In The Spirit of Don Cherry Porgy & Bess
Don Cherry, der charismatische Trompeter und begnadete Sideman, der bei vielen wichtigen Wegabzweigungen, in der Entwicklung des Jazz, dabei war (z.B. bei den Ornette Coleman Stationen 'Free Jazz', 'Something Else', 'The Avant-Garde', bei Albert Ayler's 'Vibrations', Charlie Hadens 'Liberation Music Orchestra' oder Carla Bley's 'Escalator Over The Hill'), der Mann, der uns den heutigen Umgang mit fremden Musikkulturen (Tonträgerbeispiele: Orient, Eternal Now & Live in Ankara, Blue Lake, Codona, Bengt Berger's 'Bitter Funeral Beer', Jim Pepper's 'Comin' and Goin''), jetzt verkürzt Weltmusik genannt, gelernt hat, muss, wenn man das Konzert dieser Band im Porgy hernimmt, ein ziemlicher Langweiler gewesen sein. Graham Haynes hat man eine coole Pocket Trumpet gegeben (das ehemalige Wahrzeichen von Cherry) und ihm gesagt, dass er durch sanfte Töne den Spirit des Verstorbenen besonders pietätsvoll hochhält. Nein. Anders! Fünf sehr gute Musiker, die sich im Namen Don Cherrys treffen, haben sich eine weihevolle Konzeption des Gedenkens gewählt. Das ist legitim. Ich hätte mir nur mehr von der verschmitzten Burschikosität Cherrys gewünscht. Dieses kompromisslose, geradlinige Anpeilen einer musikalischen Lösung (man höre nur seine schnörkellose Trompete auf der, vor allem wegen Cherry, so wunderbaren Sun Ra Platte, 'Purple Night'; ohne doppelten Boden und ohne die Atlasgewichte der geschichtlichen Auseinandersetzungen tragen zu wollen. Eine Verehrungswut die lähmte und nicht Kräfte freisetzte. Anstatt der Fröhlichkeit eines New Orleans Begräbnisses, nach dem Motto, alles ist ganz ganz furchtbar aber das Leben geht weiter und jetzt wird einmal ordentlich gefeiert, wurde ernsthaft musiziert...... Karl Berger, wuselig am Klavier, überzeugender am Vibraphon, ist ja ein alter Hase im Sachen freier Musik, war mit seiner langjährigen Mitstreiterin Ingrid Sertso der Katalysator des Geschehens. John Lindberg der verlässliche und charmante Begleiter am Bass (hervorzuheben seine exquisite Bogenarbeit!) und der umtriebige Bill Elgart, der ein umsichtiger melancholischer Melodiker am Schlagzeug war und, wie gesagt, Graham Haynes an der Trompete, der, natürlich technisch sauber aber etwas verhalten geblasen hat, waren die Protagonisten dieses Abends. Eine berührende Version des Cherry-Klassikers 'Art Deco' wurde von Sertso, in Gedenken an Billy Holiday, zum emotionalen Höhepunkt des Konzertes. Mit dem Evergreen 'What a wonderful World' kam dann doch noch so etwas wie eine versöhnliche Stimmung beim Publikum auf. (Ernst Mitter) |