Großbritannien Geschichte:
Die Britischen Inseln wurden in mehreren Wellen vom Festland aus besiedelt. Etwa seit Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. bestimmten keltische Stämme das Bild. Sie setzten den Römern, die erstmals 55/54 v. Chr. unter Julius Gajus Caesar nach Südengland vordrangen, heftigsten Widerstand entgegen und erst seit 43 n. Chr. eroberten römische Legionen das Gebiet des heutigen England, das 85 n. Chr. römische Provinz wurde. Sie wurde durch feste Lager, Heerstraßen und Befestigungsanlagen gesichert. Unruhen in hadrianischer Zeit führten zur Errichtung eines starken Grenzwalls (Hadrianswall) 120-128 n. Chr. gegen Schottland; er wurde 195 n. Chr. zerstört. Die folgenden Jahrhunderte waren durch ständige Kämpfe zwischen Aufständischen und Römern gekennzeichnet. Seit 383 n. Chr. wurden zum Schutze Italiens zunehmend römische Truppen abgezogen, bis der Sachseneinfall von 410 n. Chr. das Ende der römischen Herrschaft in Britannien brachte. Die Kleinkönigreiche: Nach dem Abzug der römischen Legionen um 410 n. Chr. zerfielen Verwaltung und Kultur. Die keltischen Britannier riefen um 450 n. Chr. gegen die kriegerischen Pikten und Scoten die germanischen Angeln und Sachsen zur Hilfe, die sich nach erfolgreichem Kampf zu Herren machten und die Britannier in den Westen nach Wales oder in die Bretagne abdrängten. Das von den germanischen Invasoren ausgerottete Christentum erhielt sich auf den Britischen Inseln nur im Walisischen; von dort eroberte es Irland, von wo schließlich im 7. Jahrhundert die Christianisierung der Angeln und Sachsen ausging. Es bildeten sich untereinander rivalisierende Königreiche (u.a. Sussex, Wessex, Essex, Kent, Ostanglien, Northumbrien, Mercien). König Egbert von Wessex († 839) vereinigte 825 die benachbarten Kleinreiche unter seiner Krone, so daß sein Reich sich bei der großen Däneninvasion 865 behaupten konnte. Erst der Dänenkönig Knut I., der Große (1016-1035) verdrängte diese westsächsische Dynastie und erzwang seine Wahl zum König von England; er vereinigte England, Dänemark, Norwegen, Grönland und die Nordinseln einschließlich der Lehnsoberhoheit über Schottland zu einem Großreich, das jedoch bald wieder zerbrach. Danach bestieg König Eduard der Bekenner den Thron; nach seiner schwächlichen Herrschaft folgte König Harald II. (1066) als letzter angelsächsischer König. Er unterlag in der Schlacht bei Hastings (14. 10. 1066) den Normannen unter dem späteren König Wilhelm I., dem Eroberer, der Erbansprüche geltend machte. Eduard der Bekenner angelsächsischer König 1042-1066 * um 1003 Islip, Oxfordshire; † 5. 1. 1066 London Der in der Normandie aufgewachsene letzte König aus der mächtigen Wessex-Dynastie folgte seinem Stiefbruder Knut II. Hardeknut (1035-1037, 1040-1042) ohne Landeskenntnisse auf den englischen Thron, holte normannische Familien ins Land, betätigte sich als Reformer und großzügiger Förderer von Klöstern und Kirchen und ließ Westminster Abbey bauen, das durch sein Grab Nationalheiligtum wurde. Auf dem Totenbett designierte er Harold, den Earl of Wessex (Harald II.), den mächtigsten Vertreter der angelsächsischen Aristokratie, zu seinem Nachfolger. Nach seinem Tode begann Herzog Wilhelm von der Normandie (der spätere König Wilhelm I., der Eroberer), dem König Eduard der Bekenner 1050 die Thronfolge versprochen hatte, mit der Eroberung Englands. 1161 wurde König Eduard der Bekenner heilig gesprochen. Wilhelm I., der Eroberer König von England 1066-1087; Herzog der Normandie 1035-1087 * um 1027 Falaise; † 9. 9. 1087 Rouen Der uneheliche Sohn Herzog Roberts I. von der Normandie (1027-1035) mußte sich zunächst 1047 gegen den Widerstand einzelner Adelsgruppen im Inneren durchsetzten, ehe er - sich auf seine Verwandtschaft zu König Eduard dem Bekenner berufend - 1066 die normannische Invasion nach England beginnen konnte. Nach dem Sieg über den angelsächsischen König Harald II. in der Schlacht bei Hastings ließ er sich in Westminster zum englischen König krönen. Auf der Insel führte er normannische Lehnsverfassung und Sitte ein und stattete seine Gefolgsleute reichlich mit angelsächsischem Landbesitz aus. Sie wurden durch eine straffe Lehnshierarchie ihrem König untergeordnet und ihre Verpflichtungen im berühmten „Domesday Book” niedergelegt (1085), das mit seiner detaillierten Erfassung der sozioökonomischen Verhältnisse der englischen Grafschaften eine wertvolle Quelle für die Sozialgeschichte lieferte. Auch die Kirche unterstellte er sich durch Neubesetzungen von Bistümern und Abteien und Reformen nach normannischem Vorbild. Durch Teilung unter seinen beiden Söhnen löste König Wilhelm I., der Eroberer die Personalunion zwischen England und der Normandie; sein Nachfolger in der Normandie wurde Robert II. Curthose. Wilhelm II. Rufus König von England 1087-1100 * um 1056 Normandie; † 2. 8. 1100 New Forest, Hampshire Im Inneren mußte sich der Sohn Wilhelms I., des Eroberers zunächst gleichfalls gegen den Widerstand der Adeligen durchsetzen, die seinen älteren Bruder Robert II. Curthose, den Nachfolger seines Vaters in der Normandie (Herzog 1087-1106), für den englischen Thron favorisierten. Wie der Vater vor ihm stärkte auch König Wilhelm II. Rufus die Zentralgewalt in Rechtsprechung und Verwaltung. Durch die Behauptung der englischen Oberlehnsherrschaft gegenüber Schottland stärkte er das Reich, scheiterte jedoch mit dem Versuch, auch die Normandie seinem Herrschaftsbereich einzuverleiben. In England wegen seiner drückenden Steuerpolitik und Brutalität allgemein verhaßt, starb der König bei einem Jagdunfall; vermutlich ermordet. Die Normannische Herrschaft: Die normannische Herrschaft organisierte sich in Form einer Lehnshierarchie, die in einem umfassenden Grundkataster, dem „Domesday Book” (1085), festgehalten wurde. Auf der Lehnsverfassung und der Oberherrschaft über die Kirche beruhte die Macht der Krone, die außerdem an Elemente des angelsächsischen Königtums anknüpfte. Besonders König Heinrich I., Beauclerc festigte die Königsgewalt gegen die feudalen Magnaten und die Kirche. König Heinrich II. Plantagenet (Anjou-Plantagenet; 1154-1189), Sohn des Grafen Gottfried von Anjou und der Tochter König Heinrichs I., Beauclerc, Mathilde, vollendete seine Königsherrschaft durch eine Rechts- und Verwaltungsordnung, die ein allgemeines Recht (Common Law) in Geltung setzte. Er zwang Wales, Schottland und Irland, seine Oberlehnshoheit anzuerkennen und setzte seine Erbansprüche in Frankreich durch (Anjou, Maine und Touraine; Aquitanien, Gascogne und Poitou mit Lehnshoheit über die Bretagne). Unter seinen Söhnen Richard I. Löwenherz und Johann Ohneland ging der Festlandbesitz verloren. Diese Schwächung des Königtums benutzte der Adel, um König Johann Ohneland 1215 die „Magna Charta” aufzuzwingen, in der die ständischen Rechte schriftlich festgehalten wurden. Unter König Heinrich III. trat erstmalig eine Ständeversammlung zusammen, um über die Steuern zu beraten („parlieren”, daher Parlament). König Eduard I. schränkte die Rechte des Hochadels und der Kirche ein; ihm gelang es auch, 1284 Wales zu erobern. Im Krieg gegen Frankreich, Schottland und Wales berief er 1295 das „Musterparlament” nach Westminster, das erstmals alle Bevölkerungsgruppen vereinigte und unter König Eduard II. erheblichen Machtzuwachs gewann. Heinrich I., Beauclerc König von England 1100-1135 * 1068 Selby, Yorkshire; † 1. 