Tim Berne

Porgy & Bess

30.11.2004

 
 

Sciency Friction Band: Tim Berne: as, Herb Robertson: tr, flh, Marc Ducret: g, Craig Taborn: korg, key, electronics, Tom Rainey: d

Tim Berne war mit seinem Quintett im Porgy zu Gast. Es war leider kein gutes Konzert. Zu sehr standen Mariniertheiten und schablonenhaftes Agieren im Vordergrund. Berne (ein Musiker mit enormer Reputation, der seit den späten 70-er Jahren auch in Europa oft zu hören war; mit vielversprechenden Projekten (z.B. Bloodcount) und Platteneinspielungen ("Lowlife", "Poisoned Minds" und "Memory Select") war selbst meist nur im Schongang unterwegs. Allzu selten gab es energische Einwürfe. Herb Robertson (begehrter Sideman, der mit vielen Großen der Szene tourte und auch unter eigenem Namen Tonträger produzierte) auf Trompete und Flügelhorn, ein von mir sehr geschätzter Musiker, konnte oder durfte von der Projektkonzeption her, nicht aus sich heraus gehen. Er produzierte jede Menge 'muted Tones' und gefiel sich sonst als stiller Bewunderer seiner Kollegen. Craig Taborn, (a young Lion, dessen Arbeit mit James Carter besonderer Beachtung verdient) ein hervorragender  Pianist, zirpte und zwitscherte an seinen elektronischen Tastengeräten. Da blieb viel ungenütztes Potential liegen. Marc Ducret (Partner u.a. von Michel Portal, Joachim Kühn, Didier Lockwood, Michel Godard) spielte Marc Ducret. Da gibt es naturgemäß keine Überraschungen. Tom Rainey, (erwähnenswert seine Zusammenarbeit mit Fred Hersch, Mark Helias, Andy Laster) ein ausgezeichneter Schlagwerker, der für subtilen Drive sorgen kann, blieb farblos und konnte keine Akzente setzen. Tim Berne wirkte ausgebrannt. Die Konzeption altbacken. Wünsche mir eine Neuauflage alter Leidenschaften. So long Tim. 

Ernst Mitter