LOW FREQUENCY ORCHESTRA
improvisation – interpretation Angélica Castello, Maja Osojnik (recorders), Herwig Neugebauer, Matija Schellander (b), Mathias Koch (dr, perc), Thomas Grill (electronics) rec.: Sept. 2004 Vertrieb: Eigenverlag, lfo@grrrr.org |
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2003 gaben sechs MusikerInnen den Startschuss für dieses multinational besetzte Ensemble mit Lebensmittelpunkt in Wien. Heißt, die beiden weiblichen Mitglieder des Klein-Orchesters stammen aus Mexico – Angélica Castello bzw. aus Slowenien – Maja Osojnik, die Herren sind allesamt Österreicher. Entwachsen sind sie unterschiedlichen musikalischen Entwicklungsgeschichten, sei es Rock, Jazz, Neue wie Alte Musik. Zur Aufgabe gestellt hat sich das Ensemble, den Soundqualitäten und -potentialen tiefer Blockflöten, Castello und Osojnik sind namhafte Spezialistinnen für Bass- und Kontrabassblockflöten, tiefen Saiteninstrumenten, Perkussion und Elektronik nachzuspühren und mit eigener Handschrift in Beziehung zu setzen. Dies geschieht im Spannungsfeld improvisatorischer Kollektivität und kompositorischer Konstrukte. Dieses Spannungsfeld verstehen die ProtagonistInnen mit souveräner Eloquenz zu beleben. Unter anderem haben bereits Katharina Klement und Veronika Simor Stücke für das Ensemble konzipiert. In vorliegendem Live-Mitschnitt eines Konzertes aus der Ruprechtskirche, welches im Rahmen der von Angélica Castello kuratierten Konzertreihe „Neue Musik in St. Ruprecht“ stattfand, widmet sich das Ensemble ausschließlich der non-idiomatischen Improvisation. Mit ohrenfälliger Subtilität in der Interaktion, einem Gespür für spontane Texturen und Einfallsreichtum betreffend Klang- und Geräuschfarben subsumiert sich die Ereignishaftigkeit zu einem tiefenwirksamen, fluoreszierenden Geschehen. Niederfrequente Klangbänder präsentieren erstaunliche Fassetten, in die sich helle Farben von Perkusssion und Elektronik einnisten. Punktuelle wie flächige Konstellationen bilden das Fundament für raumgreifende, dialogische Gestaltungsprozesse, in denen tonale Flecken, geräuschhafte Ausbruchsfiguren ebenso wie bizarre rhythmische Labyrinthe wechselnde Dichte- und Dynamikgrade aufblühen lassen. Brisante Musik von sensibler innerer wie äußerer Spannung, der man mindestens ein Ohr leihen muss. Low frequency – high musicality. Ein Ensemble der nächsten Stunden. (hannes schweiger)
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