Tanja Feichtmair (as, bcl) & John Russell (g)
Porgy & Bess / 22.06.2004
 

In diesem idiomatisch ungebundenen Dialog trafen sich zwei Generationen von MusikerInnen frei improvisierter Musik. Aus der jungen Szene, die Österreicherin Tanja Feichtmair und ein Vertreter der Gründergeneration, der erfahrene Engländer John Russell, der zum Glück noch immer Gitarre spielt. Ihr spontaner Diskurs war wunderbar stimmig. Beide agierten mit sprühendem Spielwitz und glühender Musikalität und sie bewiesen auch langen Atem und rauschende Fantasie in einem durchgängigen 50minütigen Set. Während Russell auch gestischen Humor, etwa beim zweimaligen Aufziehen von neuen Saiten, in die Performance integrierte, agierte Feichtmair mit inbrünstigem Bewegungsdrang. Ihr primär mit Stakkatoklangketten operierendes Spiel ist leidenschaftlich und zwingend. Sie war ständig am Impulse setzen, Russell ließ sie auch, und ergänzte, bereicherte das Zwiegespräch mit einem, durch jeden Quadratzentimeter seiner Gitarre erforschend bedingtem, variantenreichen Klangverständnis. All das ereignete sich in einem Umfeld des Hin- und Herpendelns zwischen energetischen Interaktionen und auf leisen Sohlen dahingleitenden, punktuellen Erfindungen, von wechselnden Intensitätsstufen und Dichtegraden. Schroff, kantig, authentisch und direkt formulierten sie ihr musikalisches Statement. Ein Querdenken angesichts trendiger Verwässerung und Ignoranz.

Hannes Schweiger