Deutschland Geschichte:
Das Frankenreich, das unter Kaiser Karl I., dem Großen seine größte Machtentfaltung erreichte, brach nach dessen Tod im Jahre 814 bald auseinander. Im Laufe mehrerer Erbteilungen entstanden ein West- und ein Ostreich, wobei die politische Grenze auch annähernd mit der Sprachgrenze zwischen dem Germanischen und dem Romanischen zusammenfiel. Mit diesem Zerfall des Frankenreiches - und zwar in seinem östlichen Teil - beginnt die eigentliche deutsche Geschichte. Der Übergang vom ostfränkischen zum „deutschen” Reich manifestierte sich bei der Wahl König Konrads I. (911-918) sowie unter König Heinrich I., dem Vogler (919-936) - dieser gewann die Oberhoheit über seine Vasallen, eroberte im Jahre 925 Lothringen zurück, siegte über die Ungarn (933) und sicherte sein Reich mit Marken und Burganlagen. Sein Sohn, König Otto I., der Große (936-973), ließ sich nach der Unterwerfung der Slawen bis zur Oder (955), der Unterwerfung Böhmens (950), der endgültigen Beseitigung der Ungarngefahr (955) sowie später (963) auch Polens zum Kaiser (962) krönen. Dieses neue Kaiserreich entstand im Zeichen einer Oberhoheit über das Papsttum und begründete eine 300jährige deutsche Herrschaft in Ober- und Mittelitalien. Unter Kaiser Heinrich III. (1056-1106) stand das deutsche König- und Kaisertum auf dem Höhepunkt seiner Macht; dieser Herrscher vereinte die weltliche und geistliche Autorität unter der seinen. Der Kampf um das Verhältnis dieser beiden obersten Gewalten wurde zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. im „Investiturstreit” ausgetragen; durch die Bannung und Unterwerfung Kaiser Heinrichs IV. unter den Papst („Bußgang nach Canossa”) erfuhr das deutsche Königtum- und Kaisertum eine entscheidende Rangeinbuße. Unter Kaiser Karl IV. (1346-1378) wurde Böhmen zum Kernland des Reiches; König Sigismund - im Jahre 1433 zum Kaiser gekrönt - berief die Reformkonzilien von Konstanz und Basel ein, die das „Schisma” beseitigten. Durch König Albrecht II. (1438-1439) wurden die Habsburger die stärkste Macht im Reich; König Friedrich III. (1440-1493) - im Jahre 1452 als letzter Kaiser vom Papst in Rom gekrönt - konnte die Macht seines Hauses noch vermehren (Erb- und Heiratsverträge mit Burgund, Böhmen und Ungarn); König (und späterer) Kaiser Maximilian I. (1493-1519) wurde durch seine Ehe mit Maria von Burgund auch Herrscher der Niederlande und der Freigrafschaft Burgund. Die Unzufriedenheit mit der Kirche und die Glaubensnot des Volkes kam in der Reformation zum Ausbruch und unter Kaiser Karl V. (1519-1558) konnte sie sich stark ausbreiten. Die lutherischen Reichsstände, fast alle seit dem Jahre 1531 im „Schmalkaldischen Bund” zusammengeschlossen, wurden 1546/47 vom Kaiser geschlagen, erlangten aber im „Augsburger Religionsfrieden” des Jahres 1555 die Anerkennung der Gleichberechtigung ihrer Konfession; 1555/56 dankte Kaiser Karl V. resigniert ab und es kam zu einer Teilung des habsburgischen Weltreiches. Das Reich Kaiser Ferdinands I. (1556-1564) und seiner Nachfolger war schwach und politisch unbedeutend; die Reformation machte weiter Fortschritte, nur West- und Süddeutschland blieben überwiegend katholisch. Der schroffe Gegensatz zwischen den Konfessionen wurde durch die Gegenreformation noch verschärft und führte schließlich zum „Dreißigjährigen Krieg” (1618-1648). Nach der Rettung Wiens vor den Türken 1683 und durch den Erwerb Ungarns sowie der erfolgreichen Verteidigung der Westgrenze des Reiches erstarkte Österreich unter Kaiser Leopold I. (1658-1705) zu einer der führenden Großmächte in Europa. Das Herzogtum Preußen wurde unter Kurfürst Friedrich Wilhelm („dem Großen”; 1640-1688), König Friedrich I. (1688-1713), König Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) sowie unter König Friedrich II., dem Großen (1740-1786) durch die Erwerbung Schlesiens („Österreichischer Erbfolgekrieg” 1740-1748, „Schlesische Kriege” 1740-1742 und 1744/45 sowie „Siebenjähriger Krieg” 1756-1763) zweite deutsche Großmacht. Der Mehrfrontenstrategie des 2. Weltkrieges (1914-1918) folgte der unvermeidbare militärische Zusammenbruch - Deutschland wurde Republik. Karl I., der Große König der Franken 768-814; römisch-deutscher Kaiser 800-814 * 2. 4. 747 Ingolheim; † 28. 1. 814 Aachen Als bedeutendster Herrscher des Mittelalters prägte König Karl I., der Große auf politischem, kirchlichem sowie kulturellem Gebiet seine Zeit in außerordentlichem Maße und schuf wesentliche Grundlagen für die geistige und politische Einheit des Abendlands. Seit dem Tod seines Bruders König Karlmann im Jahr 771, mit dem er die Herrschaft in der Nachfolge ihres Vaters König Pippin III., des Jüngeren seit 768 teilte, war er Alleinherrscher. Er setzte zunächst die Politik seines Vaters fort, beendete die Unterwerfung Aquitaniens (769) und eroberte, gerufen von Papst Hadrian I., das Langobardenreich Oberitaliens unter Desiderius, dessen Königstitel er auf sich übertrug (774), erneuerte gegenüber dem Papst die „Pippinische Schenkung” von 756 und übernahm die Schutzherrschaft über den Kirchenstaat. Im Jahre 781 ließ er von Papst Hadrian I. seinen älteren Sohn Pippin (* 777, † 810) als König von Italien und seinen Sohn Ludwig (den späteren König Ludwig I., den Frommen) als König von Aquitanien krönen und sicherte damit die Herrschaft seiner Dynastie im Süden des Reiches. Die 778 begonnenen Kämpfe gegen die Omaijaden von Córdoba dienten der Sicherung Aquitaniens und führten 795 zur Errichtung der Spanischen Mark als Ausgangspunkt für die spätere Rückeroberung Spaniens von den Mauren (Reconquista). Mit der Absetzung von Tassilo III. von Bayern 788 beseitigte er das letzte ältere Stammesherzogtum und gliederte auch Bayern dem fränkischen Reich ein. 795/96 folgte die Unterwerfung des Awarenreiches. Mehr als 30 Jahre (772-804) benötigte König Karl I., der Große für die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen unter Widukind. Zum Schutz des Herrschaftsbereiches richtete er weitere Marken ein (Awarische Mark, Bretonische Mark, Dänische Mark, Mark Friaul, Karantanische Mark, Nordmark, Serbische Mark, Tolosanische Mark). Eine Anzahl slawischer Tributsstaaten, darunter die von ihm zur Annahme des Christentums gezwungenen Abodriten, sicherten die Grenze im Osten. In Kämpfen über drei Jahrzehnte expandierte König Karl I., der Große das Frankenreich zum bedeutendsten Großreich des abendländischen Mittelalters, aus dem später Deutschland, Frankreich, die italienischen und die spanischen Teilreiche hervorgingen. Die europäische Machtstellung, die Herrschaft über Italien und Rom und die von König Pippin III., dem Jüngeren begründete enge Verbindung von fränkischem Königtum und Papsttum waren die Voraussetzung für die Erhebung des Königs zum Kaiser, die zu Weihnachten 800 von Papst Leo III. in Rom vollzogen wurde. Der Sicherung und dem Ausbau des Reiches dienten u.a. zahlreiche Verwaltungsmaßnahmen (Grafschaftsverfassung, Königsboten, Reichskirche, Ausbau des Lehnswesens). Ludwig I., der Fromme König der Franken 814-840; römisch-deutscher Kaiser 814-840 * um 778 Chasseneuil, Vienne; † 20. 6. 840 bei Ingelheim König Karl I., der Große machte seinen jüngsten Sohn Ludwig bereits als Kleinkind zum Unterkönig von Aquitanien (781) und erhob ihn, nachdem die anderen beiden legitimen Söhne gestorben waren, 813 zum Mitkaiser. Nach dem Tod des Vaters trat König Ludwig I., der Fromme ein Jahr später die Alleinherrschaft an und ließ sich in Reims vom Papst noch einmal krönen. Um die Reichseinheit zu wahren, revidierte er mit der „Ordinatio imperii” 817 die fränkische Erbfolgeregelung, designierte seinen ältesten Sohn Lothar (den späteren König Lothar I.) zu seinem Nachfolger und machte ihn zum Mitkaiser. Als er nach Geburt seines jüngsten Sohnes Karl (den späteren König Karl II., den Kahlen) aus seiner 2. Ehe im Jahr 829 die Erbfolge erneut - zu dessen Gunsten - veränderte, erhoben sich mit Lothar auch die beiden anderen älteren Söhne gegen den Vater - Ludwig, dem er Bayern zugedacht hatte und Pippin, der Unterkönig von Aquitanien (817-838). Dieser Konflikt führte zur vorübergehenden Absetzung König Ludwigs I., des Frommen (833) und mündete in einen Vater-Sohn sowie Bruderkrieg mit wechselnden Fronten; der König starb im Jahre 840 im Kampf gegen seinen Sohn Ludwig. Im Krieg um das Erbe zerbrach auch die Einheit des karolingischen Reiches („Vertrag von Verdun”; 843). Mit dem Tode König Ludwigs I., des Frommen begann der Zerfall des großen Frankenreiches und in seinem östlichen Teil begann die eigentliche deutsche Geschichte. Ludwig II., der Deutsche König des Ostfränkischen Reiches 843-876 * um 806; † 28. 8. 876 Frankfurt am Main Der Sohn König Ludwigs I., des Frommen - ab 825 regierender König in Bayern und ab 833 in den Reichsteilen östlich des Rheins - kämpfte gegen seinen Vater und die Brüder um sein Erbe und erhielt im „Vertrag von Verdun” 843 die Gebiete östlich des Rheins. Im „Vertrag von Meersen” teilte er 870 mit König Karl II., dem Kahlen das Reich König Lothars II. Die ostfränkische Reichsbildung (Ostfranken) war die unmittelbare Vorstufe des deutschen Reiches (das Hl. Römische Reich). Der Beiname „der Deutsche” entstammt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ludwig III., der Jüngere König des Ostfränkischen Reiches, in Sachsen und Thüringen 876-882 * um 835; † 20. 1. 882 Frankfurt am Main König Ludwig III., der Jüngere verteidigte den ostfränkischen Teil Lotharingiens, der ihm im Jahre 878 nach dem Tode seines Vaters König Ludwigs II., des Deutschen zugefallen war und errang 880 einen achtbaren Erfolg gegen die Wikinger. Im „Vertrag von Ribémont” (880) erhielt er auch den Westen von Lotharingien und regierte nach dem Tode seines Bruders König Karlmann († 880) auch in Bayern. Karl III., der Dicke König des Ostfränkischen Reiches 885-887; römischer Kaiser 881-888 * um 839; † 13. 1. 