Chris Potter
Porgy & Bess
Der Saxophonist Potter gehört zu den
originellsten und besten Instrumentalisten auf dem Tenor. Das hat sich zum
Glück herumgesprochen: Das Porgy war proppenvoll. Und das an einem Montag,
der tendenziell als schwer bespielbar gilt. Er lässt seiner Band Platz,
jeder der Begleiter darf mit mehreren Soli brillieren. Es bleibt genug
Glanz für den Leader. Ob es gefühlvolle Balladen (z.B. Ladies of the
Canyon von Joni Mitchell, einfach wunderschön, Musik, die unter die Haut
geht), Eigenkompositionen oder einfach Klassiker des Jazzgenres sind,
Potter überzeugt mit seinem flüssigen Linien, spielt mit warmen, singenden
Ton und schafft mit den vielen kurzen, rasend schnell geblasenen
Umspielungen des Themas eine interessante Grundstimmung, die durchlässig
und amorph scheint. Und, er findet aus seinen Improvisationsausflügen
immer wieder zurück zu schönen melodischen Schlüssen und Übergängen. Kevin
Hayes perlt am Klavier, mal schöngeistig, mal zupackend und mit
rhythmischen Fortissimo oder einem hypnotischen Repetitionsmodul - fein.
Scott Colley gefällt auch allein mit wunderbar leichten und überlegten
Spiel. Bill Stewart ist der kongeniale Partner an den Fellen. Intonierte
z.B. einen scheppernden Grundbeat, legte ein kaum mitzählbares komplexes
rhythmisches Geflecht darüber und schafft es dabei noch mit den
Mitmusikern zu scherzen, na servas! Lift, eine Komposition von Potter, und
auch Titel seiner aktuellen CD (Lift - Live at the Village Vanguard)
zeigt den Leader mit seinen rasenden Läufen als wahren 'Little
Ernst Mitter |