12. 1135 bei Gisors, Normandie Nach dem Tod seines Bruders, König Wilhelms II. Rufus, leitete der jüngste Sohn König Wilhelms I., des Eroberers mit seiner Krönungsproklamation „Charta libertatum” die Versöhnung der Angelsachsen mit den normannischen Eroberern ein. Das Dokument gilt als erstes Verfassungsgesetz Englands und war Basis der späteren „Magna Charta”. 1106 gewann er im Kampf gegen seinen älteren Bruder Robert II. Curthose (* um 1054, † 1134), dem Herzog der Normandie, das Stammland König Wilhelms I., des Eroberers wieder für England zurück. Gegen den Hochadel stützte er sich auf den niederen Adel und das Volk und konnte im Investiturtreit gegen den Papst den „Vasallenstatus” der Bischöfe behaupten („Vertrag von Westminster”; 1107). Sein Tod stürzte das Land in schwere Nachfolgewirren, die bis zum Antritt König Heinrichs II., Plantagenet im Jahre 1154 anhielten. Stephan von Blois König von England 1135-1154 * um 1095 Blois; † 25. 10. 1154 Dover Castle, Kent Der Enkel König Wilhelms I., des Eroberers, ein Neffe König Heinrichs I., Beauclerc, bestieg anstelle der thronfolgeberechtigten Mathilde, einer Tochter König Heinrichs I., Beauclerc, den englischen Thron und versuchte sich in einem bis 1147 andauernden Bürgerkrieg gegen sie und ihren Sohn - dem späteren König Heinrich II. Plantagenet - zu behaupten, den er schließlich als Thronerben anerkennen mußte. 1138 hatte er in der „Standartenschlacht” einen Sieg über die Schotten errungen. Heinrich II., Plantagenet König von England 1154-1189 * 5. 3. 1133 Le Mans; † 6. 7. 1189 Chinon Durch Erbe und durch seine Ehe mit Eleonore von Aquitanien auch Herr eines Drittels von Frankreich. In England stärkte er im Kampf gegen den Adel die königliche Gewalt in Rechtsprechung und Verwaltung und schränkte den politischen Einfluß der Kirche durch die „Konstitutionen von Clarendon” (1164) ein. Als sein Kanzler Thomas Becket, 1162 zum Erzbischof von Canterbury erhoben, sich im Sinne des Papstes gegen ihn wandte, wurde der Kanzler ermordet (1170). König Heinrich II. starb im Kampf gegen seine Söhne. Richard I., Löwenherz König von England 1189-1199; Herzog von Aquitanien ab 1168; Herzog von Poitier ab 1172 * 8. 9. 1157 Oxford; † 6. 4. 1199 Châlus bei Limoges Der dritte Sohn Eleonores von Aquitanien und König Heinrichs II. Plantagenet führte mit König Philipp II. August von Frankreich und Kaiser Friedrich I., Barbarossa den 3. Kreuzzug (1189-1192) zur Befreiung Jerusalems an, das 1187 an Saladin verloren gegangen war. 1191 eroberte er Zypern, Akkon und Joppa; 1192 schloß er mit Saladin einen Waffenstillstand, der den Zugang Jerusalems für Christen garantierte. Auf der Rückfahrt geriet er in Gefangenschaft des von ihm beleidigten Herzogs Leopolds V. von Österreich (in Burg Dürnstein), der ihn an Kaiser Heinrich VI. übergab (Burg Trifels). Gegen dessen Anerkennung als Lehnsherrn und die Zahlung eines hohen Lösegeldes (100.000 Silbermark) erreichte der König 1194 seine Freilassung. Nach England zurückgekehrt, mußte er seinen Königstitel gegen seinen mit Frankreich verbündeten Bruder Johann Ohneland behaupten. Zugleich verteidigte er erfolgreich die englischen Besitzungen in Frankreich im Kampf gegen König Philipp II. August, mit dem er 1199 einen Waffenstillstand schloß. Sein Tod in einer Privatfehde beendete einen jahrelangen Bruderzwist. Johann Ohneland König von England 1199-1216 * 24. 12. 1167 Oxford; † 19. 10. 1216 Schloss Newark, Nottinghamshire Der Sohn Eleonores von Aquitanien und König Heinrichs II. Plantagenet, der seinen Spitznamen einem fehlgeschlagenen Irlandfeldzug verdankte, versuchte 1193 vergeblich im Bund mit König Philipp II. August von Frankreich, seinem älteren Bruder König Richard I., Löwenherz während dessen Abwesenheit auf dem 3. Kreuzzug den Thron zu rauben. Als er nach dem Tod König Richards I., Löwenherz unter Übergehung und Ermordung seines Neffen Arthur von Bretagne für sich die Königswürde durchsetzte, wurde er von seinem früheren französischen Verbündeten nicht anerkannt und verlor alle englischen Besitzungen nördlich der Loire (1206). Nach einem Konflikt über die Besetzung des Bischofssitzes von Canterbury verhängte Papst Innozenz III. 1208 ein Interdikt über England, das er nur durch Annahme Englands als päpstlicher Lehen wieder lösen konnte (1213). Auch der letzte Versuch des Königs, seine Verluste in Frankreich im Bündnis mit Kaiser Otto IV. abzuwenden, scheiterten mit der Niederlage von Bouvines 1214. 1215 mußte er den englischen Baronen die „Magna Charta libertatum” - das wichtigste Verfassungsdokument der englischen Geschichte - gewähren, ließ sie jedoch anschließend durch den Papst für nichtig erklären. Heinrich III. König von England 1216-1272 * 1. 10. 1207 Winchester; † 16. 11. 1272 Westminster Enkel von Heinrich II. Plantagenet; durch die Besetzung von Staats- und Kirchenämtern mit Günstlingen aus dem Ausland sowie der Verschwendung von Geldern für kriegerische Unternehmungen auf dem Festland, vor allem in Frankreich, löste er den Aufstand der Barone und der Gemeinen (Commons) unter seinem Schwager Simon von Montfort aus und wurde zeitweilig aus seinem Amt verdrängt und mußte den Verlust des britischen Festlandbesitzes nördlich der Charente anerkennen. Eduard I. König von England 1272-1307; König von Schottland 1299-1307 * 17. 6. 1239 Westminster; † 7. 7. 1307 Burgh by Sands bei Carlisle Der älteste Sohn König Heinrichs III. (1216-1272) gilt als einer der bedeutendsten Herrscher aus dem Haus Plantagenet. Schon vor seiner Krönung weitgehend selbständig regierend, behauptete König Eduard I. im Kampf mit Simon de Montfort das Königtum gegenüber dem Hochadel („Statut von Marlborough”; 1267), drängte den kirchlichen Einfluß zurück, richtete eine zuverlässige Verwaltung ein und erließ als „Justinian Englands” zahlreiche Reformgesetze, vor allem zur Vereinheitlichung und Fortentwicklung des Rechtswesens. Sein Versuch, die Sonderstellung der Juden durch das „Statutum de Judaismo” (1275) aufzuheben, das den Juden einerseits Pfandleihgeschäfte untersagte, jedoch andererseits Pacht und Handel erlaubte, scheiterte, so daß er 1290 die Juden aus England auswies. 1276-1284 unterwarf er Wales und wurde 1292 Oberlehnsherr von Schottland, das er nach einem Aufstand 1299 vorläufig zurückeroberte. Verbündet mit deutschen Fürsten, führte König Eduard I. heftige Kämpfe gegen die französische Krone um seine südfranzösischen Besitzungen. Den Frieden des Jahres 1303 besiegelte die Heirat seines Sohnes Eduard II. mit Isabella (* 1292, † 1358), der Tochter König Philipps IV., des Schönen von Frankreich (1308). Die hieraus erwachsenen englischen Ansprüche auf den französischen Thron waren der Anlaß für den Beginn des „Hundertjährigen Krieges” nach Erlöschen der französischen Dynastie der Kapetinger. Um der Schwierigkeiten im Lande Herr zu werden, berief König Eduard I.1295 das „Model Parliament” (Musterparlament) ein, das mit der Hinzuziehung der Gemeinden (Commons) als Vertreter der Städte und Grafschaften die Parlamentsgeschichte einleitete. Für den Thronfolger Eduard II. führte er 1301 den Titel „Prince of Wales” ein. Eduard II. König von England 1307-1326/27; König von Schottland 1307-1314 * 25. 4. 1284 Caernarvon Castle; † 21. 9. 