MONOCLE

EX 568-2

Katharina Klement (monochord, clavicord, melodica), Josef Novotny (clavicord, electronics), Reni Weichselbaum (recorders), Manon Liu Winter (clavicord)

rec.: Dez. 2002

Vertrieb: Extraplatte

 

Der geschärfte Blick in das Innenleben der Klänge. Monocle, ein Quartett ausgeprägt eigenwilliger MusikerInnen der aktuellen österreichischen Experimentalszene, legen sehr außergewöhnliche Farbstränge dorthin frei – in ungewöhnlicher Instrumentierung. Eine Mehrzahl der Instrumente ist barocken Ursprungs und wird mit Esprit non-konformistisch bespielt. Die Erweiterung der Klangmöglichkeiten dieser historischen Tasteninstrumente in Verbindung mit elektronischen Soundmodulen bildet den Ansatzpunkt zu einem individuellen Ensembleklang. Dabei treten die akustischen Klänge, die in den Händen der Musikerinnen geformt werden, mit dem elektronischen Output des männlichen Viertels der Band in einen sensiblen, inspirativen Dialog. Die MusikerInnen nehmen sich Zeit, relativieren somit deren Flüchtigkeit, und geben sich Raum für asketisch konzentrierte Aggregatzustände. Ausgeführt in einem verzahnten Kollektivprozess, dem vielleicht grobe Strukturparameter vorgegeben sind, der aber doch primär durch die Imaginationskraft aus dem Moment heraus erwacht. Improvisatorische Feinmotorik ist hier im Spiel und ersinnt in konzisen Stücken kontemplative Klangfelder, die sich zurückziehen können, sich einem spannungsinfiltrierten Schweigen nähern. Aber ebenso ziehen sich kurzzeitig und schlüssig impulsive Ausdehnungen wie Furchen durch das feinnervige Gewebe, was die Sogkraft der Klangereignisse verstärkt. Folglich unterliegen mikrorhythmische Bewegungen, das Klanginnenleben – also dessen Frequenz, Intensität und Klangfarbe – beständigen Veränderungen, wodurch in bedächtigen Bögen die Geräuschbezogenheit der Musik bzw. die indeterminierten Eigenheiten der Instrumente herausgearbeitet werden. Das Monocle als polychromer Indikator. Doch was nützte es ohne das „ganz Ohr sein“ der Akteure. Ein impulsgebendes Projekt, welches die Hörgewohnheiten mit ihrem Hang zur „Rückbeschaulichkeit“ in heutige Zeitzonen holt. (HAN)