Frankreich

Geschichte:
 
Obwohl die Franzosen ihre Geschichte mit König Karl I., dem Großen beginnen lassen, kann man von einer eigenständigen, französischen Geschichte erst seit der endgültigen Teilung des Frankenreiches im Jahre 888 sprechen. Von den Normannen bedrängt, geriet das Königtum in eine Krise: König Karl III., der Einfältige wurde bereits zu Lebzeiten seines Vorgängers Odo von Paris zum König gewählt und nach König Odos Tod im Jahre 898 im ganzen Reich anerkannt. Der König bannte die Normannengefahr durch die Verleihung der Normandie als Herzogtum an den Normannenführer Rollo (911).
 
König Hugo (der Stammvater der Dynastie der Kapetinger) konnte sich nur noch auf die Île-de-France, sein Hausgut, stützen und erst König Ludwig VI. gelang es, wenigstens in seinem Hausgut die Kronvasallen zu unterwerfen.
 
König Philipp II. August gelangen die ersten Schritte zu einem Einheitsstaat, indem er den Widerstand von Adel und Klerus brach und eine erste königliche Verwaltung durch absetzbare Beamte (Baillis) einführte.
 
Karl I., der Große
König der Franken 768-814; römisch-deutscher Kaiser 800-814
* 2. 4. 747 Ingolheim; † 28. 1. 814 Aachen
 
Als bedeutendster Herrscher des Mittelalters prägte König Karl I., der Große auf politischem, kirchlichem sowie kulturellem Gebiet seine Zeit in außerordentlichem Maße und schuf wesentliche Grundlagen für die geistige und politische Einheit des Abendlands.
 
Seit dem Tod seines Bruders König Karlmann im Jahr 771, mit dem er die Herrschaft in der Nachfolge ihres Vaters König Pippin III., des Jüngeren seit 768 teilte, war er Alleinherrscher. Er setzte zunächst die Politik seines Vaters fort, beendete die Unterwerfung Aquitaniens (769) und eroberte, gerufen von Papst Hadrian I., das Langobardenreich Oberitaliens unter Desiderius, dessen Königstitel er auf sich übertrug (774), erneuerte gegenüber dem Papst die „Pippinische Schenkung” von 756 und übernahm die Schutzherrschaft über den Kirchenstaat. Im Jahre 781 ließ er von Papst Hadrian I. seinen älteren Sohn Pippin (* 777, † 810) als König von Italien und seinen Sohn Ludwig (den späteren König Ludwig I., den Frommen) als König von Aquitanien krönen und sicherte damit die Herrschaft seiner Dynastie im Süden des Reiches.
 
Die 778 begonnenen Kämpfe gegen die Omaijaden von Córdoba dienten der Sicherung Aquitaniens und führten 795 zur Errichtung der Spanischen Mark als Ausgangspunkt für die spätere Rückeroberung Spaniens von den Mauren (Reconquista). Mit der Absetzung von Tassilo III. von Bayern 788 beseitigte er das letzte ältere Stammesherzogtum und gliederte auch Bayern dem fränkischen Reich ein. 795/96 folgte die Unterwerfung des Awarenreiches. Mehr als 30 Jahre (772-804) benötigte König Karl I., der Große für die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen unter Widukind. Zum Schutz des Herrschaftsbereiches richtete er weitere Marken ein (Awarische Mark, Bretonische Mark, Dänische Mark, Mark Friaul, Karantanische Mark, Nordmark, Serbische Mark, Tolosanische Mark). Eine Anzahl slawischer Tributsstaaten, darunter die von ihm zur Annahme des Christentums gezwungenen Abodriten, sicherten die Grenze im Osten.
 
In Kämpfen über drei Jahrzehnte expandierte König Karl I., der Große das Frankenreich zum bedeutendsten Großreich des abendländischen Mittelalters, aus dem später Deutschland, Frankreich, die italienischen und die spanischen Teilreiche hervorgingen. Die europäische Machtstellung, die Herrschaft über Italien und Rom und die von König Pippin III., dem Jüngeren begründete enge Verbindung von fränkischem Königtum und Papsttum waren die Voraussetzung für die Erhebung des Königs zum Kaiser, die zu Weihnachten 800 von Papst Leo III. in Rom vollzogen wurde. Der Sicherung und dem Ausbau des Reiches dienten u.a. zahlreiche Verwaltungsmaßnahmen (Grafschaftsverfassung, Königsboten, Reichskirche, Ausbau des Lehnswesens).
 
Ludwig I., der Fromme
König der Franken 814-840; römisch-deutscher Kaiser 814-840
* um 778 Chasseneuil, Vienne; † 20. 6. 840 bei Ingelheim
 
König Karl I., der Große machte seinen jüngsten Sohn Ludwig bereits als Kleinkind zum Unterkönig von Aquitanien (781) und erhob ihn, nachdem die anderen beiden legitimen Söhne gestorben waren, 813 zum Mitkaiser. Nach dem Tod des Vaters trat König Ludwig I., der Fromme ein Jahr später die Alleinherrschaft an und ließ sich in Reims vom Papst noch einmal krönen. Um die Reichseinheit zu wahren, revidierte er mit der „Ordinatio imperii” 817 die fränkische Erbfolgeregelung, designierte seinen ältesten Sohn Lothar (den späteren König Lothar I.) zu seinem Nachfolger und machte ihn zum Mitkaiser.
 
Als er nach Geburt seines jüngsten Sohnes Karl (den späteren König Karl II., den Kahlen) aus seiner 2. Ehe im Jahr 829 die Erbfolge erneut - zu dessen Gunsten - veränderte, erhoben sich mit Lothar auch die beiden anderen älteren Söhne gegen den Vater - Ludwig, dem er Bayern zugedacht hatte und Pippin, der Unterkönig von Aquitanien (817-838). Dieser Konflikt führte zur vorübergehenden Absetzung König Ludwigs I., des Frommen (833) und mündete in einen Vater-Sohn sowie Bruderkrieg mit wechselnden Fronten; der König starb im Jahre 840 im Kampf gegen seinen Sohn Ludwig. Im Krieg um das Erbe zerbrach auch die Einheit des karolingischen Reiches („Vertrag von Verdun”; 843).
 
Lothar I.
König des Mittelfränkischen Reiches 840-855; römisch-deutscher Kaiser 840-855
* um 795; † 29. 9. 855 Kloster Prüm
 
Der älteste Sohn König Ludwigs I., des Frommen ab 817 Mitregent; seit 822 König des italienischen Reichsteils; 823 zum Kaiser gekrönt. König Lothars I. Versuch, nach dem Tod seines Vaters (840) die Oberhoheit im Gesamtreich zu behaupten, scheiterte im Krieg gegen seine Brüder Ludwig den Deutschen und Karl II., den Kahlen. Im „Vertrag von Verdun” 843 blieb Lothar I. zwar römischer Kaiser, konnte sich aber nur das Zwischenreich Italien, Burgund und das Gebiet zwischen Rhein, Maas und Schelde sichern.
 
Karl II., der Kahle
König des Westfränkischen Reiches 843-877; römisch-deutscher Kaiser 875-877
* 13. 6. 823 Frankfurt am Main; † 6. 10. 877 Avrieux bei Mondane
 
König Ludwig I., der Fromme begünstigte seinen jüngsten Sohn Karl in der 829 veränderten Erbfolge und gab damit Anlaß zur Erhebung der drei anderen (aus erster Ehe stammenden) Kaisersöhne. Im Bruder- und Bürgerkrieg nach dem Tod König Ludwigs I., des Frommen im Jahre 840 um das in Auflösung begriffene Karolingerreich (Karl II. und Ludwig der Deutsche gegen Lothar I.) sicherte sich König Karl II. mit dem „Vertrag von Verdun” 843 die Westhälfte des zerfallenden Reiches (Aquitanien, Septimanien, die Spanische Mark, Burgund, Neustrien, die Bretagne und Flandern).
 