888 Neidingen a.d. Donau Der Sohn König Ludwigs II., des Deutschen erhielt nach der Teilung des fränkischen Ostreiches nach dem Tode des Vaters (876) Schwaben und Rätien. Nachdem ihm sein Bruder König Karlmann den Königstitel über Italien abgetreten hatte (879), er von König Ludwig III., dem Jüngeren auch das westliche Lotharingien geerbt hatte (882) und vom westfränkischen Adel zum König gewählt worden war (885), vereinigte er - im Jahre 881 zum römischen Kaiser gekrönt - für kurze Zeit fast das ganze Reich Kaiser Karls I., des Großen unter seinem Zepter. Ohne die plündernden Normannen abwehren zu können und machtlos gegenüber dem Hochadel und zudem an Epilepsie leidend, wurde er im November 887 von der Reichsfürstenversammlung zu Tribur abgesetzt, die Markgraf Arnulf von Kärnten zu seinem Nachfolger erhob. Mit dem Sturz König Karls III., des Dicken begann die Auflösung des karolingischen Reiches. Arnulf von Kärnten König des Ostfränkischen Reiches 887-899; römischer Kaiser 896-899 * um 850 Moosburg; † 8. 12. 899 Regensburg Der illegitime Sohn des ostfränkischen Karolinger-Königs Karlmann, Markgraf Kärntens und Pannoniens, wurde im Jahre 887 nach der erzwungenen Abdankung König Karls III., des Dicken auf dem Reichstag zu Tribur zum König erhoben. Als tatkräftiger und vorsichtiger Herrscher gewann König Arnulf von Kärnten Oberitalien und verteidigte erfolgreich die Ostgrenze seines Reiches. Vom Papst Formosus (891-896) gegen den Langobardenkönig Guido II. († 894) - der sich im Jahre 891 und seinen Sohn und Mitregenten Lambert von Spoleto († 898) 892 zum Kaiser krönen ließ - zu Hilfe gerufen, zog er in den Jahren 894 und 895 über die Alpen, eroberte Rom und wurde 896 als letzter Karolinger zum Kaiser gekrönt. Unter König Arnulf von Kärnten zerfiel das Karolingerreich endgültig; das ostfränkische wandelte sich zum deutschen Reich. Ludwig IV., das Kind König des Ostfränkischen Reiches 900-911 * um 893 Altötting; † 20. 9. 911 Frankfurt am Main Der 6jährige, einzige legitime Sohn König Arnulfs von Kärnten wurde im Jahre 900 zum König ausgerufen und unter die gemeinsame Regentschaft von Erzbischof Hatto I. von Mainz (der auch die Wahl durchgesetzt hatte) und Bischof Salomons III. von Konstanz gestellt und in seinem Namen die Reichsversammlungen abgehalten und die Urkunden ausgestellt. In die Zeit der nur formellen Regierung König Ludwigs IV., des Kindes fielen die ersten schweren Ungarneinfälle - angesichts der Schwäche des Königtums leiteten die Abwehrkämpfe immer mehr die regionalen Herrschaftsträger, aus denen sich allmählich die für die Verfassungsgeschichte des entstehenden deutschen Reiches wichtigen „jüngeren” Stammesherzogtümer entwickelten. Mit dem Ableben des von Geburt an kränkelnden Königs erlosch im Jahre 911 auch die ostfränkische Linie der Karolinger. Konrad I. erster deutscher König 911-918 * um 881; † 23. 12. 918 Fulda Die Stammesherzöge und der Adel der Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben wählten nach dem frühen Tod König Ludwigs IV., des Kindes den Herzog von Franken - Konrad, den Jüngeren (aus dem Geschlecht der Konradiner) - zu ihrem neuen König; diese Wahl wurde von Lothringen jedoch nicht anerkannt. Auf die süddeutschen Bischöfe gestützt, versuchte König Konrad I. vergebens, gegen die starken Stammesherzogtümer eine zentrale Gewalt des Königtums zu etablieren; dieses Vorhaben scheiterte letztlich jedoch ebenso wie der Versuch, das Herzogtum Lothringen seinem Reich anzugliedern - den verheerenden Beutezügen der Ungarn konnte er gleichfalls nichts entgegensetzen. Knapp vor seinem Tode designierte König Konrad I. Herzog Heinrich von Sachsen zu seinem Nachfolger, während sein Bruder Eberhard (* 885, † 939) die Herzogswürde in Franken sowie die Grafschaften Ittergau und Ober-Lahngau erhielt. Heinrich I., der Vogler deutscher König 919-936 * um 875; † 2. 7. 936 Memleben Der Herzog von Sachsen aus dem Geschlecht der Liudolfinger (Ottonen) begründete die sächsische Königsdynastie und im Jahre 925 anerkannte auch Herzog Giselbert von Lothringen (* 915, † 963) die Oberhoheit König Heinrichs I., des Voglers. Von den mehrfach einfallenden Ungarn erlangte der König im Jahre 926 gegen hohe Tributzahlungen einen neunjährigen Waffenstillstand, baute eine schlagkräftige, gepanzerte Reitertruppe auf und errichtete Burgen zur Grenzsicherung. Derart gerüstet, unterwarf er in den Jahren 928/29 die Slawen, eroberte das Herzogtum Brandenburg (das spätere Preußen), gründete die Burg Meißen und besiegte 933 mit einem Heer aus allen deutschen Stämmen die Ungarn bei Riade an der Unstrut vernichtend. Als letzte Großtat schlug König Heinrich I., der Vogler im Jahre 934 auch die Dänen und erneuerte die alte dänische Mark zwischen Eider und Schlei. Otto I., der Große deutscher König 936-973; römisch-deutscher Kaiser 962-973 * 23. 11. 912; † 7. 5. 973 Memleben Von seinem Vater - König Heinrich I., dem Vogler - designiert und vom Adel bestätigt, geriet König Otto I., der Große bei seinem Versuch, die Gewalt der Herzöge weiter zurückzudrängen, mit diesen in den Jahren 937-939 und 941 in einen Machtkampf, den er siegreich beendete und durch die Übergabe der Herzogtümer an Verwandte und Gefolgsleute abschloß. Da sich auch diese als unzuverlässig erwiesen, baute der König die deutsche Reichskirche als Stütze der Königsgewalt im „ottonisch-salischen Reichskirchensystem” aus. In den Jahren 936-937 sicherte König Otto I., der Große die Grenzen gegen die Slawen durch die Gründung zweier Marken, förderte energisch die Slawenmission und errichtete mehrere neue Bistümer im Norden und Osten des Reiches, vor allem das Erzbistum Magdeburg (968). 940 und 946 unternahm der König Feldzüge nach Frankreich, 951 zog er über die Alpen und übernahm die langobardische Königswürde, die er noch im selben Jahr durch seine Heirat mit der Witwe König Lothars von Italien - Königin Adelheid von Burgund - zusätzlich legitimierte; im Jahre 955 beendete sein Sieg auf dem Lechfeld die Ungarneinfälle. Im Jahre 961 zog König Otto I., der Große - von Papst Johannes XII. gegen König Berengar II. von Italien zu Hilfe gerufen - zum zweiten Mal nach Italien, wurde 962 zum Kaiser gekrönt und erneuerte die Schutzherrschaft über das Papsttum; er dehnte damit seine Macht nach Unteritalien aus und ließ seinen Sohn Otto (den späteren Kaiser Otto II.) im Jahre 967 zum (Mit-)Kaiser krönen. Kaiser Otto I., der Große hatte dem deutschen Königtum eine feste Grundlage geschaffen und das erneuerte Kaisertum gleich zu Anfang auf eine später kaum wieder erreichte Höhe geführt. Otto II. deutscher König 973-983; römisch-deutscher Kaiser 973-983 * um 955; † 7. 12. 983 Rom Vorerst unter der Regentschaft seiner Mutter, Königin Adelheid von Burgund und anderer Berater stehend, regierte Kaiser Otto II. ab dem Jahre 973 alleine. In den Jahren 973-978 in Kämpfe mit aufständischen Herzögen verwickelt, konnte der junge Kaiser 978 in Zurückweisung eines französischen Überfalls auf Aachen bis vor Paris vordringen und Frankreich zur Aufgabe des Anspruchs auf Lothringen zwingen (980) - und im gleichen Jahr zog er nach Italien, um die nach Kalabrien vorgedrungenen Sarazenen zu vertreiben, erlitt aber 982 eine schwere Niederlage bei Cotrone. Die deutschen Hegemoniepläne in Italien hatte Kaiser Otto II. knapp vorher mit der Annahme des Cäsaren-Titels „Romanorum imperator augustus” manifestiert und starb während der Vorbereitungen zu einem neuen Angriff. Otto III. deutscher König 983-1002; römisch-deutscher Kaiser 996-1002 * um 980 bei Kleve; † 23./24. 1. 1002 Paterno bei Viterbo Der Sohn Kaiser Ottos II. wurde bereits als Kleinkind 983 in Verona zum König gewählt und stand bis zum Jahre 994 unter der Regentschaft seiner Mutter Theophano, einer byzantinischen Prinzessin und nach deren Tod 991 unter der seiner Großmutter, Königin Adelheid von Burgund. Im Jahre 996 zog der König nach Rom, erhob seinen Onkel Brun von Kärnten zum ersten deutschen Papst (Gregor V.) und ließ sich von diesem zum Kaiser krönen. Nach dessen Vertreibung durch den römischen Stadtadel eroberte Kaiser Otto III. 998 die Stadt und erhob im Jahre 999 nach Papst Gregors V. Tod seinen Freund Gerbert von Aurillac als Silvester II. zum Papst. Kaiser Otto III. strebte nach Erneuerung des Römischen Reiches („renovatio imperii Romanorum”), förderte verstärkt die christliche Mission und starb im Alter von 21 Jahren ohne Nachkommen an Malaria. Heinrich II., der Heilige deutscher König 1002-1024; römisch-deutscher Kaiser 1014-1024 * 6. 5. 973 Bad Abbach; † 13. 7. 1024 Grona Der Herzog von Bayern wurde im Jahre 1002 als letzter männlicher Nachkomme des sächsischen Königshauses der Ottonen in der Nachfolge Kaiser Ottos III. zum deutschen König gewählt. Mit den heidnischen Stämmen der slawischen Liutizen und Abroditen verbündet, führte er einen langwierigen Kampf gegen den christlich polnischen Herzog Boleslaw I. Chrobry, dem er schließlich Meißen und Böhmen abrang und ihm im Frieden von Bautzen (1018) die Grenzgrafschaft Lausitz überließ. König Heinrich II., der Heilige sicherte sich im Westen seines Reiches die Anwartschaft auf das Königreich Burgund, unternahm im Jahre 1004 seinen 1. Italienfeldzug gegen den von Kaiser Otto III. geächteten König der Langobarden, Arduin von Ivrea († 1016) und nahm selbst dessen Königstitel an. Auf dem 2. Italienfeldzug im Jahre 1024 ließ er sich in Rom von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser krönen. Der Kaiser sicherte seine Herrschaft vor allem durch den Ausbau des „ottonischen Reichskirchensystems”, das er zur wichtigsten Stütze seiner Reichspolitik machte, unterstützte die reformfreudigen Kräfte innerhalb der Kirche und gründete 1007 das Missionsbistum Bamberg - im Jahre 1146 wurde er heilig gesprochen. Konrad II. deutscher König 1024-1039; römisch-deutscher Kaiser 1027-1039 * um 990; † 4. 6. 