Bojan Z. / Dusko Gojkovic

Porgy & Bess
26.09.2004


20:30
Bojan Zulfikarpasic: piano (solo)
 

22:30
Dusko Gojkovic: trumpet, Heinz von Hermann: saxophone, flute, Walter Lang: piano, Branko Pejakovic: bass, Radko Divjak: drums


Bojan Z. wie Zulfikarpasic der Einfachheit halber genannt wird, hat einen furiosen Auftritt im Porgy abgeliefert. It's not Chopin sagten die mitgereisten oder schon in Wien beheimateten Landsleute, gekleidet im modernen Nadelstreif aber das war nicht die repräsentative Meinung des Publikums. Man hörte, wie die linke auf die rechte Hand wartete, nicht weil sie müde war, sondern weil Bojan ein toller Pianist ist und, mit klassischer Grundausbildung und einem offenen Ohr für jede Art von Musik, mit einer selbstverständlichen Grandezza über die Möglichkeiten des Flügels verfügt, die man gern atemberaubend nennen kann. Natürlich wird man an Keith Jarrett erinnert, kann Bill Evans assoziieren, meint dem jungen Dollar Brand zu lauschen, wenn er in seine rhythmischen Tonkaskaden  perlen ließ. Schön, wenn man dabei sein darf, wenn aus Trauer Hoffnung wird, das verwirrende Spiel von Schein & Sein abgehandelt wird; Sentimentalität, die aus Einsamkeit entsteht, die Ironie, die nötig ist, um aus diesem Dilemma wieder zu entkommen, kompakt in Töne umgesetzt, die man Musik nennt, dann hat man das Glück gehabt, Großem beigewohnt zu haben. Die alte Definition, dass Improvisation das Kommunizieren von Menschen, die in  verschiedenen Sprachen miteinander reden und sich trotzdem verstehen, ist, dann war dieses Konzert ein Musterbeispiel für gelungene Improvisation. Da wurde der Geist von Henri Texier beschworen, an Don Cherry und seinen Einfluss und Eindruck, den er auf den Pianisten ausübte, erinnert; wurd ein verrückter, schneller Blues zelebriert, den so kein John Hicks, kein Hank Jones, kein Eli Marsalis und auch kein Uli Scherer spielen würde. Blockakkordintensitäten werden und das ist ja die wirkliche Klasse des Belgraders, wieder in lyrische Sequenzen, in Melodiefetzten aufgelöst. Ein wunderbarer Abend im Rahmen der Serie 'Step across the Border', Serbia-Montenegro.

Das zweite Konzert dieses Abends enttäuschte mich, obwohl ich darauf mindestens so neugierig war, wie auf den talentierten Wahlpariser Bojan Z. Dusko Goykovich, der legendäre Trompeter, der mit  Maynard Ferguson, Dizzy Gillespie, Woody Herman spielte; einer, den Miles Davis ungemein schätzte, trat mit seinem Quintett auf. Und, man muss es vorab sagen, er hat immer noch diesen wunderbaren Ton auf Trompete und Flügelhorn. Diese kongeniale Selbstverständlichkeit, das Gefühl, und das ist ja kein schlechtes, dass Dusko immer das spielt, was er musikalisch denkt, er all das spielen kann, was er will, ohne technische Limitierungen....großartig! Leider war die Begleitband und die Gesamtkonzeption einer 50-er Jahre Ästhetik verpflichtet. Mainstream nennt man solche Darbietungen. Wie es funktionieren hätte können, das hörte man bei 'A Ballad For Miles'; einer superben Ballade, featuring Dusko Goykovich an der Trompete. Herbst in der Seele, Winter im Kopf und ein unversöhnliches Vakuum  im Ort des Wünschens sind dann doch noch zu überleben. Die zahlreichen Besucher widmeten um diese späte Stunde längst ihren Geschäften und anderen eher privaten Vergnügungen. Was man ja verstehen konnte.
 

Ernst Mitter