange dort bleiben, bis sie eine eigene Wohn-möglichkeit gefunden haben. Es ist also nicht sinnvoll, daß ihre ganzen Ersparnisse für den notwendigsten Lebensunterhalt ver-wendet werden müssen. Die Betreiber des Projektes rechnen auch damit, daß die Flüchtlinge von irgendwo, sei es von ihren Kindern oder von karitativen Organisationen, finanziell unterstützt werden.
Wir möchten die Familie, die wir in den letzten 7 Jahren wirklich liebgewonnen haben, jetzt nicht im Stich lassen und planen daher:
Wir würden uns freuen, wenn sie uns dabei auch weiterhin unterstützen. Es besteht auch die Möglichkeit, eines Dauerauf-trages auf unser
Flüchtlingskonto Nr. 3211342501 bei der Bank Austria
lautend auf Pfarre St. Thekla – Flüchtlingshilfe.
Auch mit kleinen Summen ist uns bereits sehr gedient!