1327 Berkeley Castle Der vierte Sohn König Eduards I. aus dem Hause Plantagenet trug als erster englischer Kronprinz den Titel „Prince of Wales” (1301) und mußte nach seiner Niederlage gegen König Robert I. Bruce im Jahre 1314 die schottische Unabhängigkeit wieder anerkennen. Im Machtkampf mit dem Adel einerseits und dem von den „Commons” dominierten Parlament andererseits wurde König Eduard II. im Verlauf einer Verschwörung - angeführt von seiner Frau Isabella von Frankreich (* 1292, † 1358) und ihres Geliebten Roger Mortimer (* um 1287, † 1330) - 1325 gefangengenommen, 1326 vom Parlament abgesetzt und 1327 ermordet. Der Hundertjährige Krieg: König Eduard III. erhob beim Aussterben der französischen Kapetinger im Jahr 1328 gegenüber dem Hause Valois Ansprüche auf den französischen Thron. Dieses Ansinnen führte zum „Hundertjährigen Krieg” (mit Unterbrechungen 1338-1453) zwischen Franzosen und Engländern. Unter König Richard II. entstanden infolge der hohen Kriegskosten Unruhen, die auf alle Volksschichten übergriffen (Bauernaufstand unter Wat Tyler; Bewegung der Lollarden); die Macht der „Commoners” (Gemeinen) im Parlament stieg. Als König Richard II. ab 1397 immer selbstherrlicher regierte, wurde er mit Billigung des Parlaments vom (späteren) König Heinrich IV. aus dem Hause Lancaster abgesetzt. König Heinrich V. warf die Franzosen völlig nieder und wurde als Erbe des französischen Throns anerkannt. Infolge seines frühen Todes und der Minderjährigkeit seines Sohnes Heinrich VI. gingen alle erreichten Erfolge verloren und der Festlandsbesitz mußte bis auf Calais aufgegeben werden. Eduard III. König von England 1327-1377 * 13. 11. 1312 Windsor; † 21. 6. 1377 Sheen (heute Richmond) Der älteste Sohn und Nachfolger König Eduards II., der bis 1330 zunächst unter einer usurpierten Regentschaft von Roger Mortimer (* 1287, † 1330), des Günstlings seiner Mutter, stand, erhob als Enkel König Philipps IV., des Schönen Anspruch auf den französischen Königstitel, nachdem die direkte Linie der Kapetinger ausgestorben war (1328). Er begann daher den „Hundertjährigen Krieg” (1337/39) und ließ sich 1340 zum König von Frankreich ausrufen. Nach Siegen in der Seeschlacht bei Sluys (1340) und der Landschlacht bei Crécy (1346) gewann er Westfrankreich, bestätigt im „Frieden von Brétigny” (1360). Dem Parlament jedoch mußte er immer größere Zugeständnisse machen, um seine großen Militärausgaben bewilligt zu bekommen. Nach der verheerenden „Großen Pest” (1348/49), der etwa ein Drittel der Bevölkerung Englands zum Opfer fiel, versuchte er mit dem „Statute of Labourers” die steil ansteigenden Löhne der dezimierten Landarbeiter zu begrenzen. Um England von der flandrischen Tuchindustrie unabhängig zu machen, animierte der König flämische Leineweber zur Ansiedlung und begründete damit die englischen Textilindustrie. Richard II. König von England 1377-1399 * 6. 1. 1367 Bordeaux; † 14. 2. 1400 Pontefract Castle, Mittelengland Aus dem Haus Plantagenet; bis 1386 unter der Vormundschaft seines Onkels Johann von Gent, dem Herzog von Lancaster. Der junge König bekam wegen seiner ständigen Mißerfolge einen Regentschaftsrat aufgezwungen, von dem er sich 1389 schließlich befreite. Wegen seiner seit 1397 einsetzenden Willkürherrschaft von Heinrich IV. Lancaster gefangen genommen und mit der Zustimmung des Parlaments zur Abdankung gezwungen. Als Gefangener nach Pontefract Castle gebracht und dort am 14. Februar 1400 wahrscheinlich ermordet. Heinrich IV. König von England 1399-1413 * April 1366 Bolingbroke; † 20. 3. 1413 Westminster Herzog von Bolingbroke und Derby; erster Lancaster-König. Er setzte mit der Zustimmung des Parlaments König Richard II. ab und bekämpfte erfolgreich 1400-1408 die Aufstände gegnerischer Herzöge und Barone. Heinrich V. König von England 1413-1422; König von Frankreich 1420-1422 * 29. 8. 1387 Monmouth; † 1. 9. 1422 Vincennes Der Sohn von König Heinrich IV. von England versuchte ein letztes Mal mit großem Erfolg, die Herrschaft über ganz Frankreich zu erringen (Sieg bei Azincourt 1415 und „Friede von Troyes”; 1420); nahm den Titel des Königs von Frankreich an und heiratete die Tochter König Karls VI., des Wahnsinnigen, von Frankreich. Sein plötzlicher Tod, der seinen einjährigen Sohn Heinrich VI. auf den englischen Thron brachte, beendete jedoch die englische Hegemonie in Frankreich. Heinrich VI. König von England 1422-1461 und 1470/71 * 6. 12. 1421 Windsor; † 21. 5. 1471 London Der Sohn von König Heinrich V. von England verlor bis 1453 allen britischen Besitz auf dem französischen Festland. Mit dem Anspruch Richards von York (Wappen: weiße Rose) auf den englischen Thron begannen die verhängnisvollen „Rosenkriege”. König Heinrich VI. focht mit wechselndem Erfolg gegen Eduard, den Sohn König Richards II.; er wurde 1461-1470 gefangen genommen und eingekerkert und 1470 nochmals auf den Thron gehoben. Wenige Monate später wurde er endgültig gestürzt und starb unter rätselhaften Umständen. Eduard IV. König von England 1461-1483 * 28. 4. 1442 Rouen; † 9. 4. 1483 Westminster Mit seinem Sieg über die Anhänger von Lancaster (Wappen: rote Rose) und seiner Krönung in Westminster 1461 verschaffte Eduard, Sohn König Richards II., dem Hause York (Wappen: weiße Rose) den Thron; sein Vorgänger König Heinrich VI. wurde im Tower gefangen gehalten. Im wechselvollen Verlauf der „Rosenkriege” (1455-1485) gelang es König Eduard IV. jedoch erst um 1471, seine Herrschaft zu sichern. Er stellte die Friedens- und Rechtsordnung wieder her und führte eine vorbildliche Finanzwirtschaft ein. Richard III. König von England 1483-1485 * 2. 10. 1452 Fotheringhay Castle; † 22. 8. 1485 Bosworth Field Der Bruder König Eduards IV. und Herzog von Gloucester ließ sich von den Adeligen zum König erheben und danach wahrscheinlich seine thronberechtigten Neffen Eduard (* 1470, † 1483) und Richard (* 1472, † 1483) ermorden; unterlag gegen Heinrich Tudor, dem späteren König Heinrich VII. 1485 bei Bosworth. Mit dem Tode König Richards III. endeten die „Rosenkriege”. - Historisches Drama von Shakespeare, der in der Gestalt des Richard das Bild des verbrecherischen Gewaltherrschers zeichnete. Die Herrschaft der Tudors: Die Schwäche des Königtums begünstigte den Ausbruch des Adelskrieges von 1455-1485 („Rosenkriege”) zwischen dem Hause Lancaster (Wappen: rote Rose) und dem Hause York (Wappen: weiße Rose). Heinrich Tudor, ein Verwandter der Lancaster, stellte als König Heinrich VII. wieder Ruhe und Ordnung im Land her, indem er, gestützt auf Kleinadel und Großbürgertum, den Feudaladel vollkommen entmachtete und die Mitwirkung des Parlaments nahezu ausschloß. Durch Verheiratung seiner Tochter Margarete mit dem Schottenkönig Jakob IV. wurde die Personalunion von 1603 angebahnt. König Heinrich VIII. (* 1491, † 1547) betrieb wieder eine aktivere Außenpolitik; er kämpfte abwechselnd gegen den französischen König Franz I. (* 1494, † 1547) und Kaiser Karl V. (* 1500, † 1558). Wegen seiner Ehescheidung geriet er in Gegensatz zu Papst Klemens VII. (* 1478, † 1534), trennte sich deshalb von Rom und machte sich unter Mithilfe des Parlaments auch zum Haupt der englischen Staatskirche. Unter den folgenden englischen Herrschern wurde um den Protestantismus hart gerungen. Königin Maria I., die Katholische (* 1516, † 1558) verfolgte die Protestanten und erkannte das Papsttum wieder an; 1558 ging Calais verloren. Königin Elisabeth I. (* 1533, † 1603), unter deren Regierung England einen ebenso großen machtpolitischen wie kulturellen Aufstieg erlebte, stellte die Staatskirche wieder her und machte England zur protestantischen Vormacht. Die Kämpfe mit Spanien endeten zugunsten Englands (1588 Untergang der spanischen Armada). England wurde beherrschende Seemacht und konnte mit einer erfolgreichen Kolonialpolitik beginnen. Heinrich VII. König von England 1485-1509 * 28. 