John Surman Trio
 

Porgy & Bess
06.11.2005




John Surman - bs,ss; Jean-Paul Celea - b; Daniel Humair - dr


Fröhliche Anarchie

 

Natürlich denkt man an 'The Trio', wenn John Surman wieder mit dieser kargen Mindestbesetzung auf der Bühne steht. Diesmal ersetzen Jean-Paul Celea am Bass und Daniel Humair am Schlagzeug seine alten Partner Barre Phillips und  Stu Martin, sind quasi die neuen Querköpfe und Reibebäume für den eloquenten Saxophonisten, der alle Register seines Könnens zog und einmal mehr bewies, dass er zu den brilliantesten Musikanten dieses Genres zählt. Der umtriebige Engländer hat sich seit seinen Aufnahmen mit 'The Trio' (1970)  ja mit zahlreichen und zum Teil sehr unterschiedlichen Projekten einen guten Namen gemacht. Solo (Westering Home), Duo (vor allem zu erwähnen die Aufnahmen mit Karin Krog und Jack DeJohnette), mit dem 'Brass Project' (John Warren), 'Thimar', der Ausflug mit Dave Holland und dem tunesischen Oud-Spieler Anouar Brahem ins schaurig, schön Kontemplative, oder, um nicht den Rahmen dieser Kritik zu sprengen, die Zusammenarbeit mit Barry Guy, Maya Homburger, John Potter, Stephen Stubbs (wo sie John Dowland hochleben lassen), mit dem Tonträger: 'In Darkness Let Me Dwell'.

Zurück zum Konzert im Porgy, das erfreulich viele Zuhörer anlockte, die dann einen inspirierten Set genießen konnten. John Surman endlich wieder einmal im Jazzkontext zu hören, war natürlich allein schon ein Erlebnis. Einfach 35 Jahre später, mit all den Erfahrungen, die er eben in dieser Zeit gemacht hat. Er spielt weniger als damals, spart aus. Jean-Paul Celea (der  mit Joachim Kühn und Wolfgang Reisinger ein kongeniales Trio bildet; mit Dave Liebman wichtige Tonträger einspielte) imponierte mit groovigen Basslinien. Daniel Humair ist als Altmeister des Verweigerns großartig (der Schweizer ist unter anderem mit M. Solal, Michel Portal, Joachim Kühn, Enrico Rava, Richard Galliano, Bruno Chevillon unterwegs gewesen)! Surman am Bariton, so kann das Rieseninstrument klingen; präzise, laut. wilde Tonkaskaden zulassend, mit durchaus männlichem Imponiergehabe aber ohne Zickigkeit. Die Magie der tiefen Töne ist kaum jemals schöner zelebriert worden. Die Interaktion der drei Musiker war traumwandlerisch sicher. Trotz aller Begeisterung frage ich mich aber warum auch die freien Tunes ein wenig elegisch und zurückgenommen klangen. Keine Ahnung ob das Lebenserfahrung oder Lebensfrust ist? Egal, wenn das Ergebnis einem so froh in die Nacht entlässt.
 

Ernst Mitter