König Lothar I. beerbte er 855 um die Provence und Südburgund und mit König Ludwig dem Deutschen teilte er sich nach dem Tode König Lothars II. (869) das Zwischenreich Lotharingien (870). Im Jahre 875 empfing König Karl II., der Kahle vom Papst die von seinem älteren Bruder König Ludwig dem Deutschen erhoffte Kaiserkrone.
 
Ludwig der Deutsche
König des Ostfränkischen Reiches 843-876
* um 806; † 28. 8. 876 Frankfurt am Main
 
Der Sohn König Ludwigs I., des Frommen - ab 825 regierender König in Bayern und ab 833 in den Reichsteilen östlich des Rheins - kämpfte gegen seinen Vater und die Brüder um sein Erbe und erhielt im „Vertrag von Verdun” 843 die Gebiete östlich des Rheins. Im „Vertrag von Meersen” teilte er 870 mit König Karl II., dem Kahlen das Reich König Lothars II.
 
Die ostfränkische Reichsbildung (Ostfranken) war die direkte Vorstufe des deutschen Reiches („Heiliges Römisches Reich”). Der Beiname „der Deutsche” entstammt der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
 
Lothar II.
König des Mittelfränkischen Reiches 855-869
* um 835; † 8. 8. 869 Piacenza
 
Der zweite Sohn König Lothars I. erhielt nach dem Tod seines Vaters 855 den nördlichen Teil des Reiches (Lotharingien), das im Jahre 863 nach dem Tod seines Bruders König Karls II. von Burgund (855-863) um das Rhônegebiet erweitert wurde. Da er ohne legitime Erben starb, teilten seine Onkel König Karl II., der Kahle, (Westfranken) und König Ludwig der Deutsche (Ostfranken) König Lothars II. Reich unter sich auf („Vertrag von Meersen”; 870).
 
Ludwig II., der Stammler
König des Ostfränkischen Reiches 877-879
* um 846; † 12. 4. 879 Brescia
 
Als der Sohn König Lothars I. unerwartet stirbt, hinterläßt er unmündige Erbfolger und die westfränkischen Fürsten rufen den Ostfrankenkönig Ludwig III., den Jüngeren - einen Onkel Ludwigs II., des Stammlers - damit er als Vormund des Neffen die Regierung übernehme. König Ludwig III., der Jüngere regiert gemeinsam mit seinem Bruder König Karlmann.
 
Ludwig III., der Jüngere
König des Ostfränkischen Reiches, in Sachsen und Thüringen 876-882
* um 835; † 20. 1. 882 Frankfurt am Main
 
König Ludwig III., der Jüngere verteidigte den ostfränkischen Teil Lotharingiens, der ihm im Jahre 878 nach dem Tode seines Vaters König Ludwigs des Deutschen zugefallen war und sicherte sich 880 einen achtbaren Erfolg gegen die Wikinger. Im „Vertrag von Ribémont” (880) erhielt er auch den Westen von Lotharingien und regierte nach dem Tode seines Bruders König Karlmann († 880) auch in Bayern.
 
Karlmann
König des Ostfränkischen Reiches 876-880
* um 830; † 22. 3. 880 Ötting
 
Ein Sohn König Ludwigs des Deutschen und der Welfin Hemma († 876); Verwalter der bayerischen Ostmark. Nach dem Tod seines Vaters (876) trat dessen Teilungsplan des Reiches aus dem Jahre 865 in Kraft. Karlmann erhielt Bayern, Kärnten, Pannonien, Böhmen und Mähren und erwarb 877 Italien. Seit 878 durch einen Schlaganfall gelähmt, trat er im Sommer 879 die Herrschaft in Italien an seinen Bruder König Karl III., den Dicken ab und versprach im Herbst 879 König Ludwig III., dem Jüngeren Bayern.
 
Karl III., der Dicke
König des Ostfränkischen Reiches 885-887; römisch-deutscher Kaiser 881-888
* um 839; † 13. 1. 888 Neidingen a.d. Donau
 
Der Sohn König Ludwigs des Deutschen erhielt bei der Teilung des fränkischen Ostreichs nach dem Tode seines Vaters (876) Schwaben und Rätien. Nachdem ihm sein Bruder König Karlmann den Königstitel über Italien abgetreten hatte (879), er von König Ludwig III., dem Jüngeren das westliche Lotharingien geerbt hatte (882) und vom westfränkischen Adel zum König gewählt worden war (885), vereinigte er - 881 zum römischen Kaiser gekrönt - für kurze Zeit fast das ganze Reich Kaiser Karls I., des Großen unter seinem Zepter.
 
Ohne die plündernden Normannen abwehren zu können und machtlos gegenüber dem Hochadel und zudem an Epilepsie leidend, wurde er im November 887 auf der Reichsfürstenversammlung zu Tribur abgesetzt, die Arnulf von Kärnten zu seinem Nachfolger erhob. Mit dem Sturz König Karls III., des Dicken begann die Auflösung des karolingischen Reiches.
 
Odo von Paris
König des Westfränkischen Reiches 888-898
* um 860; † 1. 1. 898 La Fère
 
Da der einzige überlebende Enkel König Karls II., des Kahlen noch ein Kind war, übergingen die Adeligen des Westreiches sein Erbrecht und wählten den Grafen Odo von Paris zum neuen König, der seine Heimatstadt im Jahre 886 erfolgreich gegen die Einfälle der Normannen verteidigt hatte. Das fehlende Prestige des neuen Königs stieß jedoch sehr bald auf den zunehmenden Widerstand seiner vormaligen Standesgenossen und der Erzbischof von Reims ließ 893 den erst 14jährigen Karolinger Karl (der spätere König Karl III., der Einfältige) zum König krönen.
 
Um einen drohenden Bürgerkrieg zu vermeiden, empfahl der sterbende König Odo von Paris schließlich ebenfalls die Wahl Karls III. zu seinem Nachfolger.
 
Karl III., der Einfältige
König des Ostfränkischen Reiches 898-923
* 17. 9. 879; † 7. 10. 929 Péronne
 
Der Sohn König Ludwigs II., des Stammlers († 879) mußte durch ungeschicktes Taktieren den Normannen die Normandie als erbliches Herzogtum überlassen und konnte sich auch gegen die Großen seines Reiches nicht durchsetzen.
 
In der Schlacht von Soissons im Jahre 923 wurde er von seinen Gegnern besiegt und gefangengesetzt - der unglücklich agierende König starb im Kerker.
 
Rudolf I. von Burgund
König des Westfränkischen Reiches 923-936
* 25. 10. 890; † 14. 1. 937 Auxerre
 
Herzog Rudolf I. folgte seinem Vater als Herzog und Laienabt von St. Germain d’Auxerre und St. Colombe in der Erbfolge nach und gründete das Königreich Hochburgund (die heutige Westschweiz; oberes Rhônetal und Genfer See). Er wurde zunächst als Gegenkönig zu König Karl III., dem Einfältigen als König des Westfränkischen Reiches gewählt und setzte sich erst in langen Kämpfen als König durch.
 
Im Jahre 935 besiegte er die Ungarn bei Fiorenzuola und seine Regierung endete mit heftigen Auseinandersetzungen mit Heribert II., dem Grafen von Vermandois, der zuvor sein Verbündeter gegen König Karl III., den Einfältigen gewesen war.
 
Ludwig IV. aus Übersee
König des Westfränkischen Reiches 936-954
* 10. 9. 921; † 10.9. 954 Sens
 
Die Kämpfe mit dem Hause Vermandois veranlaßten im Jahre 936 Herzog Hugo I., den Großen von Francien, die Rückholung Prinz Ludwigs IV. - des einzigen Sohnes König Karls III., des Einfältigen - aus seinem englischen Exil zu betreiben, der dafür die Sonderstellung des Herzogs anerkennen mußte.
 
Beim ostfränkischen Aufstand (939-945) gegen den deutschen König Otto I., den Großen, bei dem König Ludwig IV. aus Übersee auf Seiten der aufständischen Fürsten kämpfte, wurde er gefangengenommen und nur durch das massive Eingreifen König Ottos I. selbst (entgegen den Wünschen Herzog Hugos I., des Großen und Herzog Heriberts II.) das karolingische Königtum noch einmal gerettet.
 
