Der Blitzdompteur Der vierte Bruder war der Blitzdompteur. Wenn der Blitzdompteur seine Abendvorstellung
gab, gingen im ganzen Land die Lichter aus. Die Leute schalteten ihre Lichter
aus, weil die Vorstellung so schön war. Und sie schalteten sie aus, weil
sowieso meistens der Strom ausfiel. Der Blitzdompteur ließ Blitze über den
Abendhimmel springen. »Hepp!« rief der Blitzdompteur und knallte mit
seiner elektrischen Dompteurpeitsche in die Luft (was manche mit Donner
verwechselten), und schon duckten sich die Blitze im Himmel wie Hasen vor
einer riesigen, leuchtenden Pythonschlange. »He-hepp!« rief der Blitzdompteur,
und seine Peitsche schrieb feurige Graffiti in die Dunkelheit, »jetzt
springt!« Und die Blitze sprangen. Sie sprangen einzeln
oder in Rudeln. Sie schlugen Haken oder fuhren schnurstracks in die Erde.
Manche sahen aus wie ein gelber, gezackter Riß im Himmel. Und andere sahen
aus wie ein heller, kopfstehender Licht-Baum, der sich mit seinen weißen
Ästen, ja, blitzschnell über das
ganze Firmament ausbreitete und wieder verschwand. Nur,
woher der Donner kam, wußte der Blitzdompteur auch nicht genau. »Vielleicht«, sagte er, »ist das der Himmelsmagen,
der grollt, weil er plötzlich leer ist.« »Vielleicht«, sagte er, »ist das Der Vater der Blitze, der sie zurückruft.« »Hepp!« sagte der Blitzdompteur. »Hauptsache, sie
springen.« Und seine Peitsche zischte weiter durch die Luft und ließ die Blitze springen, daß es eine Freude war. So war das mit dem vierten Bruder. |