LÖSCHEL / TRONZO / TANG
 

Porgy & Bess
11.05.2004




Hannes Löschel & David Tronzo & Achim Tang

Eine, schon von der Besetzung her, ungewöhnliche Herangehensweise an der Verkürzung des Abends zu arbeiten. Das Porgy als Klanglabor. Schwebende Klangmodule wurden in einer facettenreichen Interaktion, bei der oft Bewegung durch Stillstand erzeugt, kammermusikalische Kleinodien produziert, die natürlich garantiert swingresistent waren. Hannes Löschel kann oder will keine 'Dirty Notes' spielen aber er ist trotzdem einer der innovativsten und besten österreichischen Pianisten, der auch jenseits der Schiene Löschel / Skrepek / Zrost interessante Projekte lanciert. Tronzo spielte Tronzo und das ist wie immer spannend und witzig. Achim Tang war der Opinion Leader, der die teilweise spröde Aufnahmesitzung mit seinem imposanten Basssound auffettete, Achim, der für viele musikantischen Momente verantwortlich war, sorgte für gute Laune und den humorvollen Teil des Abends. Parallelverschiebungen a la Strawinsky....Tronzo macht Atmosphäre mit seinen abgedrückten Saiten; er ist einfach einer der genialsten Slidegitarristen, einer, der pointiert und raffiniert und abwechslungsreich (kann sonst schnell öde klingen!) arbeitet. Tang spielte die notwendigen Zwischentöne und Löschel generierte die akustische (scheinheilige) Einigkeit (der Familie); und wenn dann einmal der Gitarrist Ärger machte im Familienverband, sprich aus dem ästhetischen Grundprinzip ausbrach, dann konnten schon bluesige Exaltiertheiten entstehen, die von phänomenaler Leichtigkeit und Schönheit waren. Das Klavier machte, besonders im zweiten Set, immer öfter der Gitarre Konkurrenz, das heißt, es mischte sich munter und quirlig in das Geschehen ein und sorgte für bebende Unruhe. Tronzo - der Träumer, Löschel - der Visionär, Tang - der Realist mit Bodenhaftung! Besonders zu erwähnen ist der phantastische Klang des Trios. Wenn man weiß, wie schwer der tiefe Bass von Achim Tang abzumischen ist, dann wird man das besonders schätzen. Höhepunkt des Abends war für mich der 'House Boat Blues' von David Tronzo. Dabei konnte man das delikate Hervorlugen des Klaviers aus dem schlauen Soundteppich bewundern. Ein intimer Abend der besonderen Art.

 

 Ernst Mitter