Lothar II.
König des Westfränkischen Reiches 954-986
* um 941 Laon; † 2. 3. 986 Laon
 
Der Regentschaft König Lothars II., Sohn König Ludwigs IV. aus Übersee, ging eine Phase vormundschaftlicher Regierung durch Angehörige der liudolfingischen Familie voraus und endete beim Kölner Hoftag im Jahre 965 (der Verlobung Prinz Lothars II. mit Emma von Italien).
 
Im Jahre 978 machte König Lothar II. Ansprüche auf das „regnum Lotharii” in einem Heerzug nach Aachen und Metz gegen den deutschen Kaiser Otto II. geltend und die Stärke der karolingischen Monarchie erwies sich beim ottonischen Rachefeldzug im gleichen Jahr: mit Unterstützung des Adels, vor allem Herzog Hugo Capets, konnte König Lothar II. den deutschen Kaiser zurückschlagen. Sein Königtum wird als bedeutsame Phase für die Konsolidierung der Monarchie, vor allem als Markstein im endgültigen Zerfall des karolingischen Großreiches sowie für die Ausbildung französischen Sonderbewußtseins in Auseinandersetzung mit dem deutschen Kaisertum gewürdigt.
 
Ludwig V., der Faule
König von Frankreich 986-987
* um 966; † 21. 5. 987 Compiegne
 
Vom Vater König Lothar II. schon im Jahre 979 in Compiegne zum Mitkönig bestimmt und von Herzog Hugo Capet und dem französischen Adel bestätigt, begann Ludwig V., der Faule seine Regentschaft als König mit einem mißglückten Angriff auf Aquitanien und geriet damit in die Konflikte um die Zugehörigkeit Lotharingiens.
 
Auf einem Hoftag in Compiegne starb der junge König erst 20jährig bei einem Jagdunfall. Da sich der Adel gegen seinen Onkel Karl von Nieder-Lothringen sondern für Herzog Hugo Capet als neuen König entschied, endete mit König Ludwig V., dem Faulen das karolingische Königtum.
 
Hugo Capet
König von Frankreich 987-996; Herzog von Franzien 956-987
* um 940 Paris; † 24. 10. 996 Melun
 
Im Kampf der Herrscherhäuser um die Vormacht in Frankreich wurde der Herzog von Franzien nach dem Tod des letzten Karolingerkönigs Ludwig V., des Faulen (986-987) zum König ausgerufen. Gegen die allmächtigen Lehnsherren konnte er sich kaum durchsetzen, sicherte aber doch die Nachfolge für seinen Sohn Robert II. gegen den legitimen Anspruch des letzten karolingischen Herzogs.
 
König Hugo begründete damit die neue Königsdynastie der Kapetinger, die Frankreich einte und zu einem mächtigen Staat ausbaute. In Nebenlinien regierten die Kapetinger bis 1848.
 
Robert II., der Fromme
König von Frankreich 996-1031
* um 970 Orléans; † 20.7.1031 Melun
 
Seit dem Jahre 987 Mitregent seines Vaters König Hugo Capets, genoß der junge Herzog eine glänzende Erziehung in Theologie, in der Auslegung gelehrter Schriften, Musik, Geschichte und höfischem Benehmen.
 
Vom Vater als 17jähriger in eine Ehe mit der doppelt so alten Rozala von Italien gezwungen, vereinte seine dritte Ehe mit Constance aus der Provence den Norden und Süden Frankreichs und festigte die Stärke seines Königshauses.
 
Mit großem taktischen Geschick verteidigte König Robert II., der Fromme sein Reich gegen die Versuche der deutschen Herrscher, ihre Expandierungspläne auch auf das Frankenreich auszudehnen.
 
Heinrich I.
König von Frankreich 1031-1060
* um 1008 Bourgogne; † 4.8.1060 Vitry-en-Brie
 
Ab dem Jahre 1027 Mitregent seines Vaters - König Roberts II., des Frommen - verbündete sich der junge König mit König Knut I., dem Großen - dem späteren König von England, Norwegen und Dänemark - im Kampf gegen König Edmund von England um die Oberherrschaft in England.
 
Nach zwei kinderlosen Ehen mit Prinzessin Mathilda von Deutschland und Prinzessin Mathilde von Friesland schenkt ihm Prinzessin Anna, Tochter des Großfürsten von Kiew, den ersehnten Thronfolger.
 
Seit dem Jahre 1051 in die Kämpfe gegen König Eduard den Bekenner verstrickt, wurde König Heinrich I. 1054 besiegt und überließ die Staatsgeschäfte größtenteils Baudouin V., dem Erzieher seines Sohnes.
 
Philipp I.
König von Frankreich 1060-1108
* 23. 5. 1052 Reims; † 29./30. Juli 1108 in Melun
 
Der dritten Ehe König Heinrichs I. entstammend, wurde Prinz Philipp I. bereits als siebenjähriges Kind zum Mitkönig erhoben. Außenpolitisch führte die erfolgreiche Invasion des normannischen Herzogs Wilhelm II. in England (1066) zu einem jahrelangen Machtkampf, in den auch noch seine Nachfolger verwickelt waren.
 
Innenpolitisch wurde das Verhältnis König Philipps I. durch die Verstoßung seiner rechtmäßigen Ehefrau Berta und der Entführung der Gattin des Grafen von Anjou (Bertrada; 1092) und dem daraufhin folgenden Kirchenbann durch Papst Urban II. getrübt. Die Aussöhnung 1107 bei einem Besuch von Papst Paschalis II. führte zu einer engen und dauerhaften Verbindung der Kapetinger mit dem Papsttum, jedoch auch zu einer heftigen Konfrontation mit den deutschen Herrschern.
 
Ludwig VI., der Dicke
König von Frankreich 1108-1137
* um 1081 Paris; † 1. 8. 1137 Paris
 
Seit 1100 als Mitregent seines Vaters König Philipps I. faktisch die Macht ausübend, schränkte der König in seiner Krondomäne, der Île de France, die Macht des Hochadels zugunsten der Autorität der Krone stark ein und privilegierte die aufsteigenden nordfranzösischen Städte. Damit setzte er den Beginn für den Aufstieg des nationalen Königtums in Frankreich.
 
Außenpolitisch band ihn zeitweise die Auseinandersetzung mit König Heinrich I., Beauclerc von England, der im Jahre 1106 die Normandie eroberte. Sein schnell organisiertes, schlagkräftiges Aufgebot gegen einen drohenden Angriff des deutschen Kaisers Heinrich V. schreckte diesen 1124 davon ab, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
 
Ludwig VII., der Junge
König von Frankreich 1137-1180
* um 1120 Paris; † 18. 9. 1180 Paris
 
Der Sohn König Ludwigs VI., des Dicken ist eher durch seine Heiratspolitik denn durch militärische oder taktische Großtaten aufgefallen und konnte nur durch die Loyalität seiner Adeligen und der Unterstützung Papst Alexanders III. seinen Thron behaupten.
 
Im Jahre 1152 gab er durch seine Scheidung von Prinzessin Eleonore von Aquitanien, die wenig später den englischen König Heinrich II. Plantagenet heiratete, den Anlaß zum „Hundertjährigen Krieg” und verlor durch den Krieg mit dem englischen König große Teile seines Reiches.
 
Philipp II. August
König von Frankreich 1180-1223
* 21. 8. 1165 Paris; † 14. 7. 1223 Mantes, Yvelines
 
Als einer der bedeutendsten französischen Herrscher des Mittelalters besiegte König Philipp II. August im Jahre 1189 mit Prinz Richard I. Löwenherz den englischen König Heinrich II. Plantagenet bei Le Mans und nahm mit König Richard I. Löwenherz anschließend am 3. Kreuzzug teil (1189-1192).
 
Nach seiner Rückkehr setzte er den Kampf gegen England fort und sein Sieg bei Bouvines (1214) über den englischen König Johann Ohneland und den deutschen Kaiser Otto IV. erzwang den englischen Verzicht auf alle Gebiete auf dem Festland (bis auf Aquitanien) und begründete den Aufstieg Frankreichs zur Großmacht.
 