1. 1457 Pembroke Castle, Wales; † 21. 4. 1509 Richmond Graf Heinrich Tudor von Richmond - ein Ururenkel König Eduards III. (* 1312, † 1377) sowie Urenkel des französischen Königs Karl VI., des Wahnsinnigen (* 1368, † 1422) - kam durch seinen Sieg in der Schlacht bei Bosworth über König Richard III. im Jahre 1485 auf den Thron und suchte durch die Ehe mit Prinzessin Elisabeth von York (* 1466, † 1503) - einer Tochter König Eduards IV. - seine Herrschaft zu legitimieren. Die Thronbesteigung des ersten Tudor-Königs bedeutete auch das Ende der „Rosenkriege”. Heinrich VIII. König von England 1509-1547 * 28. 6. 1491 Greenwich; † 28. 1. 1547 Westminster Der Sohn König Heinrichs VII. heiratete nach seinem Regierungsantritt die Tochter der spanischen Könige Isabella I. und Ferdinand II., Katharina von Aragón, und beteiligte sich am spanischen Krieg gegen Frankreich (1511-1515). Zugleich eröffnete er den Kampf gegen die mit Frankreich verbündeten Schotten, den er mit einem Sieg über seinen Schwager König Jakob IV. beendete (1513). Seine außenpolitischen Aktivitäten begünstigten den Aufstieg Kardinal Thomas Wolseys, der England 1517-1527 als Lordkanzler weitgehend selbständig regierte. Nachdem König Heinrichs VIII. Bemühungen um die deutsche Kaiserkrone 1519 fehlgeschlagen waren, ging er für kurze Zeit ein Bündnis mit Kaiser Karl V. ein, das jedoch sehr bald zerbrach. 1522-1525 sowie 1543-1546 führte er weitere Kriege gegen Frankreich, dem er dabei Boulogne entriß. Der König, ein Renaissancefürst mit prachtvoller Hofhaltung, war gläubiger Katholik; seine Schrift gegen Martin Luther 1521 trug ihm sogar den päpstlichen Titel „Fidei defensor” (Verteidiger des Glaubens) ein. Als Papst Klemens VII. sich unter dem Einfluß Kaiser Karls V. weigerte, die Ehe des Königs mit Katharina von Aragón scheiden zu lassen, löste König Heinrich VIII. die englische Reformation aus, indem er die Herrschaft der Kirche Roms über England beendete (1533) und die Anglikanische Staatskirche errichtete, ohne jedoch den Ritus im Sinne der protestantischen Reformation zu verändern. 1533 hatte der König seine erste Ehe durch den Erzbischof von Canterbury - Thomas Cranmer - für nichtig erklären lassen und heimlich seine Geliebte Anna Boleyn geheiratet, die 1533 nur eine Tochter (die spätere Königin Elisabeth I.) gebar. Da König Heinrich VIII. jedoch auf einen Sohn als Thronfolger Wert legte, ließ er seine Gattin wegen eines angeblichen Ehebruchs hinrichten (1536). Seine dritte Frau Johanna Seymour starb kurz nach der Geburt ihres Sohnes Eduard (1537). Von seiner vierten Frau Anna von Kleve ließ sich der König bereits nach wenigen Monaten wieder scheiden (1540); seine fünfte Frau Katharina Howard erlitt das gleiche Schicksal wie Anna Boleyn (1542). Seine sechste Frau - Katharina Parr - überlebte ihn. Das Schicksal aller seiner Lordkanzler war eng mit dem seiner Frauen verknüpft: Kardinal Thomas Wolsey verlor sein Amt und wurde als Hochverräter angeklagt, nachdem er in Rom mit der Mission gescheitert war, vom Papst die Scheidung König Heinrichs VIII. von Katharina von Aragón zu erreichen; er starb noch vor seiner Hinrichtung (1529); Lordkanzler Thomas More (1529-1332), der sich in der Scheidungsfrage auf die Seite des Papstes gestellt hatte, wurde ebenfalls hingerichtet; Lordkanzler Thomas Cromwell (1533-1540), der die Grundlagen für ein effektiv verwaltetes Staatswesen schuf, erlitt das gleiche Schicksal, weil er dem König zur Ehe mit Anna von Kleve geraten hatte. Die Trennung von Rom nutzte König Heinrich VIII. unter geschickter Hinzuziehung des Parlaments zum Ausbau der königlichen Machtstellung (Begründung des königlichen Supremats über die Kirche 1534 und Säkularisierung der Klöster von 1536-1540). 1534 eroberte er das katholisch gebliebene Irland zurück, mit dem er 1542 die Personalunion herstellte. Katharina von Aragón
1. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1509-1533 * 16. 12. 1485 Alcalá de Henares; † 7. 1. 1536 Kimbolton Huntingdon Katharina war zunächst Gemahlin des englischen Thronfolgers Arthur, der 1502 starb. Nach ihrer mit kirchlichem Dispens erfolgten Heirat mit König Heinrich VIII. war sie während dessen Abwesenheit im Krieg gegen Frankreich Regentin von England (1511-1514). Weil sie „nur” eine Tochter, die spätere Königin Maria I., die Katholische, zur Welt brachte, strebte der König, der einen männlichen Thronerben forderte, seit 1526 die von Papst Klemens VII. verweigerte Scheidung an. 1533 ließ er sich ohne päpstliche Zustimmung durch den Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, scheiden und provozierte damit den Bruch mit Rom. Katharina erkannte die Aufhebung der Ehe nicht an und blieb bis zu ihrem Tod inhaftiert. Anna Boleyn 2. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1533-1536 * um 1507 Blickling Hall, Norfolk; † 19. 5. 1536 London Geliebte König Heinrichs VIII. und - nach Scheitern seiner Verhandlungen mit dem Papst über die Scheidung der kinderlos gebliebenen Ehe mit Katharina von Aragón - nach heimlicher Heirat (1533) seine zweite Frau. Nachdem die Ehe mit Katharina durch den Erzbischof von Canterbury für ungültig erklärt worden war, konnte Anna Boleyn zur Königin gekrönt werden. Weil sie gleichfalls keinen männlichen Thronfolger gebar, sondern ebenfalls nur eine Tochter, die spätere Königin Elisabeth I., ließ König Heinrich VIII. sie unter dem Vorwand des Ehebruchs enthaupten. Johanna Seymour 3. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1536/37 * um 1509 Savernake; † 12. 11. 1537 London starb nach der Geburt des Thronfolgers Eduard VI. Anna von Kleve 4. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1540 * 22. 9. 1515 Düsseldorf; † 17. 7. 1557 London aus einem (ehemaligen) Herzogtum am Niederrhein abstammend. Katharina Howard 5. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1540 * um 1520 Lambeth; † 13. 2. 1542 London von ihrem Mann des Ehebruchs bezichtigt und enthauptet. Katharina Parr 6. Gemahlin des englischen Königs Heinrich VIII.; 1543-1547 * 1512 Kendal Castle, Westmorland; † 7. 9. 1548 Sudeley Castle, Gloucestershire beeinflußte den König in protestantischem Sinne. König von England 1547-1553 * 12. 10. 1537 London; † 6. 7. 1553 London Der einzige eheliche Sohn König Heinrichs VIII. stand unter Vormundschaft eines Regentschaftsrats, der zunächst von seinem Onkel Edward Seymour (Duke of Somerset; * um 1506, † um 1552) und ab 1549 von John Dudley (Earl of Warwick; * 1502, † 1553), dem späteren Herzog von Northumberland, geführt wurde. Der Earl of Warwick veranlaßte den jungen König zu einem Testament, das seine Halbschwestern Maria und Elisabeth entgegen der Thronfolgeregelung von der Nachfolge ausschloß, jedoch seine Schwiegertochter Lady Jane Grey (* 1537, † 1554) zur Thronerbin machte, konnte 1553 die Thronbesteigung durch Königin Maria I., die Katholische jedoch trotzdem nicht verhindern. Unter König Eduard VI., der seine Herrschaft nicht wirklich antrat, wurde die englische Reformation ganz wesentlich in die calvinistische Richtung vorangetrieben (die Festlegung des Kultus durch die Uniformitätsakte und die Einführung des von Thomas Cranmer verfaßten „Book of Common Prayer” 1549). Maria I., die Katholische (die Blutige) Königin von England 1553-1558 * 18. 