1039 Utrecht Der Gründer der salischen Königsdynastie entstammte einer der vornehmsten Adelsfamilien des deutschen Reiches, deren Besitztümer hauptsächlich in der Region um Worms und Speyer lagen und wurde als Nachfolger Kaiser Heinrichs II., des Heiligen vom Adel als neuer deutscher König gewählt und folgte diesem im Jahre 1026 als italienischer König und 1027 als römischer Kaiser nach. Im Inneren drängte der Kaiser die Macht des Hochadels und der Kirche zurück, während er den Aufstieg der Städte förderte; nach außen hin sicherte er die Grenzen (1025 Bündnis mit König Knut II., dem Großen, von Dänemark, dem er die Mark Schleswig abtrat und 1031 Rückeroberung der Grafschaft Lausitz von Polen). Sein Erlaß der „Constitutio de feudis” im Jahre 1037 dekretierte die Erblichkeit auch des niederen Adels und markierte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Feudalismus; mit ihm festigte Kaiser Konrad II. die kaiserliche Macht in Italien, die durch den Erbgewinn des Königreiches Burgund im Jahre 1033, das den Zugang nach Italien über die Alpenpässe erleichterte, zusätzlich gestärkt wurde. Heinrich III. deutscher König 1039-1056; römisch-deutscher Kaiser 1046-1056 * 28. 10. 1017; † 5. 10. 1056 Bodfeld Von seinem Vater Kaiser Konrad II. bereits im Jahre 1028 als Nachfolger designiert und ab 1038 König von Burgund, hatte der neue Herrscher trotz einer gefestigten Machtstellung Auseinandersetzungen im Reich zu bestehen, besonders mit den Herzögen von Lothringen. 1041 sicherte er die Lehnsabhängigkeit Böhmens und (vorübergehend) auch die Oberhoheit über Ungarn. Er verstärkte die Bindung zwischen Reichskirche und Königtum, förderte die Kirchenreform und unterstützte das Klosterwesen. Auf seinem Feldzug 1046 nach Italien entmachtete König Heinrich III. auf den Synoden von Sutri und Rom drei rivalisierende Päpste (Silvester III., Benedikt IX. und Gregor VI.) und setzte dafür den deutschen Papst Klemens II. (1046-1047) ein, von dem er sich noch im selben Jahr zum Kaiser krönen ließ. Ihm ließ er noch drei weitere deutsche Päpste folgen und begann mit ihnen die von Rom ausgehende Kirchenreform: Papst Damasus II. (1048), Papst Leo IX. (1049-1054) und Papst Viktor II. (1055-1057). Kaiser Heinrich III. war eine der ganz großen Herrschergestalten des Mittelalters, die weltliche und geistliche Autorität verbanden. Heinrich IV. deutscher König 1056-1106; römisch-deutscher Kaiser 1084-1106 * 11. 11. 1050 Goslar; † 7. 8. 1106 Lüttich Bereits im Jahre 1053 zum König designiert, stand König Heinrich IV. nach dem Tode seines Vaters Kaiser Heinrichs III. zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter Kaiserin Agnes von Poitou († 1077) und später der Erzbischöfe Adalbert von Bremen († 1072) sowie Anno II. von Köln († 1075). Im Jahre 1066 zur Selbständigkeit gelangt, gewann der König das besonders im thüringisch-sächsischen Raum verlorengegangene Reichsgut gegen einen vornehmlich vom sächsischen Adel geführten Widerstand wieder für die Krone zurück (1073-1075). Mit der eigenmächtigen Ernennung des Mailänder Erzbischofs im Jahre 1075 löste König Heinrich IV. den „Investiturstreit” zwischen Kaiser und Papst um die Besetzung der Bistümer aus, der unter ihm und seinem großen Gegenspieler Papst Gregor VII. (1073-1085) seinen Höhepunkt fand und die Stellung des Königtums schwer erschütterte. Nach dem päpstlichen Bann im Jahre 1076 und der daraus resultierenden Absetzungsdrohung der deutschen Fürsten (Fürstentag von Tribur) mußte der König den „Bußgang nach Canossa” antreten und erreichte dadurch die Aufhebung des Bannes (1077). Im Jahre 1080 bannte ihn Papst Gregor VII. erneut, woraufhin König Heinrich IV. einen Feldzug nach Rom und Italien unternahm (1081), den Papst vertrieb sowie Klemens III. als Gegenpapst einsetzte (1180-1100) und sich von diesem zum Kaiser krönen ließ (1084), mußte jedoch sehr bald den mit Papst Gregor VII. verbündeten Normannen weichen. Auf seinem im Jahre 1090 zunächst erfolgreich begonnenen 2. Italienfeldzug wurde der Kaiser vom „Lombardischen Städtebund” eingeschlossen (1093-1096). Sein Sohn Konrad (* 1074, † 1101), der sich 1093 auf die Seite der Fürstenopposition in Deutschland geschlagen hatte, sperrte ihm die Rückkehr bis 1097 - Kaiser Heinrich IV. ließ ihn daraufhin ächten und seinen zweiten Sohn Heinrich (den späteren Kaiser Heinrich V.) im Jahre 1098 zum König wählen, der sich jedoch 1104 ebenfalls gegen den Vater erhob, ihn gefangen nahm und zur Abdankung zwang (1105) - der Kaiser konnte 1106 entkommen, starb jedoch auf der Flucht. Heinrich V. deutscher König 1106-1125; römisch-deutscher Kaiser 1111-1125 * 11. 8. 1081; † 23. 5. 1125 Utrecht Bereits 1098 zum deutschen König gewählt, erzwang König Heinrich V. im Jahre 1105 nach der Gefangennahme seines Vaters dessen formelle Abdankung, wurde jedoch erst 1106 nach dessen Tod allgemein anerkannt. Er setzte sich von der im „Investiturstreit” päpstlich orientierten Fürstenpartei, die ihn gestützt hatte, ab und nahm die Reichspolitik seines Vaters wieder auf. Auf seinem Italienfeldzug (1110-1111) scheiterte der König mit dem Versuch einer radikalen Lösung des Investiturstreites, die den Verzicht auf die Investitur gegen Rückgabe aller Besitzungen und Regalien (weltliche Rechte) seitens der Kirche vorsah, am hartnäckigen Widerstand der deutschen Bischöfe und Fürsten. Daraufhin setzte er Papst Paschalis II. (1099-1111) gefangen und erzwang von ihm das bald darauf widerrufene Recht der Investitur und die Kaiserkrönung (1111). Mit der weiteren Verschärfung des Konfliktes wurde Kaiser Heinrich V. im Jahre 1112 gebannt und mußte sich gegen den kirchliche Widerstand unter Erzbischof Adalbert I. von Mainz († 1137) sowie die Fürstenopposition unter Graf Lothar von Supplinburg (den späteren König Lothar III.) behaupten, gegen den er die „Schlacht am Welfesholz” im Jahre 1115 verlor. 1122 legte der Kaiser schließlich unter der Vermittlung der Fürsten im „Wormser Konkordat” den Investiturstreit mit einem Kompromiß bei und unternahm mit seinem Schwiegervater König Heinrich I. Beauclerc von England (1100-1135) im Jahre 1124 einen erfolglosen Feldzug gegen Frankreich. Die Verbindung Kaiser Heinrichs V. mit Prinzessin Mathilda von England (* 1103, † 1167) - einer Tochter König Heinrichs I. Beauclerc - blieb kinderlos und damit erlosch auch das Herrscherhaus der Salier. Lothar III. deutscher König 1106-1125; römisch-deutscher Kaiser 1111-1125 * um 1075; † 3./4. 12. 1137 Breitenwang am Lech Der Graf von Supplinburg und Herzog von Sachsen führte seit 1112 die aufständischen sächsischen Fürsten gegen Kaiser Heinrich V. an und besiegte diesen im Jahre 1115 in der „Schlacht am Welfenholz”. Nach dem Tod des Kaisers wurde er 1125 mit bayerisch-welfischer Unterstützung zum neuen König gewählt, konnte sich aber gegen die Opposition der „Staufer” um den 1127 aufgestellten Gegenkönig Konrad (den späteren König Konrad III.) erst im Jahre 1135 endgültig durchsetzen. 1133 ließ sich König Lothar III. von Papst Innozenz II., den er mit seinem Italienfeldzug 1132-1133 gegen den Gegenpapst Anaklet II. (1130-1138) unterstützt hatte, zum Kaiser krönen; er nahm die Ostpolitik Kaiser Ottos I., des Großen wieder auf und sicherte die Oberhoheit des Reiches über Polen, Böhmen und Dänemark. Kaiser Lothar III. starb auf der Rückkehr von seinem 2. Italienfeldzug (gegen König Roger II. von Sizilien), den er im Auftrag Venedigs, Byzanz’ und Papst Innozenz II. unternommen hatte (1136-1137). Konrad III. deutscher König 1138-1152 * um 1093; † 15. 2. 1152 Bamberg Herzog Konrad von Schwaben, der Neffe Kaiser Heinrichs V., begründete mit seiner Wahl zum Gegenkönig gegen den Welfenkönig Lothar III. von Supplinburg (1127) die Königsdynastie der „Staufer”; damit begann der bis 1208 währende staufisch-welfische Konflikt um die Vorherrschaft im Reich - nachdem der König im Jahre 1135 die Oberhoheit Kaiser Lothars III. anerkannt hatte, wurde er nach dessen Tod sein Nachfolger. Als König endgültig bestätigt, verwickelte sich König Konrad III. in den nächsten Jahre in Kämpfe mit den Welfen, entzog ihnen die Herzogtümer Sachsen und Bayern und erkannte im Jahre 1142 doch Heinrich (* 1130, † 1195) den Löwen als Herzog von Sachsen an. 1146 ließ sich der König für den 2. Kreuzzug gewinnen, der für das deutsche und das verbündete französische Heer 1147 in Kleinasien schwere Verluste brachte. Nach Deutschland zurückgekehrt, starb König Konrad III. über den Vorbereitungen zu einem Romfeldzug und zum Kampf gegen die Welfen, die sich abermals erhoben hatten; als seinen Nachfolger designierte er seinen Neffen Herzog Friedrich von Schwaben (den späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa). Friedrich I. Barbarossa deutscher König 1138-1152 * um 1122 Waiblingen; † 10. 6. 1190 Armenien Schon bald nach seiner Wahl schloß der Urenkel Kaiser Heinrichs IV. im Jahre 1153 den „Konstanzer Vertrag” mit Papst Eugen III. (1145-1153) über wechselseitige Hilfe und Anerkennung der Rechte über die die weltliche und geistliche Macht vereinigende, gegen Byzanz und das Normannenreich gerichtete imperiale Politik; auf Grundlage dieses Vertrages ließ er sich auf seinem ersten Italienfeldzug 1154-1155 zum König von Italien und von Papst Hadrian IV. (1154-1159) im Jahre 1155 zum Kaiser krönen. Auf seinem zweiten Italienfeldzug (1158-1162) behauptete der Kaiser energisch seine Rechte in Ober- und Mittelitalien und dokumentierte mit seiner Unterstützung von drei Gegenpäpsten gegen Papst Alexander III. (1159-1181; „päpstliches Schisma”) seinen Interventionsanspruch in kirchlichen Angelegenheiten. Der staufisch-welfische Gegensatz beherrschte die gesamte Regierungszeit Kaiser Friedrichs I. Barbarossa und sein Konflikt mit dem „Lombardischen Städtebund” sowie dem normannischen Königreich mündete im Jahre 1183 im „Frieden von Konstanz” und der Eheschließung seines Sohnes Heinrich (des späteren Kaisers Heinrich VI.) mit der normannischen Reichserbin - Prinzessin Konstanze (* 1154, † 1198); Tochter König Rogers II. von Sizilien. Auf dem 3. Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems ertrank bei einem Bad im Fluß Saleph (Armenien) im Jahre 1190 mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa eine der bedeutendsten Herrschergestalten des Mittelalters. Heinrich VI. deutscher König 1190-1197; römisch-deutscher Kaiser 1191-1197 * um 1165 Nimwegen; † 28. 9. 