Innenpolitisch stärkte er die Königsmacht durch zentralisierende Verwaltungsreformen und Förderung der Städte auf Kosten des Adels. Nach seinem Tod wurde die Königswahl durch die Erbmonarchie abgelöst.
 
Ludwig VIII., der Löwe
König von Frankreich 1223-1226
* 5. 9. 1187 Paris; † 8. 11. 1226 Montpensier
 
Der Sohn König Philipps II. August drängte die Engländer aus dem Poitou und Toulouse (Kriegserklärung durch den englischen König Heinrich III.) und führte 1226 den Vernichtungsfeldzug gegen die Albigenser.
 
Trotz seiner kurzen Regierungszeit legte er damit ein solides Fundament für die Herrschaft des französischen Königtums im Süden Frankreichs und führte die Strafe des Feuertodes für Ketzer ein.
 
Ludwig IX., der Heilige
König von Frankreich 1226-1270
* 25. 4. 1214 Poissy; † 25. 8. 1270 vor Tunis
 
11jährig kam Prinz Ludwig, der Sohn König Ludwigs VIII., des Löwen auf den Thron und stand zehn Jahre unter der Regentschaft seiner Mutter Prinzessin Blanche von Kastilien (* 1188, † 1252). Nachdem beide die Autorität der Krone gegen mehrere Adels- und Bauernaufstände durchgesetzt hatten, festigte er sie als einer der großen Herrscher des französischen Mittelalters durch Ausbau des königlichen Beamtentums und der Zurückdrängung des Klerus.
 
Der König zentralisierte die Verwaltung, vereinheitlichte das Recht, ersetzte das Fehdewesen durch die geregelte Rechtsfindung und Gerichtsbarkeit mit dem „Parlement de Paris” als Hofgericht und erließ mit den „Établissements de St. Louis” die ältesten Verfassungsverordnungen Frankreichs.
 
1248-1254 unternahm er einen Kreuzzug gegen Ägypten, der 1250/51 mit seiner Gefangennahme und Freilassung gegen hohes Lösegeld scheiterte. Auf einem Kreuzzug gegen Tunis 1270 starb er an der Pest.
 
Im Jahre 1297 wurde König Ludwig IX. als einziger französischer Monarch heilig gesprochen.
 
Philipp III., der Kühne
König von Frankreich 1270-1285
* 3. 4. 1245 Poissy; † 5. 10. 1285 Perpignan
 
Auf der überstürzten Rückreise aus Sizilien (Kunde vom Tod seines Vaters, König Ludwigs IX.) verlor der junge König Frau (Prinzessin Isabelle von Aragón) und Kind und schloß daraufhin den durch seinen Vater begonnen Kreuzzug (erfolglos) ab.
 
Auch seine zweite Ehe stand unter keinem guten Stern: Prinzessin Marie von Brabant wurde des Giftmordes angeklagt und überlebte nur durch ein „Gottesurteil”. Die letzten Jahre seines Lebens lag König Philipp III., der Kühne in heftiger (und erfolgloser) Fehde mit Herzog Peter III. von Aragón.
 
Philipp IV., der Schöne
König von Frankreich 1285-1314
* um 1268 Fontainebleau; † 29. 11. 1314 Fontainebleau
 
König Philipp IV., der Schöne, ein Sohn König Philipps III., des Kühnen und letzter bedeutender Herrscher der Kapetinger-Dynastie, führte Frankreich auf den Höhepunkt seiner mittelalterlichen Macht; seine Herrschaft war geprägt von territorialem Expansionsstreben, Befreiung von der Dominanz des Papsttums und tiefgreifenden inneren Reformen zur Stärkung der zentralen königlichen Gewalt als Voraussetzung äußerer Machtentfaltung.
 
Durch Heirat fielen König Philipp IV., dem Schönen Navarra und die Champagne zu (1284). Während er mit seinem Ritterheer die flandrischen Zünfte in der „Sporenschlacht” von Courtrai 1302 zunächst nicht bezwingen konnte (1312 nahm er jedoch das flandrische Wallonien ein), gewann er die deutschen Gebiete an Rhône und Maas und verdrängte die Engländer vom Festland (Friedensschluß mit König Eduard I.; 1303).
 
Um die maroden Staatsfinanzen zu verbessern und an das Vermögen des 1120 gegründeten Templerordens zu gelangen, erwirkte der König das Verbot des Ordens; die Machtprobe zwischen Papst Clemens V. und ihm endete im März 1314 mit der Ausrottung der französischen Templer-Ritter und der öffentlichen Verbrennung des letzten Großmeisters Jacques de Molay.
 
Das frühe Ableben seiner drei Söhne (sie starben in rascher Folge mit 27, 28 und 34 Jahren und hinterließen keine männlichen Nachkommen, obwohl sie jeweils zweimal verheiratet waren) führte zu einem jahrelangen Erbschaftsstreit und der schlußendlichen Anerkennung einer kapetingischen Nebenlinie, dem Hause Valois.
 
Ludwig X., der Zänker
König von Frankreich 1314-1316
* um 1289 Paris; † 18. 5. 1316 Vincennes
 
Der älteste Sohn König Philipps IV., des Schönen versuchte die katastrophale Finanzlage des Reiches (nachdem sich der „Schatz der Templer” als Fiktion oder als nicht auffindbar erwiesen hatte) durch Rückholung der von seinem Vater 1306 vertriebenen Juden zu sanieren, denen er Handelsrechte sowie den Erwerb von Grund und Boden anbot, um sie kurz darauf wieder zu enteignen und erneut zu vertreiben.
 
Die Besitzansprüche König Eduards II. von England sowie Intrigen des Adels stellten den jungen König vor eine beinahe unlösbare Aufgabe.
 
Kurz nach seiner Heirat mit Prinzessin Clémence von Ungarn starb König Ludwig X., der Zänker an Tuberkulose; sein nachgeborener Sohn Prinz Jean I. starb kurz nach seiner Geburt (Ende Dezember 1316).
 
Philipp V., der Lange
König von Frankreich 1316-1322
* um 1293 Paris; † 1322 Vincennes
 
Durch den frühen Tod des Thronfolgers Jean I. (des Sohnes König Ludwigs X., des Zänkers) an die Macht gekommen, setzte auch der neue König die Strategie seines Bruders fort: die Sanierung der maroden Staatsfinanzen auf Kosten der Adeligen und der Leibeigenen.
 
Eine lange anhaltende Hungersnot und die daraus resultierenden Unruhen prägten die Regierungszeit König Philipps V., des Langen ebenso wie Intrigen der eigenen Schwester, Königin Isabella, der Gattin König Eduards II. von England: im „Skandal von Nesle” denunzierte Königin Isabella die Liebschaften ihrer drei Schwägerinnen. Die drei Schwestern aus dem Hause der Grafen von Burgund und Gattinnen der künftigen Könige Ludwigs X., des Zänkers, Philipps V., des Langen und Karls IV., des Schönen. Die drei (angeblichen) Liebhaber ihrer Schwägerinnen wurden qualvoll hingerichtet und zwei der Prinzessinnen in schwere Haft verbracht; eine von ihnen kam dort um.
 
Karl IV., der Schöne
König von Frankreich 1322-1328
* um 1294 Clermont; † 1. 2. 1328 Vincennes
 
Der dritte und jüngste Sohn König Philipps IV., des Schönen führte wie seine Brüder König Ludwig X., der Zänker und König Philipp V., der Lange vor ihm die Politik ihres erfolgreichen Vaters fort: der königliche Rat, das Parlament und die Rechnungskammer wurden straffer organisiert und die Einkünfte der Krone teils auf Kosten des Adels, teils durch Steuererhöhungen und Einsparungen gesteigert.
 
Mit dem Tod König Karls IV., des Schönen endete die direkte Linie der Kapetinger und eine Nebenlinie, das Haus Valois, konnte sich gegen die ebenfalls berechtigten Herrschaftsansprüche der englischen Plantagenets unter König Edward III. in Frankreich durchsetzen.
 
