Contemporary Quartet
Porgy & Bess
19.04.2004
Theo Jörgensmann (cl), Mircea Tiberian (p),
Marcin Oles (b), Bartlomiej "Brat" Oles(dr)
Das Konzert beginnt still und konzentriert. Die Erzeugung von
explodierender Stille, so könnte man den Vortrag des Quartettes poetisch
nennen. Modern Music, in einer kalkulierten und spannenden Form. Es wird
auf musikalisch ganz hinterhältige Weise Groove und Swing erzeugt, quasi
durch die Hintertür hereingelassen. Die Klarinette klingt nach Tundra,
nach Weite, nach dem nostalgischen Russland, und natürlich nach Polen,
oder einfach nach Theo Jörgensmann, dem großen, stillen, heimlichen Star
auf diesem Instrument. In kreisenden Bewegungen wird das Thema gesucht und
allein durch die energetische, frische, originelle Herangehensweise zum
Hörerlebnis. Sperrige, eckige Grundmuster und darüber der klare Ton des
Holzbläsers sorgen für ein fulminantes Konzert. Da wird musikalische
Erinnerungsarbeit geleistet, sakrale Themen fliessen ein, einem ganzen
Leben, von der Wiege bis zur Bahre, wird mit kompositorischen
Versatzstücken gehuldigt. Die Gebrüder Oles erarbeiten in ihrem
Contemporary Quartet Kompositionen von polnischen "Klassikern" wie
Lutoslawski, Kisielewski, Bacewicz und Penderecki, präsentieren Werke
junger Komponisten wie Marzena Komsta und stellen Eigenkomponiertes vor,
schreibt Christoph Huber in seiner Konzertankündigung. Eine besondere
Huldigung bot die Band dem Cellisten Mstislaw Rostropovich dar. Dabei
begeisterte die federnde Rhythmik des einen Oles am Schlagzeug, die
raffinierte Deatilarbeit des zweiten Oles am Baß und das treibende,
pulsierende Spiel des rumänischen Pianisten Mircea Tiberian. Er greift die
Musik alter Mysterienspiele auf, da sind Zitate aus der ganzen
Klaviergeschichte zu hören; natürlich auch Anklänge an die
folkloristischen Ursprünge des Künstlers. Kontrollierte Feuersbrünste
loderten da atmosphärisch differenziert auf der Bühne. Jörgensmann kommt
souverän, mit klassisch geschultem Ton und thront über dem Geschehen. Die
strengen Formen lösen sich immer wieder überraschend auf, plötzlich ist
das strenge Korsett ein Rahmen und die beweglichen Teile dazwischen aus
Fleisch und Blut. Minimalistische Mikrokosmen werden geschaffen. Am
Gelingen sind alle Bandmitglieder beteiligt. Eine Konzertreise durch die
Ukraine hatte das Contemporary Quartet hinter sich und das hat offenbar
für das perfekte Timing und die hervorragende Interaktionsfähigkeit
gesorgt. Ein wunderbares Konzert.
Ernst Mitter
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