Bugge Wesseltoft

New Conception of Jazz - Live

Jazzland / Universal 0440 038500-2 6

Bugge Wesseltoft (fender-p, p, sounds), Ingebrigt Flaten (b), Anders Engen (dr), Paolo Vinaccia (mixing), Jonas Lönna (vinyl, electronic rhythm, sounds) + John Scofield (g) u.a.

Rec. live, April 2000 – Dez 2002

Vertrieb: Universal

  Er sei stolz, auf diesem Album ohne Overdubs und "Repairs" zu demonstrieren, wie man nur auf der Basis eines elektronischen Beats spontan Musik und guten "Spirit" schaffen kann. Das bringt den Großteil der Musik dieser CD tatsächlich auf den Punkt: Übungen in Rhythmus, die in langen minimalistischen Entwicklungsbögen (dazu geben die 76 Minuten Hörzeit reichlich Gelegenheit!) Körper und Geist des Hörers durchdringen, sei es in entspanntem Schaukeln oder ekstatischer Intensität. Das Ziel ist in einem Trancezustand ganz im Sinne von Drum’n’Bass und "Dance" erreicht, wenn man nicht mehr nach solistischen Höhepunkten im Jazzgeist fragt (die aber dennoch jederzeit passieren können), sondern ganz in diesem Geschehen aufgeht. Dementsprechend sind keine Solisten an Blasinstrumenten vertreten, um die Rhythumssuppe mit jazziger Würze zu versehen, wie das auf früheren NCOJ-Alben der Fall war (John Scofield, der auf einer Nummer gastiert, fügt sich gut als Rhythmusgitarrist ein, kann oder will darüber hinaus aber nicht wirklich hervortreten). Feinheiten spielen sich vor dem Anwerfen der Rhythmusmaschine ab: In den Einleitungen kann es lyrisch-leichte Return-to-Forever-Reminiszenzen am Fender Piano geben oder schräge bis wunderschöne Klänge am gestrichenen Bass von Ingebrigt Flaten, der die tragende Kontinuitätsrolle glänzend spielt. Durchatmen bei dezent-ruhigem Schönklang am Konzertflügel. Das Material ist teils neu, teils basiert es auf bekannten Nummern, deren Interpretationen hier durchwegs originell anders klingen als die ursprünglichen Studioeinspielungen, deren hohen Standard aber kaum erreichen können. Am Schluss wird es doch noch "jazzig", wenn die Band auf ein "klassisches" akustisches Klaviertrio reduziert – und lediglich mit dezenter Elektronik hinterlegt – zeigt, dass man auch auf diese Art Intensität erzeugen kann. Swing meets Groove meets Beat. Fazit? Mit dieser schönen CD sollte Wesseltoft einen Bogen abgeschlossen haben und sich jetzt neuen Horizonten zuwenden, bevor es zum kreativen Stillstand kommt. Nach sieben Jahren des "neuen Jazzkonzeptes" scheint der Plafond erreicht, auch wenn die Marketing-Strategen das geniale Etikett "New Conception of Jazz" nicht gerne aufgeben werden. (Stubenrauch)