Philipp VI. von Valois
König von Frankreich 1328-1350
* um 1293; † 22. 8. 1350 Nogent-le-Roi
 
Der Neffe König Philipps IV., des Schönen bestieg nach dem Aussterben der Dynastie der Kapetinger den Thron und begründete die bis 1598 herrschende Dynastie der Valois’. Er griff in den flandrischen Bürgerkrieg ein und schlug den Aufstand der Städte Westflanderns gegen die Grafenherrschaft nieder (1328).
 
Als er den Thronanspruch seines Hauses gegen den englischen König Eduard III., einen Enkel von König Philipp IV. behauptete, ließ er den Konflikt in den „Hundertjährigen Krieg” einmünden, der für Frankreich verlustreich begann: König Philipp VI. von Valois wurde zur See bei Sluys (1340) und zu Lande bei Crécy (1346) geschlagen und 1347 ging Calais verloren, bevor die seit 1348 in ganz Europa grassierende „Große Pest” die Armeen beider Seiten besiegte.
 
Johann II., der Gute
König von Frankreich 1350-1364
* 16. 4. 1319 Schloß Gué de Maulny bei Le Mans; † 8. 4. 1364 London
 
Durch seine „Vetternwirtschaft” und Prunksucht beschleunigte König Johann II., der Gute den durch den „Hundertjährigen Krieg” (1337-1453) und die „Große Pest” (1348/49) ausgelösten Verfall Frankreichs im 14. Jhdt. Von den Engländern unter Herzog Eduard von Cornwall, dem „Schwarzen Prinzen” 1356 bei Poitiers geschlagen und gefangengenommen, wurde er im Jahre 1360 durch den „Frieden von Bretigny” freigelassen, den sein ihn stellvertretender Sohn und Nachfolger Herzog Karl V. geschlossen hatte.
 
Als sein als Geisel gestellter zweiter Sohn Prinz Philipp entflohen war und das Lösegeld nicht aufzubringen war, kehrte er freiwillig in die Gefangenschaft zurück und starb in der Haft; Prinz Philipp vermachte er das Herzogtum Burgund.
 
Karl V., der Weise
König von Frankreich 1364-1380
* 21. 1. 1338 Vincennes; † 16. 9. 1380 Schloß Beauté-sur-Marne
 
Thronprätendent Karl V. verwaltete nach der Gefangennahme seines Vaters - König Johanns II., des Guten - durch die Engländer seit dem Jahre 1356 das Reich und bestieg nach dessen Ableben den Thron. Noch als Dauphin schlug er den Bauernaufstand und die Erhebung des Führers der Kaufmannschaft von Paris Etienne Marcel (* um 1316, † 1358), nieder (1358). In der zweiten Phase des „Hundertjährigen Krieges” konnte König Karl V., der Weise beinahe ganz Frankreich zurückgewinnen (1369-1375).
 
Mit seiner Unterstützung des Gegenpapstes Klemens VII. gegen Papst Urban VI. eröffnete er das „Große Abendländische Schisma” (1378-1417) und förderte intensiv Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft.
 
Karl VI., der Wahnsinnige
König von Frankreich 1380-1422
* 3. 12. 1368 Paris; † 21. 10. 1422 Paris
 
Nach dem Tode seines Vaters König Karls V., des Weisen stand der Dauphin vorerst unter der Vormundschaft seiner Onkel, der Herzöge von Anjou, Philipps des Kühnen von Burgund und Johann von Berry. Im Jahre 1388 übernahm er selbst die Regierung, verfiel 1392 jedoch dem Wahnsinn.
 
Als im Jahre 1397 der Machtkampf zwischen den Adelsparteien von Orleáns und Burgund um die Vorherrschaft entbrannte, die mit der Ermordung Herzog Ludwigs von Orléans, dem Bruder König Karls IV., des Wahnsinnigen 1407 durch Herzog Johann Ohnefurcht in einen Bürgerkrieg ausartete, nutzte König Heinrich V. von England im Rahmen des „Hundertjährigen Krieges” (1337/39-1453) die Gelegenheit zu einem neuen Einfall nach Frankreich (1415), bei dem der französische König in der Schlacht bei Azincourt eine vernichtende Niederlage erlitt. Im „Vertrag von Troyes” (1420) mußte König Karl VI., der Wahnsinnige entgegen den Ansprüchen seines Dauphins Karls VII. den englischen König als Erbe anerkennen.
 
Heinrich V.
König von Frankreich 1420-1422; König von England 1413-1422
* 29. 8. 1387 Monmouth; † 1. 9. 1422 Vincennes
 
Der Sohn von König Heinrich IV. von England versuchte ein letztes Mal mit großem Erfolg, die Herrschaft über ganz Frankreich zu erringen (Sieg bei Azincourt; 1415 und „Friede von Troyes”; 1420); er nahm den Titel eines Königs von Frankreich an und heiratete die Tochter König Karls VI., des Wahnsinnigen.
 
Sein plötzlicher Tod, der seinen einjährigen Sohn Heinrich VI. auf den englischen Thron brachte, beendete jedoch die englische Hegemonie in Frankreich.
 
Karl VII.
König von Frankreich 1422-1461
* 22. 2. 1403 Paris; † 22. 7. 1461 Mehun-sur-Yèvre
 
Von seinem Vater König Karl VI., dem Wahnsinnigen im „Vertrag von Troyes” (1420) zugunsten König Heinrichs V. von England enterbt, nahm Herzog Karl VII. seit dem Auftreten der Jeanne d’Arc den Kampf zur Befreiung des Nordens wieder auf. Nach dem Sieg von Orléans 1429 wurde er in Reims gekrönt, schloß im Jahre 1435 Frieden mit Burgund und erreichte 1436 die Rückeroberung von Paris. Bis 1453 vertrieb er die Engländer endgültig (bis auf Calais) aus Frankreich und beendete damit den „Hundertjährigen Krieg”.
 
Im Jahre 1439 legte König Karl VII. mit der Aufstellung der sogenannten Ordonnanzkompanien den Grundstein für ein stehendes Heer und stärkte mit einer umfassenden Steuer- und Verwaltungsreform die zentrale Macht des Königtums.
 
Ludwig XI., der Grausame
König von Frankreich 1461-1483
* 3. 7. 1423 Bourges; † 30. 8. 1483 Plessis-les-Tours
 
Mit dem päpstlichen Titel „Rex christianissimus” (Allerchristlichster König) ausgezeichnet, kennzeichnet sein Beiname jedoch weit treffender die Herrschaft König Ludwigs XI., des Grausamen. Als Kronprinz beteiligte er sich an der Verschwörungen gegen seinen Vater König Karl VII. (1440; 1446). 1456 floh er nach Burgund, wo er auf seinen Regierungsantritt wartete.
 
Nachdem sein Hauptgegner - Karl der Kühne von Burgund - in der Schlacht vor Nancy 1477 gefallen war, nahm König Ludwig XI., der Grausame den Kampf um dessen Erbe mit dem späteren Kaiser Maximilian I. von Österreich auf und setzte sich im „Frieden von Arras” 1482 weitgehend durch. Mit der organisatorischen und territorialen Vereinheitlichung großer Teile Frankreichs unter der zentralisierten Krongewalt schuf der König eine wesentliche Voraussetzung für den Aufstieg Frankreichs zur europäischen Großmacht.
 
Karl VIII.
König von Frankreich 1483-1498
* 30. 6. 1470 Amboise, Indre-et-Loire; † 7. 4. 1498 Amboise
 
Der Enkel König Karls VII. und Sohn König Ludwigs XI., des Grausamen stand bis 1491 unter der Regentschaft seiner Schwester Herzogin Anna von Beaujeu (* 1461, † 1522) und brachte durch die von der Regentin durchgesetzten Heirat mit Anna von Bretagne deren Herzogtum an die französische Krone (1491). Die daraufhin folgende Intervention Englands durch König Heinrich VII. von England, König Ferdinand II. von Aragón und Kaiser Maximilian I. von Österreich beendete er mit territorialen Zugeständnissen (1493).
 
