Blue Tomato
Mit ihrem Programm “America”, gastierten die beiden Protagonisten der New Yorker Jazz-Avantgarde im Rahmen des IG-Jazzfestivals im Blue Tomato. Ein Programm, das ja zweifelsohne brisante Aktualität besitzt. So bekamen Bush und seine New World Order-Riege im Rahmen eines Protestsongs ihr Fett ab. Leider wirkte dies zu plakativ und oberflächlich. Schlußendlich proklamierten die beiden in einem Gesangsduett: „We are happy, happy to be alive.“ Und das bewegte sich dann schon am Rande banaler Blödlerei. Happy ließen sie den Schreiber dieser Zeilen nur bedingt zurück. Und zwar in den Momenten energetischer Dichte und Extrovertiertheit, mit Tenor, auf dem Tsahar vieles zu sagen hat, und selbstgefertigtem, originellem Schlagwerk. Moore, eigentlich ein äußerst interessanter Pianist, war ja an diesem Abend fast ausschließlich an Eigenbauinstrumenten zu hören. So auch noch an einem elektrischen One String-Bass, einem Mundbogen und Banjo. An den Saiteninstrumenten fröhnte Moore einer Bluesattitüde, die so recht nicht Tsahars Sache ist. Er ist ein expressiver „Klangfarben-Spieler“, denn einer der genormten Strukturen. So entstand dann über weite Strecken der Eindruck einer öffentlichen Probe, was auch seinen Reiz hatte.
Hannes Schweiger
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