Porgy & Bess,
12.01.2004
Agnes Heginger (voc) & Georg Breinschmid (b)
Heginger und Breinschmid sorgten für eine sehr intime
Einstandsparty im Porgy. Die 'Stimme' Heginger ist ein munteres
Lebenszeichen, der virtuose Bassist Breinschmid war für den
Rhythmusteppich verantwortlich (was ihm großartig gelang). Witzige
Einfälle und eine kokette Anmoderationen ließen die Herzen der
Claqueure und anderer Jubler (Zuhörer) höher schlagen.
Eigenkompositionen des Duo's wurden dargeboten und bekannte Popnummern
im neuen Gewande präsentiert; stimmlich intonationssicher Agnes
Heginger und rhythmisch neu aufbereitet durch Georg Breinschmid;
dabei ist es natürlich eine riesige Herausforderung Leonard Cohen zu
covern, nur: das ist völlig mißlungen; aber da war eine interessante
Version des Police-Hits 'Murder by Numbers', eine amüsante
Improvisation über Schundromaninhalte a la Jack Slade. Die berührenden
Momente von Heginger und da muß ich streng sein, waren alle
geborgt...Sie hat Talent und wird hoffentlich ihren Weg noch machen,
ihre unverwechselbare Stimme und einen ganz eigenen Vortragsstil
entwickeln; aber noch muß sie sich so manchen Plagiatsvorwurf gefallen
lassen. Den Newcomer des Jahres uneingeschränkt zu loben, fällt
hingegen nicht schwer. Allein spielend oder in kleinen Gruppen ist der
ehemalige Philharmoniker inzwischen ein wunderbarer Jazzbassist
geworden. Ein Begleiter, eine Ergänzung, ein Ezzesgeber einer, der
Antworten auf alle Vertracktheiten der musikalischen Kollegen parat
hat.
Michiel Scheen (p) & Tobias Delius (ts,ss,cl)
Die beiden jungen (jung und trotzdem schon) Haudegen
der holländischen Szene waren da schon abgebrühter und doch nicht
abgehoben. Die verspielten Einwürfe des Reedspielers werden da vom
Pianisten gelassen beantwortet, Spannung entsteht ohne Hektik und mit
sehr sparsamen Interaktionen. Der Melancholiker Delius 'lebt' seine
Töne körperlich förmlich mit und strahlt, selbst sitzend, diese
musikalische Unruhe des 'Unter Strom Stehens' aus. Scheen sieht man
sichtlich den Schalk im Nacken an. Eine Kauzigkeit, die an Mengelberg
erinnert, freilich ohne diesen zu kopieren, läßt immer wieder
überraschende Wendungen und eine nicht dem Formelhaften verpflichtende
Routine, erklingen. Ein leider zu kurzes Konzert, das jedoch Lust auf
mehr gemacht hat.
(Ernst Mitter)