Nach dem Tod des Königs von Neapel erhob er als Erbe der Anjou 1494 Anspruch auf Neapel, besetzte es im gleichen Jahr und ließ sich krönen, mußte jedoch angesichts des Aufmarsches der „Heiligen Liga” unter Kaiser Maximilian I. von Österreich, Papst Alexander VI., König Ferdinand II. von Aragón, Mailand und Venedig wieder abziehen.
 
Mit seinem Tod durch einen Unfall erlosch die ältere Linie des Hauses Valois.
 
Ludwig XII.
König von Frankreich 1498-1515
* 27. 6. 1462 Orléans; † 1. 1. 1515 Blois
 
Als Nachfolger des kinderlosen Königs Karls VIII. heiratete König Ludwig XII. dessen Witwe Anna von Bretagne, um ihr Land der Krone zu sichern. Unter dem Vorwand dynastischer Legitimation nahm er in den Jahren 1498/99 Norditalien mit Mailand ein und eroberte gemeinsam mit König Ferdinand II. von Aragón das Königreich Neapel, das dieser ihm 1504 jedoch wieder abnahm.
 
Während er sich 1508 an der „Liga von Cambrai” beteiligte (mit Papst Julius II., Kaiser Maximilian I. von Österreich, König Ferdinand II. von Aragón), um Venedigs Position zu bekämpfen und es 1509 zu besiegen, sah er sich 1511 der „Heiligen Liga” gegenüber (König Ferdinand II. von Aragón, Venedig, Papst Julius II., England und Schweizer Eidgenossenschaft), die ihn nach militärischen Niederlagen (1513) zum Rückzug aus Mailand zwang.
 
Nach innen brachte seine außenpolitisch umtriebige Herrschaft eine Phase der Konsolidierung.
 
Franz I.
König von Frankreich 1515-1547
* 12. 9. 1494 Cognac; † 31. 3. 1547 Rambouillet
 
König Franz I. folgte im Jahre 1515 seinem Onkel und Schwiegervater - König Ludwig XII. - auf den Thron und begann seine Herrschaft mit einem erfolgreichen Eroberungskrieg in Italien gegen die Schweizer Eidgenossenschaft zur Durchsetzung seiner Erbansprüche auf das Herzogtum Mailand (1515-1516). In Konkurrenz mit dem späteren deutschen Kaiser Karl V. (* 1500, † 1558). um die Hegemonie in Italien und den Erbanspruch auf Burgund konnte er die Kaiserwahl 1519 trotz großer Bestechungssummen nicht für sich entscheiden, woraufhin er im Jahre 1521 die jahrzehntelange Folge von Kriegen gegen Kaiser Karl V. eröffnete, um die Vormachtstellung der Habsburger in Europa zu brechen (1521-1526; 1527-1529; 1536-1538; 1542-1544). Diese wechselvollen Kämpfe gingen schließlich zu seinen Ungunsten aus, obwohl er sich mit den deutschen Protestanten verbündete und die Osmanen zu Hilfe rief (1536).
 
Als Wegbereiter des französischen Absolutismus zentralisierte König Franz I. die Staatsverwaltung, schuf ein alleine auf die Krone verpflichtetes Beamtentum und drängte die Macht des Adels zurück. Nachhaltig förderte er auch die französische Renaissance; die Reformation duldete er anfangs, bekämpfte sie jedoch später energisch, da er infolge des 1516 mit Papst Leo X. geschlossenen Konkordats über die Gallikanische Nationalkirche von der Reformation letztlich keine Vorteile zu erwarten hatte.
 
Heinrich II.
König von Frankreich 1547-1559
* 31. 3. 1519 St.-Germain-en-Laye; † 10. 7. 1559 Paris
 
Der Sohn König Franz’ I. wurde im Jahre 1533 mit Katharina de’Medici verheiratet und stand völlig unter dem Einfluß seiner streng katholischen Geliebten - Herzogin Diane von Poitiers - und seines Todfeindes Herzog François de Lorraine Guise.
 
König Heinrich II. nahm den Kampf seines Vaters mit Kaiser Karl V. wieder auf und besetzte nach einem Bündnis mit den deutschen Protestanten („Vertrag von Chambord” mit Kurfürst Moritz von Sachsen; 1552) Metz, Toul und Verdun und vertrieb die Engländer aus Boulogne und Calais. Im „Frieden von Cateau-Cambrésis” im Jahre 1559 verzichtete er auf Burgund und Ansprüche in Italien.
 
Sein Tod bei einem Turnier stürzte Frankreich in eine tiefe Krise (bis 1598).
 
Karl IX.
König von Frankreich 1560-1574
* 27. 6. 1550 St.-Germain-en-Laye; † 30. 5. 1574 Vincennes
 
Unter der Regentschaft seiner herrischen und machthungrigen Mutter stehend, konnte der zweite Sohn von König Heinrich II. und Katharina de’Medici das von François de Lorraine (* 1519 Bar le-Duc, † 1563 in St. Mesmin bei Orléans) im Jahre 1562 angerichtete „Blutbad von Wassy” an den Hugenotten, das die französischen Religionskriege auslöste, nicht verhindern.
 
In den friedlichen Phasen zwischen den immer wieder aufflackernden Religionskriegen versuchte Königin Katharina de’Medici mit ihr geeignet scheinender Heiratspolitik (Vermählung des Herzogs von Navarra, dem späteren König Heinrich III. von Navarra mit Prinzessin Margarete von Valois, einer Schwester König Karls IX.; ihrer Tochter) den Frieden im Lande wieder herzustellen.
 
Auch die Vorbereitungen zu der von seiner Mutter vorbereiteten „Bartholomäusnacht” (24. 8. 1574) mußte König Karl IX. - obwohl den Hugenotten nahestehend - zulassen.
 
Heinrich III.
König von Frankreich 1574-1589; König von Polen 1574-1589
* 19. 9. 1551 Fontainebleau; † 2. 8. 1589 St. Cloud
 
Der dritte Sohn König Heinrichs II. - und Herzog von Anjou - bekämpfte die Hugenotten und bereitete mit seiner Mutter Königin Katharina de’Medici das Massaker der „Bartholomäusnacht” (24.8. 1572) vor. Nach dem Tode König Sigismunds II. August von Polen und dem Erlöschen der Jagiellonen-Dynastie wurde er im Jahre 1573 nach einer Wahlkapitulation (u.a. Zugeständnis der „Articuli Henriciani”, die als Basis der Wahlmonarchie dem polnischen Reichstag weitgehende Rechte einräumten) zum König von Polen gewählt und 1574 in Krakau gekrönt. Er kehrte jedoch heimlich nach Frankreich zurück und setzte dort nach dem Tode seines Bruders König Karls IX. seine Thronansprüche durch (1574).
 
Im Bürgerkrieg zwischen den Parteien schwankend, gestand der König den Hugenotten im Jahre 1576 im „Pazifikationsedikt von Beaulieu” Religionsfreiheit (außer der in Paris) und acht Sicherheitsplätze zu und provozierte damit die Bildung der „Heiligen Katholischen Liga” unter Führung Herzogs Heinrich I. Guise, die den König mit dem „Edikt von Nemours” zwang, die Toleranz für die Hugenotten wieder aufzuheben und den Hugenottenführer König Heinrich III. von Navarra von der Thronfolge auszuschließen.
 
Im Jahre 1588 wurde König Heinrich III. im „Aufstand von Paris” nach Blois vertrieben. Er rächte sich, indem er kurz darauf Herzog Heinrich I. Guise ermorden ließ und König Heinrich III. von Navarra die Thronfolge zusprach (1589).
 
Mit der Ermordung König Heinrichs III. durch einen Dominikanermönch erlosch die Dynastie der Valois’.
 
Heinrich IV. von Navarra
König von Frankreich 1589-1610
* 13. 12. 1553 Pau; † 14. 5. 1610 Paris
 
Der König von Navarra (als Heinrich III.; seit 1562) war als Haupt der Hugenotten der große Gegenspieler der beiden Herzöge Guise. Seine Heirat mit Gräfin Margarete von Valois (* 1553, † 1615), nahm Königinmutter Katharina de’Medici zum Anlaß, in einem Massaker die meisten Hugenottenführer und Tausende ihrer Anhänger in der „Bartholomäusnacht” ermorden zu lassen. Sein Ausschluß von der Thronfolge durch König Heinrich III. auf Druck der „Katholischen Liga” entfachte schließlich im Jahre 1585 den „Krieg der drei Heinrichs” (Herzog Heinrich I. Guise, König Heinrich III. von Frankreich und König Heinrich III. von Navarra) als entscheidende Phase der Hugenottenkriege.
 