1197 Messina Der zweite Sohn Kaiser Friedrichs I. Barbarossa wurde 1186 König der Lombardei und Stellvertreter seines Vaters in Italien; seit 1189 auch Vertreter seines Vaters in Deutschland, übernahm König Heinrich VI. nach dessen Tod die Alleinherrschaft. Als zielbewußter, vielseitig begabter und gebildeter Machtpolitiker führte er die Dynastie der Staufer auf ihren Höhepunkt. Während seines 1. Feldzuges nach Italien versuchte der seit dem Jahre 1186 mit Prinzessin Konstanze von Sizilien verheiratete Monarch vergeblich, das als Erbe beanspruchte sizilianische Reich zu erobern und ließ sich von Papst Coelestin III. (1191-1198) zum Kaiser krönen (1191). In Deutschland hatte sich der Kaiser einer starken Fürstenopposition unter Führung Herzog Heinrichs (des Löwen) von Sachsen zu erwehren. Eine Wendung zu seinen Gunsten erreichte er mit der Gefangennahme des mit seinen Gegnern verbündeten englischen Königs Richards I. Löwenherz 1193, für dessen Auslösung er von England ein riesiges Lösegeld und die Lehnshuldigung erhielt. Bei seinem 2. Italienfeldzug gelang Kaiser Heinrich VI. schließlich die Eroberung Siziliens - sein Versuch, nach der Geburt seines Sohnes Friedrich (des späteren Kaiser Friedrichs II.) das deutsche Königtum erblich zu machen und Sizilien fester mit dem deutschen Reich zu verbinden, scheiterte am Widerstand des Papstes und der deutschen Fürsten. Der Tod des Kaisers unmittelbar vor Beginn eines geplanten Kreuzzuges stürzte das Land in eine tiefe Krise und löste eine Doppelwahl und beinahe den Zerfall des Reiches aus. Philipp von Schwaben deutscher König 1198-1208 * um 1178; † 21. 6. 1208 Bamberg Philipp, der jüngste Sohn des Stauferkaisers Friedrichs I. Barbarossa, wurde im Jahre 1196 mit dem Herzogtum Schwaben belehnt. Nach dem Tode seines Bruders, Kaiser Heinrichs VI. im Jahre 1197 und dem Verzicht seines unmündigen Neffen Friedrichs (des späteren Kaisers Friedrich II.) auf die Krone wurde er von einem Teil der Fürsten 1198 zum König gewählt, während der andere Teil der Fürsten den Welfen-Herzog Otto, den Sohn Herzog Heinrichs (des Löwen) von Sachsen als Gegenkönig wählte und damit den Auftakt zum bis zum Jahre 1208 währenden staufisch-welfischen Bürgerkrieg in Deutschland gab, der den machtpolitischen Niedergang des römisch-deutschen Reiches einleitete. Im Jahre 1201 erkannte Papst Innozenz III. (1198-1216) König Otto IV. an - König Philipp von Schwaben jedoch konnte die meisten der Reichsfürsten für sich gewinnen, wurde 1205 erneut zum König gekrönt und besiegte 1206 mit französischer Hilfe den welfischen Rivalen; im Jahre 1208 wurde er ermordet. Otto IV. deutscher König 1198-1218; römisch-deutscher Kaiser 1209-1218 * um 1175; † 19. 5. 1218 Harzburg Der Sohn Herzog Heinrichs (des Löwen) von Sachsen wurde nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. von den Gegnern des Stauferkönigs Philipp von Schwaben zum Gegenkönig gewählt. Trotz der Unterstützung durch seinen Onkel, den englischen König Richard I. Löwenherz und Papst Innozenz III., dessen Gunst er sich u.a. mit der Anerkennung der päpstlichen Lehnshoheit über Sizilien erkaufte, konnte er sich als König erst nach einem blutigen Bürgerkrieg und der Ermordung König Philipps des Schwaben im Jahre 1208 durchsetzen. Im Jahre 1209 ließ sich König Otto IV. zum Kaiser krönen, um danach jedoch unter Eidbruch die Reichsinteressen in Italien geltend zu machen und Sizilien anzugreifen. Daraufhin bannte ihn Papst Innozenz III. und unterstützte mit Frankreichs Hilfe 1212 die Wahl König Friedrichs von Sizilien, des Enkels Kaiser Heinrichs VI., zum Gegenkönig. Im Jahre 1214 erlitten die Truppen von Kaiser Otto IV. und König Johann Ohneland von England im Kampf gegen König Philipp II. August von Frankreich eine vernichtende Niederlage und Kaiser Otto IV. zog sich - völlig einflußlos geworden - auf die Harzburg zurück. Friedrich II. deutscher König 1215-1250; römisch-deutscher Kaiser 1220-1250; König von Sizilien 1198-1250 * 26. 12. 1194 Iesi bei Ancona; † 13. 12. 1250 Fiorentino Schon als 2jähriger von seinem Vater Kaiser Heinrich VI. zum deutschen König designiert, wurde der Enkel des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa von den deutschen Fürsten nicht anerkannt und daraufhin auf Betreiben seiner Mutter, der normannischen Prinzessin Konstanze von Sizilien (* 1154, † 1198) im Jahre 1198 zum König von Sizilien gekrönt und stand bis 1208 unter der Vormundschaft Papst Innozenz’ III., der 1212 eine neuerliche Wahl König Friedrichs von Sizilien zum deutschen König gegen Kaiser Otto IV. nach dessen Eidbruch durch die deutsche Fürstenopposition veranlaßte. Im Jahre 1214 erlitten die Truppen von Kaiser Otto IV. und König Johann Ohneland von England im Kampf gegen König Philipp II. August von Frankreich und König Friedrich von Sizilien eine vernichtende Niederlage und der neue König wurde 1220 von Papst Honorius III. (1216-1227) zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Kaiser Friedrich II. regierte von Sizilien aus und baute die deutschen Lande zu einem straff organisierten Beamtenstaat um; in Deutschland ließ er sich durch die deutschen geistlichen Fürsten vertreten und erteilte ihnen im Jahre 1220 wesentliche Privilegien für ihre Zustimmung zu seiner Kaiserwahl. Nach der formellen Bannung durch Papst Gregor IX. (1227-1241) wegen des verschleppten 5. Kreuzzuges mußte sich Kaiser Friedrich II. nach seiner Rückkehr gegen seinen aufrührerischen Sohn und Stellvertreter König Heinrich VII. - unter Vermittlung der deutschen Reichsfürsten - behaupten und ihnen dafür wichtige Hoheitsrechte überlassen (1231-1232; 1235-1236). Mit dem erneuten Bann im Jahre 1239 begann die letzte Phase der Regierung Kaiser Friedrichs II.: 1245 ließ ihn Papst Innozenz IV. (1243-1254) durch das „Konzil von Lyon” absetzen und veranlaßte in Deutschland die Wahl von Gegenkönigen. Während der Kaiser seine Macht u.a. durch die Niederwerfung einer Verschwörung in Sizilien (1246) noch behaupten konnte, zerfiel das deutsche Reich nach seinem Tode. Heinrich VII. deutscher König 1220-1235 * um 1211 Sizilien; † 12. 2. 1242 Martirano Der Sohn Kaiser Friedrichs II. und seiner ersten Gemahlin - Königin Konstanze von Ungarn - wurde bereits im Jahre 1212 zum König von Sizilien gekrönt und 1220 zum deutschen König gewählt; ab dem Jahre 1228 nahm er selbständig die Reichsgeschäfte in Deutschland im Namen seines Vaters wahr. Seine von ihm verfolgte Stärkung der Zentralgewalt durch die Ausdehnung der Hausmacht, die Begünstigung der Städte und Förderung der Ministerialen in der Auseinandersetzung mit den Fürsten brachte ihn in Gegensatz zu seinem Vater, gegen den er sich im Jahre 1234 offen empörte. König Heinrich VII. mußte sich nach heftigen Machtkämpfen 1235 schließlich unterwerfen und nahm sich nach langer Kerkerhaft im Jahre 1242 wahrscheinlich selbst das Leben. Konrad IV. deutscher König 1250-1254 * 25. 4. 1228 Andria; † 21. 5. 1254 Lavello Aus der dritten Ehe Kaiser Friedrichs II. - mit Prinzessin Isabel II. von Jerusalem - stammend und im Jahre 1234 von seinem Vater als Regent in Deutschland anstelle seines abtrünnigen und 1235 gefangengesetzten Halbbruders König Heinrichs VII. eingesetzt, wurde Herzog Konrad von Hohenstaufen 1237 zum deutschen König gewählt, mußte seine Herrschaft jedoch mit Hilfe der Städte und des Herzogtums Bayerns gegen die vom Papst unterstützten Gegenkönige Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen (Gegenkönig 1247) und König Wilhelm von Holland (Gegenkönig 1247-1254; deutscher König 1254-1256) verteidigen. Um seinen nach dem Tode seines Vaters als Erbe gewonnenen Titel „König von Jerusalem und Sizilien” zu retten, eroberte König Konrad IV. Apulien und Neapel (1251-1253), starb jedoch wenig später an Malaria - er hinterließ seinen 2jährigen Sohn Konradin († 1268; der letzte Staufer), für den sein Halbbruder - König Manfred von Sizilien - bis zu seinem Tode 1266 die Regentschaft übernahm. Wilhelm von Holland deutscher (Gegen-)König 1247-1254; deutscher König 1254-1256 * um 1227; † 28. 1. 1256 bei Alkmaar Mit der Unterstützung Papst Innozenz’ IV. (1243-1254) und ihm nahestehenden Fürsten im Jahre 1247 nach dem plötzlichen Ableben des ersten Gegenkönigs Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen († 1268) gegen Kaiser Friedrich II. zum König gewählt, wurde Graf Wilhelm von Holland erst nach dem Tod dessen Sohnes König Konrad IV. im Jahre 1254 allgemein anerkannt. Seine heimtückische Ermordung beim Kriegszug gegen die aufständischen Friesen zerschlug jedoch die aufkeimenden Hoffnungen auf eine Neuordnung des Reiches, das im Interregnum ohne allgemein anerkannten König versank. 1. Interregnum (kaiserlose Zeit) 1256-1273 In der Verwirrung, die in Deutschland seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges entstanden war, vereinigte sich zum ersten Male eine große Anzahl rheinischer Städte, um den Frieden und die Sicherheit zu erhalten. Der „Rheinische Städtebund”, dem auch Bischöfe und Grafen sowie viele bayrische und sächsische Städte beitraten und an dessen Spitze sich König Wilhelm von Holland selbst gestellt hatte, konnte dieses Vorhaben nur kurze Zeit verwirklichen. Nach der Ermordung des Königs während seines Feldzuges gegen die Friesen wählte ein Teil der Kurfürsten (Köln, Main, Pfalz) gegen Zahlung hoher Geldsummen Herzog Richard von Cornwall (* 1209, † 1272), den Bruder Königs Johanns Ohneland von England, der Erzbischof von Trier, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg wählten den spanischen König Alfons X. von Kastilien (* 1221, † 1257) und der König von Böhmen Ottokar II. beide zum neuen deutschen König. Da beide Herrscher kein besonderes Interesse an ihrer Machtausübung zeigten, wuchs das Selbständigkeitsgefühl sowie die eigenständige Selbstverwaltung der Städte, Erzbischöfe, Herzogtümer und Pfalzen immer mehr und bis zur Auflösung des „Rheinischen Städtebundes” im Jahre 1346 übten die sieben „Kurfürsten” (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg, der Pfalzgraf bei Rhein und der König von Böhmen) die eigentliche Macht im deutschen Reich aus. Rudolf I. von Habsburg deutscher König 1273-1291 * 1. 5. 1218; † 15. 7. 