2. 1516 Greenwich; † 17. 11. 1558 London Die Tochter König Heinrichs VIII. und Prinzessin Katharinas von Aragón (* 1537, † 1554) setzte sich vehement für Katholizismus und das Papsttum ein und ging „blutig” gegen ihre religiösen Gegner vor. Unter der Schreckensherrschaft dieser Königin starben etwa 300 Protestanten auf dem Scheiterhaufen. Ihre Ehe mit König Philipp II. von Spanien (* 1527, † 1598) blieb kinderlos. Elisabeth I. Königin von England 1558-1603 * 7. 9. 1533 Greenwich; † 24. 3. 1603 Richmond Königin Elisabeth I. prägte einen ganzen Zeitabschnitt der englischen Entwicklung, Geschichte und Kultur: das Elisabethanische Zeitalter. Unter der Regierung Königin Marias I., der Katholischen 1554 für kurze Zeit im Tower gefangen gehalten, wurde die Tochter König Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn nach Maria Tudors Ableben 1558 auch vom Parlament als Thronfolgerin anerkannt. Königin Elisabeth I. besaß große politische Fähigkeiten und hatte eine glückliche Hand bei der Auswahl ihrer Berater, mit denen sie das Land nach innen konsolidierte und nach außen hin als Großmacht etablierte. Mit der Religionsregelung von 1559 (Supremats- und Uniformitätsakte) stellte sie die anglikanische Staatskirche wieder her, hielt aber selbst während der spanisch-katholischen Großoffensive gegen England nach 1586 an einer maßvollen Politik gegenüber den Katholiken fest und ersparte England damit weitgehend die kontinentale Erfahrung blutiger Religionsverfolgungen. Der vom Parlament geforderten Hinrichtung der schottischen Königin Maria Stuart, mit deren Gefangennahme 1568 sie den Kampf um den Thron endgültig für sich entschieden hatte, stimmte Königin Elisabeth I. 1587 nur zögernd zu. Wegen ihrer Ehelosigkeit auch die „jungfräuliche Königin” genannt, umgab sich die Königin mit Günstlingen - unter ihnen als die bekanntesten Lord Leicester (* 1552, † 1588) und Lord Essex (* 1567, † 1601), der 1601 gegen sie rebellierte und hingerichtet wurde. Richtungweisende Sozialgesetze (z.B. Armenrecht, Gewerbeverfassung) festigten den inneren Frieden während ihrer beinahe vierzigjährigen Herrschaft, in der sie die Renaissancekultur erblühen ließ (mit Shakespeare als bedeutendstem Dichter Englands). Außenpolitisch verfolgte Königin Elisabeth I. zusammen mit ihrem Ersten Sekretär William Cecil Burghley (1558-1598) eine Balance-Politik, die Englands Sicherheit durch die politisch-militärische Neutralisierung Schottlands und die Schwächung Spaniens gewährleisten sollte. So unterstützte sie die gegen Königin Maria Stuart rebellierenden schottischen Barone durch Intervention im schottischen Bürgerkrieg (1560), den Freiheitskampf der Niederlande gegen Spanien sowie König Heinrich III. von Navarra in den religiös geprägten Auseinandersetzungen um den französischen Thron. Im Jahre 1570 wurde Königin Elisabeth I. vom Papst exkommuniziert. Die letzten 15 Jahre ihrer Herrschaft standen im Zeichen der Auseinandersetzung mit Spanien, deren Ausgang mit dem Sieg über die „Spanische Armada” im Jahre 1588 Englands Aufstieg zur führenden Seemacht begründete. Als ihren Nachfolger bestimmte sie den Sohn der schottischen Königin Maria Stuart, Jakob I. Die Stuarts: Als Königin Elisabeth I. im Jahre 1603 kinderlos starb und die Thronfolge dem schottischen Stuart Jakob I. zufiel, wurde Schottland in Personalunion mit England vereinigt. Die „Stuart-Dynastie” geriet durch ihre Affinität zum Katholizismus und ihren Anspruch auf eine absolute Herrschaft in Gegensatz zum englischen Volk und zum Parlament. Der scharfe Gegensatz verschärfte sich unter König Karl I., der 1629-1640 ohne Parlament regierte. Als sich die Schotten gegen die Unterwerfung unter die englische Staatskirche zur Wehr setzten, war der König, um das zur Aufstellung eines Heeres nötige Geld zu erhalten, gezwungen, 1640 das Parlament einzuberufen. Dieses beschnitt die Rechte des Königs und stellte sich auf die Seite der streng kalvinistischen Puritaner. Die Puritaner schlugen unter Oliver Cromwell die Königlichen in offener Feldschlacht; mit der Hinrichtung König Karls I. 1649 nahm England die republikanische Staatsform an. Der eigentliche Herrscher (als „Lordprotektor” 1653-1658) war der Landedelmann Oliver Cromwell, der die aufständischen Schotten niederwarf und Irland eroberte. Die Navigationsakte 1651 versetzte vor allem dem holländischen Seehandel einen vernichtenden Schlag. Schon bald nach der Hinrichtung Lordkanzler Oliver Cromwells wurde 1660 das Königtum wiederhergestellt. König Karl II. vermied den offenen Kampf mit dem Parlament; sein katholischer Bruder Jakob (1685-1688) konnte ihm in der Herrschaft folgen. König Jakobs II. Versuch, den Katholiken den Zugang zu Staatsämtern wieder zu öffnen, führte bald zum Umsturz. 1688 wurde er durch seinen vom Parlament zu Hilfe gerufenen Schwiegersohn Wilhelm von Oranien vertrieben („Glorreiche Revolution”); dieser wurde als Wilhelm III. zum englischen König gekrönt. Der durch die Ausbeutung der Kolonien ins Land strömende Reichtum hob England über die anderen europäischen Mächte empor. König Wilhelm III. bekämpfte die stärkste Festlandsmacht, das Frankreich König Ludwigs XIV. und sicherte sich dabei die Unterstützung der anderen europäischen Mächte. Im „Spanischen Erbfolgekrieg” (1701-1714) wurde Frankreich entscheidend geschwächt; der „Friede von Utrecht” 1713 brachte außer einem Kolonialgewinn in Nordamerika die Bestätigung des Besitzes von Gibraltar und damit die englische Präsenz im Mittelmeer. Unter Königin Anna Stuart wurden England und Schottland 1707 auch staatsrechtlich vereinigt und führten seitdem den Namen „Großbritannien”. Jakob I. König von England 1603-1625; König von Schottland 1567-1625 * 19. 6. 1566 Edinburgh; † 27. 3. 1625 Theobalds Park, Hertfordshire Nach der erzwungenen Abdankung seiner Mutter, Königin Maria Stuart, wurde der erst 1jährige Jakob zum neuen König von Schottland ausgerufen und stand bis 1585 unter der Regentschaft Annas, der Königin von Dänemark. Im Interesse seiner Anwartschaft auf den englischen Thron verband sich König Jakob VI. Stuart schließlich im Jahre 1586 mit Königin Elisabeth I. von England gegen Spanien und hielt an diesem Bündnis auch nach der Hinrichtung seiner Mutter - Königin Maria Stuart - durch die englische Königin 1587 fest. Nach dem Ableben Königin Elisabeths I. im Jahre 1603 vereinte er die Kronen von Schottland, England und Irland in Personalunion und legte den Beinamen „Stuart” ab. Auf die anglikanische Staatskirche gestützt, regierte König Jakob I. nach der absolutistischen Doktrin vom göttlichen Herrscherrecht der Könige, das er in seinen staatsphilosophischen Schriften legitimierte. Innenpolitisch konnte der König schwerere Konflikte vermeiden, die parlamentarische Opposition verstärkte sich jedoch wegen seiner nachgiebigen Politik gegenüber Spanien zu Beginn des „Dreißigjährigen Krieges”. Karl I. König von England und Schottland 1625-1649 * 19. 11. 1600 Dunfermline, Schottland; † 30. 1. 