DAS KAROTTEN–PROBLEM
Karotte: Das
Wort wurde im 16. Jh. aus älter niederl. karote
entlehnt, das über frz. carote, lat. carota auf
griech.
karõtón »Möhre, Karotte« zurückgeht.
Dies gehört wohl zur Familie von griech. kárã, »Kopf«, das mit dem dt. »Hirn« urverwandt ist. Möhre: Der
westgerm. Name der Nutzpflanze mhd. mohre, ahd. mor[a]ha,
mniederl. more, aengl. more ist verwandt mit der slaw. Sippe von russ.
morkov', »Möhre«, und mit griech.
brákana, Plural »wildes Gemüse«. Welche
Vorstellung dieser den Germanen, Slawen und Griechen gemeinsamen
Pflanzenbezeichnung zugrunde liegt, ist dunkel. Neben der umgelauteten
Form Möhre ist auch die umlautlose Form in der
Zus. Mohrrübe (17. Jh.) bewahrt. Siehe auch
den Artikel Morchel.
Möhre:
(Daucus) Gattung der Doldengewächse mit rund 60 Arten
im Mittelmeergebiet, einzelnen Arten auch in anderen
Erdteilen. ... geht dann auf die uns nicht interessierende
»Wilde Möhre«, Daucus carota, ein und begnügt sich unter »Mohrrübe« mit
folgendem Eintrag: Mohrrübe: – Karotte. Dort
nachgeschlagen, lesen wir: Karotte: [gr.–lat.] (Gelbe Rübe, Gartenmöhre, Mohrrübe, Daucus
carota ssp. sativus), Doldenblütler, Kulturform der Möhre mit orangegelber, rübenförmiger Wurzel, die in eine
hellere Innenzone (Holzkörper) und dunklere Außenzone (sekundäre Rinde)
untergliedert ist; wichtige Gemüsepflanze mit hohem Gehalt an
Karotin. Der Anbau erfolgt am besten in
tiefgründigen, leichten bis mittelschweren Böden. Man unterscheidet lange,
halblange und kurze Sorten sowie frühe, mittelfrühe, späte und
Dauersorten. Die K. ist eine sehr alte
Kulturpflanze (bereits Dioskurides erwähnt sie im 1. Jh. n. Chr.). Wir erfahren aber auch: Karotte: [gr.–frz.] Bündel von soßierten, ausgerippten
Tabakblättern, die zwecks Gärung längere Zeit gelagert und zur Herstellung
von Schnupftabak verarbeitet werden. Der »Duden« Nr. 8 (»Die sinn– und sachverwandten
Wörter – Wörterbuch für den treffenden Ausdruck«) teilt uns eher lapidar
mit: Karotte: s.
Mohrrübe. Mohrrübe: Möhre, Karotte, Wurzel (nordd.), Würzelchen
(landsch.), gelbe Rübe (südd.), Gelbrübe (südd.), Rübli
(schweiz.); Und der »Duden» Nr. 1 (»Die deutsche Rechtschreibung
– Maßgebend in allen Zweifelsfällen«) speist uns überhaupt mit diesen
kargen Einträgen ab (es geht ja schließlich auch nur um die
Rechtschreibung; obwohl wir das »maßgebend« doch schwer bezweifeln wollen
...): Karotte, die; –,–n <niederl.> (eine Mohrrübenart) Mohrrübe; (svw. Möhre) Möhre, die; –,–n,
(eine Gemüsepflanze) Was schließen wir daraus? Daß »Daucus carota ssp. sativus« eine Unterart und Kulturform der Mohrrübe ist. Daß Karotte mit kárã, »Kopf«, zusammenhängt – was die Vermutung aufkommen läßt, das darin enthaltene Karotin könnte sich direkt auf Guckys Parafähigkeiten auswirken. Daß Lexika eine höchst vergnügliche Lektüre sind, aus denen sich jeder herausholen kann, was ihm gerade in den Kram paßt – und daß die »Möhre« (!) ein »wildes Gemüse« ist, dessen Ursprung im dunklen liegt. (Ich sage nur: Gen–Experimente der Takerer?)
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