HERNRY GRIMES TRIO

Porgy & Bess / 13.06.04

 

 

David Murray (ts, ss,bcl), Henry Grimes (b), Hamid Drake (dr) by Rainer Rygalyk

Klingt wie ein Märchen, wurde aber vom Leben geschrieben. Sozialarbeiter stößt auf in bescheidendsten Verhältnissee lebenden legendären Jazzmusiker, der sich gänzlich aus der Jazz-Szene zurückgezogen hatte (gegen Ende der 1960er Jahre), an dem etliches unbemerkt vorüberzog und der in den 1950er und 1960er Jahren seine große Zeit hatte. Sein Name tauchte im Umfeld von Musikern wie Hawkins, Monk, Konitz, Mingus, Rollins auf und er war infolge eine zentrale Persönlichkeit der „Free Jazz“ – Ära, während der er mit den jungen „Revoluzzern“ wie Shepp, Ayler, Taylor, Lacy, Cherry usw. zusammenarbeitete, ehe er in der Versenkung verschwand. Durch die Hinweise des besagten Sozialarbeiters aufmerksam geworden, initiierte der Bassist William Parker die Karriere des vergessenen Musikers. Die Rede ist von dem großartigen Bassisten Henry Grimes. Derzeit tourt er mit einem Trio, in dem ihm David Murray und Hamid Drake zur Seite stehen durch die Weltgeschichte. Eine Station war das bestens besuchte Porgy. Natürlich fordert das Alter seinen Tribut, Grimes ist über 70; und die Gelenkigkeit spielte ihm gelegentlich einen Streich. Aber er agierte mit soviel Herz und Hingabe, dass es eine Freude war. Murray und Drake unterstützten und motivierten ihn dabei mit all ihrer Energie. Drake, einmal mehr ein grandios souveräner Rhythmuszauberer, trommelte ein brodelndes Geflecht zusammen, auf dem sich sowohl Grimes (in den Soli manchmal zu lange) und Murray austoben konnten. Überraschend auch Murray, der mit beseelter Leidenschaft und endlich wieder auf sich selbst besonnen, spannendste Improvisationen, ohne selbstinszenierend zu wirken, veräußerte. Der überzeugendste Murray seit „3 D Family“. Ein bewegendes Konzert voll übersprudelnder Spielfreude und nicht nur mit einem in Erinnerungen schwelgenden Charakter. Henry is back.

Hannes Schweiger