Louis Sclavis: Napoli´s Walls

Porgy & Bess
14.03.2004



Louis Sclavis (cl, bcl, ss), Mederic Collignon (bugle, tp, voc, electronics), Vincent Courtois (cello), Hasse Poulson (g)

 

Louis Sclavis by Rainer Rygalyk


Früher mußte ich, ich hatte arme und strenge Eltern, zu jedem Stück Torte ein Stück Brot essen, sie verstehen schon - heute muß man offenbar, wenn man einen guten Saxophonisten hören will, eben einen Elektroniker dazu ertragen. Electronic makes a perfect Sound, aber es wird halt schnell fad wenn es immer gleich klingt, könnte man unpolemisch sagen. Oder, ein Elektroniker mietet sich eine Band, der bekannte Jazzer Louis Sclavis läßt sich überreden mitzuspielen und schon sind die Tourneekonzerte gut besucht, manchen Hörern gefällt es sogar. Aber das kann es doch hoffentlich nicht gewesen sein. Ein gar zu simples Konzept. Wenn Sideman Sclavis die Chance erhält nicht nur den Teppich für den vorgefertigten Sound (!) zu machen und ein paar Fills einzufügen, sondern einfach nur, z.B. Baßklarinette spielen darf, dann, ja dann wird es plötzlich interessant; bei einem akustischen Duo mit dem Cellisten Vincent Courtois (der für meine Begriffe viel zu verhalten spielte), blitzte spontan so etwas wie ein geniales kammermusikalisches Miteinander auf; perfekt: da stimmten Time, Intonation, kurz gesagt einfach alles; und es machte Spaß! Da war Spannung, Entspannung, Virtuosität,
Virilität aber das hat leider nicht länger als fünf Minuten gedauert. Hasse Poulson lieferte ein kraftvolles Solo auf der akustischen Gitarre ab, auch davon hätte man aber gerne mehr gehört. Sclavis hat sich dem ECM-Anforderungsprofil endlich angepaßt. Die Konzerte werden abgespult wie 'Konserven' und das ist, trotz aller subtilen und intelligenten Ankündigungs - und Begleittexte wie abgestandenes Bier: man lechzt nach einem ordentlichen, frischen....

Ernst Mitter