1291 Speyer Die Wahl Graf Rudolfs von Habsburg als vermögendsten und expansivsten Territorialherren im deutschen Südwesten zum deutschen König beendete das mit dem Tode des Stauferskönigs Konrad IV. im Jahre 1254 einsetzende Interregnum im deutschen Reich und begründete die Dynastie der Habsburger. Gegen König Ottokar II. von Böhmen, der zwischenzeitlich stärkster Faktor im Reich geworden war und die Wahl König Rudolfs I. von Habsburg nicht anerkannte, setzte sich der neue König in der „Schlacht auf dem Marchfeld” mit Hilfe des böhmischen Königs Ladislaus IV. (* 1272, † 1290) im Jahre 1278 endgültig durch und gewann die Krain, Kärnten, die Windische Mark, Österreich und die Steiermark für das Reich. Seinen beiden Söhnen - Herzog Albrecht (den späteren König Albrecht I. von Habsburg) und Herzog Rudolf von Habsburg († 1290) - übergab König Rudolf I. von Habsburg als Basis seiner Hausmacht Österreich und die Steiermark zu Lehen. Durch die Bekämpfung von Raubrittertum und Fehdewesen versuchte der König die zentrale Autorität des Kaiser- und Königtums wiederherzustellen und förderte den Aufstieg der Städte - mit seinen Bemühungen um die Kaiserkrone und eine Erbmonarchie scheiterte er jedoch. Adolf von Nassau deutscher König 1292-1298 * um 1255; † 2. 7. 1298 Göllheim bei Worms Gegen weitgehende Zugeständnisse an die ihn wählenden Kurfürsten wurde Graf Adolf von Nassau anstelle Herzog Albrechts von Habsburg zum Nachfolger König Rudolfs I. von Habsburg gewählt und verbündete sich im Jahre 1294 mit König Eduard I. von England (1252-1307) gegen Frankreich unter König Philipp IV., den Schönen (1285-1314), ohne jedoch in deren Krieg um Flandern einzugreifen. Um ihn an der Bildung einer Hausmacht in Mitteldeutschland zu hindern, wurde König Adolf von Nassau im Jahre 1298 von den Kurfürsten abgesetzt, die sich nun mit Herzog Albrecht von Habsburg verbündeten - der regierende König fiel im Kampf gegen seinen Nachfolger. Albrecht I. deutscher König 1298-1308 * um 1255; † 1. 5. 1308 Brugg a.d. Aare Der älteste Sohn König Rudolfs I. von Habsburg, Herzog Albrecht von Österreich und Steiermark, war von den Kurfürsten vorerst wegen seiner starken Hausmacht in der Königswahl übergangen worden, konnte den Widerstand der rheinischen Kurfürsten jedoch brechen und seine Ansprüche nach seinem Sieg gegen König Adolf von Nassau durchsetzen. Durch seine Anerkennung durch Papst Bonifatius VIII. (1284-1303) sowie seinen Friedensschluß mit König Philipp IV., dem Schönen konnte er seine Stellung festigen und die Hausmacht der Habsburger weiter ausbauen. Im Zuge einer Verschwörung wurde König Albrecht I. von seinem Neffen Herzog Johann von Habsburg (* 1290, † 1313) im Jahre 1308 ermordet. Heinrich VII. von Luxemburg deutscher König 1308-1313; römisch-deutscher Kaiser 1312-1313 * um 1275 Buonconvento; † 24. 8. 1313 bei Siena Nach dem Tode König Albrechts I. wählten die Reichsfürsten den Grafen von Luxemburg zu dessen Nachfolger und durch die Heirat seines Sohnes Graf Johann von Luxemburg (* 1296, † 1346; des späteren Königs Johann des Blinden von Böhmen) mit Prinzessin Elisabeth (* 1292, † 1330), einer Tochter des böhmischen Königs Wenzel II. im Jahre 1310 gewann er Böhmen für die Luxemburger. Im gleichen Jahr zog König Heinrich VII. von Luxemburg nach Italien, um die kaiserliche Autorität wieder herzustellen und den Konflikt zwischen Guelfen (den Anhängern der Welfen) und Ghibellinen (den Anhängern der Staufer) zu beenden. Im Jahre 1312 ließ er sich von Papst Klemens V. zum Kaiser krönen und starb ein Jahr später während der Vorbereitungen zu einem Angriff auf König Robert von Neapel. Ludwig IV., der Bayer deutscher König 1314-1347; römisch-deutscher Kaiser 1328-1347 * um 1282 München; † 11. 9. 1347 Puch bei Fürstenfeldbruck Nach dem Tode König Heinrichs VII. von Luxemburg wurde der Herzog von Oberbayern von der Mehrheit der Kurfürsten 1314 als erster Wittelsbacher zum König gewählt, während die Minderheit den Habsburger Herzog Friedrich den Schönen, den Sohn König Albrechts I., zum Gegenkönig erhob; den folgenden Thronstreit konnte König Ludwig IV. erst 1322 durch den Sieg in der Schlacht bei Mühldorf für sich entscheiden. Nach der Versöhnung mit den Habsburgern unternahm der König einen Feldzug nach Rom und ließ sich im Jahre 1328 zum Kaiser krönen. Nachdem die Kurfürsten 1338 noch die Einmischung Papst Benedikts XII. (1334-1342) zurückgewiesen hatten, isolierte sich König Ludwig IV. zunehmend durch seine schwankende Außenpolitik zwischen Frankreich und England und seine Wittelsbacher Heirats- und Hausmachtpolitik - unter päpstlichem Einfluß wurde daher im Jahre 1346 Graf Karl von Luxemburg zum Gegenkönig gewählt; bevor es jedoch zum Kampf kam, starb König Ludwig IV. Karl IV. deutscher König 1346-1378; König von Böhmen 1346-1378; römisch-deutscher Kaiser 1355-1378 * 14. 5. 1316 Prag; † 29. 11. 1378 Prag Der Enkel König Heinrichs VII. von Luxemburg und ältester Sohn König Johann des Blinden von Böhmen wurde am Hofe des französischen Königs Karl IV., des Schönen erzogen und mit dessen Nichte Elisabeth von Böhmen vermählt. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1346 wurde der Graf von Luxemburg König von Böhmen und nach Zugeständnissen an die Kurfürsten und den Papst (Klemens VI.; keine Einmischung in Italien) zum Gegenkönig zu Ludwig IV., des Bayern gewählt, 1355 auch König von Italien und noch im gleichen Jahr in Rom zum Kaiser gekrönt sowie im Jahre 1365 König von Burgund. Staatspolitisch geschickt und friedliche Mittel bevorzugend, baute König Karl IV. während seiner Herrschaft seine böhmisch-luxemburgische Hausmacht aus und erweiterte sein Reichsterritorium um die Herzogtümer Oberlausitz, Niederlausitz und die Mark Brandenburg; er verlagerte das Schwergewicht seines Reiches nach Osten (Prag), förderte vor allem in Böhmen Wirtschaft und Kultur (Gründung der deutschen Universität in Prag im Jahre 1348, Bau der Prager Neustadt, des Doms, der Karlsbrücke, der Burg Karlstein, Erneuerung des Hradschin) und setzte im Jahre 1376 die Wahl seines Sohnes Wenzel zum deutschen König durch. Mit der Teilung des Reiches unter seine Söhne Wenzel und Sigismund (die späteren deutschen Könige) sowie Johann (Graf von Luxemburg) zerstörte König Karl IV. jedoch selbst seine luxemburgische Hausmacht. Wenzel von Luxemburg-Böhmen deutscher König 1378-1400; König von Böhmen 1378-1419 * 26. 2. 1361 Nürnberg; † 16. 8. 1419 Schloß Wenzelstein bei Kundratitz Bereits im Jahre 1376 zum König gewählt, wurde König Wenzel nach dem Tode seines Vaters 1378 dessen Nachfolger im deutschen Reich und in Böhmen, war den immer größer werdenden Problemen im Reich und der Kirche jedoch nicht gewachsen und der Mord am Generalvikar des Prager Erzbischofs - Johannes von Neppomuk - 1393 zerstörte seine Stellung in Böhmen, wo er den Hussitenwirren machtlos gegenüberstand. Die wechselnden Familienkämpfe im Hause Luxemburg führten 1394 zur vorübergehenden Gefangennahme des Königs durch seinen Onkel, des späteren Königs Jobst von Mähren. Im Jahre 1400 wurde König Wenzel von Luxemburg-Böhmen, der sich durch seine Untätigkeit immer unbeliebter gemacht hatte und seit 1387 von Deutschland ferngehalten wurde, von den Kurfürsten abgesetzt, behielt jedoch die böhmische Königskrone und den Titel des deutschen Königs bis zu seinem Tode. Ruprecht von der Pfalz deutscher König 1400-1410 * 5. 5. 1352 Amberg; † 18. 5. 1410 Schloß Landskron bei Oppenheim Der aus dem Hause Wittelsbach stammende Kurfürst von der Pfalz wurde im Jahre 1400 nach der von ihm mitbetriebenen Absetzung König Wenzels von Luxemburg-Böhmen zum deutschen König gewählt, konnte jedoch seine Anerkennung nicht allgemein durchsetzen und schuf sich mit seiner Territorialpolitik und dem Bemühen, der Krone Autorität zu verschaffen, eine neue Fürstenopposition. König Ruprecht von der Pfalz scheiterte außerdem auf seinem Oberitalienfeldzug im Kampf gegen Mailand (1401-1402) und in seinem Bemühen, durch sein Festhalten an Papst Gregor XII. (1406-1415) das „Große Schisma” zu beseitigen. Jobst von Mähren deutscher König 1410-1411 * um 1354; † 18. 1. 1411 Brünn Der Markgraf von Mähren wurde von der Mehrheit der deutschen Kurfürsten gegen seinen Onkel Sigismund von Luxemburg-Böhmen zum deutschen König gewählt, vor der Krönung jedoch vergiftet. Sigismund von Luxemburg-Böhmen deutscher König 1410-1437; König von Böhmen 1419-1437; römisch-deutscher Kaiser 1433-1437 * 15. 2. 1368 Nürnberg; † 9. 12. 1437 Znaim Durch seine Heirat mit Prinzessin Maria von Ungarn (* 1370, † 1395) ab 1387 König von Ungarn wurde der Markgraf von Brandenburg und Sohn König Karls IV. zugleich mit seinem Onkel Jobst von Mähren 1410 zum deutschen König gewählt und nach dem Tode seines Onkels im Jahre 1411 allgemein anerkannt. König Sigismunds größte Leistung war die Wiederherstellung der Einheit der Kirche auf dem von ihm einberufenen „Konstanzer Konzil” (1414-1418); die Verbrennung des böhmischen Reformators Johannes Hus auf dem Konzil 1415 führte in Böhmen zu einer nationalen Bewegung (Hussiten). Als im Jahre 1419 sein Bruder - König Wenzel von Luxemburg-Böhmen - starb, erhielt der deutsche König auch die Krone Böhmens und im Jahre 1433 wurde König Sigismund von Luxemburg-Böhmen von Papst Eugen IV. (1431-1447) zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt und mit ihm starb die männliche Linie des luxemburgischen Hauses aus. Albrecht II. deutscher König 1438-1439; König von Böhmen und Ungarn 1437-1439 * 16. 8. 1397; † 27. 10. 1439 Neszmély Herzog Albrecht von Österreich heiratete im Jahre 1422 Prinzessin Elisabeth, die Tochter König Sigismunds von Luxemburg-Böhmen, dessen Nachfolge in Böhmen und Ungarn er 1437 antrat. Von den Kurfürsten im Jahre 1438 zum deutschen König gewählt, wurden seine Kräfte vom Kampf gegen die Osmanen in Ungarn und die Polen absorbiert. Der frühe Tod König Albrechts II. beendete vorerst die Ansätze einer starken Reichspolitik der Habsburger auf territorialer Grundlage (Vereinigung von Österreich, Ungarn und Böhmen), die seine energische Persönlichkeit zu versprechen schien. Friedrich III. deutscher König 1440-1493; römisch-deutscher Kaiser 1452-1493 * 21. 9. 1415 Innsbruck; † 19. 8. 