Fennesz

VENICE

Touch TO:53
Christian Fennesz (computer, g); Gäste: David Sylvian (voc), Burkhard Stangl
(g)
rec.: 2004; Vertrieb: mdos (mego),
www.touchmusic.org.uk

 



Schön, schöner, Fennesz. Auf diesem vielleicht eingängigsten Album seiner Computer-Ära
bannt der Burgenländer die makellose Ästhetik der todessehnsüchtigen italienischen Lagunenstadt fast eins zu eins auf einem Tonträger, der das Etikett Pop-Album verdient. Gleich am Beginn, an den "Rivers of sand", möchte einem das Herz aufgehen angesichts der assoziativen
Wucht, die Fennesz' Musik hier ausübt. Zwischen den Blöcken, die sich stilistisch ähneln, hat Fennesz kleine Übergänge geschaffen, venezianische Brücken, wenn man so will, die heißen dann "onsra", "onsay" und "asusu", warum auch immer. Für extra hellen Glanz sorgt mittendrin ein außertourlich angefertigtes Schmuckstück dieser Perlenkette: das Duett mit dem Ex-Japan-Sänger David Sylvian, das sich als eine Revanchefairness zu Fennesz' Mitwirkung an Sylvians CD "Blemish" verstehen mag. Sylvians schmeichelweicher Bariton befreit Fennesz auch aus der Zwangslage, mit Stimme arbeiten zu wollen und selber nur über eine "lausige" zu verfügen, wie er Ostermayer "Im Sumpf" beichtete. Tja, und zu allem Überfluss packt der alte Maische-Rocker nach langer, langer Zeit wieder die Gitarre aus - für sich allein und fürs Doppel mit Burkhard Stangl, von dem Fennesz behauptet, der als staubtrockener & blutleerer Avantgardist Verschrieene habe so viel Soul wie kaum ein anderer in unseren Breiten. So schaut's wohl aus. Erster Lohn für das erhabene Meisterwerk "Venice": Fennesz ist der Cover-Boy am Juni-"Wire". Genau da gehört er auch hin. (felix)