The
Upper Austrian Jazz Orchestra
101 Jahre Glenn Miller
Conducted and arranged by Michael Gibbs
Radiokulturhaus
15.02.2005
trumpet section: Rudolf Pilz, Andy Pranzl, Gerd Rahstorfer, Manfred
Weinberger;
saxophone section: Robert Friedl, Franz Bachner, Christian Maurer,
Christian Bachner, A. See;
trombone section: D. Stöger, Anton
Miesenberger, Christian Kastenhuber, Karl Wagner;
rhythm section: Helmar Hill p, Uwe Urbanowski b, F. Schwinn g, Alfred
Vollbauer dr, Ali Gaggl voc
Die Legende lebt. Glenn Miller jemanden vorstellen zu wollen, ist nicht
nötig. Der Bekanntheitsgrad dieses Bandleaders und Posaunisten ist enorm
hoch. Seine einschmeichelnden Arrangements mögen auch die aufrechtesten
und überzeugtesten Jazzfeinde. Das ist einfach ein Stück Lebensgefühl,
vielleicht auch Freiheit, dass man von den damals noch guten Amerikanern
nach dem Krieg gerne übernommen hat. Es gab und gibt viele
Trittbrettfahrer beim Trademark Glenn Miller. Solche, die sich ein Stück
vom Erfolgskuchen
dieses Mythos für sich abschneiden wollten und dies auch auf
unterschiedlichste Art und Weise taten. Die meisten dachten nicht im Traum
daran sich der Sache auf innovativen Wege zu nähern, sondern bemühten
sich, tadellose Kopisten zu sein, bemühte Nachspieler, die den Glenn
Miller-Sound so verinnerlicht hatten, dass, so zumindest bei den guten Big
Bands dieses Genres, man glauben könnte, der längst Tote wäre da
tiefgefroren wieder unter uns und bemühe sich, so zu klingen, wie er
damals zu klingen sich wahrscheinlich gewünscht hat... Michael Gibbs, die
Arrangierlegende (arbeitete schon einmal mit dem Upper Austrian Jazz
Orchestra zusammen), hatte da eindeutig Anderes im Sinne. Wenn er seine
Version dieser Musik (es gab ja nicht nur Kompositionen von Miller zu
hören, sondern auch von Hoagy Carmichael, Fats Waller ...usw.....)
augenzwinkernd millerisch nannte, dann hat er damit schon das Programm des
Abends skizziert. Die Band besteht jetzt seit 1991 und man merkt dem
Klangkörper an, dass er gewachsen ist, sich kontinuierlich
weiterentwickelt hat, jetzt zurecht als führende Big Band firmiert.
Deshalb ist es natürlich eine besondere Herausforderung, wenn sich ein
solch eingeschworener Haufen (die Besetzung ist in den vielen Jahren
erstaunlich konstant geblieben) eines solchen Projektes annimmt. Die
Verfremdungen, Abweichungen von der jeweiligen Originalkomposition machten
den Abend hörenswert und die Arbeit des Orchesters sinnvoll. Der manchmal
sehr subtil versteckte Wiedererkennungsaspekt bei einzelnen Stücken,
zeigte, weil darauf immerhin doch Wert gelegt wurde, den Traditionalisten
in Michael Gibbs. Die Hürde wurde hoch gelegt und ...souverän unterlaufen.
Will sagen, natürlich hörte man den seidigen Ton der einzelnen
Orchesterteile, die nahtlos ineinander griffen, blitzschnell reagierten,
Stimmungen präzise heraufbeschworen sich schmiegsam den Anforderungen der
Komposition, des Arrangements, des Dirigenten, der Mitmusiker...
anpassten, das klappte hervorragend aber, hat man damit den Mythos
besiegt, ist man einen so sehr eigenen Weg gegangen, dass dieser das Glenn
Miller-Projekt rechtfertigt? Ich hätte mir eine noch mutigere Konzeption
gewünscht, vielleicht auch mit dem dann berechtigten Vorwurf, was dieser
Abend denn noch mit Glenn Miller zu tun gehabt hätte...
Ernst Mitter
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