König Heinrich IV. von Navarra beendete mit dem „Edikt von Nantes” 1598, das den Hugenotten politische und religiöse Toleranz einräumte, die Hugenottenkriege (seit 1562). Nach seiner Scheidung von Königin Margarete heiratete er 1600 Maria de’Medici (damit gelang ihm die Stärkung der Königsmacht) und baute die Infrastruktur des Landes aus, sanierte die Staatsfinanzen, zentralisierte die Verwaltung und schuf nach den Zerstörungen der Religionskriege die Grundlagen für den Absolutismus im Lande. Seine Expansionspolitik gegen Spanien und Deutschland (Habsburg) war der Beginn des französischen Hegemonialsstrebens in Europa; mit der Gründung Quebecs im Jahre 1608 begann er die französische Kolonisierung Kanadas.
 
Im Begriff, in den „jülich-kleveschen Erbstreit” einzugreifen, wurde König Heinrich IV. von Navarra von dem geistesgestörten katholischen Fanatiker François Ravaillac ermordet. Schon in seiner Zeit sehr populär, gilt er heute als einer der bedeutendsten französischen Herrscher.
 
Ludwig XIII.
König von Frankreich 1610-1643
* 27. 9. 1601 Fontainebleau; † 14. 5. 1643 St.-Germain-en-Laye
 
Der Sohn König Heinrichs IV. von Navarra gelangte nach der Ermordung seines Vaters bereits als Kind auf den Thron und stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Königin Maria de’Medici. Als diese mit ihrem Berater Concino Concini, dem Herzog von Ancre, auch nach seinem offiziellen Regierungsantritt 1614 die Fäden nicht aus der Hand geben wollte, ließ König Ludwig XIII. diesen im Jahre 1617 ermorden und verbannte seine Mutter nach Blois.
 
Die Staatsleitung übertrug er seinem Günstling Charles d’Albert, Herzog von Luynes (* 1578, † 1621) und ab 1624 Kardinal Armand-Jules Richelieu, dem er den allseitigen Ausbau der absolutistischen Herrschaft in Frankreich weitgehend überließ, dabei den Adel niederhielt und jede Opposition unterdrückte. Obwohl sehr klerikal eingestellt, folgte er ihm auch im „Dreißigjährigen Krieg” in der gegen die Habsburger gerichteten Bündnispolitik mit den protestantischen Mächten; sie bereitete Frankreichs Großmachtstellung in Europa vor. Nach Richelieus Tod berief König Ludwig XIII. Kardinal Jules Mazarin zum leitenden Minister (1642).
 
Ludwig XIV.
König von Frankreich 1643-1715
* 5. 9. 1638 St.-Germain-en-Laye; † 1. 9. 1715 Versailles
 
Bis zum Jahre 1661 unter der Vormundschaft seiner Mutter - Königin Annas von Österreich - und Kardinal Jules’ Mazarin - der die Politik leitete - stehend, regierte König Ludwig XIV. sodann alleine. Er führte das französische Königtum auf den Gipfel seiner Macht und verkörperte den Höhepunkt des französischen Absolutismus; durch Überspannung der finanziellen und militärischen Macht Frankreichs leitete er jedoch auch dessen Niedergang ein. Ziel seiner Politik war die Schwächung der Habsburger im Deutschen Reich und in Spanien.
 
Obwohl König Ludwig XIV. über die stärkste Militärmacht jener Zeit verfügte, endeten die Kriege 1667/68, 1672-1678 und 1688-1697 gegen Spanien, Deutschland und die Niederlande sowie der „Pfälzische Erbfolgekrieg” 1688-1697 infolge des Widerstands des gesamten übrigen Europas unter der Führung König Wilhelms III. von Oranien ohne große Erfolge. Auch im „Spanischen Erbfolgekrieg” mußte König Ludwig XIV. eine Niederlage hinnehmen.
 
Ludwig XV.
König von Frankreich 1715-1774
* 15. 2. 1710 Versailles; † 10. 5. 1774 Versailles
 
Erst 5jährig folgte Prinz Ludwig XV. seinem Urgroßvater König Ludwig XIV. auf den Thron und überließ nach der Aufhebung der Regentschaft unter Herzog Philipp II. von Orléans 1723 die Leitung der Staatsgeschäfte seinen leitenden Ministern, darunter bis 1743 Kardinal André Hercule de Fleury (1726-1743) sowie seinen zahlreichen Mätressen (Madame de Pompadour, Madame Dubarry).
 
Sein erfolgloses Engagement im „Polnischen Erbfolgekrieg” (1733-1735), im „Österreichischen Erbfolgekrieg” (1740-1748) sowie seine Teilnahme am „Siebenjährigen Krieg” (1756-1763) ruinierten die Staatsfinanzen, schwächten Frankreichs Stellung im europäischen Mächtesystem und kosteten den Kolonialbesitz in Nordamerika und Indien.
 
Unter der von pompöser Prachtentfaltung begleiteten Herrschaft König Ludwigs XV. baute sich der Widerstand gegen die Willkürherrschaft der Monarchie auf und eröffnete sich mit der Aufklärung die Perspektive einer neuen Ära (Voltaire). Bei seinem Ableben hinterließ der König sein Land reif für die Revolution.
 
Ludwig XVI.
König von Frankreich 1774-1792
* 23. 8. 1754 Versailles; † 21. 1. 1793 Paris
 
Die von König Ludwig XVI. - dem Enkel König Ludwigs XV. - herausragenden Finanzministern A. Turgot und Jacques Necker betriebenen Finanzreformen griffen nur unzureichend und wurden zudem durch den Aufwand für die Intervention in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen England (1775-1783) konterkariert. Die Finanznot zwang den König 1787 zur Einberufung der Notabelnversammlung (erstmals seit 1627 tagende Ratsversammlung vom König ernannter privilegierter Vertreter der drei Stände), die sich jedoch der Steuerreformen verweigerte. Die angesichts des drohenden Staatsbankrottes 1788 einberufenen Generalstände lösten nach ihrem Zusammentreten 1789 die Französische Revolution aus.
 
Deren Radikalisierung schürte König Ludwig XVI. mit seiner Weigerung, die konstitutionelle Monarchie zu akzeptieren. Nach dem Scheitern seines Fluchtversuchs ins Ausland 1791 auf Betreiben seiner Frau Königin Marie Antoinette (einer Tochter Kaiserin Maria Theresias von Österreich) hielt er seinen Widerstand gegen den Konvent aufrecht, obwohl er einen (formalen) Eid auf die Verfassung abgelegt hatte.
 
Nach dem Sturm auf die Tuilerien (10. 8. 1792) abgesetzt, wurde er mit einer Stimme Mehrheit im Konvent wegen Landesverrats zum Tod verurteilt und guillotiniert. Königin Marie Antoinette erlitt am 16. 10. 1793 (nach einem Schauprozeß) das gleiche Schicksal.
 
14. 7. 1789; Sturm auf die Bastille: Beginn der Revolution
 
10. 8. 1792; Sturm auf die Tuilerien
 
22. 9. 1792; 1. Republik
 
9./10. 11. 1799; Staatsstreich Napoleons I. Bonaparte; Konsulat
 
Napoleon I. Bonaparte
Kaiser der Franzosen 1804-1814/15
* 15. 8. 1769 Ajaccio, Korsika; † 5. 5. 1821 Longwood, St. Helena
 
Der gebürtige Korse besuchte die Militärschulen von Brienne und Paris und wurde 1785 Artillerieleutnant. Im Auftrag des Konvents schlug er 1795 den royalistischen Aufstand in Paris nieder, wurde Divisionsgeneral und leitete als Oberbefehlshaber 1797 den italienischen Feldzug, mit dem er seinen militärischen Ruhm begründete. 1798 unternahm er eine Expedition nach Ägypten, um England entscheidend zu treffen; seine Flotte wurde bei Abu Qir vom britischen Admiral Horace Nelson jedoch geschlagen.
 