1493 Linz Herzog Friedrich von Österreich wurde als Nachfolger seines Onkels König Albrecht II. im Jahre 1440 zum deutschen König gewählt, 1442 gekrönt und 1452 von Papst Nikolaus V. (1447-1455) als letzter römisch-deutscher Kaiser in Rom gekrönt; es gelang ihm jedoch nicht, die habsburgischen Ansprüche auf Böhmen und Ungarn für den nachgeborenen Sohn König Albrechts II., Herzog Ladislaus V. Posthumus von Böhmen (* 1440, † 1457), bzw. nach dessen Tod für sich selbst durchzusetzen. Kaiser Friedrich III. war ein Gegner der Reichsreform und ignorierte die Reichstage ab 1445; die Absetzung durch die Fürsten und die Wahl eines Gegenkönigs konnte er jedoch verhindern und erreichte 1486 die Wahl seines Sohnes Kronprinz Maximilians von Österreich zum deutschen König. 1448 schloß er mit Papst Nikolaus V. das „Wiener Konkordat”, das bis zum Jahre 1806 die Grundlage der Beziehungen zwischen der Kurie und dem „Heiligen Römischen Reich” war (Reichskirche). Wegen seiner unentschlossenen Politik verlor Kaiser Friedrich III. zeitweise (1485-1490) größere Teile der habsburgischen Erblande an König Matthias I. Corvinus von Ungarn; mit einer klugen Finanzwirtschaft und Verwaltungsreformen konnte der Kaiser das Reich jedoch konsolidieren. Gegen die Osmanen fand Kaiser Friedrich III. keine wirksame Abwehr, doch mehrere glückliche Heiraten und Erbfälle (z.B. im Jahre 1477 die Heirat Kronprinz Maximilians von Österreich mit Herzogin Maria von Burgund, der Erbtochter Herzog Karls des Kühnen) bereiteten den Aufstieg der Habsburger zur Weltmacht vor, legten jedoch auch den Keim für die Konflikte mit Frankreich. Maximilian I. deutscher König 1486-1519; römisch-deutscher Kaiser 1493-1519 * 22. 3. 1459 Wiener Neustadt; † 12. 1. 1519 Wels Der Sohn Kaiser Friedrichs III. - schon zu dessen Lebzeiten (1486) zum deutschen König gewählt - legte die Grundlagen für den Aufstieg der Habsburger zur Weltmachtstellung unter seinen Enkeln Kaiser Karl V. und Kaiser Ferdinand I. Nach dem Tode seiner ersten Frau, Herzogin Maria (* 1457, † 1482), der ältesten Tochter Herzog Karls des Kühnen von Burgund, mußte König Maximilian I. ihr Erbteil in mehreren Kriegen (1482-1493) gegen die französischen Könige Ludwig XI. (1461-1483) und Karl VIII. (1483-1498) verteidigen (Verlust der Herzogtümer Picardie und Burgund). König Maximilian I. besiegte und vertrieb im Jahre 1490 die Ungarn aus Österreich, nachdem deren König Matthias I. Corvinus gestorben war und schlug 1492 das Türkenheer bei Villach. Durch seine Vermählung mit Herzogin Bianca Sforza (* 1477, † 1510) im Jahre 1493 hoffte der König, Mailand zu gewinnen, mußte sich jedoch hier Frankreich beugen (1504). Durch kluge Heiratspolitik (Vermählungen seines Sohnes, Kronprinz Philipps, des Schönen mit der Tochter der „spanischen Könige”, Prinzessin Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien und Léon 1496 sowie seines Enkels Prinz Ferdinands von Österreich mit Prinzessin Anna von Jagiello, der Tochter König Ladislaus’ II. Jagiello von Böhmen und Ungarn; 1521) sicherte Kaiser Maximilian I. die spanische Erbschaft sowie die böhmische und die ungarische Krone für sein Haus, mußte jedoch im „Frieden von Basel” im Jahre 1499 den Hoheitsanspruch auf die Schweiz aufgeben. 1508 nahm Kaiser Maximilian I. ohne päpstliche Kaiserkrönung als erster deutscher Kaiser auch den Titel „Erwählter Römischer Kaiser” an und beendete damit die jahrhundertelange Abhängigkeit der Kaiserwürde vom Papsttum. Auf die Unterstützung der Reichsstände angewiesen, mußte der Kaiser schließlich der vom Mainzer Kurfürsten Erzbischof Berthold von Henneberg betriebenen „Reichsreform” teilweise zustimmen (Reichskammergericht, Landfriedensordnung), konnte jedoch eine Entmachtung des Königtums verhindern. Als echter Renaissancefürst förderte Kaiser Maximilian I. Künste und Wissenschaften, war selbst literarisch tätig und blieb dem Ritterideal verbunden („der letzte Ritter”). Karl V. römisch-deutscher Kaiser 1519-1556; römischer Kaiser 1530-1556; König von Spanien 1516-1556 * 24. 2. 1500 Gent; † 21. 9. 1558 San Jerónimo de Yuste Der älteste Sohn von König Philipp, dem Schönen und Johanna, der Wahnsinnigen (Juana la Loca) war der erste Habsburger auf dem Thron Spaniens. Bereits im Jahre 1506 durch den frühen Tod des Vaters Herr der habsburgischen Erblande und nach dem Tode König Ferdinands II., des Katholischen, im Jahre 1516 auch König von Spanien, wurde König Karl V. durch Investition der Fugger im Jahre 1519 gegen König Franz I. von Frankreich in Frankfurt zum Kaiser gewählt und somit Herrscher eines Weltreiches und Begründer des spanischen Imperiums. Im Jahre 1520 erfolgte die Annahme des Titels „Erwählter Römischer Kaiser” und 1530 wurde er in Bologna als letzter Kaiser von einem Papst gekrönt. Unter Berufung auf die schon von Kaiser Karl I., dem Großen verkörperte mittelalterliche Kaiseridee suchte der neue Herrscher diese mittelalterliche Glaubenseinheit wiederherzustellen. Weil ihm die Verwirklichung der religiösen Einheit gegen den Protestantismus und die National- und Territorialstaaten mißlang, legte er müde und enttäuscht im Jahre 1555/56 die Regierung in den Niederlanden, Spanien und Neapel zu Gunsten seines Sohnes - Kronprinz Philipps (Felipes) II. - nieder, übergab die Herrschaft in den deutschen Erblanden seinem Bruder - Kaiser Ferdinand I. - und zog sich in ein Kloster zurück, wo er sich mit politischen Studien beschäftigte. Ferdinand I. deutscher König 1521-1564; römisch-deutscher Kaiser 1556-1564; König von Böhmen 1526-1562; König von Ungarn 1526-1563 * 10. 3. 1503 Alcalá de Henares bei Madrid; † 25. 7. 1564 Wien Der zweite Sohn König Philipps, des Schönen von Spanien und dessen Gattin Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien und Léon erhielt im „Erbteilungsvertrag von Worms” 1521von seinem älteren Bruder Kaiser Karl V. die österreichisch-habsburgischen Erblande, Elsaß, Tirol und (bis 1534) Württemberg und wurde dessen Stellvertreter im deutschen Reich. 1526 erbte König Ferdinand I. nach dem Tode des kinderlosen König Ludwigs II. von Jagiello in der Schlacht bei Mohács den Königstitel von Böhmen und Ungarn und begründete damit die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie der Habsburger. Nach der Kaiserkrönung seines Bruders (1530) im Jahre 1531 zum römischen König gewählt, folgte er ihm nach dessen Rücktritt 1556 auch als römisch-deutscher Kaiser nach. Vom niederländischen Theologen und Philologen Erasmus von Rotterdam († 1536) beeinflußt und unter dem Druck der osmanischen Bedrohung versuchte Kaiser Ferdinand I. - im Widerspruch zu Papst Paul III. - den Konfessionsstreit zu dämpfen und förderte die Religionsgespräche von Hagenau, Worms und Regensburg (1540-1541). Der von ihm erstrebte Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten im „Augsburger Religionsfrieden” 1555 scheiterte jedoch in Worms an inneren Widersprüchen des Protestantismus (1557). In Österreich reformierte der Kaiser die Verwaltung und vereinheitlichte sie mit anderen Reichsgebieten - seinen Sohn und Nachfolger Kaiser Maximilian II. verpflichtete er auf den katholischen Glauben und gab mit der Berufung der Jesuiten nach Österreich den Auftakt zur dortigen Gegenreformation. Maximilian II. römisch-deutscher Kaiser 1564-1576; König von Böhmen 1562-1576; König von Ungarn 1563-1576 * 31. 7. 1527 Wien; † 12. 10. 1576 Regensburg Der mit der Tochter Kaiser Karls V. - Prinzessin Maria von Habsburg (* 1528, † 1603) - verheiratete älteste Sohn Kaiser Ferdinands I. herrschte ohne großen Glanz, aber auch ohne größere militärische Auseinandersetzung. Kaiser Maximilian II. war dem Luthertum nicht abgeneigt, doch hielten ihn politische Rücksichten vom Übertritt zurück; als ein Anwalt des Kompromisses zwischen den Konfessionen blieb ihm jedoch ein dauernder Ausgleich versagt. Den 2. Türkenkrieg führte er ohne Ergebnis (1566-1568) - 1573 gegen Fürst Stephan Báthory von Siebenbürgen (1533-1586) zum König von Polen gewählt, starb der Kaiser, bevor er den Kampf um die polnische Krone aufnehmen konnte. Rudolf II. römisch-deutscher Kaiser 1576-1612; König von Böhmen 1572-1611; König von Ungarn 1575-1608 * 18. 7. 1552 Wien; † 20. 1. 1612 Prag In Spanien erzogen, erhielt der Sohn Kaiser Maximilians II. in der Erbfolge seines Vaters im Jahre 1572 die ungarische, 1575 die böhmische Krone und regierte nach dessen Ableben in den österreichischen Erblanden und im deutschen Reich. Kaiser Rudolf II. forcierte die Gegenreformation und provozierte damit bewußt den erfolgreichen Aufstand der protestantischen Ungarn und Siebenbürger, die sich mit den Osmanen verbündeten (1604-1606) und den Zusammenschluß der protestantischen Reichsstände (ohne Kursachsen) in der „Protestantischen Union” im Jahre 1608, der mit der Bildung der „Katholischen Liga” 1609 beantwortet wurde. Der Kaiser förderte vehement Kunst und Wissenschaft (Astronomie), war jedoch sehr menschenscheu und entschlußlos - zunehmend regierungsunfähig, mußte er unter dem Druck der Türkenkriege (1593-1606 und 1615) sowie des ungarischen Aufstandes im Jahre 1608 auf Österreich, Ungarn und Mähren sowie 1611 auf Böhmen zugunsten seines jüngeren Bruders Kaiser Matthias’ von Habsburg zu verzichten. Matthias römisch-deutscher Kaiser 1612-1619; König von Böhmen 1611-1617; König von Ungarn 1608-1618 * 24. 2. 1557 Wien; † 20. 3. 1619 Wien Nach erfolgloser Statthalterschaft in den Niederlanden (1578-1581), während der er die Unabhängigkeitserklärung der Generalstaaten nicht verhindern konnte, erreichte der dritte Sohn Kaiser Maximilians II. angesichts zunehmender Anzeichen von Geisteskrankheit bei seinem Bruder, Kaiser Rudolf II., die Anerkennung als Oberhaupt des Hauses Habsburg (1606), die Übertragung der Regierung in allen Erbländern und wurde im Jahre 1612 zum Kaiser gewählt. Im Bestreben, die Gegensätze zwischen den Konfessionen zu mildern, löste Kaiser Matthias im Jahre 1617 die „Protestantische Union” und die „Katholische Liga” auf. Selbst kinderlos, stimmte der Kaiser der Wahl seines Cousins, des streng katholischen Erzherzogs Ferdinands von Österreich (des späteren Kaisers Ferdinands II.) zum König von Böhmen (1617) und Ungarn (1618) zu und löste damit den böhmischen Aufstand aus (Prager Fenstersturz), der den „Dreißigjährigen Krieg” (1618-1648) eröffnete. Ferdinand II. römisch-deutscher Kaiser 1619-1637; König von Böhmen 1617-1627; König von Ungarn 1618-1626 * 9. 7. 1578 Graz; † 15. 2. 