1649 London Eingenommen von der Idee des Gottesgnadentums versuchte der junge König, der Sohn Jakobs I., mit Hilfe einer parlamentsunabhängigen Steuerpolitik und einer zentralistischen „anglokatholischen” Kirchenpolitik eine quasi-absolutistische Herrschaft zu installieren. Nachdem er bei seinen ersten drei Parlamenten (1625, 1626 und 1628/29) auf heftige Opposition stieß, regierte er 1629-1640 ohne Parlament. Er scheiterte schließlich, als er mit der Einführung der anglikanischen Bischofskirche im presbyterianischen Schottland dort einen Aufstand provozierte („1. Bishop’s War”; 1639), der ihn zwang, zur Finanzierung des Krieges abermals ein Parlament einzuberufen, das sich indes als nicht viel weniger widerspenstig erwies und ebenfalls aufgelöst wurde („Short Parliament”). Der unausbleibliche Konflikt mit dem neuen, zur Finanzierung des „2. Bishop’s War” einberufenen „Long Parliament” (1640-1653, 1659/60) kulminierte in der „Englischen Revolution” (1640-1660). Im 1. Bürgerkrieg (1642-45/46) wurden die Truppen des Königs bei Marston Moor (1644) und Naseby (1645) von der Parlamentsarmee unter Oliver Cromwell geschlagen. Nach der Niederlage gegen die „New Model Army” Oliver Cromwells im 2. Bürgerkrieg (1648) wurde König Karl I. - nachdem mehrere Vermittlungsversuche erfolglos gescheitert waren - auf Betreiben Oliver Cromwells hingerichtet. 30. 1. 1649; England Das antiroyalistische Rumpf-Parlament billigte die Verurteilung von König Karl I.; er wurde wegen Hochverrates enthauptet. Am 19. 5. 1649 wird die Republik ausgerufen („Commonwealth”; Gemeinwesen) und das „House of Lords” abgeschafft. 29. 5. 1660; England Ein neues, im Jahre 1659 einberufenes Parlament, die Stadt London und die Armee stimmten ein Jahr nach der erzwungenen Abdankung Lordkanzler Richard Cromwells (Sohn und Nachfolger Lordkanzlers Oliver Cromwells) der Wiedereinführung der Monarchie mit großer Mehrheit zu. Der Sohn König Karls I. bestieg als König Karl II. den Thron. Die englische Revolution war damit beendet und die Entwicklung der konstitutionellen Monarchie begann. Karl II. König von England und Schottland 1660-1685; König von Schottland 1649-1685 * 29. 5. 1630 London; † 6. 2. 1685 London Als „Prinz von Wales” kämpfte der Sohn König Karls I., der seine Kindheit in Frankreich und Holland verbracht hatte, seit 1646 im „Englischen Bürgerkrieg”. Nach der Hinrichtung seines Vaters 1649 in Schottland zum König ausgerufen, wurde er 1651 von Oliver Cromwell bei Worchester geschlagen und ging erneut ins Exil nach Frankreich. 1660 kehrte er nach England zurück und beendete, gestützt auf die Armee George Moncks, die Ära des republikanischen Commonwealth (1649-1659). Mit seinem geschickt taktierenden Lordkanzler Edward Hyde Clarendon (bis 1667), betrieb König Karl II. zunächst eine vorsichtige Restaurationspolitik, die sich streng in den von der parlamentarischen Oligarchie gesteckten Grenzen hielt. Durch den „Clarendon Code” (1661-1665) wurde die Anglikanische Kirche als Staatsreligion wiederhergestellt. 1670 schloß König Karl II. ein Geheimbündnis mit Frankreich, das ihm beträchtliche Subsidienzahlungen gegen die Zusicherung der Rekatholisierung Englands in Aussicht stellte. Ansätze zu einer Förderung der Katholiken durch die Politik der religiösen Toleranz (Indulgenzerklärungen 1672) scheiterten jedoch am Widerstand des Parlaments, das von der katastrophalen Finanzlage der Krone profitierte und 1673 den Ausschluß der Katholiken von öffentlichen Ämtern durchsetzte („Test Act”). Der König versuchte daher zunehmend, unabhängig von parlamentarischen Geldbewilligungen zu regieren und sich eine eigene Hofpartei im Parlament zu erhalten (aus der später die „Torys” hervorgingen, während sich die Oppositionellen als „Whigs” formierten). Im Zuge der Krise nach der Aufdeckung einer angeblichen Katholikenverschwörung („Popish Plot”; 1678) mußte König Karl II. jedoch mit der „Habeas-Corpus-Akte” des Parlaments die erste gesetzliche Garantie bürgerlicher Grundrechte zulassen (1679), um den Ausschluß seines Bruders Jakob von der Thronfolge zu verhindern. Außenpolitisch verfolgte er in steter Rivalität mit Holland die koloniale Expansion (2. und 3. holländisch- englischer Seekrieg; 1664-1667; 1672-1674). Unter der Regierung König Karls II. stieg England zu kultureller Blüte auf, die er durch sein künstlerisches und wissenschaftliches Mäzenatentum (Gründung der „Royal Society”) förderte; die letzten Jahre regierte er in absolutistischer Manier. Jakob II. König von England und Schottland 1685-1688 * 14. 10. 1633 London; † 5. 9. 1701 St.-Germain-en-Laye Im „Englischen Bürgerkrieg” (1640-1660) gelang dem Enkel von König Jakob I. und zweitem Sohn König Karls I. nach Gefangennahme (1646) die Flucht ins Ausland. Nach der Restauration der Stuart-Herrschaft zurückgekehrt und Herzog von York (1660), befehligte er während der Regierungszeit seines Bruders König Karls II. im 2. und 3. Seekrieg gegen die Niederlande (1664-1667; 1672-1674) erfolgreich die englische Kriegsflotte. Wegen seines Übertritts zum Katholizismus (1672) mußte er auf Drängen der parlamentarischen Opposition ins Exil gehen („Exclusion Crisis”; 1679-1681), konnte nach dem Tod seines Bruders König Karls II. trotzdem seine Krönung durchsetzen. König Jakob II. betrieb eine absolutistische, an das Frankreich unter König Ludwig XIV. angelehnte Politik und protegierte den Katholizismus. Indem er den Machtanspruch der traditionellen anglikanischen Herrschaftselite in Frage stellte, provozierte er die „Glorious Revolution” 1688/89. Nach den Intervention seines von mehreren „Whig”-Lords zu Hilfe gerufenen protestantischen Schwiegersohnes Wilhelm III. von Oranien floh König Jakob II. 1688 nach Frankreich. Der Versuch, mit französischer Unterstützung von Irland aus wieder an die Macht zu kommen, scheiterte 1690. Nachfolger auf dem Thron wurden Wilhelm III., der Maria II., die Tochter König Jakobs II. zur Frau nahm. Wilhelm III. von Oranien König von England, Schottland und Irland 1689-1702; Statthalter der Niederlande 1672-1702 * 14. 11. 1650 Den Haag; † 19. 3. 1702 London (in Schottland als König Wilhelm II., in Irland als König Wilhelm I.). Der Sohn König Wilhelms II. von Oranien (* 1626, † 1650) und Marias, einer Tochter König Karls I. von England widmete sich in den Niederlanden wie auch später in Großbritannien vordringlich der Abwehr der Hegemonialansprüche Frankreichs. In den Niederlanden zunächst unter Johan de Witt vom Amt des Statthalters ferngehalten, erhielt er nach dem Einfall König Ludwigs XIV. von Frankreich das Oberkommando im „Holländischen Krieg” (1672-1678). 1677 heiratete er seine Cousine Maria, die ältere Tochter König Jakobs II., um das Bündnis mit England zu stärken und schloß 1678 den „Frieden von Nijmegen” mit Frankreich. Auf Ersuchen mehrerer „Whig”-Lords, die König Karl II. wegen dessen katholischen Neigungen stürzen wollten, landete Wilhelm III. von Oranien 1688 in England, vertrieb den letzten Stuartkönig in der „Glorious Revolution” (1688/89) und schlug auch dessen Invasionsversuch aus Irland zurück (1690). 