Thomas Kaufmann Trio
Blue Tomato
1.04.2004
Thomas Kaufmann (as), Achim Tang (b),
Wolfgang Reisinger (dr)
Ohne Vorgaben und Absprachen, einfach das hohe Risiko des intuitiven
Gelingens oder auch Misslingens, einer musikalischen Interaktion
einzugehen, das hat Kaufmann auch diesmal wieder mit Bravour
vorgeführt. Mit seinen langjährigen Weggefährten (schön, dass auch
Wolfgang Reisinger wieder einmal Zeit hatte und mitspielen konnte)&
Achim Tang (der leider im Sommer Wien verlässt und seine Zelte künftig
in Köln aufschlagen wird; auf diesem Wege alles Gute und viel Glück,
einem der nettesten und freundlichsten und besten Musiker der
österreichischen Jazzszene; du wirst uns fehlen in Wien!) konzertierte
er Im Jazzclub Blue Tomato. Die blaue Tomate als Veranstaltungsort zu
loben, ist unbedingt notwendig, gerade weil es so schwierig ist, für
diese, keine Kompromisse eingehende, Musik ein Publikum zu finden.
Danke lieber Günter & danke liebe Gerti für eure Bereitschaft,
weiterhin an das Unmögliche zu glauben. In bester Spiellaune und der
kurzweiligen Vorgabe, es sich nicht leicht zu machen, man kennt
einander lange, werden verzwickte musikalische Probleme geschaffen, um
sie dann gemeinsam zu lösen. Der abgeklärte, mit allen Wassern
gewaschene, Schlagzeuger Wolfgang Reisinger hat mit seinem sperrigen
Dagegenhalten dem ganzen Ansinnen gut getan. Wie er da, quasi aus dem
Nichts rhythmische Figuren und verquere Grundmuster findet, den
Mitmusikern aber immer wieder genug Raum und Unterstützung bietet,
sich kleine, feine Solipsen einfallen lässt, das ist einfach
Weltklasse. Wenn ich schon beim Loben bin...Achim Tang, der sensible
Begleiter am Bass, der in jede Formation seine Handschrift einbringt,
war auch bei diesem Konzert ein ruhender Pol, ein Ezzesgeber und ein
Mann, der sich aus komplexen Verdichtungen spitzbübisch und gerissen
mit kleinen melodischen Einfällen rettet, eine wunderbare Eigenart
des phantastischen Bassisten. Thomas Kaufmann selbst war an diesem
Abend sehr konzentriert am Werk. Die beiden wachen Rhythmuspartner
stachelten den Leader zu einer formal strengeren Konzeption an. Wildes
Powerplay war da genauso angesagt wie diszipliniertes und dem
Geschehen untergeordnetes Agieren. Die Gelassenheit und das strikte
Vertrauen in seine Mitmusiker geben dem Projekt diese zeitlose
Relevanz. Ich glaube dass in diesem Trio ein riesiges Potential
steckt. Wenn es die Chance gibt, allen anderen Verpflichtungen zum
Trotz, diesem Projekt Zeit zu geben, dann wird Großes noch größer
werden.
Ernst
Mitter