YOUNGBLOOD BRASS BAND

Stadtwerkstatt Linz

27.10.2004

 

Am Anfang stand das Wort: Jetlag. Der Jetlag habe sie alle etwas beeinträchtigt, sie wollen sich aber um die nötige Frische bemühen. Was die acht Jungs aus Wisconsin/USA dann zum Auftakt ihrer Europatour in der Linzer Stadtwerkstatt hinlegten, ist mit einem Bemühen allerdings nur unzureichend beschrieben. Man muss vielmehr von einem Furioso sprechen - und kann sich gar nicht ausmalen, wozu die Burschen ohne Flugmüdigkeit fähig sind. Zwei bis drei Stehtrommler (Moses Patrou, Jonah Gaster und D.H. Skogen, YBB-Kopf, -Rapper und -Perkussionist) treiben den Rest der Partie - zwei Trompeten (Michael Boman, Charles Wagner), eine Posaune (Joseph Goltz) und ein Saxofon (Alex Wilkens) - so was von gnadenlos vor sich her, dass es eine Freude ist. Und Kenneth Bentleys Sousafon, worunter man sich eine Tuba für Erwachsene vorstellen darf, gibt sich und ihnen allen den Rest.

 

Wohl nicht zufällig bestreitet die sympathische US-Bande ihren einzigen Österreich-Gig im Linzer Sub- und Gegenkultur-Zentrum, genau da gehört sie nämlich hin. Weil wer bislang nur die schicke, schmuseweiche, kommerziell verträgliche Variante der Jazz-HipHop-Allianz kannte, wird von der Youngblood BB eines wesentlich Besseren belehrt. Mag schon sein, dass dieser wilde Haufen im Studio unwillkürlich an Kanten und Reibungsflächen einbüßt, schaumgebremster und steriler klingt als auf der Bühne. Live, bei lebendigem Leib, wird jedenfalls nach allen Regeln der Kunst entsterilisiert. Bis hinauf zur gehobenen Geschlechtsreife.

 

Kurz vor Schluss, als allen schon der Schädel aufs Wunderbarste dröhnt (laut muss es nämlich schon sein, sonst bringts nix), gönnt man sich doch noch einen, für eine Brass Band verpflichtenden Ausflug nach New Orleans, zum Drüberstreuen aber gleich auch einen nach Jamaica, mit Reggae stehen die acht Energieträger nämlich sowieso auf du und du. Und was das Schönste ist, bei allem Überdruck und der Fülle des Sounds kommt das furiose Oktett gänzlich ohne Posing aus und ohne depperte Eitelkeiten. Ganz, ganz feine, unmittelbare Sache das. Da lacht das Herz des neuen Fans.

felix