1689 wurde er gemeinsam mit Maria II. gekrönt. Mit der Vereidigung auf die „Declaration of Rights” von 1689 stimmte König Wilhelm III. der konstitutionellen Grundlage seiner Krone zu, die damit zu einem Staatsorgan wurde. Im „Act of Settlement” (1701), der auch die Thronfolge zugunsten des Hauses Hannover regelte, wurden die königlichen Befugnisse durch die Trennung von königlichem und öffentlichem Haushalt beschnitten. Nachdem er seine Anerkennung als englischer König durch Frankreich im „Frieden von Rijswijk” (1697) erreicht hatte, bemühte sich König Wilhelm III., die Ansprüche König Ludwigs XIV. auf den nun vakanten Spanischen Thron zu beschränken. Als dieser nach dem Tod König Karls II. (1700) ganz Spanien für seinen Enkel Philipp V. beanspruchte, schmiedete der englische König die „Große Allianz”, die im „Spanischen Erbfolgekrieg” (1701-1714) die drohende Hegemonie Frankreichs abwehrte. Anna Stuart Königin von Großbritannien und Irland 1702-1714 * 6. 2. 1665 London; † 1. 8. 1714 Kensington Protestantisch erzogen, unterstützte Anna Stuart in der „Glorious Revolution” ihren Schwager Wilhelm III. von Oranien beim Sturz ihres katholischen Vaters Königs Jakob II. und folgte ihm nach dessen Tod auf den englischen Thron. Ihre Regierungszeit war außenpolitisch von Englands Verwicklung in den „Spanischen Erbfolgekrieg” und innenpolitisch von heftigen Parteikämpfen der „Whigs” und „Torys” gekennzeichnet. Als Königin Anna Stuarts größter Erfolg gilt die Herstellung der Realunion von Schottland und England im Jahre 1707. Bis 1710 mußte sie zur Kriegführung mit „Whig”-Ministern (u.a. mit John Churchill; Herzog von Marlborough) regieren. Danach stützte sie sich auf ein „Tory”-Kabinett, das ihren protestantischen und hochkirchlichen Anschauungen besser entsprach. Mit dem „Frieden von Utrecht” 1713 zur Beendigung des „Spanischen Erbfolgekrieges” erzielte Königin Anna Stuart Gebietsgewinne in Nordamerika (Neufundland, Neuschottland, Hudson Bay) und erhielt von Spanien Gibraltar und Menorca. Vermählt mit dem Prinzen Georg von Dänemark († 1708) wurde sie Mutter von 13 Kindern, die jedoch alle vor ihr starben. Entsprechend der Thronfolgeregelung im „Act of Settlement” (1701) stellte nach dem Tod der letzten Vertreterin des Hauses Stuart das protestantische Königshaus Hannover die englischen Könige (bis 1837). Der Aufstieg zur Weltmacht: Die Dynastie Hannover begann mit König Georg I. (1714-1727), der von der Partei der „Whigs” unter Lordkanzler Horace Walpole unterstützt wurde, während die strengeren „Torys” Stuart-Anhänger blieben. Das Parlament begann auf Kosten des Königtums verstärkt hervorzutreten. Unter König Georg II. (1727-1760) beteiligte sich England an den festländischen Auseinandersetzungen („Österreichische Erbfolgekriege” und „Siebenjähriger Krieg”) vorwiegend durch Geldzahlungen an seine Verbündeten und konnte zur gleichen Zeit den See- und Kolonialwettstreit mit Frankreich zu seinen Gunsten entscheiden (Gewinn Kanadas und Vorderindiens). Unter König Georg III. (1760-1820) verlor England seine nordamerikanischen Kolonien. Die Feindschaft gegen Frankreich und die Abneigung gegen die „Französische Revolution” verursachten einen 22jährigen Kampf (Koalitionskriege und Befreiungskriege), in dem Frankreich mit Hilfe Russlands, Österreichs und Preußens niedergerungen wurde. Nunmehr stieg Großbritannien zur vorherrschenden Welt-, See- und Kolonialmacht auf, die durch ihre fortgeschrittene Industrie auch unbestrittene Handels- und Wirtschaftsvormacht war und überwand auch die mit der Industrialisierung zusammenhängenden Unruhen durch die Wahlrechtsreformen von 1832 und 1884. Georg I. König von Großbritannien und Irland 1714-1727 * 28. 3. 1660 Hannover; † 11. 6. 1727 Osnabrück Der Urenkel König Jakobs I. von England kam nach der letzten Stuart-Königin entsprechend dem „Act of Settlement” von 1701 auf den englischen Thron und begründete mit seiner Personalunion die Dynastie des Hauses Hannover in England. Sprachunkundig und uninteressiert an den Verhältnissen in seinem Königreich (in dem an seinen von ihm englisch geadelten Mätressen Anstoß genommen wurde), überließ er die Regierung weitgehend der „Whig”-Partei unter Lordkanzler Robert Walpole (seit 1721) und begründete damit die jahrzehntelange Herrschaft der „Whigs”, die sich durch die Verwicklung der „Torys” in einen 1715 niedergeschlagenen Aufstand der Jakobiter (Anhänger der Stuarts) nur noch mehr festigte. 1705 vereinigte König Georg I. das Fürstentum Lüneburg mit Hannover, das er 1715 noch um die Herzogtümer Bremen und Verden ergänzte. Georg II. König von Großbritannien und Irland 1727-1760 * 10. 11. 1683 Herrenhausen bei Hannover; † 25. 10. 1760 London Der Sohn Georgs I. fühlte sich mehr als Hannoveraner denn als Engländer. Er siegte im „Österreichischen Erbfolgekrieg” 1743 bei Dettingen über die Franzosen und unterstützte Kaiser Friedrich II., den Großen nur widerstrebend im „Siebenjährigen Krieg”. Wie sein Vater vor ihm überließ er die Innenpolitik dem „Whig”- Ministerium unter ihrem Lordkanzler Robert Walpole (bis 1742) und ab 1757 dem älteren William Pitt und förderte damit indirekt die weitere Herausbildung der parlamentarisch-konstitutionellen Monarchie. Georg III. König von Großbritannien und Irland 1760-1820; König von Hannover 1814-1820 * 4. 6. 1738 London; † 29. 1. 1820 Windsor Der erste in England geborene König des Hauses Hannover, ein Enkel König Georgs II., schaltete sich im Gegensatz zu seinen Vorgängern aktiv in die britische Politik ein; Hannover wurde von London aus regiert. Bis 1783 führte er sein „persönliches Regiment”, indem er gegen die von der Parlamentsmehrheit gestützten Minister seinen politischen Kurs durchsetzte und sich durch Patronage eine parlamentarische Basis zu verschaffen suchte („The King’s Friends”). 1762 schloß der König ohne Preußen einen Präliminarfrieden mit Frankreich und bewirkte damit die baldige Beendigung des „Siebenjährigen Kriegs” (1763). Mit seiner kompromißlosen Haltung gegenüber den 13 nordamerikanischen Kolonien provozierte der König die „Boston Tea Party” (1773) als Auftakt zum „Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg” (1775-1783). Diese Niederlage schmälerte seinen politischen Einfluß gegenüber dem Parlament, so daß er sich 1783 gemäß der konstitutionellen Tradition gezwungenermaßen mit der parlamentarischen Regierung des jüngeren William Pitt arrangieren mußte; 1801 brach er mit diesem wegen der geplanten Katholikenemanzipation. Nachdem Georg 1810 geisteskrank wurde, übernahm sein Sohn Georg IV. 1811 die Regentschaft. Georg IV. König von Großbritannien und Irland 1820-1830; König von Hannover 1820-1830 * 12. 8. 1762 London; † 26. 6. 1830 Windsor Schon als „Prince of Wales” machte König Georg IV., der 1811 die Regentschaft für seinen geisteskranken Vater König Georg III. übernahm, mit seinem ausschweifenden Lebenswandel von sich reden. 1795 mußte er seine nicht standesgemäße Ehe mit Maria Fitzherbert (seit 1785) auflösen, um seine drückenden Schulden vom Parlament decken zu lassen. Politisch hielt er sich weitgehendst im Hintergrund und mußte 1829 der Katholikenemanzipation zustimmen; Hannover gewährte er 1819 eine Verfassung. Wilhelm IV. König von Großbritannien und Irland 1830-1837; König von Hannover 1830-1837 * 21. 8. 1765 London; † 20. 6. 