1637 Wien Der Sohn Erzherzog Karls der Steiermark (* 1540, † 1590) und Enkel Kaiser Ferdinands I. wurde 1617 zum König von Böhmen, 1618 zum König von Ungarn designiert. Von den böhmischen Ständen zugunsten des calvinistischen „Winterkönigs” Friedrich V. von der Pfalz (* 1596, † 1632) im Herbst 1620 kurzzeitig abgesetzt, leitete König Ferdinand II. mit der militärischen Durchsetzung seines Thronanspruches den „Dreißigjährigen Krieg” ein. Im Jahre 1619 folgte er seinem Cousin Kaiser Matthias auf den Thron - als Jesuitenzögling betrieb Kaiser Ferdinand II. in den habsburgischen Erblanden kompromißlos die Gegenreformation und suchte nach den Siegen der „Katholischen Liga” unter den Feldherren Johann Graf von Tilly (* 1559, † 1632) und Herzog Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (* 1583, † 1634) die Rekatholisierung auch im deutschen Reich durchzusetzen (Restitutionsedikt 1629) und eine starke kaiserliche Zentralgewalt zu errichten. Obwohl der Tod König Gustav II. Adolfs von Schweden (1632), die Ermordung Herzog Wallensteins und der Sieg bei Nördlingen über die Schweden (1634) den Abschluß des „Prager Friedens” mit dem Kurfürsten von Sachsen sowie anderen evangelischen Ständen (1635) ermöglichte, konnte sich Kaiser Ferdinand II. nur schwer gegen Schweden und Frankreich behaupten. Ferdinand III. römisch-deutscher Kaiser 1637-1657; König von Böhmen 1627-1656; König von Ungarn 1626-1655 * 13. 7. 1608 Graz; † 2. 4. 1657 Wien Als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen seines Vaters (Sieg über die Schweden bei Nördlingen 1634) bemühte sich Kronprinz Ferdinand von Österreich sehr um den Beitritt der evangelischen Reichsstände zum „Prager Frieden” (1635) - im Jahre 1637 selbst Kaiser geworden, beteiligte er sich 1648 wesentlich am Zustandekommen des „Westfälischen Friedens”, mußte allerdings die Schwächung der kaiserlichen Macht, die Zersplitterung des Reiches und Territorialgewinne Frankreichs und Schwedens hinnehmen. In Österreich baute Kaiser Ferdinand III. unter dem Einfluß der Jesuiten die Macht der katholischen Kirche und seine absolutistische Herrschaft weitgehend aus. Ferdinand IV. römisch-deutscher König 1653-1654; König von Böhmen 1646-1654 * 8. 9. 1633 Wien; † 9. 7. 1654 Wien Kronprinz Ferdinand von Österreich, ältester Sohn Kaiser Ferdinands III. aus dessen ersten Ehe mit Prinzessin Maria Anna von Spanien (* 1606, † 1646), der Tochter König Philipps III., wurde als Liebling seines Vaters bereits frühzeitig zu Regierungsgeschäften herangezogen. Mit 21 Jahren starb Kronprinz Ferdinand an den Pocken; sein früher Tod zerstörte viele Hoffnungen, stürzte seinen Vater in tiefe Verzweiflung und das Reich in eine gefährliche Krise um die Nachfolge. Leopold I. römisch-deutscher Kaiser 1658-1705; König von Böhmen 1656-1686; König von Ungarn 1655-1687 * 9. 6. 1640 Wien; † 5. 5. 1705 Wien Der geistlich erzogene zweite Sohn Kaiser Ferdinands III. folgte seinem so früh verstorbenen Bruder - Kronprinz Ferdinand IV. von Österreich († 1654) - als König von Ungarn (1655) sowie seinem Vater als König von Böhmen (1656), König der österreichischen Erblande (1657) und im Jahre 1658 - gegen den Widerstand des französischen Königs Ludwig XIV. - als Kaiser nach. Um die schwedische Übermacht im Norden zu brechen, leistete der Kaiser im schwedisch-polnischen Krieg (1655-1660) der polnisch-brandenburgischen Seite Waffenhilfe. Während er den Angriff des Osmanischen Reiches 1662 im 4. Türkenkrieg (bis 1664) nur mit Mühe abwehren und den Verlust eines Großteils Ungarns hinnehmen mußte, beendete der 5. Türkenkrieg (1683-1699) durch den Sieg über die Osmanen am Kahlenberg nach Intervention eines polnisch-deutschen Entsatzheeres unter Führung König Johanns III. Sobieski von Polen (* 1629, † 1696) im Jahre 1683 sowie die anschließende raumgreifende Vertreibung der Osmanen durch den Feldherren Kaiser Leopolds I. - Prinz Eugen von Savoyen-Carignan (* 1663, † 1736) - unter Mithilfe Markgraf Ludwig Wilhelms I. von Baden-Baden die Expansionsgelüste des Osmanischen Reiches. Der europäischen Hegemonialoffensive Frankreichs widersetzte sich der Kaiser ohne durchgreifende Erfolge im „Holländischen Krieg” (1672-1679) und im „Pfälzischen Erbfolgekrieg” (1688-1696/97) und mußte im Jahre 1681 den Verlust Straßburgs hinnehmen. Um den von König Ludwig XIV. von Frankreich vertretenen Erbanspruch der Bourbonen nach dem Erlöschen der Dynastie Habsburg in Spanien nach dem Tode König Karls II. († 1700) abzuwehren, trat er im Jahre 1701 in den „Spanischen Erbfolgekrieg” ein (1701-1714). Obwohl selbst friedliebend und nur wenig energisch, förderte Kaiser Leopold I. in den über vier Jahrzehnten seiner Herrschaft entscheidend den Aufstieg Österreichs zur europäischen Großmacht. Joseph I. römisch-deutscher Kaiser 1705-1711; König von Böhmen 1686-1711; König von Ungarn 1687-1711 * 26. 7. 1678 Wien; † 17. 4. 1711 Wien Seinem Vater Kaiser Leopold I. an politischer Begabung noch weit überlegen, wurde Kronprinz Erzherzog Joseph von Österreich im Jahre 1687 König von Ungarn und 1690 zum römischen König gewählt, ehe er im Jahre 1705 die Nachfolge seines Vaters als römisch-deutscher Kaiser antrat. Kaiser Joseph I. führte den „Spanischen Erbfolgekrieg” gegen Frankreich unter König Ludwig XIV. mit verstärkter Intensität und verdankte seinem Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen-Carignan mehrere bedeutende Siege; außerdem verhinderte er das Bündnis König Carls XII. von Schweden mit Frankreich („Vertrag von Altranstädt”; 1707). Den französischenfreundlichen, bayrischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (* 1679, † 1726) stellte der Kaiser unter Reichsacht (1706), ohne jedoch Bayern niederwerfen zu können. 1703-1711 sah er sich der von Fürst Franz II. Rákóczi von Siebenbürgen (* 1676, † 1735) geführten Erhebung in Ungarn gegenüber. Noch vor dem Tode Kaiser Josephs I. zeichnete sich mit der Machtübernahme der „Torys” in England der Bruch der antifranzösischen „Großen Allianz” ab, die auch die Herrschaft der Habsburger in Europa beeinflußte. Karl VI. römisch-deutscher Kaiser 1711-1740; König von Böhmen 1711-1740; König von Ungarn 1711-1740 * 1. 10. 1685 Wien; † 20. 10. 1740 Wien Der zweite Sohn Kaiser Leopolds I., Bruder und Nachfolger von Kaiser Joseph I., war zugleich Erbe des im Jahre 1700 verstorbenen letzten spanischen Habsburgers König Karls II., konnte sich aber im „Spanischen Erbfolgekrieg” (1701-1714) trotz englischer und niederländischer Hilfe gegen König Philipp V. von Frankreich (* 1683, † 1746) nicht durchsetzen. Nach dem zwischen England und den Niederlanden mit Frankreich geschlossenen „Utrechter Frieden” (1713), der Spanien dem Bourbonen zusprach, mußte sich der deutsche Kaiser im Jahre 1714 im „Frieden von Rastatt” mit den spanischen Nebenländern (Spanische Niederlande, Neapel, Mailand und Sardinien) begnügen. Als letzter männlicher Habsburger suchte Kaiser Karl VI. für sein Haus (unter Ausschaltung der Ansprüche der Töchter Kaiser Josephs I.) die weibliche Erbfolge durch die „Pragmatische Sanktion” (1713) zu sichern, mußte für die Zustimmung der europäischen Mächte jedoch erhebliche territoriale Opfer bringen und schuf mit ihr den Ausgangspunkt für den „Österreichischen Erbfolgekrieg” 1741-1748. Weitgehend glücklos im Konflikt mit Frankreich im Rahmen des „Polnischen Erbfolgekrieges” (1733-1735) wurde Österreich im 7. Türkenkrieg (1737-1739) weiter geschwächt, durch den es im „Frieden von Belgrad” (1739) alle mit Prinz Eugen von Savoyen im 6. Türkenkrieg (1716-1718) gewonnenen Gebiete an das Osmanische Reich verlor. Bei seinem plötzlichen Tod hinterließ Kaiser Karl VI. seiner jungen Tochter Prinzessin Maria Theresia ein uneiniges Reich. Karl VII. Albrecht von Bayern römisch-deutscher Kaiser 1741-1745; König von Böhmen 1741-1745 * 6. 8. 1697 Brüssel; † 20. 1. 1745 München Der Graf von Wittelsbach und Kurfürst von Bayern (seit 1726), Sohn Kurfürst Maximilians II. Emanuel von Bayern und Prinzessin Therese Kunigunde, der Tochter König Johanns III. Sobieski von Polen heiratete im Jahre 1722 Prinzessin Maria Amalie (* 1701, † 1756), die Tochter Kaiser Josephs I. und wurde auf Veranlassung Frankreichs als Nachfolger Kaiser Karls VI. gewählt. Kaiser Karl VII. Albrecht von Bayern erkannte die „Pragmatische Sanktion” nicht an, sondern verbündete sich 1741 mit Frankreich und Spanien sowie den Herzogtümern Sachsen und Preußen, fiel in Österreich ein (Österreichischer Erbfolgekrieg) und wurde nach dem ersten „Schlesischen Krieg” (1740-1742) durch den Gegenschlag Kaiserin Maria Theresias von Österreich wieder aus Böhmen und Mähren vertrieben. Franz I. Stephan römisch-deutscher Kaiser 1745-1765 * 8. 12. 1708 Nancy; † 18. 8. 1765 Innsbruck Im Zuge der habsburgischen Heiratspolitik wurde der Sohn Herzog Leopolds von Lothringen und Prinzessin Elisabeth Charlottes von Orléans - Herzog (seit 1729) Franz Stephan von Lothringen sowie Großherzog der Toscana (seit 1737) - im Jahre 1736 mit der Thronerbin der österreichischen Erblande - Erzherzogin Maria Theresia von Österreich - verheiratet und begründete damit die Dynastie von Habsburg-Lothringen. Formell römisch-deutscher Kaiser und Mitregent in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie blieb Kaiser Franz I. Stephan politisch völlig unbedeutend und ohne Einfluß; die Regierungsgeschäfte führte die einzige Frau, die jemals an der Spitze des Hauses Habsburg stand - der Kaiser widmete sich vornehmlich den Naturwissenschaften und - dank seines wirtschaftlichen Geschickes - der Vermehrung des kaiserlichen Vermögens. Nach seinen Vorschlägen wurden die Gartenanlagen und der Tierpark (ältester öffentlich zugänglicher Tierpark Europas) von Schönbrunn gestaltet (1752) und der Grundstein zu den mineralogischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums (1748) gelegt. Joseph II. römisch-deutscher Kaiser 1765-1790; König von Böhmen 1780-1790; König von Ungarn 1780-1790 * 13. 3. 1741 Wien; † 20. 2. 