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Schön, schöner, Fennesz. Auf diesem vielleicht
eingängigsten Album seiner Computer-Ära
bannt der Burgenländer die makellose Ästhetik der todessehnsüchtigen
italienischen Lagunenstadt fast eins zu eins auf einem Tonträger, der das
Etikett Pop-Album verdient. Gleich am Beginn, an den "Rivers of sand",
möchte einem das Herz aufgehen angesichts der assoziativen
Wucht, die Fennesz' Musik hier ausübt. Zwischen den Blöcken, die sich
stilistisch ähneln, hat Fennesz kleine Übergänge geschaffen, venezianische
Brücken, wenn man so will, die heißen dann "onsra", "onsay" und "asusu",
warum auch immer. Für extra hellen Glanz sorgt mittendrin ein
außertourlich angefertigtes Schmuckstück dieser Perlenkette: das Duett mit
dem Ex-Japan-Sänger David Sylvian, das sich als eine Revanchefairness zu
Fennesz' Mitwirkung an Sylvians CD "Blemish" verstehen mag. Sylvians
schmeichelweicher Bariton befreit Fennesz auch aus der Zwangslage, mit
Stimme arbeiten zu wollen und selber nur über eine "lausige" zu verfügen,
wie er Ostermayer "Im Sumpf" beichtete. Tja, und zu allem Überfluss packt
der alte Maische-Rocker nach langer, langer Zeit wieder die Gitarre aus -
für sich allein und fürs Doppel mit Burkhard Stangl, von dem Fennesz
behauptet, der als staubtrockener & blutleerer Avantgardist Verschrieene
habe so viel Soul wie kaum ein anderer in unseren Breiten. So schaut's
wohl aus. Erster Lohn für das erhabene Meisterwerk "Venice": Fennesz ist
der Cover-Boy am Juni-"Wire". Genau da gehört er auch hin. (felix)
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