Saadet Türköz
Porgy & Bess
15.02.2004
Saadet Türköz (voc), Dirk Bruinsma (bs, ss, fl, electronics), Frank Crijns
(g), Paed conca (bg, electronics), Fabrizio Spera (dr);
Wenn der Etikettenschwindel schuld war an der vollen Bude, dann ist das in
Ordnung. Nur, die Schublade 'Weltmusik' war es nicht, was da geboten
wurde. Zwar waren die Musiker aus aller Welt (Italien, Schweiz, Holland,
Türkei) aber sie spielten zum Glück keine Allerweltsmusik. Die
Wahlschweizerin Türköz, aus Istanbul stammend und, wie sie sagt, mit dem
Herzen eine Kasachin, hat sich von einem experimentierfreudigen
Musikerkollektiv begleiten lassen. Die gute Begleitband sorgte jedoch
meist nur für einen (feinen) Soundteppich, auf dem dann die Sängerin ihre
Lieder und Improvisationen darbot. Ob es dabei um einen endlos
rosengesäumten Weg oder der erzwungenen Heirat eines 16-jährigen Mädchens
mit einem 80-jährigen Mann (in dem man die Verzweiflungsschluchzer der
unglücklichen , jungen Frau zu hören vermeinte) oder die Balladen über, so
schien es, die wilden Pferde, die sich einfach durch waghalsige
Galoppritte amüsierten, Sehnsucht und Traum und Projektion in einem waren;
die Stimme von Saadet Türköz fand für alle Nuancen der Vorspiegelung
adäquate Ausdrucksmöglichkeiten. Schade nur, daß Martin Schütz gefehlt
hat, er hätte diese schräge (Gemütslage) mit seinem Cello noch seitlich
(schräg) abstützen können. Die Lieder kamen von
weither - Zentralasien, Anatolien mit persischen und arabischen Einflüssen
und trafen doch zielgenau in die Herzen der Zuhörer. Ein schönes Konzert.
(Ernst Mitter)
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