Jemeel Moondoc & Sunny Murray
 

Porgy & Bess
19.09.2005





Legenden sind auch nur Menschen ....
Jemeel Moondoc war mit seinem Trio angekündigt. Dieses Konzert wurde abgesagt. Die ganze Europatournee gestrichen. Eine Möglichkeit (eine aufwendige), den Saxophonisten doch noch zu präsentieren, wurde von Christoph Huber, dem musikalischen Leiter des Porgy gesucht und gefunden. Ein Duo mit dem Schlagzeuger Sunny Murray war ein mehr als adäquater Ersatz. Die beiden haben seit 25 Jahren nicht mehr zusammen gespielt. Und es dauerte auch, bis man zueinander fand.... Der erste Set war keine Offenbarung. Murray moserte über die Bestuhlung... Moondoc war zu leise und ein wenig Hall hätte dem Sound auch ganz gut getan.
Sunny Murray trommelte ohne Unterlass. Moondoc's Darbietung könnte man polemisch als leidenschaftliche Teilnahmslosigkeit bezeichnen. Inspirierter und wesentlich besser dann der zweite Set. Die alte 'Weisheit', die Ken Vandermark so formulierte: Man sollte nur zweite Sets spielen, hat sich da wieder eindrucksvoll bewahrheitet. Die wenigen Zuhörer hörten plötzlich ein Duo, das miteinander und nicht solistisch gegeneinander arbeitete. Ein schöner Blues, den Jemeel voller Inbrunst intonierte, wurde dann auch zum Höhepunkt des Abends. Die Dynamikverschiebungen des Drummers machten jetzt Sinn und waren nicht mehr bloße Leerformeln. 'A Regular Chair', ein ganz normaler Stuhl, auf dem er bequemer sitzen konnte, hat dann die Laune von Sunny merklich gebessert. Jetzt wollte er gar nicht mehr aufhören die Stöcke zu rühren.
Jemeel Moondoc hatte zu diesem Zeitpunkt schon genug. Eine launige verbale Solodarbietung des 68-jährigen Wahlparisers Murray schloss den Abend ab. Die Geschichte des Jazzschlagzeuges wurde humorig abgehandelt; Anekdoten und Lebensweisheiten pantomimisch dargestellt, das Miteinander von Schwarz und Weiß thematisiert, kurz: eine Fülle von witzigen, intelligenten, skurrilen Pointen erzählt. z.B. 'I never had problems with White People, never with Black People, sometimes with People...'
Schön bei dieser denkwürdigen Stunde dabei gewesen zu sein.
 

Ernst Mitter