1837 Windsor Der Sohn König Georgs III., letzter männlicher Vertreter der Hannover-Dynastie in Großbritannien, folgte seinem Bruder König Georg IV. auf den Thron. Durch die Zusage eines „Peer-Schubes”, d.h. der Schaffung so vieler neuer Barone, wie zur Änderung der Mehrheitsverhältnisse im Oberhaus nötig gewesen wären, ermöglichte er die Wahlrechtsreform von 1832, obwohl er persönlich dagegen war. Mit König Wilhelm IV., dessen freizügiger Lebenswandel die Monarchie in Mißkredit brachte, endete die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover; in England folgte ihm seine Nichte Viktoria, in Hannover sein Bruder Ernst August II. auf den Thron. Viktorianische Ära: Auf König Wilhelm IV. folgte dessen Nichte Victoria, deren Regierung das „goldene Zeitalter” (Viktorianische Ära) für Großbritannien wurde. Das Erstarken Russlands zur kontinentalen Vormacht konnte im Krimkrieg (1853-1856) hinausgezögert werden. Die nationalen Bestrebungen der Italiener und der Deutschen wurden mit Sympathie betrachtet, da sich beide Entwicklungen im Sinn des europäischen Gleichgewichts auszuwirken schienen. Doch nach 1871 entstand Mißtrauen gegen Deutschlands militärische Stärke, sein wachsendes Handels- und Wirtschaftspotenzial und sein koloniales Machtstreben. Die regierenden Konservativen (mit kurzen Unterbrechungen 1885-1905) verfolgten einen Imperialismus, der zu wachsenden Spannungen mit Frankreich, Russland und Deutschland führte. Victoria Königin von Großbritannien und Irland 1837-1901; Kaiserin von Indien 1877-1901 * 24. 5. 1819 Kensington Palace, London; † 22. 1. 1901 Osborne In der ein Menschenalter (der längsten eines britischen Monarchen überhaupt) umfassenden Regierungszeit Königin Victorias erlebte die englische Gesellschaft als Motor der Industrialisierung auf dem Kontinent einen beispiellosen Wandel: Während die junge Königin noch mit der Kutsche reiste und bei Kerzenlicht speiste, kannte die Welt bei ihrem Ableben bereits Automobil und elektrisches Licht. Obwohl die Krone real an politischem Gewicht verlor, hob sie in dieser Zeitspanne durch ihren Lebens- und Regierungsstil das Ansehen der Monarchie in Großbritannien, das während der Herrschaft ihres Großvaters, König Georgs III. und ihres Onkels, König Wilhelms IV., gelitten hatte. Im Viktorianischen Zeitalter erlebten die Ober- und Mittelschichten Englands eine beispiellose wirtschaftliche Blütezeit; gesellschaftlich jedoch regierte eine strenge Moral; die Kunst wurde in enge Grenzen verwiesen. Die Tochter des Herzogs Edward von Kent und der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg-Gotha folgte König Wilhelm IV. als 18jährige auf den Thron. Zunächst recht unbekümmert regierend, veränderte sich seit ihrer Vermählung mit ihrem Cousin Albert von Sachsen-Coburg-Gotha (1840) ihr Regierungsstil. Von ihm beraten, hielt Königin Victoria strenge Arbeitszeiten ein, ließ sich gewissenhaft über die politische Lage informieren und versuchte, wo sie wegen der parteipolitischen Zersplitterung im Parlament konnte - eigenwillig und selbstbewußt - als Vermittlerin Einfluß auf die Regierungsbildung zu nehmen, ohne die konstitutionellen Grundlagen der Monarchie zu verlassen. Den liberalen Premierministern Henry J. Palmerston und William E. Gladstone stand die Königin reserviert gegenüber, kooperierte jedoch mit dem konservativen Benjamin Disraeli, der auch ihre Erhebung zur Kaiserin von Indien veranlaßte. Nach dem „Reform Act” 1867, der die Parteistruktur in Großbritannien festigte, verlor Königin Victoria an direktem Einfluß auf die Politik. Nach dem Tode Herzog Alberts im Jahre 1861 zeigte sich die Mutter von neun Kindern nur noch selten in der Öffentlichkeit. Eduard VII. König von Großbritannien und Irland 1901-1910; Kaiser von Indien 1901-1910 * 9. 11. 1841 London; † 6. 5. 1910 London Als „Prince of Wales” bis kurz vor seiner Thronbesteigung im Alter von 60 Jahren von seiner Mutter, der Königin Victoria, weitgehend von politischen Entscheidungen ferngehalten, nahm Eduard VII. als König über die Parteien hinweg persönlichen Einfluß auf die britische Außenpolitik. Er förderte die Isolierung Deutschlands, wobei sich politische Erwägungen mit persönlichen Abneigungen gegen seinen Onkel, den deutschen Kaiser Wilhelm II., verbanden und befürwortete die britisch-französische „Entente Cordiale” von 1904 sowie eine verstärkte britisch-russische Zusammenarbeit (Vertrag von 1907). Diese mit allen seinen Premiers Salisbury, Balfour, Campbell-Bannerman und Asquith betriebene Politik nährte die deutschen „Einkreisungs”-Befürchtungen. Als kosmopolitischer und frankophiler Fürst pflegte der König verstärkt das Londoner Gesellschaftsleben. Georg V. König von Großbritannien und Irland 1910-1936; Kaiser von Indien 1911-1936 * 3. 6. 1865 London; † 20. 1. 1936 Sandringham, Norfolk König Georg V. - der letzte Welfenkönig - beschränkte sich anders als sein Vater, König Eduard VII., auf repräsentative Aufgaben, intervenierte jedoch in Krisensituationen (das Drängen auf eine friedliche Lösung der Irlandfrage 1921; die Ernennung Stanley Baldwins zum Premierminister 1923; die Ablehnung rigoroser Maßnahmen gegen den Generalstreik 1926). 1917 begegnete er der deutschfeindliche Stimmung durch die Umbenennung des Königshauses Sachsen-Coburg-Gotha in „Windsor”. Eduard VIII. König von Großbritannien und Irland 1936; Kaiser von Indien 1936 * 23. 6. 1894 White Lodge; † 28. 5. 1972 Paris Trotz seiner allgemeinen Beliebtheit verzichtete der Sohn König Georgs V. als bisher erster und einziger britischer Monarch auf seinen Thron, als Regierung, Parlament und Kirche seine Ehe mit der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Warfield Simpson mißbilligten. Irland trat im Verlauf des Skandals, der das englische Königshaus erschütterte, aus dem Commonwealth aus. Nach seiner Eheschließung lebte Eduard VIII. als Herzog von Windsor (ab 1937) in Frankreich; 1940-1945 war er Gouverneur der Bahamas. Georg VI. Albert König von Großbritannien und Irland 1936-1952; Kaiser von Indien 1936-1948 * 14. 12. 1895 York Cottage, Sandringham; † 6. 2. 1952 Sandringham Der Sohn König Georgs V. folgte seinem zurückgetretenen Bruder Eduard VIII. auf den Thron. Während er sich politisch nicht sehr exponierte, machte ihn seine Tatkraft während der Bombenangriffe auf London im Zweiten Weltkrieg sehr populär. Nach der Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit (1947) legte er 1948 den Titel „Kaiser von Indien” ab. Seine Witwe - Prinzessin Elisabeth Angela Bowes-Lyon von Strathmore - starb im 102. Lebensjahr am Karsamstag, dem 30. 3. 2002 als ältestes Mitglied (seit dem Bestehen) des britischen Königshauses. Die „Queen Mum” genoß beim Volk höchstes Ansehen und liebevolle Verehrung. Elisabeth II. Königin von Großbritannien und Irland seit 1952 * 21. 4. 1926 London Als konstitutionelle Königin nimmt die Tochter König Georgs VI. Albert, die seit 20. 11. 1947 mit Prinz Philip Mountbatten, Herzog von Edinburgh (* 1921), verheiratet ist, ausschließlich repräsentative Aufgaben wahr. Trotzdem nimmt die britische Öffentlichkeit regen Anteil am Geschick ihrer Familie und wurde auch über Jahrzehnte durch die zahlreichen Beziehungsdramen der Königskinder, speziell die des Thronfolgers Charles (* 14. 11. 1948), nicht enttäuscht. Die verhaltene Reaktion des in seinem Renommée beschädigten britischen Königshauses auf den Unfalltod der beliebten, vom Thronfolger Prinz Charles geschiedenen „Prinzessin von Wales”, Lady Diana Spencer (* 1. 7. 1961, † 31. 8. 1997) provozierte eine öffentliche, kritische Diskussion über die Zukunft der britischen Monarchie.
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