FRED FRITH

Right Said Fred

(Vertrieb: www.rermegacorp.com)

Fred Frith, neben Derek Bailey der Gitarreninnovator der letzten drei Dekaden schlechthin, hat sich nun entschlossen ein eigenes Label, Fred Records, ins Leben zu rufen. Er kooperiert hiezu mit dem britischen Independent-Label Recommended Megacorp. Die Veröffentlichungspolitik umfasst sowohl die Neuauflage von(mit neudesingntem Outfit-Digipak) von frithschen Klassikern, aus der Zeit nach Henry Cow, als auch bis dato unveröffentlichte ältere sowie neue Aufnahmen. Schon die ersten 7 Veröffentlichungen tönen überzeugend von dem vielfältigen musikalischen Potential dieses charismatischen Musikers. Prägend in Friths damaliger musikalischer Neuorientierung sind seine Erfahrungen mit der Klangästhetik des Rock. Weiters von entscheidendem Einfluss waren die Intentionen der freien Improvisation und der NYer Noise-Szene, in der er nach seinem Umzug nach Amerika eine zentrale Stellung einnahm.

In Folge hat Frith aus all diesen Zutaten einen authentischen, individuellen Personalstil entwickelt. Seine erste Platte unter eigenem Namen aus dem Jahr 1980 betitelt sich "GRAVITY" (ReR/FRO 01). Eine Zusammenarbeit mit schwedischen Musikern und einigen illustren Gästen. Frith vernetzt hier in organischer Weise avancierte Rock-Spielhaltung mit radikaler Klangforschung, Jazzingredienzien und abstrakten Klangcollagen. Verpackt in 3 bis 5minütige Songs. Der Schwerpunkt liegt mittig.

1983 nahm Frith seine ersten unbegleiteten Gitarren-Monologe auf. Betitelt schlicht und einfach "GUITAR SOLOS" (ReR/FRO 02). Spröde bis brachiale Gustostückerln die den Möglichkeiten der Gitarre, mit unorthodoxen Techniken und Präperationen auf den Grund gehen. Frith entwirft hier Klangcharakteristika und Spielweisen die heute Standard sind. Herangegangen ist er an die sache mit der Haltung zur freien Improvisation. Und er demonstriert unglaubliche Sensibilität für Klangparameter und Raum. Zusätzlich spannend macht es Friths Rockherkunft, die unverhohlen durchklingt und eine zusätzliche Färbung in die Improvisierte Musik brachte. Ein Monolit.

"STEP ACROSS THE BORDER" (ReR/FRO 03) ist die zweifellos beste Compilation, ever. Nicht als solche konzipiert, ergab sie sich als klangliche Verdichtung zu einem der sinnlichsten und intensivsten Musikfilme. Eine, wie die beiden Macher Nicolas Humbert und Werner Penzel es nennen, Celluloid-Improvisation über ein paar tage im ereignisreichen leben des Fred Frith. Von Tokyo bis New York. Und der Titel könnte die Intentionen des Kreatrivgeistes Frith nicht besser zu Ausdruck bringen. Die Ohren erfreuen sich an solch unterschiedlichen, aber immer Frith charakterisierenden Klangwelten wie sie das Duo Frith/Zorn, Frith/Hodgkinson, das Trio Massacre, Friths Zusammenarbeit mit Bob Ostertag, der japanischen Sängerin Haco, das trio Sceleton Crew u.a.m erschaffen. Break down all the walls.

"SPEECHLESS" (ReR/FRO 04) avancierte damals, 1980, zu einem Kultalbum. Noch sensorischer verband Frith hier die aus allen Möglichen Richtungen herbeiströmenden Klangästhetiken zu seinen typischen "Frithisms". Das sind keine Blaupausen, sondern originäre, persönliche Vokabeln. Vertrackt konzipiert und leichtfüßig wandelnd sind die Stücke mit der französischen Art Rock Band Etron Fou Leloublan. Kernig, direkt und brachial die Soundblöcke mit dem legendenumwobenen Trio Massacre. Man ist sprachlos ob der Spannung.

Die CD mit dem Titel "ACCIDENTAL" (ReR/FRA 01) dokumentiert Friths Klangwerke für Tanztheater aus den Jahren 1995/96. Der "Klangworkaholic" versprüht hier eine packende Bewegungsenergie und montiert aus krachenden Gitarrenriffs, Vokalexzentriken a la Minton, filigranen Klangnetzen mit geige und Piano gesponnen, eine variantenreiche, viel Überraschendes bereithaltende Collage in der der Zufall treibende Kraft spielt. Eingespielt von Frith alleine im Mehrspuverfahren. Er hat sich sicher oft selbst überrascht.

"PRINTS" (ReR/FRA 02), aufgenommen zwischen 1997 und 2000, steuert auch durch ebendiese von abenteuerlichen Stromschnellen durchzogenen Gewässer. Frith handhabt erneut alle Instrumente selbst und zusätzlich bedient er sich Samples und Zeitungstexten, die im zufällig an den Aufnahmetagen in die Hände fielen. Sein Spontaneitätsvermögen und seine kreative Energie bescheren auch diesmal ein lustvolles Klangerlebnis und zeichnen die stringenten Spuren nach, die Frith in der zeitgenössischen Avantgarde hinterlassen hat.

Eine grandiose Band stellte Frith 1989 auf die Füße. Involviert waren Jean Derome (as, bs, fl), Charles Hayward (dr, perc), René Lussier (g, b), Bob Ostertag (sampler), Zenna Parkins (keys, voice), Claudia Engelhart (electronics) und er nannte das Ensemble Keep The Dog. Diese vitale Band steht im Mittelpunkt der CD "THAT HOUSE WE LIVED IN" (ReR/FRA 03). Dies ist das erste Tondokument dieses Projektes. Mit dieser Horde grandioser ImprovisatorInnen unterschiedlichen Backgrounds macht sich Frith daran Stücke aus dem "Fredverzeichnis" improvisatorisch neu- und umzudeuten. Entstanden sind faszinierende Kleinode, denen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und die in die Unvorherhörbarkeitsgefilde spontan ausgestalteter Räume abheben. Sie erhalten neue Inhalte und neues Leben und explodieren förmlich vor Intensität. Ein Hausbesuch empfiehlt sich, doch Vorsicht vor dem bissigen Hund. (Hannes Schweiger)