Andy Bey Quartet
Porgy & Bess
06.03.2005
Andy Bey: piano, vocals
Paul Meyers: guitar
Ameem Saleem: bass
Jeremy Clemons: drums
Diesmal war es der fehlende Schlüssel des Gitarrenkoffers, der einen
pünktlichen Beginn verhinderte. Zuletzt hatte sich Andy Bey selbst nach
Klagenfurt verirrt und konnte erst mit großer Verspätung sein Solokonzert
beginnen (war damals übrigens fein. Andy Bey, der großartige Sänger, der
wunderbare Pianist und witzige Conferencier war trotzdem in seinem Element
an diesem Abend. Mit der Tontechnik gab es Abstimmungsschwierigkeiten; was
sich im ersten Set noch freundlich und friedlich anhörte: Ich weiß, dass
sich alle bemühen... klang dann im zweiten Set schon etwas genervter:
Können wir miteinander kommunizieren, fragte der Star, nachdem er wieder
einmal den Monitorton kritisierte. Egal. Eine junge Band unterstützte den
Sänger elegant und versiert. Ameem Saleem, am Bass, mit erdigen Soli und,
wenn er begleitete, straight, gefiel dabei genauso, wie der tolle
Schlagzeuger Jeremy Clemons, der sensible und temperamentvolle
Hintergrundarbeit leistete, wichtige Akzente setzte und auch für gute
Laune sorgte, durch unkonventionelle Einlagen; der vergessliche Gitarrist
Paul Meyers wiederum konnte durch sein feines, differenziertes Spiel an
der akustischen Gitarre beeindrucken. So blieb dem Leader nur die dankbare
Aufgabe, durch pianistisch und stimmlich nuancierte Darbietungen das
Niveau der Band dem Stempel einer Klassecrew aufzudrücken. Das 'American
Songbook' war das Thema an diesem Abend. (nachzuhören auf der neuesten CD,
die Bey gerade herausbrachte: 'American Song' auf 'minor music', Nr.:
801117 - Vertrieb: Extraplatte). Eine Caravan-Hommage möchte ich beinahe
sagen, war da zu genießen; der Kurt Weill Song 'Speak Low', das
schmachtende 'never let me go', ein gehauchtes 'prelude to a kiss', ein
sphärisches 'angel eyes', ein genuscheltes 'lush life' und ein verspielt
klingendes 'it's only a paper moon'; dazu kam dann noch so intensive
Beschäftigungen mit anderen Komponisten, wie dem leider früh verstorbenen
Briten Nick Drake, den er mit einer wunderbaren Version seines Liedes
'River Man' hochleben ließ (ein Höhepunkt des Abends). Forciertes Tempo
wurde gemieden. Der Balladenton herrschte vor. Kerzen sorgten für
ausreichende Beleuchtung an diesem besinnlichen Abend im Porgy & Bess.
(Ernst Mitter)
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