Im Oktober 1799 kehrte Napoleon I. Bonaparte ohne seine Truppen nach Frankreich zurück und stürzte am 9./10. 11. 1799 das Direktorium durch einen Staatsstreich; er erhielt als erster Konsul auf 10 Jahre de facto die Alleinherrschaft. Im „Frieden von Lunéville” 1801 mit Österreich und im „Frieden von Amiens” 1802 mit England beendete er den 2. Koalitionskrieg gegen Frankreich. Im Inneren schuf er durch soziale, rechtliche und administrative Reformen ein einheitliches Ordnungssystem und im Jahre 1802 durch Plebiszit zum Konsul auf Lebenszeit gewählt, krönte sich Napoleon I. Bonaparte am 2. 12. 1804 zum „erblichen Kaiser der Franzosen”.
 
Sein Anspruch auf Hegemonie in Europa und seine weltpolitischen Pläne führten seit 1803 zu immer neuen Kriegen mit den europäischen Mächten („Napoleonische Kriege”). Mit der Gründung des Rheinbundes, den siegreichen Feldzügen in Deutschland, der Kontinentalsperre im Jahre1806 und der Allianz mit dem Zaren Alexander I. Pawlowitsch von Russland im „Frieden von Tilsit” (1807) stand Kaiser Napoleon I. Bonaparte auf dem Höhepunkt seiner Macht.
 
Die Absage des Zaren an die Kontinentalsperre (1810) machte den Krieg gegen Russland zur Vollendung der französischen Herrschaft auf dem europäischen Festland als Waffe gegen England unvermeidlich. Das Scheitern des Russlandfeldzuges 1812 wurde schließlich zum Wendepunkt der napoleonischen Herrschaft. In den Befreiungskriegen erlag Kaiser Napoleon I. Bonaparte der übermächtigen Koalition England-Russland-Österreich-Preußen-Schweden („Völkerschlacht bei Leipzig”; 16.-19. 10. 1813). Der Fall von Paris (31. 3. 1814) und die Absetzung durch den Senat (2. 4. 1814), die Abdankung des Kaisers in Fontainebleau (6. 4. 1814) sowie seine Verbannung nach Elba waren das unabwendbare Ende des Ringens.
 
Die „Episode der Hundert Tage” nach seiner Rückkehr von Elba (1. 3. 1815) endete mit der totalen Niederlage in der „Schlacht von Waterloo” (18. 6. 1815) und seiner Internierung auf Lebenszeit auf St. Helena, eine der abgelegensten Inseln im Südatlantik.
 
Ludwig XVII.
Sohn von König Ludwig XVI.
* 27. 3. 1785 Versailles; † 8. 6. 1795 Paris
 
Der Sohn König Ludwigs XVI. wurde nach der Hinrichtung seines Vaters im Jahre 1793 vom Adel im Exil zum König ausgerufen. In Paris zu einem Schuhmacher in die Lehre gegeben, kam er durch rohe Behandlung um.
 
Ludwig XVIII.
König von Frankreich 1814/15-1824
* 17. 11. 1755 Versailles; † 16. 9. 1824 Paris
 
Der jüngere Bruder König Ludwigs XVI. nahm den Königstitel an, nachdem dessen Sohn im Jahr 1795 umgekommen war. Mit seinem Bruder, dem späteren König Karl X., war er die treibende Kraft der Emigration; zunächst in Koblenz, seit 1809 in England für die Restauration der Bourbonen in Frankreich.
 
Nach der Abdankung Kaiser Napoleons I. Bonaparte bestieg er 1814 den Thron, installierte mit einer halbliberalen Verfassung („Charte Constitutionnelle”) die konstitutionelle Monarchie, mußte jedoch während der „Episode der Hundert Tage” nach Gent ausweichen. Seit 1820 weitgehendst entmachtet, führte König Ludwig XVIII. unter dem Einfluß seines Bruders als Exponent der royalistischen Rechten eine reaktionäre Regierung.
 
Karl X.
König von Frankreich 1824-1836
* 9.10. 1757 Versailles; † 6.11. 1836 Paris
 
Der Graf von Artois emigrierte bereits am 17. 7. 1789 und versuchte, die französische Revolution vom Ausland aus zu bekämpfen. Ab dem Jahr 1795 überließ er die Emigrationsbemühungen vermehrt seinem Bruder Ludwig XVIII., dessen Thronbesteigung er 1814 in Paris vorbereitete. Im September 1824 trat Graf Karl X. die Nachfolge König Ludwigs XVIII. an, wurde aber erst am 29. 5. 1825 zum König gesalbt.
 
Die Herrschaft König Karls X. zeichnete sich durch klerikale Tendenzen und eine ultraroyalistische Politik gegenüber der liberalen Opposition aus, die 1830 zur Juli-Revolution führte, in deren Verlauf der König abdanken mußte.
 
Louis-Philippe
der „Bürgerkönig”; König von Frankreich 1830-1848
* 6. 10. 1773 Paris; † 26. 8. 1850 Claremont (England)
 
Der Herzog von Chartres und Orléans lebte 1793-1817 im Ausland und kam durch die Julirevolution 1830 an die Regierung (wegen seiner oppositionellen Haltung gegen die Restauration), wurde jedoch durch die reaktionäre Politik des Kabinetts F. P. G. Guizot unpopulär.
 
Während der Februarrevolution 1848 vertrieben, ging er nach England, wo er als Graf von Neuilly lebte.
 
24. 2. 1848; Februarrevolution; 2. Republik
 
Die „Februarrevolution” zwang den „Bürgerkönig” zur Abdankung und eine provisorische Regierung unter Alphonse de Lamartine, in der auch Sozialisten wie Louis Blanc vertreten waren, übernahm die Macht.
 
Napoleon III. Bonaparte
Kaiser der Franzosen 1852-1870
* 20. 4. 1808 Paris; † 9. 1. 1873 Chislehurst bei London
 
In den Jahren 1836 und 1840 scheiterten zwei Versuche von Charles Louis Napoleon Bonaparte, den Thron Frankreichs zu übernehmen und trugen ihm die Verurteilung zu lebenslänglicher Gefängnishaft ein, aus der er aber 1846 nach England entkam. Der Ausbruch der Februarrevolution von 1848 begünstigte schließlich jedoch seinen Weg zur Macht. Da die Amtszeit auf vier Jahre beschränkt war, sicherte sich Charles Louis Napoleon Bonaparte 1851 durch einen Staatsstreich die Macht und ließ sich Ende 1852 mit der Annahme der neuen Verfassung zur Wiederherstellung des Erbkaisertums per Plebiszit zum Kaiser ausrufen.
 
Auf die Armee, den Klerus und die Bürokratie gestützt, verschaffte Kaiser Napoleon III. Bonaparte seinem autoritären Regime durch populistische Kombination von Sozialreformen, erfolgreicher Industrialisierungs- und prestigeorientierter Außenpolitik immer wieder die demokratische Legitimierung, wobei die Wahlen jedoch erheblich durch staatlichen Druck beeinflußt wurden. Auf den Höhepunkt seiner Macht brachte ihn die Beteiligung am Krimkrieg auf Seiten Englands (1853-1856).
 
Der Versuch, im Zuge der Intervention im mexikanischen Bürgerkrieg ein frankreichhöriges mexikanisches Kaiserreich unter dem österreichischen Erzherzog Maximilian I. zu gründen, scheiterte 1867 (Benito Juárez García). Dem so eingeleiteten Autoritätsverlust begegnete der Kaiser mit liberalen Reformen im Inneren und forcierter Prestigepolitik nach außen, die ihn in den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) führte. Nach der Kapitulation von Sedan (2. 9. 1870) geriet er in deutsche Gefangenschaft und ging ins Exil.
 
Sein Empire wurde durch die Proklamation der 3. Republik durch Léon Gambetta beendet.
 
4. 9. 1870; 3. Republik

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