ANNELIE GAHL

innaron

EX 581-2

Annelie Gahl (v)

rec.: 2004

Vertrieb: Extraplatte

 

Annelie Gahl, die mit dem Anton Bruckner Preis gewürdigte Geigerin, Mitglied der Camerata Salzburg, von Harnoncourts Concentus Musicus, Konzertmeisterin der Wiener Akademie und andererseits tätig im Böszen Salonorchester und als Improvisatorin, wählte für ihre erste Solo-CD als zentrales Thema die Passacaglia, auch als Schutzengelsonate bezeichnet, des Barock-Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber. Biber kann als Avantgardist seiner Zeit bezeichnet werden, war er doch für seine phantasievollen Klangvisionen und sein experimentieren mit den Möglichkeiten seines Instrumentes bekannt (er präparierte Saiteninstrumente mit Pergamentpapier). Hier weist sich schon ein Naheverhältnis zu den Intentionen der sensiblen Musikerin und Virtuosin Gahl aus. Um eben diese Passacaglia kreisend, bat Gahl vier jüngere österreichisch KomponistInnen(Katharina Klement, Fritz Keil, Klaus Lang, Christian Muthspiel), denen Experimentierfreude und offenes, unkonventionelles musikalischen Denken gemein ist, ihre Assoziationen – im Hier und Jetzt angesiedelt – zu Bibers Instrumentalwerk auszubreiten. Dem Impetus des schlichten Themas der Passacaglia folgend, entstanden vier sehr unterschiedliche, persönliche kompositorische Reflexionen, die die Konzentriertheit und Dringlichkeit von Bibers kühnem Kunststück weiterhören. Keil entfaltet teilweise einen rhythmisch intensiven Sog, Lang vertieft sich in zenhafter Meditation, Muthspiel strebt nach der Fortschreibung der Imaginationskraft des Momentes und Klements Stück ist das radikalste und avancierteste. Sie spürt der Faszination des weißen Rauschens nach. Fraglos eloquent, wie sie mit dem Moment des Innehaltens mit punktuellen Klangpartikel und Geräuschfarben agiert und so, durch die Minimierung der Aktivität das Klangumfeld einzufangen weis bzw. irisierende Spannungsfelder entwirft.

Annelie Gahl ist nicht allein Ausführende, sie lebt die Stücke aus. Mit sensorischer Sensualität. Eine starke monographische Erzählung – tempus innaron. (Hannes Schweiger)