Es ist Karsamstag. Der Tag vor dem Ostersonntag, dem Tag
der Auferstehung des Herrn, ein Freudentag für die ganze Christenheit. Der Himmel wird dem Anlaß auch gerecht, wolkenlos überwölbt er das Weinland in strahlendem Blau. Gerade so, wie es sich gehört. Und ringsum steht die Natur in
voller Blüte, in leuchtenden Farben, betörend duftend. Im Flieder, in den Pfirsichbäumchen, in Büschen und Hecken summt
und brummt es, überall wo Bienen und Hummeln auf einen Buschenschank eingekehrt sind.
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viel wird. Doch nun ist's soweit. Sein Fahrzeug hat Hochwürden hinter der Kapelle abgestellt, streift den mitgebrachten
Talar über und tritt nun vor die kleine Versammlung. Die Zeremonie ist kurz, doch getragen von Frömmigkeit, echter Dankbarkeit und den Bitten um ein gedeihliches Jahr. Den Abschluß bildet die „Fleischweihe", jenes Ereignis, auf das man
gewartet hatte. Denn mit der priesterlichen Segnung des „Weichfleisches"
- des geweihten Fleisches also - geht auch
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die Fastenzeit zu Ende. Wohl verwahrt in den schön geschmückten Körben, die in der Wiese um die Kapelle stehen, unter einem blendend weißen Leinen verborgen, liegt das
frisch Geselchte zwischen allem, wofür man weiter den Segen des Himmels erfleht: eine Flasche Wein für eine gute Ernte,
Ostereier und Osterbrot für ein gesegnetes Jahr und vielleicht daneben noch ein Zweiger) Liebstöckl oder ein getrocknetes
Vergißmeinnicht. Vielleicht hilft's, man kann ja nie wissen.
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Auf den höchsten Kuppen der umliegenden Weinberge
bauen indessen die Burschen ihre „Ostermaschin" auf. Riesige, ungeschlachte Gerüste, gezimmert aus Pfosten, Brettern
und Latten, stellen diese Gestelle verschiedene Ostersymbole dar: Kreuze von ungeheurem Ausmaß, Riesensterne, Meßkelche mit Hostien, die Buchstaben 1-N-R-1 und vieles andere mehr. Die Umrisse werden mit Girlanden von hunderten Glühbirnen behängt, und abends, wenn die Dämmerung einfällt
und die ersten Osterfeuer aufglühen, wird das elektrische Wunderwerk eingeschaltet. Und wenn dann noch außerdem
ein warmes Frühlingslüfterl die Lichterketten in Schwingungen versetzt, funkeln und glitzern die unzähligen Lichter von den Hügeln ringsum als lebendiges Wahrzeichen durch die
Nacht, verkünden die Auferstehung des Herrn.
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An der Straße, die den steilen Weinberg emporführt, steht in einer geschützten Mulde eine Kapelle. Eine von den vielen,
die einst gläubige Vorfahren in ihrer Gemeinschaft errichtet hatten. Und nun steht die heutige Kapellengemeinde, aus den
zugehörigen Gehöften zusammengekommen, vor dem kleinen Gotteshaus und erwartet den Herrn Pfarrer. Festlich gekleidet und frohgestimmt nutzt man die Gelegenheit zu
einem ausgiebigen Plausch. Denn es kann noch eine Weile dauern, bis Hochwürden mit seinem alten Motorrad eintreffen wird. Hat er doch nach einem festgelegten Zeitplan alle Kapellen seiner Pfarre aufzusuchen, die weit verstreut über
die Weinberge liegen. Und das mit dem alten Motorrad, dem der beschwerliche Weg hügelauf und hügelab auch schon zu
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