1790 Wien Der älteste Sohn Kaiser Franz’ I. Stephan und Kaiserin Maria Theresias wurde 1765 zum Kaiser gekrönt und war auch Mitregent in den habsburgischen Erblanden (ab dem Jahre 1780 Alleinherrscher). Kaiser Joseph II. stand in außenpolitischen Fragen oft im Gegensatz zu seiner Mutter (z.B. die Teilnahme Österreichs an der ersten „Polnischen Teilung”, die den Gewinn Galiziens brachte). Mit König Friedrich II., dem Großen von Preußen (* 1712, † 1786) suchte der Kaiser Verständigung, konnte aber den Erwerb Bayerns nicht erreichen („Bayerischer Erbfolgekrieg”; 1778-1779) - er wandte sich daher im Jahre 1779 von Preußen ab und Russlands Zariza Katharina II., der Großen (* 1729, † 1796) zu, mit der er ein Verteidigungsbündnis schloß. Kaiser Joseph II. war ein Vertreter des aufgeklärten Absolutismus - mit radikalen Reformen suchte er sein Ziel eines zentralistisch regierten Reiches zu erreichen und gründete deutsche Ansiedlungen in Galizien, in der Bukowina, in Ungarn und in Siebenbürgen, schaffte die Leibeigenschaft der Bauern ab und betrieb eine merkantilistische Wirtschaftspolitik, veranlaßte den Bau von Schulen und Krankenhäusern, die Milderung der Zensur und die Abschaffung der Folter. Die Einführung der allgemeinen Grundsteuer auch für den Adel und seine besonders einschneidenden kirchenpolitischen Reformen erregten den Widerstand von Adel und Klerus und der Kaiser mußte gegen Ende seiner Herrschaft diese Reformen weitgehend zurücknehmen. Leopold II. römisch-deutscher Kaiser 1790-1792; König von Böhmen 1790-1792; König von Ungarn 1790-1792 * 5. 5. 1747 Wien; † 1. 3. 1792 Wien Als Nachfolger seines Bruders Kaiser Josephs II. vollzog auch der dritte Sohn Kaiser Franz’ I. Stephan und Kaiserin Maria Theresias weitgehend die von diesem unmittelbar vor seinem Tode dekretierte Rücknahme zahlreicher zentralistischer Reformen, beendete den letzten Türkenkrieg (seit 1787) mit dem „Frieden von Sistowa” (1791) und unterdrückte die Aufstände in Ungarn und den Österreichischen Niederlanden (1791). Angesichts der „Französischen Revolution” versöhnte sich Kaiser Leopold II. im Jahre 1790 mit Preußen in der „Konvention von Reichenbach”; ihr folgte 1791 die gemeinsame „Erklärung von Pillnitz” (Ankündigung der militärischen Intervention gegen Frankreich bei Unterstützung durch weitere Monarchien), die Frankreich nach Kaiser Leopolds II. Tod mit dem Beginn des 1. Koalitionskrieges (1792-1797) beantwortete. Franz II. römisch-deutscher Kaiser 1792-1806; Kaiser von Österreich 1804-1835; König von Böhmen 1792-1835; König von Ungarn 1792-1830 * 12. 2. 1768 Florenz; † 2. 3. 1835 Wien Der Enkel Kaiser Franz’ I. folgte seinem Vater Kaiser Leopold II. 1792 auf den Kaiserthron - als Gegner der „Französischen Revolution” beteiligte er sich an den Koalitionskriegen (1792-1797, 1798-1801), in deren Folge er die Besitzungen auf dem linken Rheinufer abtreten und der französischen Neuordnung in Italien zustimmen mußte. Nach der Kaiserkrönung Napoleons I. Bonaparte im Jahre 1804 erklärte er sich auf dessen Druck hin für die österreichischen Erblande zum Kaiser und legte 1806 die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder, womit er den Untergang des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation” besiegelte. Nach mehreren Niederlagen gegen den französischen Kaiser 1805 („Dreikaiserschlacht”; Besetzung Wiens) und 1809 (erneute Besetzung Wiens; jeweils mit Gebietsverlusten) ernannte Kaiser Franz II. Graf Klemens Fürst von Metternich (* 1773, † 1859) zum leitenden Minister, leitete eine flexiblere Politik gegenüber Kaiser Napoleon I. Bonaparte ein und gab diesem 1810 seine Tochter Prinzessin Marie Luise (* 1791, † 1847) zur Frau. Mit seinem Beitritt zur Koalition gegen Frankreich in der „Völkerschlacht bei Leipzig” 1813 konnte Kaiser Franz I. von Österreich die alte Machtstellung zurückerlangen und war Gastgeber des „Wiener Kongresses” (1814-1815); er erneuerte den Absolutismus und betrieb nach außen und innen eine restaurative Politik. 2. Interregnum (kaiserlose Zeit) 1806-1871 An Stelle des durch die massive Intervention Kaiser Napoleons I. Bonaparte (erzwungene Niederlegung der römisch-deutschen Kaiserwürde Franz’ II. von Habsburg 1806) aufgelösten „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation” trat der „Deutsche Bund”, ein lockerer Zusammenschluß von bis zu zweiundvierzig (im Jahre 1870) souveränen deutschen Fürsten und freien Städten - dieser Staatenbund hatte kein Oberhaupt und keine Regierung, sondern sein Leitorgan war die Bundesversammlung in Frankfurt (ein Kongreß weisungsgebundener Gesandter unter dem Vorsitz Österreichs). Erklärtes Ziel dieses Bundes war die Erhaltung des „Status quo” (die Konservierung des „monarchischen Prinzips” nach innen und außen). Nachdem sich das Königreich Preußen zur stärksten Macht dieses Bundes entwickelt und im Jahre 1866 in der „Schlacht bei Königgrätz” die österreichisch-sächsische Armee um die Vorherrschaft in den deutschen Landen vernichtend geschlagen hatte, wurde König Wilhelm I. von Preußen aus dem Hause Hohenzollern von den Souveränen des Bundes zum ersten Kaiser des zweiten deutschen Kaiserreiches gewählt. Wilhelm I. deutscher Kaiser 1871-1888; König von Preußen 1861-1888 * 22. 3. 1797 Berlin; † 9. 3. 1888 Berlin Der Sohn König Friedrich Wilhelms III. von Preußen (* 1770, † 1840) erreichte mit Hilfe seines Ministerpräsidenten Graf Otto Fürst von Bismarck (* 1815, † 1898) durch drei Reichseinigungskriege den Aufstieg der preußischen Hohenzollern zur führenden Dynastie Deutschlands, der sich 1871 in seiner Krönung zum ersten Kaiser des zweiten Deutschen Kaiserreiches niederschlug. Im Jahre 1848 mußte Herzog Wilhelm von Preußen als Gegner der „Märzrevolution” nach England fliehen; nach seiner Rückkehr führte er die Bundestruppen, die den republikanischen Aufstand in den Herzogtümern Pfalz und Baden 1849 niederschlugen und war 1849-1854 Generalgouverneur der Rheinlande in Koblenz. Als König Wilhelm I. von Preußen geriet er über die von ihm betriebenen Heeresreformen in Gegensatz zur liberalen Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses - als Alternative zur erwogenen Abdankung berief der König im Jahre 1862 Graf Otto Fürst von Bismarck zum Ministerpräsidenten, der im preußischen Verfassungs- und Heereskonflikt (1861-1866) unter Umgehung des Parlamentes regierte und sich seine Politik nach den Erfolgen gegen Dänemark (1864) und Österreich (1866) nachträglich legitimieren ließ. Graf Otto Fürst von Bismarck übte in der Folge zunehmenden Einfluß auf König Wilhelm I. aus, dem dieser sich oft erst nach hartem Widerstand beugte - so stimmte er dem maßvollen Friedensschluß mit Österreich im Jahre 1866 nur zögernd zu, wehrte sich zunächst gegen die Annahme des Kaisertitels 1871 wegen seines nominellen Charakters und der befürchteten Machteinbußen Preußens und widersetzte sich zunächst dem Kulturkampf gegen die Katholiken. Im Deutschen Reich übte Kaiser Wilhelm I. als pflichtbewußter Monarch eine integrierende Wirkung aus; in der Außenpolitik setzte er die Anlehnung an Russland durch. Friedrich III. deutscher Kaiser 1888; König von Preußen 1888 * 18. 10. 1831 Potsdam; † 15. 6. 1888 Potsdam Kronprinz Friedrich Wilhelm, der einzige Sohn Kaiser Wilhelms I. und Herzogin Auguste von Sachsen-Weimar (* 1811, † 1890), führte in den deutschen Einigungskriegen der Jahre 1866 und 1870-1871 wichtige militärische Kommandos durch. Bei ausgeprägt monarchischem Bewußtsein kritisierte er unter dem Einfluß seiner englischen Gemahlin, Prinzessin Viktorias von Sachsen-Coburg-Gotha (* 1840, † 1901), häufig die Politik Graf Ottos Fürst von Bismarck und hielt Verbindung zu liberalen Politikern. Kaiser Friedrich III. litt schon bei seiner Thronbesteigung an Kehlkopfkrebs und regierte nur 99 Tage. Wilhelm II. deutscher Kaiser 1888-1918; König von Preußen 1888-1918 * 27. 1. 1859 Potsdam; † 4. 6. 1941 Doorn, Utrecht Im Gegensatz zu seinem Großvater Kaiser Wilhelm I. erwirkte sich der ehrgeizige junge Monarch als dritter und letzter Kaiser des zweiten deutschen Kaiserreiches nach dem Tode seines Vaters Kaiser Friedrichs III. bedeutenden Einfluß auf die Reichspolitik. Die wilhelminische Ära leitete der Kaiser durch den Bruch mit dem eigentlichen Gründer des Kaiserreiches - Reichskanzler Graf Ottos Fürst von Bismarck - über die Aufhebung der Sozialistengesetze ein. Als „sozialer Kaiser” wollte Kaiser Wilhelm II. zunächst die Arbeiterschaft für die Monarchie gewinnen; er lehnte die Staatsstreichspläne Graf Ottos Fürst von Bismarck für die Zeit nach dem Ablauf des Sozialistengesetzes deshalb ab und erzwang im Jahre 1890 den Rücktritt des Reichskanzlers. Unter dessen schwachen Nachfolgern Leo von Caprivi (1890-1894) und Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1894-1900) geriet sein „persönliches Regiment” aufgrund seines unsteten Charakters zu einer schwankenden Innen- und Außenpolitik. Nachdem er sich Russland bereits durch die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages entfremdet hatte, provozierte Kaiser Wilhelm II. im Bestreben, Deutschland einen „Platz an der Sonne” durch offensive Flotten- und Kolonialpolitik zu sichern, auch die Gegnerschaft Englands und Frankreichs; anläßlich der Entsendung deutscher Truppen gegen den Boxeraufstand in China im Jahre 1900 löste er mit seiner „Hunnenrede” Irritationen in ganz Europa aus. Versuche zur Wiederannäherung an Russland und zum Ausgleich mit Großbritannien scheiterten, der Kaiser stimmte der Entscheidung zur Vorbereitung auf den Weltkrieg durch den „Kriegsrat” 1912 jedoch grundsätzlich zu. Während des 1. Weltkrieges war Kaiser Wilhelm II. - als (formal) Oberster Kriegsherr - seiner großen Aufgabe, die zivile und militärische Gewalt zu koordinieren, nicht gewachsen und fügte sich seit der Berufung General Paul von Hindenburgs (* 1847, † 1934) sowie Brigadekommandeur Erich Ludendorffs (* 1865, † 1937) dem Diktat der Dritten Obersten Heeresleitung. Seine halbherzige „Osterbotschaft”, die eine Reform des preußischen Dreiklassenwahlrechtes versprach, konnte die Monarchie nicht mehr retten. Nach dem militärischen Zusammenbruch trat Kaiser Wilhelm II. auf Rat General Paul von Hindenburgs auf niederländischen Boden über und verzichtete Ende 1918 auf den Thron. 9. 11. 1918; Weimarer Republik
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